Читать книгу Geschwisterduo Bennett - Samina Haye - Страница 8

Ungeschickter geht’s nicht

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Abigail stürmte an diesem Morgen in den Supermarkt, da sie etwas spät dran war, und natürlich lief ihr sofort die Chefin über den Weg.

„Na, Frau Bennett, gerade noch rechtzeitig zur Arbeit erschienen und das in Ihrer ersten Arbeitswoche.“

„Guten Morgen, tut mir leid, das kommt nicht wieder vor“, sagte sie und ging in den Pausenraum, wo sich ihr Kleiderspind befand. Abi zog sich ihr Supermarkt-Jäckchen an und ging danach gleich nach hinten, um das Regal mit den Knabbereien einzuräumen. Ihre Laune war am Boden, sie war müde und hatte tausend Gedanken in ihrem Kopf. Abi hörte nicht mal, dass ihre Kollegin Nina mit ihr sprach.

„Hallo, ist da jemand?“ Abigail sah sie verwirrt an.

„Wie bitte? Was meinst du?“

„Du bist heute wohl noch ganz weit weg, hm? Ich habe dich gefragt, wie es dir geht und ob alles in Ordnung sei“, meinte sie und Abi nickte.

„Ach so, oje, sorry, das habe ich nicht mitbekommen. Alles in Ordnung, danke, ansonsten komme ich sofort zu dir, wenn ich irgendwelche Fragen habe. Hatte etwas Glück im Unglück heute“, erklärte sie Nina, die natürlich gleich nachfragen musste, was denn passiert war.

„Habe im Leben noch nie verschlafen. Aber heute Morgen war irgendetwas anders, denn ich habe meinen Wecker nicht klingeln gehört. Zum Glück weckte mich meine Tante, denn sonst wäre ich zu spät zur Arbeit gekommen. Und ja, ich gehe hier zur Tür herein, gerade noch pünktlich, und wer läuft mir entgegen? Die Chefin, die sowieso was gegen mich hat“, erzählte sie Nina, die ihr beim Einräumen zuhörte.

„Quatsch, so schlimm ist es auch nicht, Abi, nimm dir nicht immer alles so zu Herzen. So, ich werde mich dann an meinen Regalen zu schaffen machen, wenn was ist, ruf einfach nach mir.“

„Ja, Dankeschön.“

Nina ging ein paar Gänge weiter zu den Regalen mit den Süßigkeiten und Abi war froh, so eine tolle Kollegin wie sie zu haben. Ebenfalls gefiel ihr, dass im Supermarkt immer eine leise Musik lief, so summte sie gerade zu einem Song von Anastacia mit und vertiefte sich in ihre Arbeit.

Abigail beklebte alle Artikel mit den Preisaktionen, als nach kurzer Zeit das Klebeband leer war.

„Verdammt, nun muss ich Nina fragen, wo ich ein neues Preisband bekomme, da noch einige Artikel zu bekleben sind“, sagte Abi zu sich und just in dem Moment ging alles so schnell.

Sie drehte sich um, um in den anderen Gang, wo Nina sich befand, zu gehen, als auf einmal jemand aus genau demselben Gang in den ihren abbiegen wollte. Und schon passierte es, dass sie zusammenstießen und das kleine Nebenregal umwarfen.

„Aua!“

„Au …! Oh verdammt, nicht schon wieder“, fluchte Abigail wild darauf los und hat noch gar nicht bemerkt, in wen sie da reingerannt war.

„Auweia, Abigail, es tut mir leid, ich wollte Ihnen nicht in den Weg laufen. Hab ich Sie verletzt?“, fragte er und Abis Herz rutschte ihr fast in die Hose.

„Sie?“, meinte sie verblüfft und bückte sich, um das Chaos zu beseitigen, bevor ihre Chefin es bemerkte.

„Ähm … ja, ich“, sagte er kurz angebunden und wusste nicht so recht, was er tun sollte.

