Читать книгу Götterfunken- sieben Höllen - Sabine Claudia - Страница 5
Die Verfolger
ОглавлениеRüdiger war übellauniger als je zuvor. Er hasste den stinkenden überfüllten Zug. Er hasste die übel riechenden verschwitzten Menschen, deren Blut nach Alkohol schmeckte und die ihn ungeniert anrempelten und anpöbelten.
Er tötete zwei der Reisenden, die ihn besonders geärgert hatten, indem er ihr Blut bis zum letzten Herzschlag aus ihren Adern saugte. Danach warf er sie aus dem fahrenden Zug.
Mona bat ihn eindringlich um mehr Gelassenheit, denn die Beamten, welche an jedem Bahnhof die Reisenden kontrollierten, stellten bohrende Fragen.
Er konnte sie nicht alle töten oder ihre Gedanken manipulieren und so biss er wütend die Zähne zusammen und beherrschte sich.
Bei jedem Halt stieg Mona aus und erkundigte sich an der Information, ob jemand Cordelia oder Eleonora gesehen hatte. Sie hielt Ausschau, nach Leuten, die ihre Hälse verhüllt trugen, doch sie entdeckte nichts dergleichen. Sie kehrte stets mit dem gleichen Ergebnis zurück: Die Beiden waren wie vom Erdboden verschluckt.
Schließlich kamen sie in Bukarest an. Der Lärm und die Menschenmassen, die in alle Richtungen hasteten, hoben Rüdigers Laune nicht im Geringsten. In einem kleinen schmuddeligen Cafe am Bahnhof überlegten sie, wie sie weiter vorgehen wollten.
»Wie viele Klöster gibt es hier im Umkreis? Wir klappern sie einfach alle ab. Wenn wir keine Spur von ihnen finden, dann überlegen wir weiter.«
Monas Plan war nicht schlecht, würde aber Zeit kosten.
Rüdiger war nicht für seine Geduld bekannt, doch ihm fiel auch nichts Besseres ein. Er nickte und Mona breitete eine Landkarte auf dem Tisch aus. Sie nahm einen Stift und begann die Klöster einzukringeln, die rund um die Stadt auf einem Berg lagen. Es waren drei.
»Besorg uns einen Wagen. Ich habe Mitreisende satt«, wies Rüdiger sie mürrisch an.
Mona machte sich auf den Weg, und kam mit einem klapprigen Lada zurück. Rüdiger schüttelte missbilligend den Kopf und quetschte seinen langen Körper in die Rostlaube. Mona fuhr und Rüdiger gab mit der Karte in der Hand die Richtung an.
Sie verließen die Stadt und fuhren auf schlechten Straßen voller riesiger Schlaglöcher, durch kleine Dörfer mit unaussprechlichen Namen. An einer Tankstelle im Nirgendwo, hielten sie an, um ihren Blutdurst zu stillen.
Mona saugte sich halb voll an dem dürren Tankwart, während Rüdiger sich angewidert, den Mund abwischte, nachdem er sich an einer dicken Reinmachefrau gelabt hatte.
Er lehnte sich an ihren alten Wagen und zündete sich eine Zigarette an, um den schalen Geschmack, der Frau aus seinem Mund zu kriegen. Er sah sich die Gegend an und empfand sie als karg und trostlos.
Motorengeräusche kündigten die Ankunft eines Wagens an und Rüdiger warf einen Blick zu Mona, die noch mit dem Tankwart beschäftigt war. Sie und ihr Opfer waren von der Straße aus nicht zu entdecken.
Er blickte zu dem heranfahrenden Auto, dass seine Geschwindigkeit nicht drosselte und keine Anstalten machte, an der Tankstelle zu halten.
Als das Fahrzeug vorbeibrauste, erhaschte er einen flüchtigen Blick auf die Insassen. Er erkannte in dem Fahrer, Dorian und in der Beifahrerin Cordelia. Verblüfft blieb ihm der Mund offen stehen.
Nach einer Schrecksekunde machte er die Zigarette schleunigst aus, warf sich auf den Fahrersitz ihres Wagens, startete und fuhr mit quietschenden Reifen zu Mona heran, die erschrocken von ihrem Opfer abließ. »Steig ein! Wir haben sie gefunden.« Er brüllte fast vor Aufregung und Mona sprang gerade noch in das Auto, bevor er losfuhr.
