Читать книгу Geschwisterduo Bennett - Samina Haye - Страница 4

Auf Jobsuche

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Die letzten Tage waren für Abigail und Hope sehr traurig und es waren schwierige Schritte, die sie in ihrem Leben gehen mussten. Denn am Samstag hatten sie ihre Mutter beerdigen müssen, die den harten, langen Kampf gegen den Krebs verloren hatte.

Doch für ihre Mutter war es gut so, denn nun hatte sie keine Schmerzen mehr und der lange Leidensweg hat ein Ende gefunden. Auch wenn es noch so schwierig ist, das Leben geht weiter und nun musste Abi sich wieder eine neue Arbeitsstelle suchen, was sicher alles andere als einfach werden würde, da der Arbeitsmarkt nicht so prickelnd war und es kaum freie Stellen gab, aber Abigail musste in ihrem Leben schon oft kämpfen.

An diesem Morgen ging sie früh in den Supermarkt, um sich Zeitungen zu holen, wo eventuelle Arbeitsstellen ausgeschrieben waren. Abi betrat das Geschäft, schnappte sich einen Einkaufskorb und packte gleich einige Sachen ein, um später mit ihrer Schwester und ihrer Tante genüsslich frühstücken zu können. Doch leider begann ihr Tag nicht so gut, denn als sie in den Gang einbog, in dem sich die Zeitungen befanden, blieb sie mit dem Korb hängen und riss den kompletten Zeitungsständer um. Alles wurde durcheinander geworfen und sie wusste nicht, wie sie das auf die Schnelle wieder in Ordnung bringen sollte.

"Ach du meine Güte“, schrie sie und stellte sofort den Einkaufskorb beiseite.

„Verdammt, dieser Morgen beginnt ja gar nicht gut“, fluchte Abi vor sich hin und begann die Zeitungen zu sortieren und einzuräumen, als auch schon eine Verkäuferin auf sie zutrat, die ganz und gar nicht freundlich schien.

„Sagen Sie mal, sind Sie von allen guten Geistern verlassen, hier den ganzen Ständer umzuschmeißen?“, schimpfte diese gleich darauf los, was Abigail recht wütend machte.

„Es tut mir leid, das war nicht meine Absicht“, sagte sie leise, doch die Verkäuferin konnte sich nicht zurückhalten. „Tja, Ihnen tut es leid und ich habe jetzt die ganze Arbeit damit. Vielen Dank auch.“ Nun wurde Abi aber doch etwas böse.

„Wissen Sie was, machen Sie mal halblang. Sie brauchen nicht so herum zu schimpfen, das kann jedem mal passieren und außerdem helfe ich Ihnen ja, alles wieder zu sortieren und einzuräumen. Also alles halb so schlimm“, erwiderte sie etwas härter, und die Verkäuferin sagte nichts mehr, sondern bückte sich, um die Zeitungen aufzuheben. Nach nicht einmal zehn Minuten hatten die zwei alles aufgeräumt und wieder neu in den Ständer sortiert. Abigail sagte:

„Na sehen Sie, war alles halb so wild.“ Diese unsympathische Verkäuferin erwiderte nur kurz und bündig darauf:

„Ja, aber auch nur für Sie, denn ich habe wegen Ihnen nun meinen Morgenkaffee versäumt.“ Sie drehte sich um und weg war sie.

„Tse, was ist das denn für ein Morgenmuffel? Nicht mal danke kann sie sagen“, lästerte Abi und schüttelte den Kopf. Doch nun schnappte sie sich noch ein paar Zeitungen und war darauf bedacht, nicht nochmal etwas umzurennen und begab sich auf den Weg zur Kasse.

Als sie wenige Minuten später zuhause ankam, waren Hope und Penelope auch schon wach und saßen im Esszimmer bei einem Kaffee.

„Guten Morgen, ihr zwei, na, schon wach? Ihr wisst ja nicht, was mir gerade im Supermarkt passiert ist“, sagte sie und erzählte ihnen von dem Zwischenfall.

Hope bekam sich nicht mehr ein vor lauter Lachen und prustete los:

„Das ist wieder mal typisch für dich. Montagmorgen und meine Schwester richtet ein Chaos an im Supermarkt, kein Wunder, dass die Verkäuferin nicht gut auf dich zu sprechen war.“ Eine kurze Pause entstand und Abi wollte gerade Konter geben, als ihr ihre Schwester dazwischen sprach.

„Ach Süße, das war ein Spaß, komm runter und hol dir frischen Kaffee, dann bereite ich mal das Frühstück vor.“

Abigail kniff ihrer kleinen Schwester in den Po und sagte:

„Jetzt hast du aber nochmal Glück gehabt, du Frechdachs“, meinte sie und alle mussten Lachen.