„Warten Sie, ich helfe Ihnen beim Aufräumen.“ Er bückte sich ebenfalls und hob die Knabbereien auf, um sie in den Einkaufswagen zu legen. Abi hoffte nur, dass ihre Chefin nicht kam und machte sich nebenbei Gedanken, wie sie sich bei diesem wirklich attraktiven Kerl entschuldigen sollte. Es herrschte Stille, denn niemand von den beiden wusste ein Gespräch zu beginnen. Aber wie sollte es auch anders sein, kam auf einmal Abis Chefin in den Gang und schimpfte gleich los.

„Ach du heiliger Bimbam, was haben Sie denn jetzt schon wieder angestellt? Sagte ich Ihnen nicht, Sie müssen besser aufpassen und sollten nicht ständig irgendwelche Regale umschmeißen?“, meckerte sie. Mason sah die Damen an, wollte das so nicht durchgehen lassen und meldete sich zu Wort.

„Entschuldigen Sie vielmals, doch Ihre Mitarbeiterin kann hierfür gar nichts, denn ich habe dieses Regal umgeworfen und nicht sie.“ Die Chefin war perplex, da sie nicht damit gerechnet hat, von dem jungen Mann zurechtgewiesen zu werden. Sie sah zu Abigail und dann wieder zu dem Mann und meinte nur kurz angebunden:

„Frau Bennett, wir werden das nachher unter vier Augen klären, doch jetzt machen Sie sich an die Arbeit, dass der Saustall hier beseitigt wird.“

„Werde ich sofort machen“, sagte Abi und stand nun alleine mit Herrn Baker vor dem Chaos. Er drückte sie am Arm und Abigail schoss die Röte ins Gesicht.

„Ach herrje, das ist ja aber ein Drache. Das tut mir total leid, dass Sie wegen mir jetzt so ein Problem mit der Chefin haben“, meinte er entschuldigend und Abi zuckte mit den Schultern.

„Nicht schlimm, doch viel Zeit zum Plaudern hab ich jetzt nicht. Tut mir leid“, erklärte sie brüsk und bückte sich.

Mason tat es ihr gleich und half ihr, die Knabbereien rasch wegzuräumen. Er sah, wie ihr ihre langen blonden Haare ins Gesicht hingen und überlegte die ganze Zeit, ob und wie er ihr diese eine Strähne aus dem Gesicht streichen konnte. Mason wollte ein Gespräch mit ihr beginnen und außerdem hatte er auch ein schlechtes Gewissen. Wem hatte er das alles zu verdanken? Seinem Vater.

Abigail bemerkte seine Blicke, was für ihre Nervosität nicht gerade von Vorteil war. Sie brach das Schweigen.

„Irgendwie kommt es mir so vor, als ob Sie mich verfolgen. Ihr Vater hat mir eine Abfuhr erteilt, klar, das machte mich total traurig, da ich gerne wieder im Büro gearbeitete hätte. Naja, und Sie machen es mir nun nicht einfacher, das zu vergessen, wenn ich Sie immer wieder sehe“, versuchte sie ihm zu erklären. Als die Worte über ihre Lippen kamen, bereute sie es auch schon wieder. Mason stand wie angewurzelt da, nahm seinen Mut zusammen und strich ihr die Haare aus dem Gesicht und sagte:

„Ich weiß, dass mein Vater Sie angerufen hat und ich wollte nicht, dass es so kommt. Denn meiner Meinung nach hätten Sie es sich verdient, den Job zu bekommen. Das sagte ich ihm auch, doch Sie wissen ja bestimmt wie es ist, wenn sich der Vater was in den Kopf setzt, muss es natürlich auch so sein.“ Abigail blickte vom Boden auf und sah ihm tief in die Augen.

„Nein, das weiß ich leider nicht, da ich meinen Vater eigentlich nicht kenne, er ist vor vielen Jahren abgehauen, hat meine Mutter, meine Schwester und mich zurück gelassen“, erklärte sie Mason und ihre Stimme wurde leise. Na toll, und schon wieder war er ins Fettnäpfchen getreten.

