Читать книгу Kates Abenteuer in Portici - Sandra Goldoni - Страница 7

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Jack

Nachdem Despina ihre Kinder ins Bett gebracht hatte, stellten sie die Musik ein klein wenig lauter und tanzten ausgelassen auf der Wiese. Dabei unterhielten sie sich über die kommenden drei Tage und waren gegen vier Uhr schließlich so müde, dass sie einer nach dem anderen in ihren Ferienunterkünften verschwanden. Kate dachte im Bett noch ein wenig über Riccardos Worte nach, dann, als Will plötzlich neben ihr ein lautes schnarchendes Geräusch von sich gab, spürte sie den Boden vibrieren, so, wie wenn ein Lastwagen an dem Haus vorbeifahren würde. Sie setzte sich rasch auf und wandte ihren Blick zum Fenster hinaus. Draußen sah alles friedlich aus. Sie stand auf, ging leise in die Küche und schenkte sich ein Glas Wasser ein. Beim Trinken, wackelte der Boden erneut. Weil sie noch nie ein Erdbeben erlebt hatte, wusste sie nicht, ob das gerade eins gewesen war. Rasch stellte sie das Glas wieder ab, rannte zur Tür, öffnete sie und sah hinaus.

Es war noch dunkel. In der Ferne konnte sie nur ein paar Grillen zirpen hören, ansonsten war alles still. Ihre Freunde schliefen sicher alle tief und fest.

Ihr Blick wanderte den Hang des Vesuvs hinauf.

Alles war ruhig und friedlich.

Jetzt fielen ihr wieder diese Felder ein, doch um sie sehen zu können, musste sie auf die andere Seite des Gebäudes gehen. Sie ging wieder hinein, durchquerte den Raum und öffnete die Terrassentür. Als sie draußen stand, bemerkte sie Etienne, zwei Wohnungen weiter. Er sah ebenfalls über Neapel hinweg.

»Etienne?«, hauchte Kate.

Er wandte sich zu ihr um.

»Kate?« Neugierig lief er über die Wiese an Despina und Allens Terrasse vorbei, auf sie zu. »Kannst du nischt schlafen?«

»Ich dachte, die Erde hätte kurz gebebt. Aber vielleicht bilde ich mir das nur ein. Riccardo hat mich mit seiner Geschichte ganz durcheinander gemacht.«

»Isch weiß. Er ’at uns erzählt, wie es damals war und was passieren kann, wenn so ein Vulkan ausbrischt. Und der Boden ’at tatsäschlisch gewackelt, Kate.«

»Du hast es auch gespürt?«

»Ja. Isch war noch nischt im Bett. Wir ’atten viele neue Eindrücke und isch kann nach so einem Tag nischt gleisch einschlafen.«

Er wandte seinen Blick wieder Neapel zu.

Auch Kate sah den Hang hinunter.

»Es sieht aber alles ruhig aus«, murmelte sie, wobei ihr Blick über die Phlegräischen Felder hinweg schweifte.

»Nischt ganz«, meinte Etienne. »Siehst du das? Diesen gelben Schimmer? Es ist im Dunkeln besser su se’en, als am helllischten Tag.«

Kate sah genauer hin.

An einigen Stellen schimmerte es tatsächlich gelblich.

»Und was ist das?«, wollte sie wissen.

»Das könnte Schwefel sein«, mutmaßte Etienne. »Aber wir können daran nischts ändern. Wir sollten versuchen su schlafen, Kate. Wir und vor allem du musst morgen fit sein.«

»Du hast recht«, nuschelte sie, wobei sie ein Gähnen nicht mehr unterdrücken konnte.

»Schlaf gut, Kate«, sagte Etienne. Er gab ihr rechts und links einen freundschaftlichen Kuss auf die Wangen, dann wandte er sich von ihr ab und ging wieder auf seine Wohnung zu.

Am nächsten Morgen wurden die Freunde erst ziemlich spät wach.

»Möchtest du nicht langsam aufstehen?«, brummte Will. »Es ist gleich zehn Uhr und Jack wollte im Laufe des Vormittags eintreffen. Außerdem wollten uns Sharon und Hurley die Kirche zeigen und mit uns zum Pfarrer fahren.«

»Mist«, murrte Kate. »Ich springe nur noch schnell unter die Dusche.« Rasch stand sie auf und verschwand im Bad.

