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Kapitel 3

Was hat das Lernen mit der Biografie zu tun?

«Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.»

Henry Ford

Worum es in diesem Kapitel geht

Erwachsene in der Weiterbildung bringen bereits viele Schul- und Lernerfahrungen mit. Als Lehrperson steht man somit Teilnehmenden gegenüber, die über ganz individuelle, erlebte, tradierte, kulturelle Vorstellungen verfügen von «Schule», «Lernen», «Lehrer» usw. Wenn diese Erfahrungen auf diejenigen der Lehrperson treffen, können erheiternde oder auch schwierige Situationen entstehen. Eine Kursleiterin in einem Erwerbslosenkurs erzählt beispielsweise Folgendes:

«Ich fordere die Teilnehmenden auf, ihre Meinung zum gerade vorgestellten Thema zu äussern. Ein junger Mann ausländischer Abstammung teilt sich umgehend mit, bevor er aber zum zweiten Satz kommt, wird er ganz heftig unterbrochen von einem älteren Mann mit gleichem Herkunftsland, der ihn anraunzt: Sei doch einfach still, wenn die Lehrerin redet! Und dann schaut dieser mich erwartungsvoll an, um von mir Anerkennung für seine Unterstützung für mich zu erhalten.»

Viele Lehrpersonen scheuen sich, spielerische oder persönlichere Methoden einzusetzen, weil sie glauben, dass ihre erwachsenen Lernenden dies nicht schätzen würden. Dieser Annahme liegen aber meistens eigene fixe Vorstellungen und tradierte Bilder von Unterricht und Lehrerrolle zugrunde, und sie wurde Ü nicht mit der Erfahrung mit mehreren Lerngruppen abgeglichen.

Die Erfahrungen der Personen, die an einer Weiterbildung beteiligt sind, sind in vierfachem Zusammenhang wirksam:

•als Erwartungen der Lernenden und Lehrenden, dass der Unterricht so statt-zufinden habe, wie sie sich eine gute Weiterbildung vorstellen bzw. wie sie sie früher als gut erlebt haben;

•als Ängste der Lehrenden und Lernenden, dass der Unterricht wieder so werde wie damals in der Schule;

•als bevorzugter Lehrstil von Lehrpersonen, weil sie selbst schon auf diese Art und Weise am besten gelernt haben;

•als eingeschränktes Methodenrepertoire, weil die Lehrperson auf diejenigen Methoden zurückgreift, die sie selbst – teilweise vor langer Zeit – erlebt hat, und weil sie neuere Vorgehensweisen gar nicht in Erwägung ziehen kann.

Das Thema «Lernen» weckt bei Erwachsenen zwangsläufig Erwartungen und Ängste, da die Lernenden (ebenso wie die Lehrpersonen) nur zu gerne in alte Muster verfallen.

In diesem Kapitel wird aufgezeigt, wie das Gedächtnis funktioniert und welche Wahrnehmungskanäle aktiv sind. Wir erkennen, wie unser Erfahrungsschatz mit jeder Lehr- und Lernsituation wächst. Daraus entwickeln wir unsere ganz persönliche Art von Lernen, die mehr oder weniger effektiv und/oder effizient ist. Eine Lehrperson, die sich dessen bewusst ist, wird den Lernstoff so aufbereiten, dass das Lernen verbessert und neue Lernerfahrungen gemacht werden können.


Überblick zu Kapitel 3: Was hat das Lernen mit der Biografie zu tun?

Gedächtnis: Etwas Neuropsychologie

Lernen ist erst dann effektiv und nachhaltig, wenn wir in der Lage sind, Unwichtiges von Wichtigem zu unterscheiden und Letzteres jederzeit abruf bar zu speichern.

Drei verschiedene Speicher

1. Das Ultrakurzzeitgedächtnis

Eindrücke, die über unsere Sinnesorgane ins Bewusstsein gelangen, bleiben für etwa zehn bis zwanzig Sekunden haften und werden danach wieder «gelöscht», wenn sie nicht «merkwürdig» genug sind (durch Irritation, aber auch dadurch, dass der Information von der Lehrperson Wichtigkeit zugeschrieben wird), dass wir ihnen keine Aufmerksamkeit schenken (bewusstes Wahrnehmen) oder dass sie nicht mit bereits bekannten Gedankenverbindungen verknüpft werden (Assoziation). Nach dieser Zeit kann der Sinneseindruck nicht mehr oder nur noch mit Mühe abgerufen werden. Klassische Beispiele solcher Informationen: die rote Ampel, das Abschalten der Herdplatte, das Überhören der Kirchenglocken, das Abschliessen der Haustüre usw.

