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Sechstes Kapitel

Im Schlafzimmer sank Devon schluchzend in die Kissen zurück. Sie war wütend und fühlte sich gleichzeitig so kläglich wie noch nie zuvor in ihrem Leben.

Ein kalter Schmerz machte sich in ihrem Herzen breit. Ihre Mutter wäre entsetzt darüber gewesen, dass Devon überhaupt einen Dolch besaß. Einst hatte sie ihrer Mama versprochen, niemals zu stehlen, zu betteln oder ihren Körper zu verkaufen.

Stattdessen hatte sie einen Mann getötet!

Schuldgefühle stiegen in ihr empor. Vor allen Dingen hatte sie aus St. Giles zu entfliehen versucht! Ach, doch zu welchem Preis?

Sebastian Sterling war überzeugt, dass sie eine Diebin war. Eine Diebin!

Niemals wäre Devon auch nur auf den Gedanken gekommen zu stehlen. Nie!

Zumindest nie wieder.

Denn sie hatte einmal in ihrem Leben gestohlen: süßes Gebäck aus einer Konditorei. Es hatte so verlockend ausgesehen, angerichtet auf einer hübschen, weißen, mit blauen und gelben Blumen verzierten Servierplatte. Der Ladenbesitzer hatte ihr den Rücken zugekehrt, und Devon wusste, dass er sie nicht sehen konnte. Ohne weiter nachzudenken griff sie zu und rannte nach Hause, so schnell sie ihre Beine trugen.

In der Dachkammer war sie atemlos auf dem Fußboden zusammengesunken. Sie entsann sich noch genau, wie sie das Naschwerk in den Mund gesteckt hatte. Es hatte unglaublich geschmeckt. Eine derart köstliche Leckerei hatte sie noch nie zuvor gegessen.

Devon hätte es besser wissen müssen, zumal sie nicht einmal besonders hungrig gewesen war ...

Ihre Mutter hatte sie ertappt. »Du hast gestohlen!«

Das Gebäck in ihrem Mund wurde zu Sand, und sie hatte Schwierigkeiten, es überhaupt hinunterzuschlucken.

Eine Entgegnung war überflüssig.

»Du darfst nicht stehlen, Devon St. James. Wir mögen unter schlechten Menschen leben, aber wir gehören nicht zu ihnen.« So erbost hatte Devon ihre Mutter noch nie gesehen.

Bis zum heutigen Tag erinnerte Devon sich daran, wie sie sich gefühlt hatte. So schuldig. So habgierig.

Später hatten sie beide geweint ... Es war das erste Mal gewesen, dass sie ihre Mutter zum Weinen gebracht hatte.

Und nun war Devon wieder den Tränen nahe, doch sie blinzelte sie fort. Sie durfte nicht weinen. Freddie war tot, und sie konnte nichts mehr rückgängig machen.

In diesem Haus wollte sie jedoch nicht bleiben. Seinem Haus! Nicht, wenn er sie nicht hier haben wollte. Sobald sie die Halskette zurückhatte, würde sie gehen.

Ihr Blick streifte die Tür. Entschlossen schob sie die Decke beiseite und setzte sich auf die Bettkante. Der Raum drehte sich, und ihr wurde schwindlig. Eine zitternde Hand an die Stirn gepresst, hielt sie einen Moment inne. Sie wünschte sich nichts sehnsüchtiger, als wieder zurück in die einladende Wärme dieses weichen, wundervoll breiten Bettes zu kriechen. Es war ein solch schönes Zimmer ... Voller Sehnsucht fragte sie sich, wie es sich anfühlen mochte, in diesem Reichtum zu leben, und stets so angenehme Kleidung wie dieses Nachthemd zu tragen. Der prächtige Holzboden glänzte derart, dass sie sich bestimmt darin spiegeln könnte. Die goldgelben Vorhänge und die fröhlich gemusterte Überdecke des Bettes gaben ihr das Gefühl, als befände sie sich inmitten eines Sonnenstrahls.

Aber er wollte sie nicht hier haben.

Just in diesem Augenblick erspähte sie ihre Haube auf dem Stuhl. Was war es, das er gesagt hatte?

