Читать книгу Charmante Tribune küsst man nicht - S.A. Michael - Страница 6

Kapitel II

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Warum war er nur dahingegangen?

Fulvio verfluchte sich für seine Dämlichkeit, und der kleine Mann in seinem Kopf tobte und schellte ihn einen Trottel auf unerträgliche Weise. Aber woher sollte er den Schwachsinn im Voraus wissen? Ihn erahnen? Insbesondere dann, wenn diese Schlange im Hintergrund herumwuselte, und versuchte, ihn in den Abgrund zu reißen, ohne irgendein Erbamen zu zeigen.

Er stand mit dem Rücken an der Wand und musste schnellsten verschwinden. Die Stufen zum Aventin nahm er recht schnell. Wenn es die Stufen zuließen, auch zwei auf einmal. Die Dunkelheit riet ihn zur Vorsicht. Kleine Steinchen, die von dem scharfkantigen Fels abgebrochen waren, lagen auf der kalten Treppe und lauerten auf den Unvorsichtigen, um ihn zu Fall zu bringen. Besonders lustig wurde es, wenn sich Touristen oberhalb auf der Plattform versammelten, um auch den kleinsten Blick auf die Stadt zu erhaschen und versuchten, sich nicht an irgendwelche Anweisungen des diensthabenden Personals zu halten. Prügelnde Geschehnisse, die schnell zum Publikumsmagnet mutierten und belustigend auf die Massen der Städter außerhalb der Arena wirkten. Weiter unten ein verstecktes Örtchen in den Hecken. Ein ganz besonderes Plätzchen zum Vögeln. Fulvio bezweifelte die Annehmlichkeiten jenes Quartiers, die dieser Ort hergab. Spitze Steine, lose Erde und die patrolierenden Herden weiter oben versaute sowieso jedes Tätatä, dass, wenn einmal der Steinschlag losgetreten wurde, über den Hang nach unten polterte und auf die dort befindliche Touristenmeute krachte. Das Geschrei unterhalb des Felsens war köstlich und unwiderstehlich. Die Hatz nach dem verliebten, oder geilen, Pärchen zwischen den Gehölzer und Büschen, war der Hit.

Fulvio musste grinsen. Fragte sich immer wieder, wie es so ein nacktes, in sich verschlungenes Knäuel schaffte, sich so schnell wie möglich vor den lokalen Einheiten von Torfnasen der Stadtwache, oder den Traumtänzer der Vergiles, zu entschlüpfen. Der Weg hinunter, über den blanken Felsen, war steil und gefährlich. Lockeres Gestein führte zum Verfall. Waren sie unten angekommen, mussten sie ihre nackten Hintern über einen Berg aus Schutt und Geröll hieven, um schnell in den nächtlichen Gassen des Aventins zu verschwinden. Blessuren blieben nicht aus, und mancher der Fremdgeher mussten eben diese Schrammen seiner Angetrauten erklären. Die wilde Horde der Verfolger nahmen bei ihrer Suche nach den Flüchtigen keine Rücksicht. Schupsen, schüchtern harmlos wirkende Personen ein und verhaften bei all ihrer Euphorie die Falschen, die sich lauthals schreiend sich über ihre Peiniger werfen und den nächstbesten Anwalt ansteuern, um den Flegeln der Kohorte bis zur letzten Sesterze auszunehmen. Nur gut, dass sie nicht eben viel Sold hatten und den erstbesten, korrupten Buchhalter als Dominus angaben. Die Anklage verlief im Sand, und der Schläger freute sich. Einheimische wussten um diese Scharade. Ausländer und Touristen fielen auf diese sich anbahnende Falle herein. Ausgenommen von den geldgeilen Anwälten, verpfändete sie Haus und Hof. Warum sollte es ihnen anders ergehen? Wenn sie sich in Ruhe und Zufriedenheit wiegen wollten, sollten sie Zuhause bleiben. Fulvios Hass saß tief. Daran wollte er auch nichts ändern.

Der Optio wollte nach Hause. Was auch immer nach dem Treffen folgen würde, er musste sich wappnen. Die Gasse, die er nahm, hatte er nicht eben kluggewählt. Doch war sie der kürzeste Weg. Schmal, eng und verbreitete ihren nach Urin stinkenden Duft. Die Geschäfte hier hatten geschlossen und waren mit massiven Holzbrettern verrammelt, Die Besitzer wollten die Langfinger davon abzuhalten, das Innere der Räume auseinander zunehmen. Ihnen ihr Hab und Gut zu stehlen, und sie an den Rand der Existenz zu führen. Am Tag tobte in der langen Gasse das Leben. Wein, Stoffe und anderer Plunder wurden überteuert feilgeboten und an die kostspielige Frau gebracht, deren Geschmack zu exklusiv wirkte. Machte sie dann auch noch ihren Mund auf, erkannte der Händler ihre niedrige Stellung, trotz des Versuches eine edle Dame zu spielen. Ihr Mann hatte in diesem Augenblick keine Ahnung, was sie trieb und auf das heftigst über das Ohr gehauen worden. Pech, man hätte ja auch feilschen können. Nachts war Rom noch gefährlicher. Wer nicht überfallen, oder gar ein Zimmer in der Unterwelt beziehen wollte, mied diese dunklen Stunden. Blieb zu Hause und umsorgte seinen Nachwuchs. Halsabschneider und Mörder stachen nach willigen Opfer, die sie ausraubten und ihre Kehle durchschnitten.