2. Das Kurzzeitgedächtnis

Informationen, die «merkwürdig» sind oder eine Resonanz mit bereits gespeicherten Gedächtnisinhalten erzeugen, gehen vom Ultrakurzzeitgedächtnis ins Kurzzeitgedächtnis über. Das Kurzzeitgedächtnis speichert Informationen für etwa zwanzig Minuten, danach werden sie von neuen Informationen «überschrieben».

3. Das Langzeitgedächtnis

Wenn Informationen auch im Kurzzeitgedächtnis genügend Aufmerksamkeit erhalten, besteht eine gute Chance, dass sie ins Langzeitgedächtnis wandern. Dies kann auf unterschiedliche Arten erreicht werden: durch wiederholtes Ansprechen, Umsetzen in sinnvolle Aufgaben, durch repetiertes Lernen, vor allem aber dadurch, dass Prinzip, Zusammenhänge, Sinn und Nutzen verstanden werden. Inhalte, die im Langzeitgedächtnis verankert sind, sind prinzipiell immer wieder abruf bar.

Nachhaltiges Lernen

Da das Langzeitgedächtnis eine Unmenge von Informationen verwalten muss, werden diese nach Prioritäten geordnet. Informationen, die oft abgerufen werden (z. B. durch Repetition oder, noch besser, durch konkretes Anwenden und Üben), haben eine höhere Priorität als andere, stehen also schneller zur Verfügung.

Eingangskanäle: Hören und sehen, lesen und handeln

Jeder Mensch hat, je nach seinen bisherigen Lernerfahrungen, mehr oder weniger Übung mit den unterschiedlichen Eingangskanälen (Lerntypen).

Die unterschiedlichen Eingangskanäle (Lerntypen)

Hören (auditive Lerntypen)

Hören von Sprache: einfach, fast immer verfügbar

→ Vorteilgeringer Aufwand
→ Nachteilunanschaulich, verflüchtigt sich schnell

Regeln für auditiv Lernende

•Wichtiges nachsprechen

•Wichtiges mitschreiben

•Sich Geschildertes im Kontext vorstellen

•Abstraktes in Geschichten verpacken

•Schwerpunkte mit Musik verbinden

Sehen (visuelle Lerntypen)

Symbole, Bilder, Farben

→ Vorteilunmittelbare Anschaulichkeit
→ Nachteilaufwendiger, braucht Platz und Herstellungszeit

Regeln für visuell Lernende

•Abbildungen beschriften

•Lesereihenfolgen festlegen

•Selbst nachzeichnen

•Aussehen und Bewegungen vorstellen

•Nach vorgebenen Gestaltungsregeln aufzeichnen

Lesen

→ Vorteilrelativ geringer Aufwand
→ Nachteilunanschaulich

Regeln für lesend Lernende

•Wichtiges laut lesen

•Text durch Markierung gliedern

•Wichtiges selbst aufschreiben, Spickzettel schreiben

•Zusammenfassen

•Inhalt in ein Schema umsetzen

•Beschriebenes anschaulich vorstellen

Handeln (kinästhetische Lerntypen)

Alle Sinne, auch Fühlen und Bewegungssinne

→ VorteilHandlungsabläufe können erlernt und geübt werden, lustvoll
→ Nachteilzeitaufwendig, eigene Aktivität ist gefordert

Regeln für kinästhetisch Lernende

•Sinnvolle Einheiten erkennen und üben

•Handlungseinheiten benennen

•Abläufe in ein Schema einordnen

•Anderen zusehen

•Handlungen in der Vorstellung üben

•Mit Modellen arbeiten


Abbildung 3.1: Multimodales Lernen

Maximaler Lernerfolg durch Kombination der verschiedenen Eingangskanäle

In den seltensten Fällen sind die Lernenden nur einem einzigen Lerntyp zuzuordnen. So erreichen wir durch eine sorgfältig gestaltete Lernsituation, die den verschiedenen Lerntypen etwas anzubieten hat, in der Regel bessere Resultate. Und auch jeder einzelne Lernende profitiert mehr vom Dargebotenen, wenn dieses mehrere Eingangskanäle berücksichtigt (siehe Abbildung 3.1).

