Читать книгу Persönliche Liebe; globalisiertes Leid - S. Asef Hossaini - Страница 10

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Draußen vor dem Café hatte sich eine Menschenmenge gebildet. Nach dem heißen Sommertag hatte es sich am Abend ein wenig abgekühlt; die perfekte Zeit, um einen Fuß vor die Tür zu setzen, sich zu treffen und vielleicht auch eine Weile Michael zuzuhören, der eben aus Andalusien zurückgekehrt war und vor den Cafés auf dem zentralen Platz im Viertel stundenlang Gitarre spielte.

An diesem Abend aber hatten sich die Leute aus einem anderen Grund hier versammelt. Es lag ein Geflüster in der Luft und ab und zu nickten die Leute in Richtung eines Mannes, der in der Tiefe des Cafés am letzten Fenster Platz genommen hatte. Selbst aus einiger Entfernung konnte man erkennen, dass sein Gesicht verbrannt war und er einen langen ungepflegten Bart trug. Er starrte die Tischplatte an, auf der nur eine Tasse stand, und blickte von Zeit zu Zeit auf seine rechte Handfläche, um die ein Stofffetzen gewickelt war. Der Kellner ging alle Viertelstunde zu ihm hinüber, sagte etwas und brachte ihm etwas zu trinken, bevor er ihn wieder allein ließ.

Draußen vor dem Café saß die örtliche Friseurin mit einer Zeitung unter dem Arm, die sie manchmal aufblätterte und anstarrte, um sie dann wieder wegzulegen. Sie legte sie sich auf ihren dicken Bauch, ganz behutsam mit zwei Händen, gerade so als hantierte sie mit etwas sehr Wertvollem. Ihre Augen wurden noch größer als sonst, als sie sagte, sie sei sicher, der Mann da hinten sei ein gefährlicher Terrorist. Der WDR habe in den letzten Tagen immer über ihn berichtet.

Tatsächlich war sein Foto im Fernsehen zu sehen gewesen, aber richtig kennen tat ihn keiner.

Doch der bärtige Mann im Café kannte alle, die ihn jetzt verhohlen anstarrten, und er wusste sogar, dass die Friseurin nach dem Tod ihres Mannes im Bergwerk eine Affäre mit einem der anderen Bergarbeiter gehabt hatte.

Der Trubel nahm ein Ende, als Michael und sein Freund, ebenfalls ein junger Mann, von der Demonstration zurück kamen und begeistert erzählten, wie sie Tomaten an die Fassade des Maritim Hotels geworfen hätten. Michael erzählte sogar, dass sie Lieder von Bob Marley gesungen hätten und seine Stimme über einen tragbaren Lautsprecher bis in die letzten Winkel des Versammlungssaals gedrungen sei.

Im Zentrum hatte eine Klimaschutzkonferenz stattgefunden, an der Vertreter der wichtigsten Industrienationen teilgenommen hatten. Die jungen Leute hatten unter Polizeischutz vor dem Hotel demonstriert und gefordert, dass fossile Brennstoffe mit Sonnen- und Windenergie ersetzt werden.

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Der Mann mit dem Bart war nicht mehr da, aber seine Tasse stand noch auf dem Tisch im Café.


Persönliche Liebe; globalisiertes Leid

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