Читать книгу Die Wälder von NanGaia - Sabine Roth - Страница 6

Das Zerwürfnis

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Nantai sprang auf und ließ den Blick am Ufer entlang gleiten, wo Bill dem Dorf rasch näher kam - danach über den See, dessen Durchquerung ihn eben noch so viel Kraft gekostet hatte.

Er nahm einen tiefen Atemzug und hechtete ins Wasser. Schwamm rasch, und mit kraftvoll zornigen Zügen zur Uferseite bei der Siedlung, und stieg im selben Moment aus dem Wasser, als auch Bill Hunter dort eintraf.

Der Polizist runzelte die Stirn, als der tropfnasse Freund mit großen Schritten auf ihn zu stapfte. Er spürte Nantais neu gewonnene Kräfte. Ebenso deutlich spürte er jedoch Nantais gewaltigen Zorn - und, dass dieser Zorn ihm galt.

Trotzdem schien er gelassen. „Du bist meinem Rat also gefolgt, Nantai“ begrüßte er den Ankömmling mit einem Lächeln. „Und nachdem du deine Kräfte jetzt wiedergewonnen hast, ist dein Groll auf mich hoffentlich geschwunden…“

Nantais Augen funkelten gefährlich. „Du weißt also, dass meine Drohung ernst gemeint war!“

„Ich kann sie sogar besser verstehen, als du glaubst“ erwiderte Bill Hunter. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, was du vorhin ertragen musstest.“

Für einen winzigen Moment vergaß Nantai seinen Zorn. Bill hatte dasselbe erlebt wie er?

„Mein alter Lehrmeister besaß nicht nur dieselbe Gabe wie ich“ erläuterte der Polizist, „er wusste leider auch, was ich in der Vergangenheit damit angerichtet hatte. Deshalb beschloss er, mich am eigenen Leib fühlen zu lassen, wie meine Opfer empfanden. Und dazu unterzog er mich derselben Prozedur wie ich dich eben.“ Er lächelte freudlos. „Niemals zuvor und niemals danach war ich einem Menschen so ausgeliefert wie ihm - und niemals zuvor oder danach hasste ich jemanden so sehr wie ihn damals. Als er mich am Ende freigab, war ich so sehr vom Wunsch nach Rache beseelt, dass ich ihn umgebracht hätte, wenn ich dazu noch in der Lage gewesen wäre. Aber ich konnte meine Kräfte nicht so rasch erneuern wie du - und als sie endlich wieder kehrten, war mein Zorn verraucht.“ Seine dunklen Augen fixierten Nantai. „Du hingegen hast deine Kräfte bereits wieder erlangt. Du bist stark, sehr stark sogar - und immer noch zornig, wie ich sehen muss. Was wirst du jetzt tun?“ Schweigend starrte Nantai vor sich hin, während seine Brust sich beim Atmen in rascher Folge hob und senkte. Aus den Haaren tropfte Wasser auf die Schultern. Dort sammelte es sich in dünnen Rinnsalen, ehe es über Brust und Rücken rann und dabei sonnenglitzernde Streifen auf die bronzefarbene Haut malte, in der die Wunden der Schamanenklingen bereits verblassten. Bald würden sie ganz verschwunden sein - das Sühneritual hinterließ keine sichtbaren Spuren. Die Narben des Angriffs der drei Männer im Park hingegen würde er für immer behalten. Daran dachte er nicht, als er jetzt finster vor sich hinbrütete, ohne einen Blick an Bill Hunter zu verschwenden. Doch der Unheil verkündende Glanz in seinen Augen zeugte von dem Zorn, den er noch immer in sich trug – und von seinen gewaltigen Kräften. Seine Gabe hatte ihn stark gemacht. Zu stark für Bill Hunter. Der Polizist wusste, dass er Nantais Angriff nicht gewachsen sein würde. Ihre Verbindung hatte auch ihn an seine Grenzen gebracht - allerdings vermochte er seine Kräfte nicht so rasch zu erneuern wie der Waldbewohner. Nur nach außen hin ruhig, löste er den Blick deshalb keine Sekunde mehr von dem jungen Mann. Und seine Erleichterung war gewaltig, als er dessen tobenden Zorn allmählich schwinden spürte. Die größte Gefahr war vorüber. Auch wenn Nantais grimmige Miene bewies, wie sehr sein Vertrauen erschüttert worden war. „Ich werde auf meine Rache verzichten“ sagte er ohne die leiseste Spur eines Lächelns. „….falls du meine Fragen zufriedenstellend beantworten kannst.“ Bill Hunter runzelte die Stirn. „...dann frag.