Eigene Lernerfahrungen

Menschen lernen bereits als Ungeborene und hören nie damit auf. Als Erwachsene blicken sie zurück auf Erfahrungen mit Orten, Institutionen, Menschen, gelesenen Büchern, gesehenen Filmen, gehörter Musik und Geschichten. Sie hatten Erfolgs- und Misserfolgserlebnisse und eine individuelle Familienkonstellation – alles Aspekte, die sie geprägt haben. Sie mussten sich mit ihrer Konstitution und ihren körperlichen Eigenheiten arrangieren.

Alle diese Erfahrungen und Prägungen wirken bis zum aktuellen Tag mit. Einzelne Lehrpersonen in der Kindheit, einzelne Menschen im Jugendalter, Bezugspersonen im Kleinkindalter – sie alle haben ihre Spuren hinterlassen, die sich unter anderem auch auf das Selbstvertrauen auswirken. Die Schule als Kloster oder Internat, als Leistungsschule oder Dorfschule; das Unterrichtsmaterial attraktiv oder verstaubt; der Unterricht voller Geschichten oder trocken und abstrakt – die Freude am Lernen ist entsprechend unterschiedlich ausgeprägt. Freizeiterlebnisse in Museen, anderen Kulturen oder draussen, lesen und Sport treiben, musizieren und die Welt entdecken – haben diese Erfahrungen die Neugierde geweckt oder erstickt?

So tragen wir als Summe unserer Lern- und Lebensbiografie eine Menge von Bildern, Vorstellungen und Glaubenssätzen mit uns herum, die uns in unserem Lernen behindern oder fördern. Wenn wir uns dieser Prägungen bewusst sind, können wir sie uns für das weitere Lernen zunutze machen. Sowohl die Lehrpersonen als auch die Studierenden orientieren sich im Unterricht an ihrer eigenen Lernbiografie. Entsprechend wenig wissen sie oft über das Lernen, da sie davon ausgehen, dass es genauso sein muss, wie sie das selbst erlebt haben. Deshalb folgen hier noch ein paar Informationen, wie Lernen optimal funktionieren könnte und was Lehren aus der Sicht der Lernbiologie bedeuten könnte.

Optimales Lernen

Kugemann unterscheidet zwei grundlegende Arten von Lernen, nämlich Lernen durch Verknüpfen (oder auch durch Wiederholen und Üben) einerseits und Lernen durch Aufgliedern und Verstehen (oder auch durch «sich Gedanken machen») andererseits.

Lernen durch Verknüpfen

Lernen durch Verknüpfen bedeutet, durch mehrere Wiederholungen und regelmässiges Üben zusammmengehörige Begriffe auswendig zu lernen. Diese Art von Lernen ist sehr verbreitet, wir verwenden sie z. B. beim Lernen von Vokabeln oder von einer Fachsprache (z. B. Körperteile, Holzarten, Preise, Produktsortiment, Fachbegriffe …). Sie deckt den Wissensteil einer Prüfung häufig ab, aber oft wird das so Gelernte auch schnell wieder vergessen, wenn es nicht regelmässig gebraucht wird.

Regeln zum Auswendiglernen

•Lernstoff aufteilen, nicht zu viel aufs Mal

•Nicht zu lange lernen, wenn man es schon kann, gelernt ist gelernt

•Nach dem Lernen Pause machen oder schlafen

•Nicht zu früh wiederholen

Lernen durch Strukturieren

Beim Lernen werden häufig wiederholte Handlungen zu Blöcken zusammengefasst und so automatisiert. Wie genau diese Handlungen im Detail ablaufen, ist dann nicht mehr erkennbar – als Beispiele seien hier genannt: einen Ball in einen Korb werfen oder rückwärts einparken. Dabei ist häufig zu beobachten, dass der Lernfortschritt stillsteht. Dieser Moment, auch Lernplateau genannt, zeigt an, dass sich im Gedächtnis eine neue Struktur bildet. Wenn der Stillstand überwunden ist, hat man häufig eine neue Struktur gefunden.

