Читать книгу Der Austauschschüler - Sabrina Louisa Nefzger - Страница 10
Оглавление4.Kapitel
Der Alleingang
Rufus stürzte vollkommen verwirrt vom Forum Romanum, um den Mädchen zu entkommen, auch wenn er dabei an seine Freunde dachte und an dass, was sie unternehmen würden, um ihn wiederzufinden. Aber darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Wenn er nicht schnell von der Bildfläche verschwände, würden die anderen anfangen, so viele Fragen zu seiner wahren Herkunft zu stellen. Und dieses Risiko konnte er auf keinen Fall eingehen. Er beschloss, die Uferpromenade am Tiber entlang zu laufen. In seiner Zeit war er gern hier gewesen. Sein Weg führte ihn über eine Brücke und er erkannte die Engelsburg wieder. Geradewegs steuerte er darauf zu. Er sah viele Leute und auch welche, die Tuniken trugen. Interessiert und verwundert blieb er stehen. Einer hatte einen seltsamen schwarzen Kasten auf der Schulter, ein Mann hinter dem Mann mit dem schwarzen Kasten, hatte ein schwarzes Seil in den Händen. Ein dritter Mann hielt einen langen, schwarzen Stab in den Händen, an dessen oberen Ende ein flauschiger, länglicher Gegenstand befestigt war. Eine weitere Person gab Anweisungen und die anderen stellten sich in bestimmten Positionen auf. Dieser Mann musste so etwas, wie ein Centurio sein. Der Centurio wandte sich an einen Mitarbeiter und beauftragte ihn, noch ein paar Statisten aufzutreiben und sie einzukleiden. Der Mitarbeiter ging auf die Schaulustigen zu und fragte, wer noch mitmachen möchte. Der neben Rufus stehende Mann meldete sich, blickte Rufus an und sprach ihn auf Italienisch an. Der Italiener redete weiter auf ihn ein ohne zu merken, dass er nicht verstanden wurde. Rufus konnte nur das Wort denaro heraushören. Die beiden gingen schließlich hinter dem Filmmitarbeiter her und dieser gab ihnen die Kostüme. Rufus folgte dem anderen Mann und verschwand mit ihm hinter einem Wandschirm. Er stellte sich als Paolo vor.
„Rufus Cornelius!“
Die beiden hörten den Centurio rufen und sie beeilten sich nach vorne zu kommen. Der Centurio bellte einige Befehle, Rufus bekam nur ein paar Worte mit, aber Paolo zerrte ihn hinter sich her oder schob ihn in die gewünschte Position.
Rufus fühlte sich in der Tunika wieder viel wohler, als in den modernen Klamotten.
Nach einer halben Stunde, zogen sie sich wieder um und der Filmmitarbeiter drückte allen Statisten ein paar Scheine in die Hand. Rufus starrte verwirrt das Papier an und wusste nicht so recht, was er damit anfangen sollte, bis ihm wieder einfiel, dass Moritz ihm auch einen solchen Schein gegeben und gesagt hatte, er solle gut darauf aufpassen und dass, man sich dafür, wie mit seinen Münzen, etwas kaufen konnte.
Während Rufus so dastand und schließlich das Geld einsteckte, trat Paolo hinter ihn und sagte: „Mi capisce? Germania?“
Paolo kam Rufus ein bisschen verloren vor und beschloss ihn deswegen nach Hause einzuladen. Rufus war Paolo schon im ersten Moment sympathisch.
„Deutsch?“, fragte Rufus.
„Meine Tante Giulia hat Eisdiele in Germania!“, versuchte Paolo ein Gespräch zu beginnen.
„A via aberravi! Verirrt!“, erklärte Rufus.
„Capisco! Komm mit, nach Hause zu mir! Mangiare“, lud Paolo Rufus ein.