»Ich hab ihn nicht manipuliert alles zu vergessen«, schrie Mona alarmiert, als ihr klar wurde, das sie den Tankwart einfach so stehen gelassen hatte. Rüdiger zuckte nur die Schultern. »Wir sind im Land der Vampire. Hier ist es üblich, angezapft zu werden.«
Mona entspannte sich etwas und Rüdiger erklärte ihr mit ein paar Worten, dass er Cordelia und Dorian gesehen hatte. Dabei versuchte er mit Vollgas auf der steil ansteigenden Straße alles aus dem Lada rauszuholen, um das Auto der beiden einzuholen.
Es war zwecklos, er schaffte es nicht. Der andere Wagen war viel schneller als ihr Vehikel.
Als sie an eine Straßengabelung kamen, hielt Rüdiger an und sie durchforsteten die Karte. Mona zeigte auf die Spitze eines Berges. »Hier ist das Kloster Varg. Die Straße rechts den Berg hinauf, führt dorthin. Die linke Straße führt zurück ins Tal und dann weiter einen anderen Berg hinauf zu einem Marienkloster.« Sie sah Rüdiger fragend an.
Er überlegte. »Ich tippe darauf, dass sie zum Kloster Varg gefahren sind. Es liegt auf direktem Weg und sieht abgelegen aus.« Mona nickte.
Sie wandten sich um, als sie hörten, dass ein Fahrzeug sich näherte. Zu Monas Erschrecken war es die örtliche Polizei.
Rüdiger blieb gelassen, als die Beamten neben ihnen anhielten und sie mit einem Wortschwall unverständlichen Gebrabbels überschwemmten. Monas Blick wurde ängstlich, als sie ausstiegen und vom Rücksitz der Tankwart auftauchte, ein Tuch an seine blutende Halswunde gedrückt.
Rüdiger ballte die Fäuste und presste die Zähne zusammen, als die Beamten auf sie zukamen. Er würde mit ihnen kurzen Prozess machen und sie aussaugen. Als er die Lippen zu einer Grimasse verzerrte wurden seine spitzen Eckzähne sichtbar und der Tankwart verzog sich eiligst zurück in den Wagen. Die Polizisten fackelten nicht lange. Blitzschnell zogen sie ihre Pistolen, was Rüdiger ein verächtliches Lächeln entlockte.
Er macht sich zum Sprung bereit und die beiden feuerten, ohne Vorwarnung los. Holzgeschoße! Die Erkenntnis durchfuhr Rüdiger, als er zu Boden ging und die Munition schmerzhaft in seinen Körper eindrang. Mona versuchte, in Deckung zu gehen, doch auch sie trafen die Salven der Polizisten.
Sich krümmend lagen die beiden Vampire am Boden und die Beamten hatten leichtes Spiel sie mit Handschellen zu fesseln und in ihren Wagen zu verfrachten. Dort lagen sie wehrlos und stöhnend. Der Tankwart war ausgestiegen, er hatte noch immer zu viel Angst, und wollte nicht auf engem Raum mit den Vampiren sein.
Was für ein Scheiß-Land, dachte Rüdiger noch, bevor ihm die Sinne schwanden. Mona war bereits bewusstlos geworden.
Als Rüdiger erwachte, waren sie in einem fensterlosen Raum eingesperrt. Zum Glück hatte man ihnen die Handschellen nicht hinter dem Rücken angelegt, so hatte er etwas Bewegungsfreiheit.
Sofort ging er daran, die Kugeln mit den Fingern aus seinem Körper zu holen. Nach dieser schmerzhaften Prozedur wandte er sich Mona zu, die noch immer bewusstlos war und befreite auch sie von ihren Geschossen.
Sobald die Kugeln aus Monas Körper entfernt waren, wachte sie auf. Rüdiger klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. Dann setzte er sich auf die Pritsche und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
Mona fand seine Gelassenheit aufreizend. Sie wollte hier raus. Rüdiger bemerkte ihre Unruhe und seufzte. »Du bist noch viel zu menschlich, Mona. Als Vampir hast du die ganze Ewigkeit vor dir. Es ist egal, wie viel Zeit du vergeudest. Wir warten auf die passende Gelegenheit, greifen sie an und entkommen. Sie können uns nicht dauerhaft festhalten.«
»Ach, jetzt kannst du plötzlich geduldig sein? Bisher warst stets du es der uns zur Eile antrieb«, brauste sie auf. Rüdiger zuckte die Achseln.
»Alles zu seiner Zeit«. Dann schloss er die Augen und döste ein.