Bei der Theoriebildung werden statt Handlungsblöcke Oberbegriffe erkannt und wird Ähnliches zusammengefasst. So entstehen hierarchische oder netzartige Systeme, die es ebenfalls vereinfachen, eine einzelne Information wieder aus dem Gedächtnis abzurufen.

Beim Strukturieren kann es passieren, dass plötzlich ein Aha-Erlebnis stattfindet. Meistens passiert dies, wenn man mit anderen über ein Thema diskutiert oder an Fragen herumstudiert.

Tipps zum strukturierten Lernen

Regeln lernen

Wenn Regeln mit eigenen Erfahrungen verknüpft werden können und wenn sie anschaulich und begreifbar sind, werden sie besser gelernt.

Regeln kontrollieren

Gelernte Regeln sollten hinterfragt werden, damit nicht Falsches gelernt wird. Durch Vergleich mit anderen und das Bewusstwerden von Glaubenssätzen können Irrtümer identifiziert und angepasst werden.

Qualität von Regeln

Je einfacher eine Regel erklärt werden kann, desto besser ist sie.

Lernhemmungen und Pausen

Aktive Lernhemmung

Werden die Verarbeitungsprozesse einer Lerneinheit durch eine unmittelbar darauffolgende affektive Erregung – Schreck, Ärger, starke Freude usw. – gestört, so wird die Einprägung des neuen Lernstoffes deutlich behindert.

Auch wenn verschiedene Lernstoffe zu kurz nacheinander gelernt werden, stören sich die Inhalte gegenseitig, und der neue Stoff hemmt die Verarbeitung des alten.

Oder ähnliche Lernstoffe führen zu Verwechslung oder Überschneidung der Inhalte und vermindern so die Effizienz des Lernens.

Und wenn man kurz vor Prüfungen noch etwas Neues dazulernt, dann könnte es sein, dass man bei der Prüfung nichts mehr vom vorher gelernten Prüfungsstoff weiss.

Goldene Lernregeln

•10 bis 30 Prozent der Arbeitsbzw. Lernzeit sollten für kurze Unterbrechungen und Minipausen verwendet werden. Dies führt zu einer erhöhten Gesamtleistung.

•Die Lernpausen nutzen, um etwas ganz anderes zu tun, dies fördert den Verarbeitungsprozess.

•Hintereinander möglichst unterschiedliche Gebiete lernen.

•Unmittelbar vor Prüfungen nichts Neues dazulernen.

Optimales Lehren: Den Lernstoff aufbereiten

So zu lehren, dass die Studierenden lernen können, ist eine Kunst. Hier aus Sicht der Lernbiologie ein paar Hinweise, wie eine Lehrperson Lernen ermöglichen kann.

Tipps zum Lehren aus Sicht der Lernbiologie

Neugierde wecken

Neugier, Faszination und Erwartung wecken die Lernbereitschaft für einen zunächst fremden Stoff. Die Lehrperson sollte das Interesse der Lernenden wecken, indem sie zu Beginn aufzeigt, was Spannendes hinter dem Unbekannten stecken könnte.

Lernziele und Nutzen bekannt geben

Wenn die Lernenden die Lernziele kennen und wissen, wozu ihnen der Lernstoff nützlich sein kann, lernen sie motivierter und aufmerksamer. Sie können dann mit ihren persönlichen Erfahrungen, ihrem Vorwissen und ihren Emotionen aktiv beim Lernen dabei sein.

Sinnvoller roter Faden

Der Lernstoff soll so gegliedert und aufgebaut werden, dass die Studierenden an Vorhergehendem und Vorwissen anknüpfen können.

Die Reihenfolge der Themen sollte deshalb aus Sicht der Lernenden gewählt werden, nicht nach historischen oder fachsystematischen Gesichtspunkten.

Durchgehender Spannungsbogen

Eine dichte Verknüpfung aller Fakten eines Unterrichts, eines Buches oder einer Aufgabe stärkt die Aufnahme, vermittelt Erfolgserlebnisse und fördert das Behalten wie auch das kreative Kombinieren ohne zusätzlichen Aufwand. Sorgen Sie als Lehrperson also für ein Motto, ein übergreifendes Bild oder eine Rahmenhandlung, die sich durch den Unterricht zieht.