„Ihr zwei seid schon so früh am Morgen verrückte Hühner, das bin ich nicht gewohnt, so einen Trubel zu haben“, gab Tante Penelope von sich und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee.

„Ja, liebes Tantchen, damit musst du rechnen, solange du hier bei uns bist“, sagte Hope frech und verschwand in der Küche. Penelope sah Abigail an und musste grinsen.

Es war schön, gemeinsam zu frühstücken und tat gut, nicht alleine zu sein nach den traurigen Tagen, die sie hatten. Abigail ging danach ins Wohnzimmer, studierte die Zeitungen und hoffte, etwas Passendes zu finden, um gleich Bewerbungen schreiben zu können.

Nach fast einer Stunde kam Tante Penelope zur Tür herein.

„Hier Liebes, ein frisch gepresster Orangensaft für dich zur Stärkung“, sagte sie liebevoll und Abi lächelte.

„Das ist lieb von dir, danke schön.“ Sie nahm das Glas und trank genüsslich einen Schluck.

„Oh, ist der lecker, das kann ich jetzt gut gebrauchen. Denn nun habe ich schon vier Zeitschriften durchgeblättert und nirgends ist eine Stelle zu finden, auf die ich mich bewerben könnte“, jammerte sie und fuhr fort.

„Aber eine habe ich noch, vielleicht entdecke ich da was.“ Penelope legte die Hand auf ihren Kopf und strich ihr zärtlich über das lange, blonde Haar.

„Immer mit der Ruhe. Du findest noch den richtigen Job, gut Ding braucht Weile, sagte deine Mutter immer.“ Abigail gab ihrer Tante ein Küsschen auf die Wange und vertiefte sich wieder in ihre Zeitung.

Schon fast hat sie die Hoffnung aufgegeben, eine gute Stellenanzeige zu finden, doch siehe da, auf der letzten Seite stand was, das Abi ansprach:

Sekretariats-Assistent(in) Automobile

Bei uns erwartet Sie ein sehr gutes Arbeitsklima mit anspruchsvollen Projekten und abwechslungsreichen Aufgaben in einem professionellen Team.

Ihre Aufgaben:

Unterstützung im Automobilmanagement

Mitarbeit in Projekten

Inserate erstellen und verwalten

Telefon- und E-Mail-Korrespondenz

Organisation Büro

Ihr Profil:

Proaktive Arbeitsweise sowie Eigeninitiative

Erfahrung in der Automobilbranche von Vorteil

Sehr gute EDV-Kenntnisse (Office, Excel)

Hohe Einsatzbereitschaft

Sehr gute Umgangsformen und offene Persönlichkeit

Es erwarten Sie spannende Tätigkeiten in einem jungen und motivierten Team. Ein wertschätzender Umgang ist uns dabei sehr wichtig.

Wir bieten eine marktkonforme Bezahlung in Abhängigkeit von der Qualifikation und Berufserfahrung.

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung.

Autohaus Baker Chevrolet

24633 US Highway 19 North

Clearwater, FLORIDA 33763

„Ich bin begeistert, das hört sich ja interessant an. Hab zwar keine Erfahrung in der Autobranche, doch mit den anderen Anforderungen kann ich ihnen dienen“, sprach sie mit sich selbst und begann ihre Bewerbung zu schreiben.

Abi druckte alles schön sorgfältig aus und legte es einer Bewerbungsmappe bei, als soeben ihre Schwester in das Wohnzimmer kam.

„Nanu, bist du doch noch fündig geworden, weil du hier eine Mappe mit deinen Unterlagen liegen hast?“, fragte sie neugierig und Abigail grinste.

„Kaum zu glauben, auf der letzten Seite und sogar die letzte Stellenanzeige war es, die mich ansprach. Autohaus Baker am US Highway North sucht eine Sekretariats-Assistentin. Ist nur fünfzehn Minuten von unserem Zuhause entfernt und hört sich sehr vielversprechend an. Ich habe zwar keine Erfahrung in der Automobilebranche, doch die anderen Aufgaben kann ich gut erfüllen“, gab ihr Abi zur Antwort.

„Toll, das hört sich echt super an. Ich drück dir ganz fest die Daumen. Wann fährst du dorthin, um die Bewerbung abzugeben?“

„Werde auf gut Glück heute noch hinfahren. Vielleicht ist jemand da, dann ist es gut und sonst hinterlasse ich meine Unterlagen“, sagte sie und Hope nickte.

„Gute Idee, ich muss nachher zur Uni, da wir wieder Lesungen haben, doch am Abend bin ich wieder zuhause“, sagte sie zu ihrer großen Schwester.

Nach dem Mittagessen schnappte Abigail sich ihre Unterlagen und packte alles in ihr Auto, als ihr etwas auffiel.