Fulvio war dieses Leid der anderen egal. Für ihn zählte in diesen Tagen nur das Geld, und die Aussicht, Rom seinen Rücken zu zudrehen. Bewaffnete sich beim Ausgehen bis an die Zähne. Seine Waffen versteckte er gekonnt in seinen Kleidern, in den Falten der abgewetzten, dunkelblauen Tunika, oder in den alten Militärstiefel, die er seit Ewigkeiten hatte, und sie nicht wieder hergab.

Das Tragen von Waffen war innerhalb der Stadtmauern verboten. Keiner sollte den Frieden Roms auch nur im Ansatz stören. Dachten zumeist die Hüter der Gesetzte und machten sich damit lächerlich. Das einzigste Drama, was in dieser Stadt galt, war der Wille der Götter, ihre Anbetung und der allgemeine, tiefsitzende Aberglaube der Bevölkerung, den jeder ohne zu Fragen folgte, war eben das, was jeder Römer erstrebten sollte, und die Priester reich machten. Warum auch nicht! Schließlich sorgten sie für ihre sterblichen Anhänger und ihre weltweiten Belange. Gut war es allemal, wenn man seine Sorgen auf die Unsterblichen abwälzen konnte. Jedenfalls für diesmal. Wer weiß, was beim nächstes Mal folgen würde. Die Götter selbst waren launisch und unberechenbar, und der Sterbliche gelangte leicht in ihr kriegerisches Fadenkreuz. Ihre Gunst war der alles entscheidende Venuswurf, und Fortuna ein Miststück, die nur an ihr eigenes Glück glaubte.

Fulvio hatte schon längst aufgegeben, sie um Hilfe zu bitten. Mars war der einzigste Gott, an den er noch glaubte. Ihm vertrauten und auch wollte.

In der Einkaufspassage war es still. Zu still für seinen Geschmack. Ihn misstrauischer machte, und er anstrengte, jeden unheilvolle Schatten der Nacht zu erblicken, die ihn unruhig erhaschen. Schleichend Schritte hallten wieder und verstummten rasch, wenn er sich langsam umdrehte. Wenn doch nur eine Fackel schien? Hier in dieser Ecke war es nichts neues. Sie verschwanden auf mysteriöser Weise irgendwann in der Nacht. Bekamen Beine. Vielleicht hatte es sich diese heimlichen Schritte auch nur eingebildete. Bekanntlich war auf der Strasse hinter der bröckelnden Ecke viele Nachtschwärmer unterwegs.

Fulvio war vorsichtig. Das konnte nie schaden. Gesprächsfetzen drangen an sein Ohr. Die alte Schlampe vom “Ponyhof“ stritt sich wieder mit dem schlackigen Zuhälter aus Gallien, der in seiner modrigen Ecke des Hinterhofes zur Schänke unter der ersten Etage seine angeblich reine und jungfräuliche Ware aus seinem Harem ihr anbot. Jungfrauen?

„Das ich nicht lache“, brummelte er leise.

Die ramponierten Mädels kaufte er direkt vom den Sklavenhändler, die mit den beurlaubten Legionären aus dem Norden eintrafen, und mit ihnen ein Abkommen getroffen hatte, wobei er ganz genau wusste, dass sich die Soldaten bei der Jagd auf Frischfleisch nicht zügeln konnten. Für den sabbernden Widerling kein Hinternis. Er kassierte für diese zugerittenen Stuten ein Vermögen. Sie waren gefügig. Entweder durch seine Schläger, oder durch ihn höchst persönlich. Wer das durchgingen ließ, war anscheint viel zu blau oder nicht helle in der Birne. Seine Kundschaft zeigte diese Blauäugigkeit. Unterbelichtet und strohdoof.

Das Geschrei am „Ponyhof“ wurde lauter. Fulvio rollte mit seinen schwarzen Augen und winket schnaufend ab. Sollte er ihr helfen? Ganz Rom wäre froh, wenn es dieses geldgeile und brutale Miststück nicht mehr gäbe. Wunschdenken.

Fulvio sah in die Hauptstrasse zwischen Aventin und Palatin. Rechts oben lag das Forum einsam da. Links unten steppte bis spät in die Nacht hinein der Bär. Wenigstens konnte er hier vor seinen eingebildeten Verfolgern fliehen und unbemerkt in der Masse der weinsüchtigen Gäste verschwinden.