Neues alt verpacken

Unbekanntes wird häufig als feindlich wahrgenommen und produziert Stress. Stress aber blockiert das Denken und Kombinieren und verhindert, dass sich der Stoff assoziativ verankert. Vertraute «Verpackung» und Assoziationen mit Bekanntem mildern dagegen die Abwehr gegen das Unbekannte und vermitteln darüber hinaus durch das Gefühl des Wiedererkennens ein kleines Erfolgserlebnis.

Am Alltag anknüpfen

Grössere Zusammenhänge haben immer irgendwie mit der alltäglichen Erlebniswelt, also mit Vertrautem zu tun. Eine solche Information ist daher im Gegensatz zu den Details eines neuen Themengebietes nie allzu fremd. Sie wird sich eher auf vielen Ebenen im Gehirn verankern können und ein empfangsbereites Netz für später angebotene Details bieten, sodass diese besser hängen bleiben.

Erklärung vor Begriff

Wer Tatsachen oder Zusammenhänge darstellt, ohne bereits den zu erklärenden Begriff zu nennen, weckt in den Lernenden bereits vorhandene Assoziationen, an denen dann der neue Begriff – auf den man nun neugierig ist – fest verankert werden kann.

Zusätzliche Assoziationen

Durch veranschaulichende Begleitinformationen und Beispiele erhält eine neue Information gleichsam ein Erkennungssignal für das Gehirn. Anschauliche Darstellung lässt weitere Eingangskanäle und sonst nicht benutzte taktile und motorische Gehirnregionen mitschwingen. Je mehr Gehirnregionen involviert und je mehr Eingangskanäle angesprochen sind, desto besser sind die Übergänge ins Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis, und desto vielseitiger sind die Möglichkeiten, die Information später abzurufen.

Überschneidungen vermeiden

Zusatzwahrnehmungen ähnlichen Inhalts stören oft das Abrufen der innerhalb des Ultrakurzzeitgedächtnisses kreisenden Erstinformation. Sie lassen diese ohne feste Speicherung abklingen und verhindern so das Behalten. Besser ist es, die Erstinformationen zunächst im Kurzzeitgedächtnis zu verankern, indem sie z. B. in einem kurzen Gespräch an eigenen Erfahrungen und bekannten Gedankeninhalten festgemacht werden. Erst danach können «Variationen über das Thema» angeboten werden.

Mit Gefühlen verbinden

Spass und Erfolgserlebnisse sorgen für eine lernpositive Hormonlage und damit für ein reibungsloses Funktionieren des Kontaktes zwischen den Gehirnzellen. Daher werden mit positiven Erlebnissen verknüpfte Informationen besonders gut verarbeitet und verstanden und ebenfalls wieder vielseitig im Gedächtnis verankert. Auch die Verknüpfung des Lernstoffs mit emotionalen Gehalten, wie sie z. B. Bewegungen, Düfte, Klänge, Erinnerungen usw. mit sich bringen, unterstützt die Verankerung – und wenn im Alltag die entsprechenden Emotionen wiedergeweckt werden, wird auch das Gelernte konsolidiert.

Repetition

Wenn eine Information wiederholt wird, kann sie mit mehreren vorhandenen Gedächtnisinhalten assoziiert werden. Günstig sind Wiederholungen nach einer Stunde, einem Tag, einer Woche, einem Monat, einem Semester, einem Jahr.

Fazit

Die Art und Weise, wie jemand lernt, ist abhängig von den hirnphysiologischen Strukturen, den bevorzugten Wahrnehmungskanälen und den eigenen Lernerfahrungen. Studierende bringen diese eigenen Lernerfahrungen in den Unterricht mit und sind manchmal nur schwer zu überzeugen, dass Lernen auch anders funktionieren kann. Lernen hat aber immer mit Strukturieren, mit Verknüpfen und mit dazu passenden Lerntechniken zu tun. Die Lehrperson kann neue Lernerfahrungen unterstützen und das Lernen optimieren, indem sie den Lernstoff passend auf bereitet.

Weiterführende Literatur

Gasser P.: Neuropsychologische Grundlagen des Lehrens und Lernens.

Kugemann W.: Lerntechniken für Erwachsene.

Lehren kompakt I (E-Book)

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