“ „Unsere Verbindung war tatsächlich erfolgreich, mein Freund“ fuhr Nantai fort, aber das Wort „Freund“ klang wie eine Beleidigung. „…Denn ich konnte zum ersten Mal meine Gabe lenken und gewann ungeahnte Kräfte durch sie. Deshalb interessiert mich, auf welche Weise du dies erreicht hast, nachdem ich so viele Jahre an dieser Aufgabe scheiterte.“ Sein Blick wurde kalt. „Noch mehr interessiert mich allerdings, wie ich sie in Zukunft selbst lenken kann!“ Bill Hunter schwieg. Sah ihn nur an. Warum antwortet er nicht? ...Plötzlich erwachte Nantais Zorn zu neuem Leben. Drohend trat er einen Schritt auf den Polizisten zu… und hätte Bill Hunter wohl angegriffen, wäre nicht im selben Augenblick eine johlende Horde Kinder aus dem Dorf zum See hinuntergerannt... Erst als die Kinder bei ihrem Anblick wie versteinert stehen blieben, fiel Bill und Nantai auf, dass sie immer noch nackt waren. Sie tauschten einen stummen Blick - und beschlossen in stiller Übereinkunft, ihren Disput an anderer Stelle fortzusetzen. Für wenige Sekunden sah ihnen die fröhliche Horde beim Anziehen noch zu, ehe sie zum See weiterlief. Das kühle Nass lud zu einer ausgiebigen Wasserschlacht, die ihnen entschieden reizvoller erschien als zwei Männer im Adamskostüm. „Warum hast du mir nicht geantwortet?“ fragte Nantai, als sie sich auf den Weg zurück ins Dorf machten. „Weil ich zu meinem Bedauern weder weiß, wie du deine Gabe rufen, noch wie du sie lenken kannst“ erwiderte Bill Hunter nach langem Zögern. „…Ich bin mir jetzt lediglich sicher, dass sie die verschwunden geglaubte Fähigkeit ist, von der ich dir erzählt hatte.“ Nantai blieb stehen. „Wie schön, dass du das jetzt weißt!! Aber ich ließ mich auf diese Verbindung nur ein, weil ich die Kontrolle über meine Gabe erlangen wollte! Und nun soll sie vollkommen umsonst gewesen sein?“ „Sie war nicht umsonst, Nantai!“ versuchte Bill zu beschwichtigen. „Nachdem wir jetzt die Art deiner Gabe kennen, wirst du irgendwann lernen, wie du sie lenken kannst.“ Er lächelte entschuldigend. „...Allerdings war mir von Beginn an bewusst, dass dafür mehr als eine Verbindung notwendig ist.“ Nantai traute seinen Ohren nicht. „Du hast mich also belogen!“ knirschte er. „Du ließest mich in dem Glauben, diese eine Verbindung genüge ...obwohl du es besser wusstest!“ Bill Hunter spürte, auf welch dünnem Eis sie sich bewegten. Gab er die falsche Antwort, würde er Nantais Vertrauen wohl endgültig verlieren. Ihre viel zu enge Verbindung hatte den jungen Waldbewohner zutiefst erschüttert. Ebenso deutlich spürte er jedoch, dass Nantai eine Lüge sofort erkennen würde. „Ich wollte dich nicht täuschen, Nantai“ versuchte er deshalb zu retten, was nicht mehr zu retten war, „ich wollte dir nur helfen...und wenn ich dir gesagt hätte, dass diese Verbindung nicht ausreicht, hättest du dich wahrscheinlich gar nicht darauf eingelassen.“ „Damit hast du allerdings vollkommen Recht!“ Nantais Stimme bebte vor Zorn. „Und ich hoffe, du verstehst, dass ich mich unter diesen Umständen kein zweites Mal auf dich einlasse!.“ „Dein Zorn ist berechtigt, Nantai.“ Bill kämpfte weiter. „Trotzdem solltest du nicht vergessen, dass du aufgrund dieser Verbindung deine Gabe zum ersten Mal lenken konntest. Wenn du lernen willst, sie zu beherrschen, müssen wir damit fortfahren.“ Wozu eigentlich? Wozu sollte er seine Gabe beherrschen? Sie gehörte doch gar nicht mehr ihm...sondern den dunklen Schamanen! Was half es ihm also, dass er sie lenken konnte, wenn die beiden ihn holen kamen? Half das nicht viel eher... Nantais Zorn erlosch jäh. Mit einem Mal war nur noch Kälte in ihm. Jene Kälte, die entsteht, wenn Vertrauen zu Misstrauen wird. Wenn Nähe sich zu Unnahbarkeit wandelt, und wenn Freundschaft sich ins Gegenteil verkehrt. Das schwelende Misstrauen gegen Bill Hunter, das er wohl allzu willig verdrängt hatte. Das oft so rätselhafte Verhalten seines Begleiters...und dessen unerklärliches Bemühen um seine Freundschaft. Für all dies fand sich plötzlich eine Erklärung: Bill Hunter war es nie wirklich um Freundschaft gegangen...sondern um etwas ganz anderes. „Lass dir Zeit mit der Entscheidung.“ Bill spürte das Rumoren in Nantai, ohne es deuten zu können. „Aber vergeude diese Chance bitte nicht leichtfertig.