Читать книгу Endstation Tod - Samantha Prentiss - Страница 9

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Kapitel 6

Der Tag neigte sich seinem Ende zu.

Jener holländische Wissenschaftler nutzte die letzten Stunden seines Aufenthalts in London, um eine ›Sight-Seeing‹-Tour zu machen. Da er kein unbedeutender Mann war, hatte ihm sein Land einen Mann an die Seite gestellt, der ein wenig auf den wertvollen Kopf achtgeben sollte.

Dieser Mann hieß Cornelis Boddendijk, ein Angehöriger des ›Algemene Inlichtingen- en Verleigheidsdienst‹, dem niederländische Inlands- sowie Auslandsgeheimdienst. Der Agent des ›AIVD‹ war ein schmaler, drahtiger Bursche mit klugen Augen, denen kaum etwas entging. Boddendijk hatte sandfarbenes Haar, eine kleine, wulstige Narbe über dem linken Auge und Ohren mit fleischigen Läppchen, mit denen er immer dann spielte, wenn er ein Problem wälzte.

In diesem Fall spielte er zum ersten Mal in seiner Laufbahn die eher langweilige Rolle eines Leibwächters, denn zumeist wurde er zu anderen Aufgaben herangezogen. Für den Generaldirektor Magnus van Leeuwen gehörte er zu den kaltschnäuzigsten Menschenjägern über die er verfügte.

Abtrünnige, Verräter, gefährliche feindliche Agenten waren bei ihm besonders gut aufgehoben. Dennoch widerstrebten ihm diese Jobs. Er empfand sich nicht als Killer im eigentlichen Sinn, da er wie im Krieg auf Befehl tötete – und für ihn gab es als Agent im Grunde genommen niemals wirklich Frieden. Irgendwo gärt es immer, prallten Gegensätze hart aufeinander, wurde um des Friedens willen betrogen, gekämpft und gemordet.

Um Aufzuzeigen, dass auch Großbritannien an der Sicherheit jenes holländischen Wissenschaftlers ebenfalls sehr gelegen war, hatte auch der ›MI5‹ einen Agenten zum Schutz dieses Mannes abkommandiert: Russell Çakir – ein wendiger Bursche mit türkischen Urgroßeltern im Stammbaum.

Seit vier Tagen wichen die beiden nicht von der Seite des Mannes, für dessen Sicherheit sie verantwortlich waren. All die Tage hatten sie eine ruhige Kugel geschoben, aber das sollte zu ihrem Leidwesen nicht so bleiben.

*

Vom ›Big Ben‹ und dem ›London Eye›, über den ›Buckingham Palace‹ und ›Tower of London‹, gefolgt von ›Westminster Abbey‹, bis hin zum berühmten ›Trafalgar Square‹ – nichts war auf der umfassenden ›Sight-Seeing‹-Tour ausgelassen worden, und so kehrte der Wissenschaftler mit einem Wust an Eindrücken mit seinen beiden Schutzengeln ins Hotel zurück.

Russell Çakir seufzte. Einen Tag noch, dachte er, dann ist das auch geschafft. Und was kommt danach auf mich zu? Ein Einsatz in Afghanistan? Davon war vor ein paar Tagen die rede, und wenn sich noch kein anderer für diesen Job gefunden hat, werde ich wohl in diesen sauren Apfel beißen müssen.

Sie betraten das Hotel.

Çakir zupfte seinen holländischen Kollegen am Ärmel. »Hör mal, kannst du auf den Burschen ein paar Minuten allein aufpassen?«

Boddendijk grinste. »Ich nehme nicht an, dass ihm der Portier ins Gesicht springen und ihm die Augen auskratzen wird«, meinte er, in seinem stark akzentgefärbten Englisch.

»Ich muß mal schnell …«

»Für kleine Königstiger?«

»Nein. Ich möchte nur kurz einmal in Ruhe telefonieren. Es gibt hier eine nette Kollegin namens Clairé Beauvais. Ich war vor kurzem in einer heiklen Mission mit ihr in Teheran. Diese Frau ist eine Wucht. Fast schon schade, dass ich eine feste Freundin habe.«

»Und weshalb rufst du sie an?«

»Hast du die Schlagzeilen nicht über das gelesen, was sich gestern auf dem ›Heathrow Airport‹ abgespielt hat?«

»Du meinst die Sache mit diesem iranischen Spion?«, fragte Boddendijk nach.

»Daran war Clairé sicher maßgeblich beteilig.« Çakir grinste. »Ich möchte sie einfach mal anrufen und beglückwünschen.«

Der holländische Wissenschaftler hatte an der Rezeption inzwischen seinen Schlüssel in Empfang genommen und war auf dem Weg zu den Fahrstühlen.

»Na, dann mach' mal«, rief Boddendijk seinem Kollegen noch zu, während er seinem Schützling nacheilte und gerade noch die Kabine erreichte, ehe sich die Lifttür schloss.

Çakir holte sein Smartphone aus der Jackentasche und suchte schnell nach der entsprechenden Rufnummer. Er hörte das Freizeichen und vernahm nur wenige Sekunden später auch schon Clairés angenehme, rauchige Stimme. Auch wenn sie es nicht sehen konnte, verzog er sein Gesicht zu einem breiten Grinsen. »Hallo, Süße. Hier spricht dein zweites Ich …«

***

Endstation Tod

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