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Zweites Kapitel

Zum Teufel mit der törichten Art seines Bruders!

Die eindrucksvolle Kutsche der Familie Sterling bog in aller Eile in die St. Martin’s Lane ein. Den wenigen Beobachtern, die zu dieser späten Stunde auf der Straße unterwegs waren, erschien das prunkvolle Gefährt aus schimmerndem Schwarz und funkelndem Silber in den schmutzigen Straßen von St. Giles fehl am Platz. In der Kutsche musste Sebastian Sterling sich zurückhalten, um nicht die Beherrschung zu verlieren.

Wahrlich, er hatte einen sehr angenehmen Abend auf der Dinnerparty der Farthingales verlebt – eine sehr lebhafte Feier, das musste er sich eingestehen, die weit bis nach Mitternacht angedauert hatte. Justin war ebenfalls eingeladen gewesen, hatte es jedoch vorgezogen, nicht zu erscheinen. Als Sebastian sein Stadthaus verlassen wollte, hatte ihn Stokes, der Butler, darüber in Kenntnis gesetzt, dass Justin den Abend beim Glücksspiel verbringen wolle.

Deshalb war Sebastian nach Ende der Dinnerparty ins White gefahren. Obwohl Sebastian und Justin unter demselben Dach wohnten, begegneten sie sich in letzter Zeit nur, wenn der Zufall es wollte. Seitdem Julianna auf Reisen war, waren die beiden abgesehen von der Dienerschaft allein im Haus. Außerdem hielt es Sebastian für seine Pflicht, Justin von seinen Plänen in Kenntnis zu setzen, bevor dieser in der morgigen Klatschpresse darüber lesen würde.

Doch sein jüngerer Bruder war nicht im White. Allerdings fand Sebastian dessen Freund Gideon dort vor. Und Gideon, der wie immer zu viel getrunken hatte, klärte ihn darüber auf, dass er Justin eben noch gesehen hatte ...

In einer Spielhölle in St. Giles.

Dies erklärte das halsbrecherische Tempo der Kutsche.

Sebastian konnte hören, wie Jimmy, der Kutscher, die Pferde antrieb. Was für einen leichtsinnigen Bruder er hatte!, kam ihm wieder einmal in den Sinn. Es gab Zeiten, da hatte Sebastian das Gefühl, Justin würde sich für nichts und niemanden interessieren. Was um alles in der Welt dachte er sich dabei, eine solche Spelunke aufzusuchen? Aber so war sein Bruder nun einmal, dachte der Marquess wütend. Justin trachtete in seinem Leben nach drei Dingen – Glücksspiel, Frauen und Alkohol. Was Gideon betraf ... nun ja, sie waren beide Lebemänner, und Sebastian wusste nicht genau, welcher von ihnen der größere Wüstling war!

Unter anderen Umständen hätte Sebastian niemals gewagt, sich mitten ins Herz von St. Giles zu begeben, der Geißel der Menschheit voller Taschendiebe, Betrüger ... und Schlimmerem. Es schien, als könne man heutzutage keine Londoner Straße hinabspazieren, ohne Gefahr zu laufen, ausgeraubt zu werden. In einer Gegend wie dieser setzte man jedoch nicht nur seine Geldbörse aufs Spiel, sondern sein Leben ...

Sebastians Gesichtszüge verdüsterten sich. Es war kein Zufall, dass er Thurston Hall dem staubigen London vorzog.

Die Kutsche machte eine scharfe Biegung, und Sebastian musste sich in die Kurve legen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Im nächsten Augenblick machte der Wagen einen Bogen und kam plötzlich zum Stillstand. Sebastian wurde so hart gegen den Sitz zurückgeworfen, dass er sich beinahe den Kopf verletzt hätte.

Er strich sich die Kleider zurecht und stieß die Tür auf. »Sind wir schon da, Jimmy?«

Jimmy hatte den Kutschbock nicht verlassen. »Nein, Mylord.« Er schüttelte den Kopf.

»Dann fahren Sie doch weiter, Mann!« Sebastian konnte seine Ungeduld nicht verbergen.

Jimmy zeigte mit dem Finger auf die Straße. »Mylord, dort liegt jemand!«

Zweifelsohne hatte dieser jemand zu viel getrunken. Sebastian wollte seinem Fahrer schon anweisen, weiter zu fahren.