Sie halten Ausschau nach einer Frau in anderen Umständen, die einen Umhang und eine lächerliche Haube trägt.

Ihre Haube war ganz gewiss nicht lächerlich, dachte sie wutentbrannt. Sie war das schönste Kleidungsstück, das sie besaß! Mama hatte immer beklagt, dass sie ihr keine Haube hatte kaufen können. Lebhaft entsann sich Devon des Tages, an dem sie sie auf der Straße gefunden hatte, kurz bevor sie im Crow’s Nest zu arbeiten begonnen hatte. Sie war verzückt gewesen, noch nie hatte sie eine derart feine Kopfbedeckung besessen. Es machte nichts, dass das Kleidungsstück fleckig und beschädigt war, oder dass die gelben, seidigen Federn und der dazu passende Besatz nicht mehr stolz aufrecht standen. Devon hatte sich eine hübsche, junge Dame vorgestellt, die ihren Sonnenschirm herumwirbelte und an einem wolkenlosen Tag im Hyde Park spazieren ging. Sie hatte sich sogar ausgemalt, dass sie diese junge Frau war. Und nun gehörte dieser unbezahlbare Fund ihr.

Mit zusammengebissenen Zähnen glitt Devon vom Bett auf den Boden. Ein stechender Schmerz durchfuhr sie. Sie kämpfte verzweifelt dagegen an und stand für einen Moment wackelig da, doch dann bemerkte sie, wie sie ihre Kräfte verließen. Die Knie wurden ihr weich, und die Last ihres Körpers schmerzte. Sie fühlte sich wie eine alte Frau und sah höchstwahrscheinlich auch wie eine aus.

Da öffnete sich auf einmal die Tür.

»Verdammt«, fluchte eine Stimme. »Was zum Teufel glaubt Ihr, was Ihr da macht?«

Sie sah ihm direkt in die Augen.

»Ich dachte, das sei offensichtlich. Ich gehe fort. Außerdem glaubte ich, dass Ihr keine Gossensprache in Eurem Haus duldet. Anscheinend gilt dies jedoch nicht für den Hausherren, nicht wahr, Lord Mistkerl?«

Sebastian überging die spöttische Bemerkung. In ihrer schäbigen, albernen Haube sah sie lächerlich aus. Er verschränkte die Arme über der Brust und betrachtete sie eingehend. »Und wie wollt Ihr das anstellen?«

»Wie Ihr seht, werde ich zu Fuß gehen.« Trotzig zog sie an den Schleifen ihrer Haube. »Und Ihr werdet mich nicht daran hindern können.«

»Ihr habt das Haus nicht zu Fuß betreten und werdet es jetzt genauso wenig auf diese Weise verlassen.« Vor Schmerzen gekrümmt schwankte sie, als sei sie angetrunken – es sah aus, als würde sie jeden Moment umfallen.

Ihre Augen hingegen loderten aufrührerisch. Justin hatte Recht, dachte der Marquess, sie war kratzbürstig und eigensinnig.

»Was beabsichtigt Ihr anzuziehen?«, wollte er wissen.

»Ich fürchte, ich werde mir dieses Nachhemd noch ein wenig länger ausleihen müssen. Aber Ihr braucht Euch nicht zu sorgen, ich werde es Eurer Schwester zurückbringen. Wer weiß, vielleicht findet sie ja an meiner Kleidung Gefallen, da ich nun auf ihre angewiesen bin.«

Da war sie wieder, die anmaßende, feine Dame! Eine Rolle, die ihr nicht schwer fiel, da das junge Ding die Nase von Natur aus hoch zu tragen schien.

