Читать книгу Fühl, was du fühlst - Sandra Andrea Huber - Страница 10
Damals
Оглавление„Bist du bald fertig?“ Sebastian stand im Flur, die Schuhe bereits an den Füßen, die Jacke über den Arm geworfen und ließ den Schlüsselbund um seinen Zeigefinger kreisen.
„Ja, gleich.“
Er stieß ein leises Seufzen aus. Das hatte sie bereits vor fünf Minuten gesagt und davor ebenfalls. „Es sind ja deine Freunde, die warten müssen, nicht meine.“
Hannah streckte den Kopf aus dem Badezimmer und bedachte ihren Freund mit einem rügenden Blick. „Es sind unsere Freunde – dachte ich zumindest. Immerhin gehen wir nicht zum ersten Mal gemeinsam weg.“
„Nein, eigentlich nicht“, widersprach er ihr.
Sie musterte ihn einen Augenblick lang. „Du bist doch nicht immer noch eingeschnappt, oder?“
„Weil der Herr Anwalt mich wie einen Schuljungen behandelt und mir einen altklugen Vortrag gehalten hat? Ach was, wieso das denn?“
Hannah musste unwillkürlich schmunzeln, lief auf ihn zu, schlang die Arme um seinen Nacken und küsste ihn. Er roch gut, sie liebte das Aftershave, das er benutzte. „Manchmal hat Thomas derartige Anflüge, das meint er aber nicht böse. Er kann wohl einfach nicht aus seiner Haut, gerade, wenn es um sein Fachgebiet geht. Du reagierst auch genervt, wenn dir jemand sagt, wie du einen neuen Server am besten ins System integrierst oder das Script für ein Programm schreibst.“
Sebastian verdrehte die Augen, seine Stimme klang jedoch nur noch halb so schnippisch wie zuvor. „Mag sein, trotzdem kann ich es nicht leiden, wenn jemand den Neunmalklugen mimt. Wie deine Freundin das aushält, ist mir ein Rätsel.“
„Anne weiß sich schon zu helfen, keine Angst. Manchmal ist sie ebenso nervig, nur auf andere Gebiete verlagert.“
Nun war er es, der sie küsste. „Wie gut, dass du keine derartigen Anflüge hast.“
„Das überlasse ich dir.“ Sie grinste. „Allerdings bin ich mehr als froh, wenn mein PC rumzickt und du den Neumalklugen gibst, der alles wieder in Ordnung bringt.“
„Darüber kannst du auch froh sein. Du weißt ja, was ein technischer Service verlangt.“
„Was für ein Glück, dass ich einen IT-Profi als Freund habe. Und wenn einer von uns mal in Schwierigkeiten steckt, sind wir beide froh, dass wir einen Anwalt im Freundeskreis haben.“
„Da ist was dran.“ Er gab ihr einen Klaps auf den Hintern. „Können wir dann jetzt?“
Hannah huschte zurück ins Bad. „Sofort, ich muss nur noch meinen Pony föhnen. Du könntest mir ja schon mal die silbernen Kreolen aus dem Schlafzimmer holen.“
„Wieso machst du eigentlich einen solchen Aufriss?“, fragte er mit lauter Stimme, während er den Gang entlanglief. „Wir gehen doch nur eine Kleinigkeit essen und ziehen danach noch ein bisschen durch die Stadt.“
„Wir waren schon eine ganze Weile nicht mehr aus, da kann ich mich ruhig ein bisschen Aufbrezeln. Ich mach mich gern hübsch – und du siehst mich gern hübsch. Röcke magst du besonders gern.“
Sebastian lehnte sich gegen den Türrahmen, das Paar Ohrringe in der Hand. „Du bist immer hübsch.“
„Das musst du ja jetzt sagen.“ Sie griff nach den Kreolen.
„Ich mag dich auch in Jogginghosen.“
Hannah lächelte. „Ich weiß. Allerdings tausche ich die Jogginghose dann und wann gern gegen ein schickes Outfit und das Sofa gegen ein Restaurant oder eine Bar ein.“
„Ganz genau das machen wir ja heute Abend.“
Sie nickte, während sie ihr Spiegelbild betrachtete.
„Ich trau mich kaum zu fragen, aber: Bist du dann so weit?“
„Sofort. Ich glaube, die kleinen Ohrstecker passen doch besser.“ Hannah huschte aus dem Bad, er widmete sich abermals dem Spiel mit dem Schlüsselbund.
„Frauen.“
„Das hab ich gehört!“
Sebastian grinste. „Gut so.“