“ Die Meinung des vermeintlichen Freundes interessierte Nantai nicht mehr. „Wozu soll ich meine Gabe eigentlich kontrollieren?“ fragte er kühl „… um mir selbst damit zu helfen?“ Er starrte Bill herausfordernd an - und sprach aus, was er dachte. „Oder weil es den dunklen Schamanen nutzt...Ihnen und dem Geistwesen, dem sie dienen?“ Unangenehm überrascht schüttelte Bill den Kopf. „Warum sollte ich Schattendienern helfen?“ erwiderte er unsicher, weil Nantais Verdacht der Wahrheit viel zu nahe kam. Und bestätigte damit ungewollt, was er bisher so erfolgreich verborgen hatte. „Du kennst also ihr Geheimnis...du weißt, dass sie einem Schatten dienen“ Nantais Stimme wurde so eisig wie sein Blick. „...aber dies kann nur jemand wissen, wer mit ihnen im Bunde steht!“ Er holte tief Luft. Und dann brach sich all seine Enttäuschung, all seine Wut ihre Bahn. „Deshalb hast du mich also zu ihnen geführt, nachdem du dich zuvor so sehr um meine Freundschaft bemüht hattest!“ zischte er. „Du wolltest gar nicht, dass sie mich lehren. Du wolltest nur, dass ich mich ihnen ausliefere!!“ Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als sich schon Zweifel in ihm regten. Hatte Bill tatsächlich planen können, dass er Zeuge des Sühnerituals wurde - und damit den Frevel beging, der letztendlich zum Rauchschwur geführt hatte? Und die entsetzlichen Qualen des Schamanenfluchs? ...Bill hatte sie nicht vorgetäuscht, das war gewiss... Und die Zeichen ehrlicher Zuneigung, durch die der Polizist schließlich sein Vertrauen gewonnen hatte? Waren sie tatsächlich nur Lügen gewesen, nichts als Schauspielerei? Etwas in Nantai wollte nicht daran glauben – auch wenn es vieles gab, das diesen Verdacht nährte. Sodass er plötzlich hoffte, Bill Hunter würde seine Anschuldigung mit einer einzigen schlüssigen Erklärung zunichte machen. Vielleicht hätte Bill Hunter Nantai jetzt die Wahrheit sagen sollen. Vielleicht hätte die Auseinandersetzung, die daraufhin mit Sicherheit gefolgt wäre, wie ein reinigendes Gewitter gewirkt. Vielleicht hätten sie dadurch ihr Verhältnis endlich klären und ihre Freundschaft auf ein neues Fundament stellen können. Aber Bill Hunter schwieg. Stand Nantai so ungerührt, und mit solch regloser Miene gegenüber, dass dieser nicht zu sagen vermochte, ob seine Worte den Polizisten überhaupt erreicht hatten. „Es tut mir leid, Nantai“ sagte Bill Hunter endlich nach langen Minuten. „Ich wollte das alles nicht.“ Dann wandte er sich um. Ging, ohne sich noch einmal umzusehen zum Wald, und verschwand darin. Es war zu Ende. Der Schatten brauchte ihn nicht mehr. Und nachdem er Nantais Vertrauen verloren hatte, konnte er auch für den jungen Waldbewohner nichts mehr tun. Einerseits froh, dass er Nantai nichts mehr vormachen musste, bedauerte Bill zugleich, dass ihre junge Freundschaft schon jetzt, und noch dazu auf solche Weise endete. Er hatte im Stillen tatsächlich gehofft, der Waldbewohner könne die Kräfte seiner Gabe bis zur Rückkehr der Schamanen nutzen. Für sich selbst jedoch, nicht für die dunklen Männer...Eine trügerische, und wohl auch sinnlose Hoffnung, wie ihm nun bewusst wurde. Er hatte nicht nur Nantai, sondern auch sich selbst etwas vorgemacht. Selbst seine mächtige Gabe würde Nantai nicht retten können. Die dunklen Männer würden den Gabenträger in die Hügel führen, zu ihrem Schattenherrn …um dort zu vollenden, was er selbst begonnen, indem er Nantai aus der Stadt gebracht hatte...Es war zu Ende. Voller Entsetzen blickte Nantai dem Mann hinterher, den er für seinen Freund gehalten hatte. Aber die Art und Weise von Bills Weggang, und noch mehr, dass der Polizist keinen Versuch der Verteidigung unternahm, ließ seinen zuvor noch recht vagen Verdacht nun zur Gewissheit werden. Bill hatte ihn an die Schamanen verraten… Niedergeschlagen kehrte er ins Dorf zurück. „Was ist geschehen, Nantai? Wohin ging dein Freund so rasch? Er hat nicht einmal gefrühstückt!