Doch etwas ließ ihn zögern. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Vielleicht hatte es damit zu tun, wie der Körper auf dem unebenen Boden ausgestreckt lag, oder dass sich unter den Falten des weiten Umhangs eine ungewöhnlich zierliche Gestalt erahnen ließ. Seine Stiefel hallten auf dem Pflaster wider, als er mit einem Satz aus der Kutsche sprang und entschlossen voranschritt. Jimmy blieb auf seinem Platz sitzen und blickte ängstlich um sich, da er fürchtete, sie könnten jeden Moment von Dieben überfallen werden.

Wobei dies gut möglich wäre, räumte Sebastian ein.

Er beugte sich über den Körper, während sich seine Gedanken überschlugen. Sie war verdreckt und ungepflegt. Eine Hure, die zu viel getrunken hatte? Oder aber eine Falle, um ihn anzulocken, so dass sie ihn um seine Börse erleichtern konnte?

Vorsichtig berührte er sie, zog dann jedoch schnell seine Hand zurück. Verflixt. Er hatte seine Handschuhe auf der Bank in der Kutsche gelassen. Na ja, jetzt war es sowieso schon zu spät.

»Mistress!«, rief er laut. »Mistress, wacht auf!«

Die Gestalt regte sich nicht.

Eine seltsame Empfindung überkam ihn, und das ursprüngliche Misstrauen war wie weggeblasen. Sein Blick glitt hinab zu seiner Hand, und er bemerkte, dass seine Fingerspitzen feucht waren, jedoch nicht vom Regen. Die Flüssigkeit war dunkel, klebrig und dickflüssig.

Sebastian atmete tief durch. »Oh Gott!«, fluchte er. Ohne darüber nachzudenken, drehte er die Frau vorsichtig auf den Rücken, um sie besser sehen zu können. »Mistress«, rief er eindringlich, »könnt Ihr mich hören?«

Sie bewegte sich ein wenig und stöhnte, als sie versuchte, den Kopf zu heben. Sebastians Herz machte einen Sprung. Sie war schwach, aber am Leben!

Aufgrund der Dunkelheit und der lächerlich großen Kopfbedeckung, bei der es sich wohl um eine Haube handeln sollte, konnte er nicht viel von ihrem Gesicht erkennen. Trotz allem konnte er den genauen Moment bestimmen, in dem sie ihr Bewusstsein wiedererlangte, denn als sie die Augen öffnete und ihn über sich gebeugt sah, fuhr sie erschrocken zusammen. »Nicht bewegen«, sagte Sebastian schnell und fügte hinzu: »Ihr braucht keine Angst zu haben.«

Die Lippen der jungen Frau öffneten sich, und sie musterte seine Gesichtszüge eingehend. Dann schüttelte sie schwach den Kopf. »Ihr habt Euch verfahren«, flüsterte sie traurig. »Nicht wahr?«

Sebastian blinzelte. Er wusste nicht genau, was er von ihr erwartet hatte – sicherlich jedoch nicht dies.

»Ich habe mich selbstverständlich nicht verfahren.«

»Dann muss ich träumen.« Zu seinem großen Erstaunen hob sie die zierliche Hand und berührte seine Lippen. »Kein Mann auf der Welt sieht so gut aus wie Ihr.«

Ein ungewolltes Lächeln erhellte seine Züge. »Ihr seid nie meinem Bruder begegnet ...«, setzte Sebastian an. Er konnte den Satz jedoch nicht beenden. Sofort schlossen sich die Augen des Mädchens. Sebastian legte die Hand unter ihren Kopf, bevor dieser auf den harten Stein auftreffen konnte. Im nächsten Moment sprang er auf und wirbelte herum, das Mädchen in seinen Armen.

»Jimmy!«, brüllte er.

Doch Jimmy war ihm bereits zuvorgekommen. »Zur Stelle, Mylord.« Die Treppe war ausgeklappt und die Kutschentür weit aufgerissen.