Diese vernünftigen Trinker saßen brav schwankend auf ihren Bänken in der lauen Herbstnacht und starrten psychopatisch grinsend ihr Gegenüber auf der anderen Seite des Tisches an. Man wusste genau, wann man betrogen wurde. Der Weg zum Dolch war nicht weit, und der Betrüger musste schnell reagieren, wenn er nicht einen Finger, eine Hand, oder gar sein Leben verlieren wollte. Es krachte, und der Mob grölte auf.

Eine Horde hirnverbrannter, lebensmüder Idioten legte sich mit einem Bulg zugedrönter Adliger an, die sich einen Spaß daraus machten, ihre Leibwächter auf sie zu hetzen und unter lautem Gebrüll zusahen, wie hilflos der Plebs dem bärtigen Sueben, oder dunkelhäutigen Nubier, in einem heillosen, wirren Rangelei unterlagen und mit der blutender Nase das alte Kopfsteinpflaster der Strasse zu dekorieren. Sie war halt arrogant. Die Brut der Patrizier allmächtig.

Ihnen gehörte die Welt, und das zeigten sie ihnen auch.

Vor Titus Bäckerei stand die anmutig wirkende Musa. Hinreizend, wie immer, versuchte sie sich kräftezerrend gegen die Avancen des Bäckers zuwähren. Die zierliche Blumenhändlerin war Witwe und wohnte, wie passend, in der Rosengasse, nahe des Tibers vor dem Emporium. Wie sie dort den Lärm aushielt, wusste nur sie. Tag und Nacht herrschte am Hafen der volle Hochbetrieb, Waren aus allen Herrenländer wurden gelöscht und in die umliegenden Lagerhäuser verstaut

Die Miete war in Rom emens hoch, und Musa musste ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Schon lange strebte sie danach, die Insula zu kaufen, in der sie mit ihrem alten Vater lebte. Ein ertragreicher Auftrag, und sie konnte sich ihren heimlichen Wunsch erfüllen

„Ach, komm schon. Sei nicht so zickig“, hechelte Titus und befummelte anrüchig ihre Taille. Der Optio kannte sie schon lange und wusste, dass sie trotz ihrer liebreizenden Wesens nach aventiner Art und Weise auch kräftig austeilen konnte, wenn man sie zu sehr reizte.

Fulvio lächelte, wartete auf ihre Reaktion. Wenn dieser Schleimbeutel nicht aufpasste, konnte er mit seiner fiesen Visage an der Mauer landen. Titus unterschätze sie.

Hart schlug sie ihn in sein Gesicht. Brach ihm fast die Nase. Fulvio erkannte das drohende Knacken, als ihre Faust seine dicke Knolle traf. Überrascht über ihren eigenen Schlag, wich sie ein paar Schritte zurück und grinste heimlich, hinter vorgehaltenen Hand über den harten Fall des übergewichtigen Bäckers, der danach erfolgte. Ihr Gesicht wurde starr und langsam trat sie vor. Wollte sie ihn noch abfangen.

Fulvio wusste. Musa musste aus seinem zornigen Umfeld heraus. Eigentlich wollte er gehen, doch sein heimliches, verliebtes Gewissen hielt ihn zurück. Sie hatte seine Vernarrtheit noch nicht bemerkt. Er hielt es eisern geheim. Selbst vor ihr.

Titus rappelte sich auf, glich einem Käfer. Schnaufte, schniefte rasend, außer sich vor brennender Wut wie ein brunftiger Bulle, der in diesem Moment kastriert worden war. Die Masse um ihn herum grölte. Das Gesinde vor den Schänken hatten ihren Spaß und jubelten der zornigen Amazone beifallklatschend zu. Den Kampf hatte sie für sich entschieden. Der Bäcker nahm seine Schmach nicht hin. Von ihr, einer Frau geschlagen worden zu sein, war für ihn nicht akzeptabel, und, wie ein blutrünstiger Minotaurus, stürmte er los.

Musa drehte sich mit weit geöffneten Augen um, prallte gegen die breite Brust des Optio. Sie erschrak. Er zog sie hinter sich und stellte sich schützend vor sie. Titus wollte jedoch nicht auf diese drohende Geste hören und riskierte seinen schwachen Schlag. Nicht gerade klug. Selbst Festus, der hiesige Bandenchefs des oberen Viertel, war nicht so lebensmüde und legte sich mit Fulvio an, wusste er doch, wie erbarmungslos und gnadenlos er reagieren konnte, wenn es um sein eigenes Leben und das eines ihm wichtigen Menschen ging. Er sah den Schlag kommen, grinste hinterhältig und pfiff belustigend durch seine Zähne.

Der Weinkonsums des Bäckers war legendär. Er schwankte. Verlor sein Gleichgewicht und stolperte über einen Stein, der schräg vor ihm aus dem Erdboden ragte. Fulvio wich zur Seite aus. Der Bäcker verfehlte den Schlag und prallte mit seiner Hüfte gegen die Tischkante eines seiner wurmstichigen und knarrenden Tische.

