Читать книгу Endstation Tod - Samantha Prentiss - Страница 5

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Kapitel 2

Das Spiegelbild der Iranerin hieß Clairé Beauvais, die den Körper einer Venus, die Geschmeidigkeit eines Panthers und Augen wie funkelnden Diamanten besaß. Sie arbeitete als Edel-Prostituierte, fesselte die Blicke aller Männer und hasste Flecken auf weißen Westen. Dass sie als freie Mitarbeiterin vom britischen Geheimdienst angeworben worden war, wussten nicht einmal ihre Freunde. Immer wieder garantierten ihre maskenbildnerischen Tricks großartige Erfolge. Mit demselben Hüftschwung, den Fariba Farrochzad ihr Eigen nannte, ging sie auf die entlarvte Iranerin zu. »Kein guter Start«, stellte Clairé lächelnd fest. Sie legte ihr zwei Finger unter das Kinn, sodass Fariba sie direkt anschauen musste und bemerkte spöttelnd: »Läuft nicht gut, wenn gleich der erste Auftrag in die Hose geht, nicht wahr?«

Wütend starrte Fariba sie an. In ihren Augen funkelte der blanke Hass, den sie aller westlichen Dekadenz gegenüber empfand.

Clairé schmunzelte, achselzuckend. »Nun ja, so etwas kann natürlich vorkommen. Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel. Kaum das es begonnen, ist das aufregende Leben als Agentin auch schon wieder vorbei.«

»Endstation ist für jeden woanders!«, fauchte die Iranerin gereizt.

»Sie sollten froh sein, dass die Ihre in London ist und Großbritannien niemanden in den Iran ausliefert!«, erwiderte Clairé kühl. »Was meinen Sie, würde man dort wegen Ihres Versagens mit Ihnen anstellen? Ihre Endstation wäre der Tod!«

»Ich wünsche Ihnen, dass Sie an Ihrer Selbstgefälligkeit ersticken und in die Dschahannam[1] kommen. Ins Inferno für alle Christen … auf ewig, Sie Ungläubige!«

Zwei Männer betraten den Raum: Ragnar Lundquist und Garrett Simmons, die Clairé schon mehrfach in heiklen Fällen zur Seite gestanden hatten. Leonard Edwards, Chef einer straff organisierten Agententruppe, hatte aus ihnen ein äußerst schlagfertiges Trio gebildet.

Die beiden waren recht verschieden. Ragnar Lundquist – Schwede, Ende Zwanzig, blauäugig – hatte ein äußerst sympathisches Wesen und war immer korrekt. Garrett Simmons hingegen war dicklich, klein, hatte eine Glatze, die er meist mit einem Haarersatz kaschierte, besaß genau sechs Bauchfalten, wenn er sich setzte, und war rundherum von anderer Wesensart als der große Lundquist. Garrett wirkte stets melancholisch und bekümmert, wie ein deprimierter Dackel und wurde immer wieder hoffnungslos unterschätzt.

Die Männer waren Freunde und hatten sich im Rahmen von länderübergreifenden Manövern der ›NATO‹ kennengelernt. Simmons war ehemaliger Pilot der ›Royal Navy‹ im Rang eines Lieutenant-Commander, der innerhalb der ›Royal Marines im SBS, dem ›Special Boat Service‹, einer immer verdeckt agierenden Spezialeinheit, gedient hatte. Er verstand sein Handwerk. Lundquist wusste, dass er vor einigen Jahren in Afghanistan als Pilot eines ›West Lynx Helicopters‹ an der Befreiung zweier italienischer Soldaten aus der Gewalt der Taliban beteiligt war, und dass alle acht Geiselnehmer getötet wurden. Ob und wenn ja wie viele davon auf sein Konto gingen, hatte er ihn nie zu fragen gewagt.

Dann waren sie in Paris zufällig Zeugen der Entführung eines Ex-Politikers durch feindliche Agenten geworden. Als sie die Agenten ausgeknockt hatten und ahnungslos bei der ›Police Nationale‹ abliefern wollten, stellte sich heraus, dass sie zwei Topleute der Nordkoreaner kaltgestellt hatten. Das wiederum hatte zur Folge, dass ihrer beider Namen in den Dienstakten des ›Direction Générale de la Sécurité Extérieure‹; des französischen Auslandsgeheimdienstes auftauchten.

Inzwischen waren Lundquist, als Gitarrist, und Simmons, als Star auf Klavier und sämtlichen Rhythmusinstrumenten, anerkannte Größen der Popszene. Ihre Tourneen brachten sie bis nach Asien, und es fiel kaum auf, wenn sie, wie auch Clairé, von Edwards immer mal wieder für irgendeinen heiklen Auftrag eingespannt wurden.

Garrett schüttelte grinsend den Kopf, während er seinen Freund Ragnar ansah. »Iranerinnen können ja richtig unhöflich sein, wie?«

»Heißt es nicht, dass Unhöflichkeit Runzeln macht?«, griente der Schwede und sah Fariba an, die ihn mit hasserfüllten Blicken bedachte.

»Nehmt sie mit!«, verlangte Clairé.

Lundquist und Simmons nahmen die iranische Agentin in ihre Mitte.

»Halten Sie sich stets vor Augen, dass auch Sie nicht immer nur Glück haben werden«, stieß sie an Clairé gerichtet zornig aus.

»Gehen wir, Miss Farrochzad!«, forderte Ragnar Lundquist. Als diese keine Anstalten machte, mit zu gehen, half er mit kräftigen Händen unsanft nach.

Fariba verzog schmerzlich das Gesicht und wankte zwischen den beiden Männern aus dem Raum.

»Viel Glück!«, sagte die Beamtin mit dem Pferdeschwanz zu Clairé.

»Was kann jetzt noch schiefgehen?«

»Oh, noch eine ganze Menge.«

»Daran wollen wir lieber nicht denken«, meinte Clairé. Sie griff nach der Reisetasche der Iranerin und verließ den Raum für Leibesvisitationen.

***

Endstation Tod

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