“ Pohawe stand am Feuer und begrüßte ihn, in den Händen einen halb gefüllten Topf, den sie eilig über die Glut hängte. „Der Brei ist bald fertig“ sagte sie unsicher, weil ihr Sohn nicht reagierte. „Du bist sicher hungrig...“ Unter normalen Umständen hätte sie Recht gehabt. Er hatte das Dorf bereits vor Stunden, und ohne Frühstück verlassen. Unter normalen Umständen hätte er jetzt tatsächlich Bärenhunger gehabt. Doch das Zerwürfnis mit Bill hatte ihm den Appetit verdorben. Ihm war nicht nach Essen zumute. Pohawe rührte in dem duftenden Brei und musterte ihren Sohn dabei sehr aufmerksam. „Du wirkst bedrückt, Nantai. Wegen Bill Hunter? Es sah nicht nach einem Abschied unter Freunden aus, als er ging. Viel eher nach Streit.“ Aber Nantai wollte nicht reden. Über Bill Hunter nicht, und noch weniger über den Grund ihres Streits. Es gab zu vieles, das er Pohawe hätte erklären müssen, zu vieles, das sein Verhältnis zu dem Polizisten von Beginn an so schwierig gemacht hatte. Und dennoch hatte er in Bill Hunter einen Freund gesehen… Er rief sich die erste Begegnung in Erinnerung, bei der der Polizist unnahbar gewirkt hatte, überheblich - und kalt. Auf der Fahrt in die Wälder hatte sich ihr Verhältnis jedoch zu ändern begonnen. Vertrauen war gewachsen, und endgültig zu Freundschaft geworden, als Bill ihn nach dem Sühneritual vor der Strafe der Schamanen geschützt hatte. Sodass er wenig später, auf der Fahrt nach Hause, nicht mehr um das Leben des Polizisten, sondern um das des Freundes gebangt, und sich letztendlich nur, um das Leben dieses Freundes zu retten, auf den schrecklichen Handel mit den Schamanen eingelassen hatte. Umso mehr schmerzte ihn die Erkenntnis, dass diese Freundschaft von Beginn an eine Lüge gewesen war. Dass Bill Hunter mit den dunklen Männern im Bunde gestanden, und ihn an sie verraten hatte. Den Beweis hatte Bill am Ende sogar selbst erbracht. Sein überhasteter Weggang war nichts anderes gewesen als die Flucht vor der Wahrheit, das stumme Eingeständnis der eigenen Schuld. Wie konnte ich mich nur so sehr in ihm täuschen? „Iss, mein Sohn“ Bemüht, ihren aufkeimenden Unmut zu verbergen, hielt Pohawe Nantai eine Schale mit duftendem Getreidebrei entgegen. Er hatte große Sorgen, das spürte sie - und zog sie dennoch nicht ins Vertrauen. Warum glaubte er nur, seine Probleme stets alleine lösen zu müssen? „Wann kommt Bill Hunter zurück?“ hakte sie nach und hockte sich zu ihm. Aber ihrem zaghaften Versuch, ein Gespräch in Gang zu bringen, war kein Erfolg beschieden. Nantais Schale landete scheppernd auf der Erde, sodass der Brei in alle Richtungen spritzte. „Ich glaube nicht, dass er wiederkommt, Mutter! Und frag mich bitte nie wieder nach ihm.“ „Nantai, was soll das!?!“ Ihr empörter Aufschrei ließ ihn zusammenzucken. „Wenn du Streit mit deinem Freund hast, ist das eine Sache zwischen euch. Lass mich dabei bitte aus dem Spiel, und zeige etwas mehr Respekt, wenn du mit mir redest!“ Schuldbewusst hob er die Schale wieder auf. „Bitte verzeih“ murmelte er betreten. „Ich scheine das seltene Talent zu besitzen, es auch noch mit den wenigen Menschen zu verderben, die wirklich etwas für mich übrig haben.“ Auf Pohawes Gesicht erschien ein Lächeln. „Um es mit deiner Mutter zu verderben, müsstest du dich deutlich mehr anstrengen, Nantai!“ sagte sie und zog ihn ungeachtet seines Widerstands an sich. „Ich wünschte nur, dein Stolz ließe zu, dass du Hilfe annimmst. Denn dass du Hilfe gebrauchen könntest, ist unübersehbar.“ Trotz ihres Lächelns spürte er die Verzweiflung hinter diesen Worten. Und begriff erst jetzt, wie hart es sie traf, ihn seinem Schicksal zu überlassen. Nur mit sich selbst beschäftigt, hatte er nicht bedacht, dass auch andere litten. Was tue ich nur? Mutter hat meinen Zorn am allerwenigsten verdient. Er nahm sie in den Arm. Zum ersten Mal seit Urzeiten wieder. „Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen“ tröstete er wider besseres Wissen. „Mein Streit mit Bill war tatsächlich nur eine Sache zwischen ihm und mir, und ohne Belang. Und was die beiden Schamanen betrifft, so glaube ich, dass ich sie gar nicht so sehr fürchten muss. Bedenke, dass sie Bills Leben verschonten, und mir jetzt sogar einige Tage zuhause gönnen, damit ich mich erholen kann.