Sebastian kletterte hinein und legte das Mädchen auf die Sitzbank. Jimmy blickte ins Kutscheninnere. »Wohin, Mylord?«

Sebastian musterte die reglose Gestalt des Mädchens. Herrgott, sie benötigte einen Arzt. Er dachte an Dr. Winslow, den Hausarzt, entsann sich jedoch, dass Winslow sich letztes Jahr zur Ruhe gesetzt hatte und aufs Land gezogen war. Und er hatte kaum die Zeit, die Stadt nach einem Arzt abzusuchen ...

»Nach Hause«, befahl er ärgerlich. »Und Beeilung, Jimmy.«

Es war nicht Stokes, der die Tür zu Sebastians modernem Stadthaus öffnete, sondern Justin. »So, so«, meinte Justin süffisant. »Hier ist aber noch jemand spät ...« Er stockte, als er seinen Bruder sah, in dessen Armen eine Frau lag; jedoch nicht die Sorte, die Sebastian für gewöhnlich bevorzugte. Nicht einmal die Kategorie Frau, die Justin reizte.

Der nasse, bauschende Umhang der Unbekannten hinterließ kleine Pfützen auf dem frisch polierten Fußboden. Ihr Kopf lehnte schlaff an Sebastians breiter Schulter, das Gesicht hatte sie in seinem Mantel vergraben.

Justin sah seinen Bruder ungläubig an. »Sebastian. Was zum Teufel ...«

»Sie ist verletzt, Justin. Sie blutet.«

»Großer Gott! Angeschossen?«

»Ich weiß es nicht.« Sebastians Ton war schroff und abweisend. »Wir müssen sie hinauftragen. Ins gelbe Zimmer.«

Gleichzeitig erreichten sie den Treppenabsatz und gingen durch den Korridor, ihre langbeinigen Schritte in völligem Gleichklang.

»Was zum Teufel ist passiert?«

»Ich fand sie bewusstlos in den Straßen von St. Giles. Jimmy hätte sie beinahe überfahren.«

»St. Giles! Du?« Justin riss die Schlafzimmertür auf.

Sebastian strafte ihn mit einem strengen Blick, als er an seinem jüngeren Bruder vorbeiglitt. »Ja.«

Zu diesem Zeitpunkt erschien auch der Butler, etwas verwirrt und immer noch in seinem Nachtgewand. »Mylord, darf ich Euch behilflich sein?«

»Heißes Wasser und saubere Leinentücher«, befahl Sebastian. »Und bitte umgehend, Stokes!«

Er legte seine Last auf das Bett und betrachtete die junge Frau nun etwas genauer. Sie zitterte am ganzen Körper, war durchnässt und weiß wie Schnee. Lange hatten sie nicht benötigt, um sein Stadthaus zu erreichen – kaum eine Viertelstunde –, aber die verletzte Frau hatte sich seitdem nicht mehr bewegt, was ihn sehr beunruhigte.

Vor allem, seit er wusste, dass sie ein Kind unter dem Herzen trug.

»Wir müssen herausfinden, wo sie verletzt ist.« Er riss ihr die alberne Haube vom Kopf. Ein Meer aus goldenem, welligem Haar ergoss sich über das Kopfkissen und seine Finger.

Sebastian strich ihr das Haar aus dem Gesicht und beugte sich über sie. Widerwillig rümpfte er seine vornehm geschnittene Nase, während er sich an den durchnässten, verknoteten Bändern ihres Umhangs zu schaffen machte. Das abgetragene und schmuddelige Kleid war von derselben schmutzigen Farbe wie die Themse. »Herrgott, woher kommt dieser Gestank?« Seine Nase kräuselte sich. »Sie riecht nach altem Fisch und Rauch ...«

»Hm«, stimmte Justin ihm zu. »Und abgestandenem Ale und Fett. Eine betörende Mischung, nicht wahr?«

Sebastian verfluchte die Ungeschicklichkeit seiner großen Hände. Endlich hatte er die Schnüre geöffnet, zog den Umhang behutsam unter ihr hervor und warf ihn zu Boden.

»Sei vorsichtig«, warnte ihn Justin. »Sie scheint in einem heiklen Zustand zu sein.«

»Ja.« Sebastians Blick wanderte über ihren Körper. Nach der außerordentlichen Rundung ihres Bauches zu schließen, musste sie kurz vor der Niederkunft sein. Er runzelte die Stirn. Trotzdem hatte sie etwas äußerst Seltsames an sich ... Jetzt, ohne Umhang, kam ihm der Bauch etwas ... unproportional vor.