Laut schrie er auf. Dieser Schrei hallte in der geräuschvollen Nacht wieder. Für ihn nicht gerade förderlich war. Am nächsten Morgen war er dem Spott seiner Nachbarn ausgeliefert. Nun wollte er sich auch noch mit dem Killer um eine Frau balgen. Der total betrunkene Bäcker war sich dessen nicht bewusst, und wäre Fulvio missgelaunt und nachtragend, was er selten war, würde er den Bäcker in dieser Nacht besuchen. In sein Zimmer oberhalb seiner Ladens und ihn mit einem Kissen ersticken.

Fulvio hielt inne. Für diesen Arsch reichte diese Abreibung, und er würde sich winselnd winden. Sich wie ein feiger Hund in seine Hütte verziehen.

Musa hielt sich die Hand vor den Mund. Sie wollte nicht aufschreien. Der Laut starb in ihrer Kehle. Leicht raschelte ihre Stola an ihrem Körper in dem nächtlichen Abendwind. Gaben ein wenig von ihrer Hüfte preis, und die Fackel an der Wand des Geschäfts spiegelte ihr Entsetzen wieder. Sie griff nach der Faust ihres Beschützers und hielt ihn im letzten Moment zurück.

„Halt“, sagte sie leise und zog Fulvio mit sich. „Das ist er nicht wert. Soll ihn doch der Orkus holen, und ihn in seiner eigenen Scheiße ertränken. Er ist einfach nur fett und läufig, wie der räudige Straßenköter der alten Babala.“

„Schlampe!“ Titus gab nicht auf, funkelte Musa tollkühn an. Er gab nicht auf. Fulvio fasste ihn an den Kragen und drehte seinen rechten Arm, der auf Musa zuschoss, hart auf den Rücken. Laut knackten seinen Gelenken, und hätte er ihn weitergedreht, würde diese Made nicht mal mehr in der Lage sein, sich selbst zu befriedigen. Er hätte ihn gebrochen. Fulvio grinste bei diesem Gedanken. Diesem Vergnügen wollte er ihn nun wirklich nicht berauben.

Lässig hob er ihn hoch und zog den Bäcker an sich heran. Fulvio schmunzelte. Titus wand sich unter seinem Griff, wie ein schwaches Reh, schwächelte bei jedem seiner Versuche, sich doch noch aus seinem Griff zu befreien. Trotzig folgte er den Schritten des Optios, fluchte, als er ihn hart gegen die Mauer drückte. Atmete den feinen Staub ein, der von der Wand bröckelte, hustete auf und röchelte vor sich hin.

„Musa möchte nicht, dass du sie andauernd angräbst und begrabschst. Sie ist nämlich eine ehrbare Frau. Nicht auf so einen verlotterten und versoffenen Typ, wie du einer bist, angewiesen. Steck dein Würmchen, oder was auch immer zwischen deinen fetten Schenkel baumelt, in eins der ehrlosen Flittchen, welche das interessiert und wirklich mit dir vögeln will, um sich bei dir etwas wegzuholen. Nur weil Musa allein und verwitwet ist, heißt das für dich noch lange nicht, dass sie Freiwild für dich ist, und du sie bedrängen darfst. Sie hat Freunde, und ich bin einer davon. Also, sehe ich dich noch einmal in ihrer Nähe, reiße ich dir dein Dingelingding ab. Klar?“, fragte Fulvio und schlug ihn zweimal auf seine Wange. „Gib mir zu verstehen, wenn du das kapiert hast?“

Ein schwaches „Hmmm“ drang über die Lippen des Bäckers. Warum glaubte er ihm nicht? Fulvio meinte es aber ernst und boxte ihn zur Verständigung noch einmal in den Magen. Titus verzerrte sein Gesicht. Sein Magen rebellierte unter diesem Schlag.

„Wenn du mich voll kotzt, schlage ich dich windelweich. Dann müssen deine Kunden auf deine zähen Brötchen warten, während du dich auf deinem Krankenlager erholst. Eigentlich wäre es kein Verlust. Es gibt bessere Mehlwürmer“, drohte er ihm

zischend.

Titus kapitulierte. Es half nicht, wenn er sich weiterhin wehrte. Fulvio übte Druck aus. Wenn er wollte. Das Häufchen Elend hatte er jedenfalls gebrochen.

Fulvio ließ von ihm ab. Warum sollte er sich noch mit dieser Sülznase abgeben?

Die Zuschauer verloren das Interesse an der Show. Nicht einmal richtig Blut war geflossen. Gelangweilt über den Ausgang des Kampfes, der nach ihren Wünschen viel zu harmlos war, wanden sie sich wieder ihren eigentlich hirnlosen Unternehmungen zu. Der Bäcker war zum Spott freigegeben und es würde lange dauern, eh sie seine Niederlage vergaßen.

Musa zog Fulvio mit sich. Erleichtert atmete sie auf. Sie hatte immer noch riesige Angst und zitterte am ganzen Leib, und er nahm sie sanft in seine großen, starken Arme.

„Alles wird wieder gut. Diese Ratte wird dich nie wieder belästigen. Wenn doch, werde ich dir helfen und ihn besuchen.“

Musa schmunzelte keck auf. Dieses fordernde Lächeln kannte er nur zu gut.