»Das glaube ich kaum.« Er ließ seinen Blick über sie gleiten. »So praktisch meine Schwester Julianna auch veranlagt sein mag, ist sie doch sehr wählerisch, wenn es um ihre Garderobe geht. Aber vielleicht war es gut, dass Tansy Euren Umhang und Euer Kleid geflickt und Eure Schuhe geputzt hat. Obwohl ich zugeben muss, dass ich nicht verstehe, warum sie sich diese Umstände gemacht hat.«

»Bitte dankt ihr dafür in meinem Namen. Doch wo sind meine Sachen?«

Sebastian deutete auf eine hohe Kommode. Er durchquerte den Raum, um sie zu öffnen. »Kommt und holt sie Euch, wenn Ihr wollt.«

Der Blick, den Devon ihm zuwarf, war vernichtend. Erst machte sie einen Schritt, dann einen weiteren. Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte sie aufrecht zu stehen, doch es gelang ihr nicht. Das Nachtgewand verrutschte, und Sebastian konnte nicht umhin, die Wölbung ihrer wohlgeformten Brust zu begutachten, die nun freigelegt war.

Sie ertappte ihn dabei.

»Aufgeblasener, blaublütiger Bastard!« Ihre Beleidigung zeigte deutlich, dass ihre Wurzeln in St. Giles lagen. Sie ballte eine Faust und zielte auf sein Kinn.

Es war ein kläglicher Versuch. Sie fiel geradewegs in seine Arme, ohne dass er sich auch nur einen Zoll bewegen musste.

»Lasst mich gehen! Ihr wollt mich nicht hier haben.«

Erschöpft lehnte sie sich an ihn und blitzte ihn finster durch den gold leuchtenden Schleier ihrer Haare an, der sich über ihre Schultern ... und seine Ärmel ergoss. Eine äußerst ungewöhnliche Farbe, dachte er, als sei ihr Haar in den funkelnden Strahlen des letzten Tageslichts getränkt, dazu war es dicht und lockig und glänzend.

»Meine liebe, junge Dame, Ihr seid verletzt«, seufzte Sebastian. »Muss ich Euch daran erinnern, dass Ihr Euch in meiner Obhut befindet?«

»Eurer Obhut? Weshalb Ihr Euch überhaupt um mich kümmert, weiß ich nicht, da Ihr doch Eure Gefühle mir gegenüber klar und deutlich gemacht habt. Außerdem mag ich es nicht, wie Ihr mich anseht!«

»Wie bitte?« Sebastian war erstaunt.

»Ihr betrachtet mich auf genau dieselbe Art wie die Männer im Crow’s Nest. Aber ich bin keine Dirne!«

Noch nie zuvor hatte der Marquess solch einen Sturm der Entrüstung erlebt.

»Wenn Ihr mich also anseht, Sir, so seht mir in die Augen!«

Sir. Eine deutliche Verbesserung zu ›blaublütigem Bastard‹ oder ›Mistkerl‹. Anscheinend gewann er in ihren Augen an Ansehen.

Diesmal war er darauf bedacht, ihr in die Augen zu sehen, die ebenso auffallend und ungewöhnlich waren wie ihr Haar. Auch sie schimmerten golden, und sie waren von langen, dunklen Wimpern umrahmt.

»Ihr habt völlig Recht, das war nicht sehr höflich von mir«, entschuldigte er sich schnell.

»Ich bin froh, dass Ihr es wenigstens bemerkt habt.« Sie legte den Kopf zurück, um ihn anzusehen, wobei ihr die Haube zu Boden fiel.

»Meine Haube!«, rief sie. »Oh, bitte, ich muss sie haben!«

»Sie ist so erbärmlich«, sagte Sebastian, ohne nachzudenken.

Devon stieß einen spitzen Schrei aus. »Sie ist nicht erbärmlich! Sie ist wunderschön und gehört mir. Wie auch die Halskette, und sobald ich sie zurückhabe, werde ich mich auf den Weg machen.«

Ihre Lippen bebten, und ihre Augen glänzten verdächtig. Bitte, flehte er innerlich, keine Tränen.

Ein ersticktes Schluchzen ... und etwas in seinem Innersten zog sich zusammen. Verdammt, aber er hätte es wissen müssen. Wenn er nicht schnell reagierte, würde sie in Tränen zerfließen. Noch während ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging, versuchte sie sich an ihm vorbeizudrängen, um ihre Haube zurückzuholen. Er hielt sie nun fester, in einem Griff, der gleichzeitig sanft und unnachgiebig war.

»Ihr könnt nicht gehen«, ermahnte er sie. »Was ist mit dem Wachtmeister?«

»Zum Teufel mit dem Wachtmeister!«

Falls sie bleiben sollte, musste unbedingt an ihrer Ausdrucksweise gearbeitet werden.