„Ha, dieses Autohaus verkauft doch Chevrolets und wenn ich da mit meinem Alero Flitzer auftauche, kann doch gar nichts mehr schiefgehen“, sang sie voller Vorfreude, die aber schnell verflog, als ihr fünfzehn Jahre altes Auto wieder mal nicht ansprang.

„Das gibt’s doch nicht, komm schon, du darfst mich jetzt nicht im Stich lassen“, sprach sie zu ihrem Auto, das zum Glück nach etlichen Startversuchen ansprang.

Nun war sie auf dem Weg auf den US Highway Nord. Abis Nervosität stieg an, doch sie betete dafür, dass es mit dem Job klappen würde. Nach nicht mal fünfzehn Minuten fuhr sie auf den Parkplatz des Autohauses und atmete nochmal tief durch.

„So, nun reiß dich zusammen, Kleines und bring alles gut hinter dich“, sprach sie zu sich, stieg aus und ging zur Eingangstür. Abi freute sich, dass keine Leute zu sehen waren und ging zur Anmeldung. Da niemand auf dem Platz saß, betätigte sie die Glocke, die auf dem Schreibtisch stand und legte ihre Unterlagen darauf ab. Abigail trat von einem Fuß auf den anderen und hoffte, dass bald jemand kam, denn sie zitterte immer mehr vor lauter Aufregung. Kurz darauf sah sie einen jungen, hübschen Mann aus der Werkstatt kommen.

„Guten Tag, kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte er und Abi sah in seine wunderschönen braunen Augen. Er hatte dunkles, ein bisschen längeres Haar, das ihm in die Augen hing und er mit seinen ölverschmierten Fingern aus dem markanten Gesicht strich. Dieser Kerl machte sie sichtlich nervös, doch sie musste endlich ein Wort über ihre Lippen bringen.

„Guten Tag. Ähm, ich habe in der Zeitung gelesen, dass Sie eine offene Stelle als Sekretariats-Assistentin zu vergeben haben“, sagte sie und sprach stotternd weiter.

„Und, und nun wollte ich meine Bewerbungsunterlagen vorbeibringen.“ Abi drehte sich um und nahm die Unterlagen in die Hand, um sie diesem attraktiven Mann zu überreichen.

Er bemerkte, dass die junge Dame nervös war und rote Wangen bekam, das gefiel ihm und seinem Ego, deshalb nutze er das ein bisschen aus und ging einen Schritt auf sie zu.

Da Abigail ihm kurz den Rücken zuwandte und nicht mitbekam, dass er näher auf sie zutrat, erschrak sie, als sie sich wieder umdrehte und ließ die Unterlagen zu Boden fallen.

„Ähm, oh, verdammt, dass tut mir total leid“, bekam sie leise über die Lippen und er musste lachen.

„Kein Problem, war doch nicht Ihr Fehler. Mir tut es leid, ich wollte Sie nicht erschrecken“, erläuterte er.

Beide bückten sich gleichzeitig, um die Unterlagen aufzuheben und schwupps, schon geschah es. Sie krachten mit den Köpfen zusammen.

„Aua“, entfuhr es ihm und Abigail zeitgleich.

„Au.“ Nun entstand eine kurze Stille zwischen den Zweien, bis er die Unterlagen aufhob und darauf schaute.

„Frau Bennett, Abigail, schöner Name. Leider hatten wir keinen so guten Start, dafür möchte ich mich entschuldigen.

„Dankeschön. Ja, das Problem habe ich öfter mal, dass ich so tollpatschig bin, doch ja, ich hoffe, das hat keinen negativen Einfluss auf meine Bewerbung“, sagte sie freundlich und versuchte diesen hübschen Mann anzulächeln.

„Ach Quatsch, ich werde heute dem Chef Ihre Unterlagen vorlegen und er wird sich dann bei Ihnen melden bezüglich eines Vorstellungsgespräches“, gab er ihr zur Antwort und Abi nickte.

„Vielen Dank, das ist nett von Ihnen. Ich würde mich freuen, von Ihrem Chef zu hören. Schönen Tag noch.“ Sie gab ihm die Hand und verabschiedete sich von ihm. Als sie wenige Sekunden später in ihrem Auto saß, legte sie den Kopf aufs Lenkrad und fluchte.

„Scheiße, das ist ja gar nicht gut gelaufen. Der Chef meldet sich sicher nicht bei mir, wenn er erfährt, wie peinlich mein Auftritt war.“ Abigail drehte den Zündschlüssel um und war erleichtert, als das Auto sofort ansprang.

Sie wollte nur noch nach Hause und ihren Frieden haben, denn es ist alles anders gelaufen als erhofft.

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Geschwisterduo Bennett

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