„Es wäre auch für mich von Vorteil, wenn du mir einige Kniffe beibringen könntest. So kann ich mich im Notfall verteidigen, wenn mir das nächste Mal ein Schleimbeutel an die Wäsche gehen will, und ich kann demjenigen kräftig in die Eier treten.“

„Das wäre aber nicht besonders klug.“ Was dachte sie sich dabei. Ihre rabiate Art konnte auch in die Hose gehen, und sie würde sich dadurch in Gefahr bringen.

„Na, und wenn schon. Seit dem Tod meines Mannes habe ich gelernt, wie man in diesem Dschungel überlebt, und auch als Frau das erreichen kann, was man sich in den Kopf gesetzte hat. Trotz der gesellschaftlichen Konventionen männlicher Eitelkeit. Mein Vater ist meiner Meinung und unterstützt mich, wo er auch immer kann.“ Das tat nicht jeder Patriarch. Seiner Tochter bei ihrer geschäftlichen Unternehmung zu helfen.

Fulvio bewunderte Musa für ihre Courage. Sie war ein Mädchen nach seinem Geschmack. Selbstbewusst, unabhängig und nicht auf den Kopf gefallen. Sie stellte für ihn eine Herausforderung dar, und um sie besser kennen zulernen, wollte er sie trainieren. Wenn er sich auch sonst nicht traute, sie anzusprechen.

„Deine Meinung ist ja ziemlich hart“, faxte er, welches er im gleichen Moment auch schon wieder bereute. Diese Worte hätte er doch lieber für sich behalten.

Musa taute auf. Sie hatte den anfänglichen Schock überwunden und funkelte ihn wütend an. Blitzte mit ihren Augen und versuchte, mit ihrem Blick, ihm das Furchten zu lehren.

„Nur, weil ich niedlich und süß bin, heißt das noch lange nicht, dass ich ungebildet und dumm bin, wie so viele anderen Tussen hier auf dem Aventin. Ich kann lesen und schreiben und interessiere mich sogar für alles, was in der Welt passiert. Nicht zu glauben. Oder was?“

Fulvio schluckte. Er wagte nicht, auch noch einen Ton zu diesem offensichtlich heiklen Thema zusagen. Offensichtlich hatte er bei Musa einen wunden Punkt getroffen und erwartete den alles vernichtenden Nachschlag.

Stattdessen räusperte sie sich, trat in die Mitte der Strasse und reichte ihm ihre zierliche Hand. Sie war ein Rätsel und das galt es zu lösen. Schließlich war er ihr zur Hilfe geeilt, und offenbar empfand sie genau so wie er.

„Danke“, flüsterte sie. „Manchmal sag ich einfach Dinge, die unpassend sind.“

Der Grund, sich zu entschuldigen, bestand nicht. Fulvio griff nach ihrer anderen Hand. Unpassend für die Öffentlichkeit. Sie waren nicht verheiratet, und selbst wenn, war es in diesem Viertel eine anrüchige Geste, dass sich die Leute um sie herum wie immer das Maul zerreißen würden. Die ersten der Tratschweiber arbeiteten daran. Tuschelnd standen sie in der Ecke und schauten der sich anbahnenden Liebesaffäre neidisch zu. Sollten sie erst einmal vor ihrer eigenen Tür den Dreck wegkehren, denn zwei Weiber in der Meute stanken gemein nach Schade und Schädlichkeit. Fehlte nur noch, dass sie sich in eins der Bordelle einmietet. Wenigstens bekamen sie dann noch Geld und mussten nicht die Schläge der Ehemänner oder ihrer heimlichen Liebhaber fürchten.

Fulvio starrte zurück. Die Anführerin des Rudels tollwütiger Schneiderinnen errötete, verschluckte sich an ihrem angebissenen Honigkuchen, wobei ihr wabbelige Doppelkinn sich straffte, angesichts des widerspenstigen Krümels in ihrer Kehle. Konnte sie nicht gleich jetzt das Gras? In der Tat wäre es eine Verschönerung des Aventins.

Musa bemerkte seinen abfälligen Blick und verbarg ihr schelmisches Grinsen hinter ihrer hohlen Hand. Die vielen, schmalen Armreifen klimperten. Sie waren von hoher Handwerkskunst und waren die verstummen Zeugen einer einstigen besseren Zeit der Blumenhändlerin, die viel zu sentimental war, um die ersten Zeichen der Verehrung ihres verstorbenen Ehemanns wegzugeben, oder gar zu verkaufen, egal, wie schlecht es ihr ging, obwohl sie mit ihrem Geschäft sehr erfolgreich schien. Andere würden sie verhökern, oder sie an der Illegalität eines anrüchigen Geschäfts begraben.

Musa war nicht der Typ. Dafür sorgte schon der alte Rufus, ihr Vater, und er war für sie der Hoffnungsschimmer. Egal, was auch passierte. Nie würde er es zulassen, und sie auf gar keinen Fall enttäuschen. Dem Leben, wonach sich Fulvio so sehr sehnte, schien endlich einen Schritt näher gekommen zu sein.