»Und was ist mit Harry?«

»Harry?«, flüsterte sie ängstlich.

»Ja.«

»Glaubt Ihr, dass er nach mir suchen wird?« Der Tonfall zeigte ihre angespannte Unruhe.

»Ich weiß es nicht.« Das war die Wahrheit. »Hier wird er Euch aber nicht aufspüren. Niemals würde er Euch in dieser Gegend vermuten. Mayfair könnte ebenso gut Welten entfernt sein.«

Ihre Augen hafteten an seinen. »Ihr werdet nicht zulassen, dass er mich findet?«

»Auf gar keinen Fall.«

Devons Kräfte gaben nach. Außerstande, sich noch länger auf den Beinen zu halten, sank sie in seine Arme. Dieses Mal gab es keinen Gefühlsausbruch, als er sie zärtlich auffing. Er war beinahe am Bett angelangt, als sie ihn eindringlich anflehte, »Wartet! Meine Haube ... holt Ihr sie, bitte?«

Bereitwillig ging er den Weg zurück, ohne sie abzusetzen. Sie schmiegte sich an seinen Hals, als er sich bückte, um das Kleidungsstück aufzuheben. Vorsichtig legte er Devon auf das Bett und reichte ihr die Haube.

Sie verlor keine Zeit und setzte sie sich umständlich wieder auf.

Sebastian bemerkte, dass sie sich Tränen aus den Augen wischte. Im Nachhinein konnte er beim besten Willen nicht sagen, was über ihn gekommen war. Das Nächste, woran er sich erinnerte, war, dass er auf ihrer Bettkante saß.

»Ihr müsst Euch ausruhen und still liegen, Devon.« Ihre Augen waren halb geschlossen. Beim Klang seiner Stimme öffneten sie sich jedoch. »Ich kann mich nicht entsinnen, Euch die Erlaubnis erteilt zu haben, mich mit meinem Vornamen anzusprechen«, sagte sie stirnrunzelnd.

Eine Aussage von außergewöhnlicher Überheblichkeit, wenn man bedachte, dass sie gerade noch in seinen Armen gelegen hatte und sich nun in seinem Bett befand. Nun gut, nicht wirklich in seinem Bett, aber immerhin war es sein Haus.

Der Anflug eines Lächelns umspielte seine Mundwinkel. Allerdings drängte er seine Belustigung zurück, damit er ihr keinen weiteren Grund zur Empörung bot. »Darf ich?«, wollte Sebastian betont ernst wissen.

»Was dürft Ihr?«

Sie war erschöpft, das erkannte er an den Schatten, die ihre Augen umgaben.

»Darf ich Euch Devon nennen?«

»Vermutlich dürft Ihr das.« Sie beäugte ihn. »Wie soll ich Euch dann ansprechen?«

»Auf jeden Fall nicht Lord Mistkerl.«

Ein leises Lächeln stahl sich in ihr Antlitz. »Ihr bevorzugt also Lord Bastard?«

»Devon!« Er zog eine Braue hoch. »Ich nehme an, dass wir gerade erst Waffenstillstand geschlossen haben. Lasst ihn uns nicht aufs Spiel setzen. Sebastian reicht voll und ganz.«

Ihre Augen trafen sich. Unvermittelt wich das Lächeln aus ihrem Gesicht, und sie wandte den Kopf ab. »Ich wollte nicht wirklich fortgehen«, vertraute sie sich ihm kleinlaut an.

»Wolltet Ihr nicht?«

»Nein. Ihr saht nur so schrecklich streng aus.«

Wie schmeichelhaft, dachte er. Hielt sie ihn etwa für ein Ungeheuer? »Ja, ich weiß«, murmelte er. »Justin ist der Hübsche, nicht ich.«

Nachdenklich betrachtete sie ihn. »Was meint Ihr damit?«

»Meine Liebe, Ihr habt gerade gesagt, dass ich schrecklich aussehe.«

Sie war verwirrt. »Schrecklich streng, nicht schrecklich.«

Sie betonte es so entschieden, dass es Sebastian fast den Atem verschlug. Dann entsann er sich der Nacht, als er sie gefunden hatte. Gut aussehend hatte sie ihn genannt. Ihn. Er sagte nichts, sondern saß einen Augenblick einfach nur da, ein eigenartiges Gefühl in der Brust. Bald schon konnte sie ihre Augen nicht mehr offen halten. Jäh begann sie zu zittern.