“ Er lächelte aufmunternd. „Du wirst sehen, sie bringen mich rascher zurück als du glaubst!“ Zu seiner Überraschung zeigten diese Worte Wirkung. „Du hast Recht, mein Sohn.“ Offensichtlich getröstet, erwiderte Pohawe sein Lächeln. „Ich sollte zuversichtlicher sein.“ Aber sie wollte ihn lediglich ihre Sorgen nicht spüren lassen...Nantai brauchte im Augenblick nichts dringender als Zuversicht und den Glauben an die eigene Stärke. Jemanden, der ihm Kraft gab... und niemanden, der ihm zusätzlich Kummer bereitete. Sie löste sich aus seiner Umarmung. „Iss jetzt - und wenn du fertig bist, musst du mir endlich von Megalaia erzählen. Inzwischen weiß fast jeder im Dorf mehr darüber als ich. Dabei weißt du doch, wie neugierig ich bin.“ Als Achak wenig später von seiner täglichen Meditation aus dem Wald zurückkehrte, sah er Mutter und Sohn bereits Seite an Seite zum See schlendern - ungemein vertraut, wie eine verschworene Gemeinschaft. Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen, als sein Blick den beiden folgte. Er wusste, wie sehr Pohawe ihre Kinder liebte - allen voran jedoch Nantai, um den sie sich am meisten sorgte. Ihr Glück, ihn wieder bei sich zu haben, würde schon bald wieder enden. Schon bald würden die dunklen Schamanen ihr den Sohn erneut nehmen - und niemand wusste, ob Nantai von dieser Reise wiederkehrte... Sie würde niemals darüber hinwegkommen, wenn sie ihn verlor. Es war, als habe Nantai förmlich auf die Gelegenheit gewartet, seine Seele zu erleichtern. Schon auf dem Weg zum See begann er zu reden, selbst von Dingen, die er zuvor niemandem anvertraut hatte. So erfuhr allein Pohawe von seiner ernüchternden Anfangszeit in der Stadt, vom beklemmenden Gefühl, irgendwo völlig fremd zu sein, von der Wohnung, die ihm niemals zur Heimat geworden war, von den unzähligen Stunden, die er hart gearbeitet hatte, um im Studium zu bestehen. Er sprach ruhig und sachlich, und beklagte sich nicht. Dennoch spürte sie die Einsamkeit hinter seinen Worten, und das Herz wurde ihr schwer, als sie sich sein Leben in Megalaia ausmalte, allein und entwurzelt, in einer Welt, die nie die seine geworden war, ohne jemanden, dem er sich anvertrauen konnte. Sie kannte Nantai gut genug, um zu wissen, wie sehr ihm diese Nähe gefehlt haben musste - und fragte sich zum ersten Mal, wie es ihm gelungen war, sich nicht zu verlieren. Nur die letzten Monate vor seiner Abreise musste er sich dort wohler gefühlt haben... sie schloss es aus der Wärme, mit der er von dieser Zeit sprach. Auch wenn er Doro mit keinem Wort und mit keiner Silbe erwähnte. Zu sehr schmerzte der Verlust seiner Liebe Nantai, um darüber zu reden. Trotzdem genoss er die Gegenwart Pohawes. Sie hörte zu, ohne ihn zu unterbrechen. Und nahm dennoch mit Leib und Seele an seinem Leben teil. Unbewusst hatte er denselben Weg gewählt, den er mit Bill an diesem Morgen gegangen war, und fand sich schließlich an der Stelle wieder, an der sie gelagert hatten. Zum dritten Mal war er jetzt hier. Gestern zum ersten Mal, dann heute früh, vor dem Zerwürfnis mit Bill... - heute früh? Ihm war, als seien Wochen vergangen, so weit entfernt schien dieser Morgen. Dafür war die Erinnerung an die Kräfte dieses Ortes umso lebendiger in ihm. ...Und dann spürte er sie bereits, so intensiv wie am Morgen. Ob sie ihm erneut folgen würden? So, wie heute früh? „Was ist?“ Pohawe wunderte sich, weil er nicht weiterging. „Spürst du nichts?“ Sie schaute ihn verdutzt an. „Was soll ich denn spüren?“ „Sende deine Sinne auf die Suche, und sag mir, ob du etwas Ungewöhnliches wahrnimmst“ sagte er, einer plötzlichen Eingebung folgend. Verblüfft kam die Mutter seinem Wunsch nach und schloss die Augen. Minuten vergingen, ehe sie die Lider aufschlug und ihn verunsichert ansah. „Ich kann nichts Außergewöhnliches wahrnehmen, Nantai.