Ein Traum, den er Hand in Hand mit ihr auf dem Weg zu ihrer Insula in romantische Zukunftsbilder malte. Für seine Gefühle zu ihr schämte er sich nicht. Sie weckte längst verschüttete Hoffnungen und Ängste. Verborgen in seinem Inneren, die er damals, vor Jahren, abschaltete.

Ein wohltuende Duft der exotischen Blumen empfingen ihn. Er übertünchte den markanten Gestank der Hauptstrasse, in dessen Abwasserrinnen sich der üble Gestank des Mistes sammelte, den die Anwohner aus ihren Fenstern schmissen, egal, ob sich schleichende Fußgänger darunter befanden, oder nicht.

Der Hof im dem Inneren der Insula war im Gegensatz zur Straße zu sauber. Musa schien peinlichst auf Ordnung zu stehen, und sie anderen Bewohner des Mietshauses fügten sich ihrem Willen. Eben so wie die Ratten und Mäuse. Keiner dieser Nager war auch annähernd zu sehen, oder wuselten über die alten Steine auf dem Boden. Blumentöpfe, Pflanzen und allerlei anderes Zeug, welches sie brauchte, standen, je nach seiner Art, an seinem Platz in den Regalen oder auf den hölzernen Truhen an der hinteren Wand.

Ein wunderschönes Meer aus Farben und Gerüchen in der Dunkelheit. Faszinierend. Ein Augenschmaus für jeden Kunden.

Musa zupfte eine Rosenblüte von dem Stängel ihrer Lieblingsblume ab. Ihr leicht rötlicher Kelch war noch nicht voll geöffnet. Nur ein Blütenblatt an der Seite begrüßte ihn, als Musa den Schatz in ihren Händen überreichte.

„Wenn es nicht unpassend ist?“, haucht sie und blinzelte ihn verlegen an.

„Nein... Aber nicht doch.“ Er wusste nicht mehr weiter. „Nur... Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Du machst mit total verlegen.“

Musa schmunzelte. Fulvio wurde rot. Sie hatte ihn eiskalt überrumpelt. Und das ausgerechnet ihm. Unbeholfen hauchte er ihr einen Kuss auf die Wange und schlich Richtung Ausgang. Sie winkte ihm zum Abschied zu und flirtete noch einmal mit ihren Augen. Schlug ihre Lider auf und ab, und der Glanz in den großen Augen verunsicherte ihn noch mehr, je länger er stehen blieb. Was sollte er jetzt machen? Bleiben? Nein, für ihn schien dieser Zeitpunk unpassend. Er wollte es nicht riskieren, und Musa verschrecken. Ihr Angst machen. Das stellte er sich vor. Was nicht hieß, dass sie auch wirklich vor ihm Schieß hatte. Ob etwas aus dem Flirt herauskam, stand in den Sternen. Die Beziehung sollte sich entwickeln. Langsam und stetig.

Gemächlich trat er auf die Strasse, schaute zurück, in der Hoffnung, nochmals ihr schelmisches Schmunzeln zu erhaschen. Ihren verliebtes Funkeln. Die stille Dunkelheit des mehrstöckigen Hauses hatte sie verschluckt. Oben an ihrem Fenster waren ihre Fenster geschlossen. Ein schwachen Spalt, der auf die Terrasse fiel verriet ihre geheimen Blickte. Sie spähte durch den Spalt.

Fulvio atmete ein und trat auf die Strasse. Die Schritte, die er vor einiger Zeit vernommen hatte, verstummten erneut in einem der dunklen Eingänge gegenüber der heruntergekommenen Mietskasernen des Viertels. Er hatte sich ablenken lassen. Seine Vorsicht, die ihn sonst rettete, ließ ihn im Stich, und er befürchtete, dass er sogar Musa in Gefahr gebracht hatte. Er war doch so ein Esel.

Fulvio zog seine Kapuze seines Mantels über den Kopf und hüllte sich in seinen warmen Stoff. Er musste seine Verfolger abschütteln, und die Angst, nun doch eine wunden Punkt zu haben, fraß sich tief in sein Inneres. Hastig verschwand er in der nächsten Gasse. Schielte um die Ecke. Wer es auch immer war? Fulvio wusste, dass sie nichts Gutes im Sinne führte. Die Konturen der eingehüllten Figuren hatte er an diesem Abend schon einmal gesehen. Pulcher schien nicht lange zu fackeln und hetzte seine Hunde von der Leine. Zwei waren es. Die Schatten des flackernden Lichtes enttarnten seine Verfolger. Aber sich einen Kampf mit einem dieser ausgebildeten Schläger zu liefern zu können, erforderte mehr Weitsicht und einen besseren Platz, um sie in einem unfairen Kampf platt zumachen. Der Hafen war nicht weit. Ein Problem seiner Überlegung bestand darin, dass in diesem Viertel bis spät in die Nacht gearbeitet wurde. Hafenarbeiter die hin und her rannte. Fähren und kleinere Schiffe, die Ostia nach Rom kamen. Hell beleuchtet, und das Licht fiel auf das Ufer des Tibers. Auf der anderen Seite huschten Diebe durch die Dunkelheit, die aus den Lagerhäusern die ihnen nicht gehörende Ware mitgehen ließen, um sie so unter das Volk zu bringen. Fulvio lockte seine Verfolger auf die andere Seite. Dunkelheit verhüllte das staatliche Bauland. Am Ufer tanzte das Licht über die Wasseroberfläche des Tibers, und die Schritte seiner Verfolger knarrten über den Split. Schleichend und suchten ihn.