Ein Verdacht stieg in ihm auf. Und tatsächlich, der Bauch fühlte sich ebenso weich an, wie er aussah. Seine Hände griffen unter ihr verschlissenes Kleid.

Justin stand direkt hinter ihm und sah zu, wie sein Bruder eine zusammengeknotete Schnur auf den nassen Umhang warf, der auf dem elegant gemusterten Aubussonteppich lag. Kurz darauf folgte ein Kissen.

»Großer Gott!« Justin klang zutiefst schockiert. »Sie ist nicht ...«

»Anscheinend nicht.«

Es entstand eine schweigsame Pause, bevor Sebastian erneut die Stimme seines Bruders vernahm. »Warum zum Teufel sollte eine Frau vorgeben, in anderen Umständen zu sein?«

Sebastian war empört. »Eine List. Ich wette, dass die Schnur und das Kissen ihr Diebesgut verbergen sollen.«

»Ihr Diebesgut«, wiederholte Justin.

»Sie ist eine Diebin, Justin.«

»Aber sie hat nichts versteckt!«

»Nicht?« Er erspähte etwas in einer ihrer Hände, das sie fest umklammert hielt, und versuchte den Griff zu lockern.

Ihre Finger verkrampften sich. »Meines«, flüsterte sie. »Meines!«

Als er weiterzerrte, legte er eine Halskette frei. Er warf nur einen kurzen Blick darauf, dann ließ er sie in seine Tasche gleiten. »Großer Gott«, fluchte er, »ich habe eine Diebin in mein Haus gebracht!«

»Komm schon«, entgegnete Justin. »Du konntest sie kaum auf der Straße liegen lassen. Sie hätte niedergetrampelt werden können. Wenn es dir ein Trost ist, ich hätte an deiner Stelle genau das Gleiche getan.«

»Seit wann verfügst du über ein Gewissen?«

»Wer weiß? Vielleicht werde ich sogar in deine Fußstapfen treten und ein ehrbares Leben führen – obwohl ich mir nichts Langweiligeres vorstellen kann!«

Alle, die mit den ungleichen Brüdern näher bekannt waren, wussten von deren scherzhaftem Umgang miteinander.

In der Zwischenzeit war Sebastian damit beschäftigt, die Verletzte aus ihrem Kleid zu schälen.

Als es bei den übrigen Kleidungsstücken auf dem Teppich lag, zog Justin tief die Luft ein. »Sieh doch nur. Sie ist nicht angeschossen, sondern niedergestochen worden.«

Sebastians Blick heftete sich auf eine ausgefranste Einstichstelle an der rechten Seite ihres schmalen Körpers. Wenn sie Glück hatte, war die Klinge an einer der Rippen abgeglitten. Dann wäre die Verletzung nicht tödlich, und die Blutung würde bald aufhören.

Stokes hatte unbemerkt ein Tablett mit Leinentüchern und Wasser neben das Bett gestellt. Sebastian griff nach einem Stoffballen und drückte ihn auf die Wunde, während er mit der anderen Hand die Schulter der Verletzten hielt. Doch schon kurze Zeit später begann ein verräterisches Purpurrot durch das Leinen zu sickern. Er fluchte und verstärkte den Druck.

Das Mädchen wand sich unter seinen Händen. Die zierlichen Schultern hoben sich, und sie stieß einen Schrei aus, der ihm durch Mark und Bein ging. Sie drehte den Kopf, und Sebastian bemerkte, dass ihre Augen geöffnet waren und ihn direkt anblickten. Beinahe flehend schienen sie ihm etwas sagen zu wollen. Ungewöhnliche, funkelnde Augen mit einem Schimmer von Gold ... die sich nach dem Leben verzehrten. Sie war jung, höchstens zwanzig, schätzte er.

Sebastians Bemühungen zahlten sich aus. Nach kurzer Zeit war die Blutung gestillt. Mit Justins Hilfe legte er einen dicken, sauberen Umschlag an und wickelte mehrere Schichten Leinen um den zarten Körper, um die Kompresse zu fixieren.