»Ich habe uns Kaffee gekocht«, rief ihr Will hinterher. Er nahm sich seine Tasse und ging damit auf die Terrasse.

»Guten Morgen«, begrüßte ihn Allen. Er saß ebenfalls draußen in der warmen Sonne und trank einen Milchkaffee.

»Oh, ich dachte, ihr schlaft noch«, sagte Will.

»Ich hätte tatsächlich noch zwei Stunden schlafen können, aber mit den Kindern ist das nicht so einfach. Die waren um acht schon wieder topfit.«

»Wo sind sie denn?«

Allen deutete über die Wiese zur Schaukel.

»Sich austoben, damit sie später wieder müde werden.«

Lachend nahm Will an einem kleinen Tisch auf seiner Terrasse Platz.

Kurz darauf kam auch Kate zu ihm.

»Guten Morgen, Allen«, sagte sie und setzte sich zu ihrem Mann an den Tisch, dann fiel ihr wieder das Beben ein, das sie und Etienne vor wenigen Stunden gespürt hatten. »Wir hatten letzte Nacht ein Erdbeben«, sagte sie.

Geistesabwesend sah Will den Kindern beim Spielen zu.

»Wie kommst du denn darauf?«, brummelte er.

»Weil der Boden gewackelt hat«, antwortete ihm Kate feixend. Die Stirn in Falten gelegt, ließ Will den Blick von den Kindern ab und wandte sich seiner Frau zu.

»Wann? Ich habe nichts davon mitbekommen.«

»Du hast zu diesem Zeitpunkt ja auch schon laut geschnarcht. Etienne hat es aber auch gemerkt.« Sie sah an Allens Terrasse vorbei, doch bei dem Franzosen war noch alles zu. »Er schläft wohl noch«, vermutete sie.

»Woher weißt du, dass Etienne davon was mitbekommen hat?«, wunderte sich Will.

»Er stand auf seiner Terrasse, als ich nachsehen wollte, ob der Berg und diese merkwürdigen Felder noch heil sind.«

»Es wird kein Ausbruch stattfinden, Kate.«

»Und woher willst du das so genau wissen, Will?«

»Die würden die Bevölkerung warnen. Das würden wir doch mitbekommen.«

»He«, machte Allen. Er deutete an Will vorbei zu den Olivenhainen »Da hinten kommt Hurley gerade mit dem Bus zurück. Ich glaube, er hat Jack abgeholt.«

»Das ging ja fix«, freute sich Will. Er stellte seine Tasse ab und stand auf. »Kommst du mit, Kate?«

»Klar.« Auch sie stand rasch auf und folgte ihrem Mann über die breite Wiese.

»Wer steigt denn da noch aus?«, wunderte sich Kate, während sie auf den Bus zugingen. »Ich kann Hurley erkennen und das da ist Jack, aber, …, aber, …, das gibt’s doch nicht?« Kate sah ungläubig zu Will. »Ist das etwa? Das ist doch«, stotterte sie.

Auch Will war völlig perplex.

»Siehst du, was ich sehe?«, japste er.

Sie sahen beide noch einmal zu dem Mann, der hinter Jack aus dem Bus gestiegen war.

»Ich glaube, ich träume«, hauchte Kate. »Ist das nicht Tom?«

Will nahm seine Frau an die Hand und rannte mit ihr auf die Männer zu.

»Das ist er!«, rief Will. »Deshalb kam Jack einen Tag später. Er hat ihn ausfindig gemacht, dieser Teufelskerl.«

»Da kommen die beiden ja«, konnten sie Jack sagen hören, wobei er auf sie deutete.

Schnaufend kamen sie bei ihnen an.

Tom sah umwerfend attraktiv aus. Er war braun gebrannt, hatte dunkle kurze Haare, nur sein Dreitagebart, den Kate noch in Erinnerung hatte, war weg.

»Hallo«, begrüßte er sie grinsend.

Will umarmte ihn und schlug ihm freundschaftlich auf den Rücken.

»Tom, altes Haus. Mensch ist das toll, dich wiederzusehen.«

»Ja. Ich habe es selbst nicht glauben können. Jack hat mich plötzlich angerufen und gefragt, ob ich Lust hätte, bei eurer Hochzeit dabei zu sein. Ihr heiratet also?«

»Standesamtlich sind wir schon verheiratet, jetzt folgt noch die kirchliche Trauung«, erklärte ihm Will.

Tom wandte sich jetzt Kate zu und nahm sie in seine Arme.