Sebastian lehnte sich nach vorn und musste ein überraschend eindringliches Verlangen unterdrücken, um nicht eine eigenwillige Locke aus ihrem Gesicht zu streichen. »Was ist los?«, erkundigte er sich sanft.

»Ich erinnere mich daran, auf der Straße gelegen zu haben, in der Kälte.« Ihre Stimme wurde zu einem Flüstern. »So möchte ich nie wieder aufwachen.«

Plötzlich lagen ihre Hände in den seinen. Nicht weich, fein und behandschuht wie die einer Lady, sondern rau und trocken. Und doch so klein und zierlich.

»Das werdet Ihr nicht«, sagte er ruhig. »Legt Euch nun zurück und schlaft, Devon.«

»Ich glaube nicht, dass ich das kann. Ich ...«, sie zögerte,» ... ich habe Angst.«

»Wovor?«

»Dass alles fort sein wird, wenn ich aufwache. Dass Ihr nicht mehr da sein werdet.«

Ohne die Gründe näher erklären zu können, spürte er ein eigenartiges Glücksgefühl in sich aufsteigen.

»Oder Euer Bruder Justin.«

Justin, erkannte er trocken. Natürlich.

Der Druck auf ihre Finger wurde stärker. »Ich verspreche, dass alles hier sein wird, wenn ihr wieder erwacht.«

Ihre Lider wurden schwer, sie war im Begriff einzuschlafen. Ein zartes Seufzen entwich ihrem süßen Mund. »Dieser Raum ... er ist so wundervoll. Wirklich, das ist er. Oh, Sebastian, ich ... ich wünschte, ich könnte für immer hier bleiben.«

Sebastians Herz setzte einen Schlag aus. Sie hatte nicht wegen Harry geweint, sondern wegen dieser erbärmlichen Haube. Er hätte über das jämmerliche Bild gelacht, das sie abgab, mit ihrer zerschlissenen Haube, die ihr schief in die Stirn hing, wenn das Ganze nicht gleichzeitig so traurig gewesen wäre. Sie sah derart ergreifend und Mitleid erregend aus. Obschon sie schwach wie ein kleines Kätzchen war, hatte sie versucht, gegen ihn anzukämpfen – es war nicht nur ein Wortgefecht gewesen, sondern ein Kampf im wahrsten Sinne des Wortes! Er unterdrückte ein Schmunzeln, als er daran dachte, wie sie ihm einen Kinnhaken versetzen wollte. Außer Julianna war er bisher keiner Frau begegnet, die so viel Mut besaß. Dennoch war diese aufsässige Miss Devon St. James so zerbrechlich, dass er sich kaum traute, sie zu berühren.

Andererseits konnte er damit jedoch auch nicht aufhören.

Sie bewegte sich leicht und murmelte im Schlaf.

Langsam fuhr er mit der Spitze eines Fingers die zierliche Kurve ihrer Nase nach, die köstliche Fülle ihrer Lippen und das wohl geformte, zarte Kinn. »Schsch«, flüsterte er. Eine seltsame Empfindung machte sich in seinem Magen breit, und er musste tief Luft holen. Großer Gott, sie war wunderschön, ihr anmutiger und makelloser Teint, die perfekt geschwungenen Lippen, die Haut so weich und perlmuttfarben.

Schnell zog er seine Hand zurück.

Erpressung, entschied er düster. Emotionale Erpressung eines heimatlosen Mädchens und des Schurken eines Bruders. Er wusste nicht, wie oder warum es passiert war, doch er war verzaubert. Zumindest entwaffnet.

Er konnte sie nicht hinauswerfen. Selbst wenn er wollte.

Selbst wenn sie das gesamte Silber stehlen sollte.

Verlockende Versuchung

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