Fulvio schätzte den Abstand ein und umfasste den Griff seines Dolches, den er unter seiner Tunika versteckt hatte, fester. Er wartete auf den besten Moment und den sah er einen Moment später kommen. Hinter dem kleinen Tor. Zurück zum Aventin. Die Flügel des Stadttores der Porta Randusculana waren weit geöffnet, und er sah die typischen Fratzen der Torwächter nicht. Fulvio grinste. Traute dem einladenden Braten nicht, und schnaufte unwirsch auf. Diese Falle war zu offensichtlich. Da musste man sich schon etwas anderes einfallen lassen, um ihn zu täuschen.

Der Arm des abscheulichen Typs reichten weit. Auch bis hierhin, und er schien seine Bestechungen geradezu zu lieben.

Fulvio verlangsamte seine Schritte. Wäre es Tag und hell genug, dass er etwas sah, könnte er heimlich zwischen der wirren Anordnung von Wagen, Kisten und Hütten hindurchschlüpfen. Das alte verfallene Gerätehaus als Unterschlupf nutzen. Warten, bis sie ihre Suche aufgaben und gingen. Nun, mitten in der Nacht, war dieses Labyrinth nicht genau einzusehen, und er konnte nicht erahnen, wer sich alles in diesem Wirrwarr befand. Fulvio wusste, dass er sie in das Freie locken musste. Da konnte er in der Dunkelheit die Lage besser abschätzen.

Die beiden Schläger tappten in die Falle, während Fulvio hinter seiner Kiste, die er als Versteck nutzte, seinen dunkelblauen Mantel auszog und ihn in das niedergetrampelte Gras fallen ließ.

„Na, dann zeigt mal, was ihr könnt“, brummelte er, zog seinen Dolch und trat auf der Dunkelheit seiner Kiste. Das hämische Grinsen des größeren Trottels reizte ihn. Breit. Voller Genugtuung, und dem bösartigen Willen, seinen Auftrag auszuführen. Im war das Schicksal des Killers egal. Doch nicht Fulvio. Er hing an seinem Leben, blieb ruhig und grinste noch hinterhältiger zurück.

Es fiel ihm auf, dass er sein Gegenüber noch nie gesehen hatte. Weder in, noch außerhalb der Arena. Ein Neuling, wie clever. Ohne dem typische Brandzeichen konnte er nicht seinem Besitzer zugeordnet werden. Das verriet Fulvio eins. Diese Torfnase seine Ausbildung noch nicht abgeschlossen hatte. Minimierte seine Kampfkraft erheblich, und diese konnte er austesten. Seinem Angreifer polierte er schon beim ersten Schlag das hämische Grinsen aus seinem Gesicht. Schlug mit dem Knauf seines Dolches auf seine globige Nase und brach sie an ihrem Ansatz. Sein Blut rannte hervor, rannte herunter und benetzte seinen Arm. den Tritt in die Magengrube sah sein Gegner nicht kommen und kippte wie ein nasser Sack auf den Platz, von wo er aus seinen Angriff auf sein Opfer gestartet hatte. Seinen Zinken hielt er mit seiner Hand fest. Versuchte den Lauf zu stoppen, drehte sich unkontrolliert auf den Boden und rollte sich wie eine Schnecke zusammen. Bedeckte mit seinem linken Arm seinen Bauch und würgte sein Essen wieder herunter. Ein Häufchen Elend, der hier, an diesem Ort total fehl am Platze war.

„Soviel dazu“, spottete Fulvio. Der zweite Schläger sah zu seinem Kumpel. Dieser fiel eher in die Kategorie eines Feigling und versuchte nicht einmal, sein Schwert aus der Scheide zu ziehen. Pulcher hatte fehlinvestiert, oder Falcos Garde einfach nur als Bauernopfer ausgesucht, um ihn loszuwerden. Gab es etwas Streit in ihrer Verbindung? Manche Ehen sollte man halt nicht eingehen, wenn der Zoff vorprogrammiert war. Die Fehlinvestierung des Wirtes würde wohl auf nimmer wiedersehen in den Minen verschwinden. Sie hatten versagt und konnten auf keine Gnade hoffen.

Fulvio atmete auf. Das war nicht sein Problem. Diese Weicheier sollten sich schon jetzt einmal mit der harten Realität auseinandersetzen.