»Ich kann’s gar nicht glauben«, sagte er. »Wie lange ist das her, dass wir uns gesehen haben?«

»Viel zu lange«, antwortete sie ihm. »Es kommt mir sogar länger vor, als unser Urlaub in Venezuela wirklich her ist.«

Will wandte sich inzwischen an Jack.

»Wie hast du das nur wieder angestellt? Hattet ihr noch Kontakt oder was?«

»Nein, leider nicht«, antwortete ihm Jack. »Es war nicht einfach. Immerhin lebt Tom zurzeit in den Vereinigten Staaten. Bis ich das überhaupt herausbekommen habe, das hat schon eine Zeitlang gedauert, aber Jon war so nett und hat sich bereiterklärt mir zu helfen. Auf seinem Stützpunkt war nicht viel los, da hat er sich für den Zeitraum zu mir versetzen lassen. So haben wir ihn schließlich doch noch rechtzeitig finden können.«

Tom nickte strahlend.

»Ja. Jack hat mir dann erzählt, dass ihr es ernst meint. Das habe ich mir ja damals, in Venezuela schon gedacht. Ihr habt euch ganz schön viel Zeit gelassen.«

Ausgelassen plaudernd folgten sie Hurley, der sie wieder zurück zu der Ferienanlage führte.

»Jon hat ihn schon nach drei Tagen aufgespürt«, erklärte ihnen Jack. »Nachdem er seine Eltern ausfindig gemacht hat, hat er erfahren, dass Tom sich in Amerika aufhält.«

»Und was machst du da?«, wollte Kate wissen.

»Ich bin geschäftlich dort. Aber nur noch ein Jahr, dann komme ich wieder nach England zurück.«

Sie standen jetzt erneut vor der Ferienanlage, an einer weiteren Wohneinheit, bei der Hurley Jack einen Schlüssel reichte.

»Ihr beide wohnt zusammen hier drinnen. Ich habe mit dir ja schon darüber gesprochen, Jack. Wir haben nur noch diese Einheit frei, aber du warst ja einverstanden?«

»Natürlich. Ich habe Tom gefragt, ob er lieber ein Hotelzimmer haben möchte, oder ob er sich mit mir eine Wohnung teilen möchte. Er hat bei der Wohnung sofort zugesagt. Immerhin haben wir uns allerhand zu erzählen.«

Tom nickte Hurley breit grinsend zu.

»Das stimmt. Dafür reichen die paar Tage nicht annähernd aus.«

»In Ordnung«, sagte Hurley. »Ihr könnt eure Sachen erst mal auspacken und euch in Ruhe umsehen. Wenn was fehlt, lasst es mich wissen! Aber jetzt muss ich los. Kate, Will, kommt ihr mit? Wir müssen doch noch in die Stadt, zum Pfarrer.«

»Ach ja«, sagte Kate, die durch Toms Anwesenheit gar nicht mehr daran gedacht hatte.

»Wir kommen in fünf Minuten nach«, antwortete ihm Will. »Ich muss nur noch kurz was mit Jack besprechen.«

»Dann beeile dich. Ich erwarte euch mit Sharon vorne im Garten.« Er wandte sich von ihnen ab und lief zu dem Gutshaus seiner Großmutter zurück.

»Was ist los, Will?«, fragte Jack. »Gibt’s Probleme?«

»Ich glaube schon. Rooie hat für jemanden, den er kaum kennt heiße Ware mit hier hergebracht. Jon hat die Tasche bei sich in der Wohnung. Es sind Lederjacken. Allerdings wurden im Innenfutter haufenweise Juwelen und Geldscheine eingenäht.«

»Wow«, machte Tom.

»Er ist jung und noch etwas naiv«, erklärte ihm Will, dann wandte er sich wieder Jack zu. »Rooie sollte die Leute, denen er die Tasche geben soll, heute anrufen, damit sie hier herkommen und sich die Sachen abholen können. Ich dachte, wir schnappen uns die Kerle, sowie sie hier aufkreuzen?«

Im selben Moment bebte der Boden unter ihren Füßen.

Es war ein so heftiges Beben, dass Kate das Gleichgewicht verlor und gegen Will stieß.

»Entschuldige«, keuchte sie erschrocken.