„Oh, das wusste ich nicht, nun komm ich mir echt dämlich vor, es tut mir leid“, sagte er peinlich berührt und sprach weiter.

„Frau Bennett, darf ich Sie am Wochenende zu einem Essen ausführen?“, fragte er doch etwas schüchtern, und das entlockte Abigail ein kleines Schmunzeln.

„Erstens, Herr Baker, konnten Sie das von meinem Vater nicht wissen, und zweitens: Vielen Dank für die Einladung, doch ich kann dieses Wochenende leider nicht. Denn Morgen muss ich den ganzen Tag arbeiten und am Sonntag habe ich meiner kleinen Schwester versprochen, mit ihr nach Clearwater Beach zu fahren, um etwas Zeit am Meer zu verbringen“, erklärte sie ihm ausführlich und wusste nicht, warum sie das eigentlich tat. Denn ein Einfaches „Nein“ hätte doch auch gereicht. Er lächelte sie an und meinte:

„Ah, okay, das hört sich entspannend und schön an, da wünsche ich Ihnen viel Spaß, vielleicht passt es ja ein anderes Mal, dass wir Essen gehen. Wie alt ist denn Ihre kleine Schwester, wenn ich fragen darf?“

Abigail merkte, dass er unbedingt mit ihr reden wollte und keine Anstalten machte zu gehen. Doch sie musste unbedingt wieder weiterarbeiten, denn sonst wäre sie den Job so schnell wieder los wie sie ihn bekommen hatte.

„Meine Schwester ist dreiundzwanzig, studiert Sport und Ernährung, darum tut es uns beiden sicher gut, gemeinsam Zeit zu verbringen, an das Meer zu fahren und abzuschalten. Das mit dem Essen können wir gerne machen, aber es tut mir leid, dass ich Sie jetzt nicht länger unterhalten kann. Ich muss schnell das Chaos hier beseitigen“, sagte sie und bereute es schon wieder. Wie konnte man bloß so einen hübschen, attraktiven Mann wegschicken? Sie musste einen Knall haben. Aber die Arbeit ging vor, denn sie brauchte diese Stelle dringend, um Geld zu verdienen. Mason nickte mit dem Kopf.

„Hört sich interessant an. Sorry, ich kann das verstehen, wollte Sie nicht so lange von der Arbeit aufhalten, hoffentlich bekommen Sie jetzt wegen mir keine Probleme mit der Chefin“, sagte er. Er gab ihr noch kurz die Hand und verabschiedete sich. Abi stand da und sah ihm nach, bis er aus ihrem Blickfeld verschwand.

„Seine Worte verstehe ich nicht so ganz. Was meinte er wohl mit „Hört sich interessant an“? Hm, keine Ahnung. Egal, ich habe jetzt andere Sorgen, muss so schnell wie möglich hier fertig werden, sonst bekomme ich wirklich noch ein Problem mit dem Drachen“, redete sie mit sich und arbeite alles ratzfatz in die Regale.

Da Abigail die verlorene Zeit aufholen wollte, machte sie heute keine Mittagspause, und somit arbeitete sie flott weiter. Doch egal, wie sie es machte, es passte einfach nicht.

„Was machen Sie denn hier? Haben Sie denn nicht gerade Mittagspause?“

„Nein, ich dachte mir, ich lasse die Pause ausfallen und arbeite die verlorene Zeit nach, damit ich auch mit allem fertig werde“, antwortete sie ihrer Chefin. Die natürlich, warum soll es auch anders sein, nicht damit zufrieden war.

„Ach so, und Sie glauben, das können Sie einfach, ohne mich vorher zu fragen, alleine entscheiden? Wir sind hier bei keinem Wunschkonzert, nur um Ihnen das mal zu sagen.“ Abigail traute ihren Ohren nicht, war sprachlos und wusste wirklich nicht, was sie zu alldem jetzt noch sagen sollte.