„Essen?“
So machten Paolo und Rufus sich auf den Weg zu Paolos Wohnung. Dabei würde es schneller gehen, wenn sie mit der U-Bahn fahren würden. Da Rufus nicht wusste, was eine U-Bahn ist, folgte er Paolo bereitwillig. Als sie an der Haltestelle standen, hatten sie Mühe sich im Gedränge nicht zu verlieren. Schließlich fuhr ein seltsames Gefährt, so etwas Ähnliches, wie das, das seine Freunde „Bus“ genannt hatten, ein. Wie von Geisterhand glitten die Türen auf und jede Menge Leute strömten heraus und wieder hinein. Paolo zog ihn hinter sich her, ebenfalls in dieses Gefährt. Im nächsten Moment schlossen sich die Türen und die U-Bahn fuhr an. Rufus schaute ganz erschrocken, von der Geschwindigkeit, schwindelig. Für ihn war das noch schlimmer, als mit dem Bus zu fahren. Nach einer halben Ewigkeit, wie Rufus es empfand, stiegen sie aus und liefen eine kurze Strecke, bis zu einem großen Haus.
Paolo schloss die Türe auf und sie stiegen die Treppen bis zum Dachgeschoss hinauf. Er ließ Rufus als erstes eintreten und Rufus sah sich neugierig um.
„Gefällt dir mein Atelier?“, fragte Paolo. „Ich bin Maler!“
Rufus nickte und betrachtete fasziniert die Bilder. Paolo verschwand in einem anderen Raum, den man „Küche“ nannte, wie Melanie ihm erklärt hatte.
Nach einer halben Stunde kam Paolo mit zwei Tellern ins Atelier zurück und stellte sie auf den Esstisch. Rufus und er setzten sich und begannen mit dem Essen.
„Delicatum est! Lecker!“, lobte Rufus. „Gratias ago!”
Paolo grinste ihn an.
Die beiden unterhielten sich noch eine Weile über die Kunst und über Rufus‘ Vatikanbesuch. Am Schluss gab Paolo ihm noch eine Adresse mit dem Vermerk: „Hier ist meine Adresse, wenn du noch mal Hilfe brauchst.“
„Four Seasons Hotel zurück? Wie?“, fragte Rufus schließlich.
Paolo erklärte ihm den Weg. „Ich bringe dich zur U-Bahn!“
Als Rufus am Hotel ankam, saßen alle beim Abendessen zusammen. Deswegen ging er die Treppe hinauf und wartete an der Zimmertür von Moritz und Christoph. Er musste nicht lange warten bis er die Stimmen seiner Freunde hörte. Er sprang auf und begrüßte seine überraschten Freunde überschwänglich. Als sie im Zimmer waren, berichtete Rufus seine Erlebnisse, so verständlich, wie es ging. An manchen Stellen mussten die Freunde fast lachen.
„Wir müssen unsere Sachen packen, morgen reisen wir ja nach Venedig weiter! Und wir wissen auch noch nicht, was wir mit dir machen sollen, Rufus!“, sagte Melanie.
„Da wir ja mit der Bahn fahren, können wir dich, Rufus, in einem anderen Abteil mitfahren lassen! Damit niemandem auffällt, dass du noch bei uns bist!“, erklärte Christoph.
„Gute Idee!“
„Wie viel Geld hast du denn bekommen? Zeig mal her!“, meinte Moritz.
Rufus zog die Scheine aus der Hosentasche und reichte sie Moritz weiter. „30 Euro!“
„Wie viel habt ihr noch übrig? Ich schätze mal eine Bahnfahrkarte kostet ungefähr 70 Euro“, sagte Christoph.
Jeder kramte in seiner Tasche und sie bekamen den Fahrpreis zusammen. Chiara hatte sich bereiterklärt, Rufus‘ Kleidung per Hand zu waschen und schließlich packte sie die Tunika in eine Tüte. Sie hatten vor, ihm beim Frühstück einige Sachen in Chiaras Lunchbox zu tun.