Der Optio musste von diesem Ort verschwinden, und das sofort. Die beiden Typen verdauten ihre Niederlage, und wurden für ihn nicht mehr gefährlich. Das hoffte er zumindestens. Falls sie ihn folgten, würde er nicht mehr so gnädig sein, und sie am Leben lassen. Der kleine Pfad abseits des Weges führte ihn an der Stadtmauer entlang, zurück zum Tiber, und hinter einen der wilden Büsche versteckte sich eine Spalte, die den Weg zurück in die Stadt zeigte. Durch den Zwischenraum konnte er schlüpfen, ohne Alarm bei der Wache zuschlagen. Das offene, leere Tor polterte noch immer in seinen Gedanken. Eine Warnung, die er nicht ignorieren.

Der Angriff kam plötzlich. Das Pfeifen durchschnitt die Nacht, und er verfluchte die vorherige, unheimliche Stille. Hart traf ihn das Metall am Kopf. Blitze raubten ihn die Sicht. Hart prallte mit seiner Schulter gegen den Meilenstein nahe der Stadtmauer. Fulvio riss sich zusammen. Das zauberhafte Gesicht von Musa tauchte auf und entflammte seinen Lebenswillen. Schnell drehte er sich zur Seite. Den nächsten Schlag sah er kommen und wehrte ihn ab, wobei sein Dolch über die Oberkörper seines Angreifer schrappte. Laut schrie der Trottel auf, fiel hin und krümmte sich zusammen. Fulvio hatte ihm mindestens zwei Rippen gebrochen.

„Bleib unten“, drohte der Optio und hoffte, er würde auf seine Worte hören. Sein Angreifer tat ihm diesen Gefallen nicht. Unter Schmerzen zwang er sich wieder aufzustehen. Stand wankend auf seinen stämmigen Beinen. Der rote Saft tropfte über seine Lippen, rannte seinem Kinn hinunter und tropfte auf den Stoff. Der vorherige Feigling hatte einen Auftrag. Wurde getrieben von seiner Angst, und Fulvio konnte sich denken, dass diese Hohlbirne mehr Angst vor seinem Herren hatte, als vor ihm, der immer noch gefährlich nahe an ihm stand.

Fulvio verfluchte die Nacht. Woher sollte er es den schon beim Aufstehen ahnen, dass er sich in die Launen eines besessenen Wahnsinnigen begab? Sein Angreifer riß sich zusammen und holte zum nächsten Schlag aus.

„Du kannst doch kaum noch“, grummelte Fulvio finster und rammte ihn den Dolch in die Brust. Drehte ihn um seine eigene Achse. Knochen knackten und regungslos prallte der Bursche zu Boden.

Fulvio nickte zufrieden. Schaute auf ihn hinunter. Ohne Mitleid und Gnade. Jetzt blieb er unten, und er würde auch nicht mehr aufstehen. Der Optio musste weg. Die Kampfgeräusche waren nicht unentdeckt geblieben, und er hatte keine Lust, den Toten auf den Boden zu erklären. Musas Rose war kein Opfer des Scharmützels geworden.

Langsam hob er seinen Mantel auf, knüllte ihn zusammen und lauschte in die Nacht. Am Hafen war der üblich Krach zu hören. Der Tumult an der Porta Randusculana riet ihm etwas anderes. Er musste verschwinden, drehte sich zum Tiber und humpelte ihm entgegen. Das Gras am dem hüfthohen Ufer konnte ihn verbergen. Hier und da standen Akazien, wogen sich im sanften Nachtwind des Frühherbstes.

Der plötzliche Schmerz in seiner Seite am seinem Rücken hielt ihn davon ab, weiterzugehen. Ihm wurde schwindlig. Eine Klinge steckte in seinem Eingeweiden und wurde mit einem Ruck herausgezogen. Also waren die beiden Trottel nicht alleine gewesen. Der Dritte war von einem anderen Kaliber. Einfach nur ein hinterhältiger Feigling. Ihm seinen Dolch in den Rücken zu rammen, dass zeugte von einer heimtückischen Bosheit. Ihm fiel da nur einer ein, doch zum Umdrehen fehlte ihm die Kraft und verwirrte schaute er nach vorn. Keine Fragen. Er kippte zur Seite und krachte ohnmächtig auf die ruhige Oberfläche des Flusses, der ihn sanft empfing und in die Tiefen seines Bettes hinabzog. Sein Mantel schwebte nach oben und zog die rote Rose mit sich. Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne fielen auf sie und verwandelte das dunkle Blut in einen Strahlenden Rubin des Morgens. Verzerrte das Bildnis eines romantischen Flusses. Ruhig, und dennoch wild in seinem alten Bett der Jahrtausende. Riss ihn hinab in die Vergessenheit. Keine Gedanken. Keine Furcht und keinen Zweifel, die er all die vergangenen Jahre hatte. Weggespült.

Über ihm tauchten die ersten Vögel auf. Zwitscherten für ihn ein Trauerlied. Begrüßten voller Gram den Morgen eines neuen Tages in der nie ruhenden, ewigen Stadt. Dem Mittelpunkt der Welt.

Charmante Tribune küsst man nicht

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