„Okay. Ähm, ich habe es nur gut gemeint und wollte, dass Sie mit meiner Arbeit zufrieden sind. Es tut mir leid, wird nicht nochmal vorkommen“, meinte sie und konnte kaum zu Ende sprechen, da der böse Drache gleich dazwischenfuhr.

„Nein, da haben Sie wenigstens einmal vollkommen Recht. Das wird nicht nochmal vorkommen, da Sie morgen den letzten Arbeitstag hier haben“, erklärte sie Abigail, die nun ein Lachen nicht mehr unterdrücken konnte. Selbstverständlich brachte es die Chefin auf die Palme, dass Abi jetzt boshaft darüber lachte.

„Finden Sie das denn witzig?“, fragte diese erbost und immer weniger konnte sich Abigail zurückhalten.

„Ja, Sie als Chefin finde ich lustig, denn wir sind hier in einem Supermarkt, nicht in einer Bankfiliale und jeder macht Fehler. Doch deswegen gleich gekündigt zu werden, ist lächerlich und darüber muss ich lachen. Ich komme morgen gerne nochmal zur Arbeit und freue mich total, es dann hinter mir zu haben. Spätestens jetzt bin ich mir sicher, ich brauche unbedingt eine Büroarbeit, denn für alles andere bin ich zu doof“, sagte Abigail und wollte somit wieder die Arbeit aufnehmen und das Regal einräumen.

Doch da der Drache das so nicht auf sich sitzen lassen wollte, meinte sie noch:

„Wenn das so ist, zahle ich Sie jetzt sofort aus und somit ist Ihre Arbeit hier beendet.“

„Hört sich gut an, ich danke Ihnen.“ Abi folgte ihr in das kleine, verrauchte Büro und war glücklich darüber, als sie wenig später den Heimweg ansteuerte.

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Mason schlenderte aus dem Supermarkt und ging zu seinem Auto. Als er einstieg und sich in seinem Sitz zurückließ, schloss er die Augen und atmete tief aus.

Abigail Bennett geisterte seit Tagen in seinem Kopf herum, seitdem er sie das erste Mal in dem Autohaus sah.

„Verdammt, das gibt es doch nicht. Diese Frau verfolgt mich mittlerweile nicht nur im Schlaf, sondern jetzt stolpere ich sogar schon im Supermarkt über sie“, brabbelte er vor sich hin und startete den Wagen.

„Diese wunderschönen, langen blonden Haare passen einfach perfekt zu ihren unglaublichen braungrünen Augen. Ich muss sie unbedingt wiedersehen und das so schnell wie möglich, komme, was wolle“, meinte er und sah sich kurz im Rückspiegel an. Grinsend sagte er:

„Hm, mir schwirrt da schon so ein Gedanke im Kopf herum. Meine Überredungskünste muss ich nun an meinem kleinen Bruder auslassen. Oh ja, Travis, da musst du jetzt einfach herhalten und mich tatkräftig dabei unterstützen“, redete er mit sich selber und drehte die Musik lauter.

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Abi schlenderte vom Supermarkt ganz langsam nach Hause und machte sogar noch einen kleinen Umweg durch den Park. Denn sie wollte ihre Gedanken sortieren, Gedanken, die sich um einen besonders attraktiven Mann namens Mason drehten.

„Mein Gott, dieser Mann macht mich noch komplett verrückt. Nun rennt er mir auch noch im Supermarkt in die Arme, weil es ja so wenige hiervon gibt“, meinte sie flüsternd zu sich und führte das Selbstgespräch weiter.

„Och, hätte ich vorher gewusst, dass mich der Drache fristlos entlässt, hätte ich Herrn Baker – oder soll ich Mason sagen? – doch für ein Essen zusagen können.“ Kaum dachte Abigail an diesen jungen Mann, wurde ihr ganz warm ums Herz.

„Oje, in diesen Kerl könnte ich mich sofort verlieben. Mit seiner netten, hilfsbereiten Art und seinem wunderschönen Lächeln, bei dem passt einfach alles. Kurz gesagt: „Traummann“.“

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