“ Pohawe war eine begnadete Heilerin. Ungeachtet der großen Nähe zur Natur verfügte sie jedoch über keinerlei spirituelle Fähigkeiten. Dass sie die Kräfte dieses Ortes nicht spürte, bewies also, dass man solche Fähigkeiten dafür benötigte. Diese Erkenntnis hatte sich Nantai erhofft. „Lass uns eine Pause machen“ schlug er vor. „Ich möchte etwas erproben.“ Pohawe runzelte die Stirn. „Was soll die Geheimnistuerei, Nantai? Zuerst soll ich etwas spüren, ohne dass du mir sagst, was es ist. Und nun willst du obendrein etwas erproben, und hüllst dich auch darüber in Schweigen.“ „Keine Sorge. Ich werde dich einweihen.“ Er hockte sich lächelnd ins Gras „...danach.“ „Also gut.“ Sie setzte sich zu ihm. Sah ihn erwartungsvoll an. „Und jetzt?“ „Jetzt musst du warten.“ Pohawe sah ihn die Augen schließen und seine Sinne auf etwas richten, das sie selbst nicht wahrnahm. Lange Zeit saß er neben ihr, vollkommen reglos. Dann öffnete er die Augen - und schüttelte enttäuscht den Kopf. Er hatte die Kräfte dieses Ortes und ihr Locken so intensiv gespürt wie zuvor. Doch war es ihm weder gelungen, sie zu sich zu rufen, noch sich mit ihnen zu verbinden. Als sei das Tor in seinem Innern plötzlich verschlossen, das ihnen am Morgen noch Einlass gewährt hatte. War seine Gabe schwächer geworden? Oder lähmte ihn einfach nur die Angst, ihrer Macht erneut zu erliegen? Er erhob sich abrupt. „Lass uns gehen.“ Pohawe weigerte sich. „Du schuldest mir eine Erklärung, Nantai.“ „Die erhältst du gleich.“ Er streckte ihr die Hand hin und half ihr hoch. „Ich möchte nur nicht länger hier bleiben.“ Auf dem Weg zurück erklärte er Pohawe die Hintergründe seines Verhaltens. Und sie war mit solcherlei Dingen vertraut genug, um seinen Worten zu folgen. „Du glaubst also“ fasste sie seine Ausführungen am Ende zusammen, „dass du die Kräfte dieser Welt dank deiner Gabe in deinen Körper lenken und nutzen kannst?“ Er nickte. „Heute früh konnte ich es zumindest noch.“ „Und du weißt erst seit heute früh davon?“ „Ja.“ „Wie hast du diese Fähigkeit entdeckt, nachdem es dir so viel Jahre nicht gelang?“ „Es war nicht ich, der sie entdeckte“ gestand er widerwillig ein. „Bill Hunter ahnte, von welcher Art meine Gabe ist, und half mir, sie zum ersten Mal zu lenken.“ Allerdings nicht, weil er mir helfen wollte! In ihrer Aufregung entging Pohawe, wie sich die Miene ihres Sohnes plötzlich verdüsterte. „Dann hast du deinem Freund viel zu verdanken“ stellte sie fest. „So scheint es.“ Nantai verspürte kein Verlangen, sein Zerwürfnis mit Bill Hunter vor ihr auszubreiten. „Du glaubst nicht, wie froh ich bin, dass mein Argwohn gegen Bill Hunter grundlos war“ fuhr seine Mutter ahnungslos fort. „Eine Zeitlang dachte ich nämlich, er stünde den dunklen Schamanen näher als er uns wissen ließ - und nicht nur ich glaubte dies, im Übrigen. Auch dein Vater teilte diese Meinung.“ Wenn du wüsstest, wie Recht ihr damit hattet! „Könnten wir bitte über etwas anderes reden, Mutter?“ bat er. „Wegen deines Streits mit ihm?“ „Ja.“ Pohawe seufzte. „Manchmal wünschte ich, du würdest dich für jemanden öffnen, mein Sohn. Aber seit deiner Rückkehr hältst du deine Seele verschlossener denn je.“ Sie sah ihn aufmerksam an. „Und dies, obwohl ich großen Kummer in dir wahrnehme. Dabei kann reden sehr hilfreich sein. Es erleichtert die Seele und macht den Kopf um vieles klarer.“ Nantai wusste, dass sie Recht hatte - und schwieg dennoch. Überwand sich lediglich, der Mutter zu gestehen, dass auch er Bill Hunter inzwischen misstraute. Pohawe begriff sofort. „War dies der Grund, warum er ging?“ „Ja!“ Plötzlich war sein Zorn wieder da. „Ich sagte ihm auf den Kopf zu, dass ich an seiner Freundschaft zweifle – und daraufhin ging er, ohne den geringsten Versuch, sich zu verteidigen.“ „Du zweifelst an seiner Freundschaft…?“ wiederholte Pohawe verwundert, „obwohl er dir den Zugang zu deiner Gabe ermöglicht hat?“ Aber sie erhielt keine Antwort mehr. Für den Rest des Weges hüllte sich Nantai in trübes Schweigen. Ihre Heimkehr wurde bereits sehnsüchtig erwartet. „Warum kommt ihr so spät?