Erst jetzt erlaubte der Marquess durchzuatmen. Mit einem Tuch wischte er sanft den Schmutz von den Wangen des Mädchens.

»Sie ist beängstigend blass«, beobachtete Justin.

»Das sehe ich selbst!« Sebastian war ihr aschfahler Teint keineswegs entgangen – genauso wenig wie der Rest von ihr. Sie war von lieblicher Statur, ihre Gliedmaßen geschmeidig und schlank, ähnlich wie bei seiner Schwester Julianna. »Himmel, ich hätte sie zu einem Arzt bringen sollen.« Es war, als spräche er mit sich selbst.

»Und wo hättest du jemanden zu dieser unwirtlichen Nachtzeit auftreiben sollen?« Justin legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Außerdem vertraue ich dir weit mehr als jedem Doktor.« Sein Tonfall wurde lauter. »Mein Bruder der Held, der sich aufopferungsvoll um die Verwundeten auf dem Schlachtfeld kümmert. Ich würde behaupten, dein Erfahrungsschatz in solchen Dingen ist größer als der mancher Ärzte.«

Sebastian konnte ihm weder zustimmen noch widersprechen. Er war stolz, seiner Heimat beim Kampf gegen Napoleon gedient zu haben, aber nach seiner Rückkehr vom Festland war er froh gewesen, die dunklen Kriegserinnerungen in den hintersten Winkel seines Gedächtnisses zu verbannen. Niemals hätte er geglaubt, seine Fähigkeiten jemals wieder unter Beweis stellen zu müssen – besonders nicht in seinem eigenen Haus!

Behutsam drehte er seine Patientin auf den Rücken.

Völlige Stille trat ein. Vielleicht hatte es beiden Männern den Atem verschlagen. Vielleicht waren sie auch nur zu beschäftigt gewesen, um die Verletzte tatsächlich wahrzunehmen. Aber nun starrten beide, Sebastian und Justin, gebannt auf die wunderschöne junge Frau, ohne sich gegen den Zauber wehren zu können, der von ihr ausging.

Justin versuchte das Unsagbare in Worte zu fassen. »Erinnerst du dich an die blassen Korallenrosen in den Gärten von Thurston Hall? Julianna liebt sie innig, erinnerst du dich? Ich glaube, sie wird Sonnenaufgang genannt ...« Es verging ein Augenblick des Schweigens. »Ihre Brustknospen«, flüsterte Justin sanft, »gleichen dieser Rose.«

Rasch warf Sebastian ein Laken über die nackte Haut des Mädchens. »Justin, um Himmels willen, sie ist krank!«

»Und ich bin nicht blind. Ebenso wenig wie du.«

Sebastian warf Justin einen mahnenden Blick zu. »Wenn möglich, würde ich bei ihrer Pflege lieber auf deine lüsternen Kommentare verzichten.«

»Soll das heißen, du möchtest, dass ich mich zurückziehe?«

»Genau das«, sagte Sebastian streng. »Aber trage Stokes auf, mir mehr heißes Wasser zu bringen. Und Seife. Tansy soll eines von Juliannas Nachtgewändern heraussuchen.«

»Wie Ihr befehlt, Mylord. Bevor ich meine Verbannung antrete, hätte ich noch einen Ratschlag zu geben.«

Sebastian sah seinen Bruder aufmerksam an.

»Vielleicht sollten wir Stokes die Wertgegenstände verstecken lassen«, meinte Justin scherzhaft. »Wahrhaftig, wir sollten sogar unsere Zimmer versperren. Du weißt, wir haben ein Straßenmädchen in unserem Haus. Sie könnte uns das letzte Hemd rauben oder uns in unseren Betten ermorden.«

Sebastian machte ein finsteres Gesicht, erntete jedoch nur ein schallendes Gelächter von Justin, der die Tür hinter sich schloss.

Erneut beugte sich Sebastian über seine Patientin. Auch wenn Justin die Situation amüsant zu finden schien, wollte er nicht daran erinnert werden, dass er eine Diebin in sein Haus geholt hatte ... sein Haus.

Er konnte es selbst noch nicht fassen.

Verlockende Versuchung

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