“ begrüßten Nantais Brüder sie vorwurfsvoll. „Wir sind vor Hunger fast gestorben, aber Vater wollte unbedingt mit dem Essen auf euch warten!“ „Ich konnte die beiden nur mit Mühe davon abhalten, über den Braten herzufallen.“ Achak zwinkerte Nantai verschwörerisch zu. „Aber das wirst du sicher verstehen, so unersättlich, wie du selbst in diesem Alter warst!“ Daran erinnerte sich Nantai tatsächlich sehr gut – und musste wider Willen schmunzeln. In den vier Jahren seiner Abwesenheit waren seine Brüder schon fast zu Männern gereift. Nicht mehr lange, und sie würden ihre Kindheit endgültig hinter sich lassen. Nicht mehr lange, dann wiesen die Geistwesen auch ihnen den Weg. Wie er wohl aussah? Anders als der seine, das war gewiss. Bei keinem der beiden hatten sich jemals Fähigkeiten gezeigt, wie er sie besaß. Also würden sie einen anderen Weg gehen als er, vielleicht Krieger werden, Jäger - oder eine Ausbildung in Threetrees beginnen, wie mancher vor ihnen. In Threetrees? …Wieso waren die beiden nicht dort, in der Schule? ...Das Wochenende war doch vorüber. „Müsstet ihr beiden denn nicht in der Schule sein?“ fragte er mit gerunzelter Stirn. „Nantai.“ Der Jüngere sah ihn vorwurfsvoll an. „Wir haben noch eine ganze Woche lang Sommerferien. Hast du das etwa schon vergessen? Oder gibt es in der Stadt gar keine Ferien?“ Auf Nantais Gesicht erschien ein breites Grinsen. Er hatte die Sommerferien tatsächlich vergessen gehabt. Aber diese Blöße wollte er sich nicht geben. „Natürlich gibt es in der Stadt Ferien! Sogar mehr als hier!“ erklärte er entschieden und zeigte den Brüdern in einem Anfall von Übermut die Zunge. Mit der Folge, dass sie sich mit lautem Gebrüll auf ihn stürzten. Sekunden später wälzten sich die drei lachend auf der Erde, und wären um ein Haar ins Feuer gerollt, hätte Pohawe nicht rechtzeitig eingegriffen. „Könntet ihr euch bitte erst nach dem Essen und an anderer Stelle austoben?“ Die energische Stimme der Mutter brachte sie zur Vernunft. Sofort hörten sie auf zu raufen und ließen sich stattdessen den Braten schmecken, der zu Nantais Ehren zubereitet worden war. Nach dem Essen zu träge, um den spielerischen Kampf fortzusetzen, begannen die Brüder, Nantai mit all den Fragen zu löchern, die sie ihm bisher nicht hatten stellen können. „Sind die Häuser in Megalaia wirklich höher als unsere Baumriesen?“ - „Wie viele Menschen leben dort? Mehr als in Threetrees?“ - „Wie schmeckt das Essen in der Stadt?“ - „Stimmt es, dass alle Lebensmittel verpackt sind, dass niemand sein Essen dort selbst anbaut oder jagen geht?“ - „Woher weiß man dann, was man isst?“ - „Was hast du an der Hochschule gelernt?“ - „Kannst du jetzt Auto fahren?“ - „Wie viele Mädchen hast du geküsst?“ Die Fragen nahmen kein Ende, sodass Nantai irgendwann um Gnade bat und lachend erklärte, er brauche eine Pause, ihm schwirre bereits der Kopf. „Du hattest versprochen, mir von deiner Gabe zu erzählen, Nantai!“ reklamierte sein jüngster Bruder. „Das werde ich tun - aber nicht jetzt.“ Nantai wich aus, mit einem Mal unsicher, ob er von seiner neu entdeckten Fähigkeit erzählen sollte. Ein warnender Blick der Mutter bestätigte seine Zweifel. Auch sie schien der Ansicht, er solle diese Neuigkeit vorerst für sich behalten. „Ooch…“ Nur widerstrebend nahm der Bruder hin, dass Nantai ihn noch immer nicht in sein Geheimnis einweihte. Doch als wenig später die Freunde nach ihm riefen, war Nantais Gabe rasch vergessen, und er rannte davon, um mit ihnen Pilze sammeln zu gehen. Wehmütig blickte ihm Nantai hinterher. Auch ihn zog es mit aller Macht in den Wald, und er wäre dem Bruder viel zu gerne gefolgt, um endlich durch den Wald zu streifen. Aber das Verbot der Schamanen hinderte ihn daran - und er war sicher, dass Bill ihn zumindest in diesem Punkt nicht belogen hatte. Obwohl zum Greifen nah, war der Wald für ihn so unerreichbar wie er es in Megalaia gewesen war. Traurig wandte er den Blick von den Bäumen und versuchte, an etwas anderes zu denken. Aber es half nicht. Der Drang in ihm wurde mit jeder Minute stärker. Ihn verlangte so sehr nach der Welt unter den Bäumen, nach all dem Leben dort - er musste ein paar Schritte hineingehen, nur wenige, nur ganz kurz. Nur, um die Kräfte darin endlich wieder zu spüren! Er stand auf. Blieb noch einige Augenblicke lang stehen, und starrte unschlüssig zum Wald hinüber. Dann seufzte er leise - und machte sich in Richtung der Bäume auf. Doch am Waldrand hielt er inne. Er sollte das nicht tun. Aber wenn er nicht weit hineinging…wenige Schritte nur…und stets in der Nähe der Hütten blieb…. Dann ging er kein Risiko ein, selbst bei der Rückkehr der Schamanen nicht...Er würde ihre Nähe spüren...Außerdem würde er hören, wenn man ihn rief. Und dennoch klopfte sein Herz spürbar rascher, als er die Schuhe von den Füßen streifte und in den Schatten der Bäume trat. Die ersten Schritte tat er noch vorsichtig. Ging langsam, schaute sich immer wieder um, als fürchte er, einer der Schamanen würde ihm folgen. Dann wurde er mutiger. Trat einen großen Schritt hinein, und noch einen... Bis er den Zauber des Waldes endlich spürte. Er blieb stehen - und schloss die Augen. Er fühlte den Windhauch sanft über seinen Körper streichen Weiches Moos zwischen den nackten Zehen Er sog den würzigen Duft der Bäume tief in sich hinein Lauschte verzückt dem leisen Rascheln von Blättern im Wind Und dem fröhlichen Gesang eines Vogels Fühlte Leben... Lange Zeit stand er reglos. All dies hatte ihm so sehr gefehlt. Mehr sogar, als er jemals geahnt hatte. Und dann setzte er sich zum zweiten Mal über die Anweisung der Schamanen hinweg. Er wollte nicht ins Dorf zurück, sondern sich ein wenig umschauen – solange er in Rufweite blieb, würde nichts geschehen. Bald stieß er auf eins der Verstecke seiner Kindheit. Gut versteckt hinter dichtem Gebüsch, ein winziges Fleckchen Grün zwischen zwei dicken Felsbrocken, die eine Laune der Natur dorthin geworfen hatte, war es ihm lange Jahre Zuflucht gewesen. Hier hatte er Trost gesucht, wenn Kummer ihn gequält hatte. Auch damals, als er nach Megalaia hätte gehen sollen und sich zwei Tage lang im Wald versteckt hatte. Wie winzig und beengt ihm dieser Ort heute erschien! Für das Kind hatte der Platz zum Schlafen problemlos ausgereicht. Heute würde er sich dafür eng zusammenrollen müssen. Ein wehmütiges Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Leider bin nicht nur ich gewachsen - auch meine Sorgen sind es. Im selben Augenblick hörte er im Dorf jemanden rufen, und zuckte unwillkürlich zusammen. Rief man nach ihm? Waren die Schamanen gekommen? Ich sollte zurückgehen. Aber der Ruf galt einem anderen - und zum dritten Mal an diesem Morgen missachtete er den Befehl der Schamanen. Betrat die Zuflucht seiner Kindheit, hockte sich zwischen den Felsbrocken dort ins Gras, mit dem Rücken an den kühlen Stein gelehnt, und schloss die Augen. Eine Maus raschelte durchs Laub zu seinen Füßen. Irgendwo über ihm im dicht verzweigten Geäst zwitscherte ein Vogel. Dicht an seinem Ohr flog eine dicke Hummel vorbei. Für wenige Sekunden übertönte ihr Summen das fröhliche Zwitschern des Vogels. Nantai lächelte. Wie damals. Doch als er seinen Geist auf eine Reise in die Vergangenheit sandte, geschah, was nicht geschehen durfte. Auf leisen Sohlen schlich die Müdigkeit herbei - und schloss ihn sanft in ihre Arme. Erst das laute Gezänk eines Vogelpärchens im nahen Gebüsch riss ihn abrupt aus seinem Schlummer. Verwirrt blickte er um sich, wusste im ersten Moment nicht mehr, wo er sich befand. Träume ich? Dann hörte er fröhliche Kinderstimmen aus dem Dorf herüberklingen und begriff, dass er nicht träumte. Verflixt! Ich muss eingeschlafen sein. Mit bangem Herzen eilte er zurück. Er hatte den Befehl der Schamanen missachtet! Falls sie zurückgekehrt waren und vergeblich nach ihm gesucht hatten, würde ihn das teuer zu stehen kommen... Doch als er die Siedlung erreichte, waren die dunklen Männer nicht dort. Sein unerlaubter Ausflug in den Wald war folgenlos geblieben. Dieses Mal. Auf ein weiteres Mal würde er es nicht ankommen lassen.

Die Wälder von NanGaia

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