»Was ist denn hier los?«, brummte Jack. Nachdem das Beben vorbei war, keuchte er erleichtert. »Kam das schon öfter vor?«

»Kate meint, es hätte letzte Nacht schon einmal gewackelt.«

»Aber nicht so heftig, Will«, japste sie.

»Wir müssen zu Hurley«, erinnerte Will sie. »Er wartet auf uns. Was sollen wir wegen dieser wertvoll bestückten Jacken unternehmen, Jack?«

»Wo ist Jon?«, wollte Jack wissen. »Wir brauchen die Tasche, wenn wir die Kerle anrufen wollen. Ich erledige das mit Jon, während ihr beim Pfarrer seid. Mit ein bisschen Glück, sitzen die, bis ihr zurück seid, hinter schwedischen Gardinen.«

»Das dachte ich mir«, sagte Will. »Warte, ich sehe kurz nach, ob Jon wach ist.«

»Ach«, machte Kate. Mit großen Augen sah sie Tom an. »Du hast dich kaum verändert. Nur, dass du keinen Bart mehr trägst.«

»Ja. Der hat meiner Freundin nicht gefallen«, antwortete er ihr.

»Du hast eine Freundin? Wieso hast du sie nicht mitgebracht?«

»Sie hat so schnell nicht freibekommen. Vicky arbeitet im Hotelfach, da ist zu dieser Jahreszeit die Hölle los.«

»Schade«, meinte Kate. »Hoffentlich lernen wir sie irgendwann einmal kennen?«

In diesem Moment kam Will, in Begleitung von Jon, zu ihnen zurück.

Jon hatte Rooies große Reisetasche dabei.

»Guten Morgen, Jack. Hallo Tom, schön dich zu sehen.«

»Hey Jon«, entgegnete ihm Tom, dann deutete er auf sein, am Körper klebendes Hemd. »Wenn ihr nichts dagegen habt, …, es ist ganz schön warm hier. Ich gehe schon mal rein, mach mich etwas frisch und ziehe mich kurz um. Ist das in Ordnung?«

»Kein Problem, Tom«, antwortete ihm Jack. »Ich komme gleich nach. Das hier, wird nicht lange dauern.«

Nachdem Tom in der Wohneinheit verschwunden war, wandte sich Will noch rasch Jon zu. »Hast du die Rufnummer, die Rooie dir gegeben hat?«

»Ja.« Er zog den Reißverschluss der Tasche auf und holte das kleine Blatt Papier daraus hervor. »Hier.«

Will sah von der Notiz zu Jack.

»Gut, dann erledigt das. Wir müssen los.« Er nahm Kate an seine Hand und lief mit ihr nach vorne zu Hurley und Sharon.

»Wieso macht Rooie nur so etwas Dummes?«, fragte sich Jack. Jon gab ihm den Zettel in die Hand.

»Er meint, er hätte die Tasche von einem Italiener bekommen, der bei ihm im gleichen Fitnessstudio trainiert. Die Jacken sollen für seine Familie bestimmt sein. Mir ist gleich aufgefallen, dass da was nicht stimmen kann. Lederjacken werden doch eher in Italien gekauft, als in England.«

»Stimmt«, murmelte Jack und zog sein Handy hervor.

»Wie willst du vorgehen?«

»Ich rufe die Kerle einfach in Rooies Namen an, sage ihnen, dass sie hier herkommen sollen und gebe ihnen die Tasche.«

Jon sah ihn entsetzt an.

»Und dann?«

»Dann rufst du die Polizei. Ich halte die Kerle so lange fest.«

»Aber wie?«

»Wir geben ihnen nur die Jacken. Ohne Inhalt. Wenn die ihr Geld und ihre Klunker haben wollen, werden sie bestimmt nicht einfach so verschwinden.« Jack bückte sich, nahm sich die Jacke, die Will aufgerissen hatte und pfiff durch seine Zähne. »Nicht schlecht. Das sind Rubine und Smaragde. Wie die wohl da dran gekommen sind?«

»Keine Ahnung. Das stammt vielleicht von einem Überfall auf ein Juweliergeschäft? Also ich rufe die Polizei, sowie diese Typen hier herkommen, oder wie?«

»Ja, aber wir bestellen sie nicht direkt zu diesem Grundstück.« Er sah sich auf dem endlosen Gelände noch einmal um. »Da drüben wäre doch ein geeigneter Platz.« Er deutete auf eine eingezäunte Weide, die sich neben der Straße befand, die zu Auroras Anwesen führte »Von hieraus könntest du sie gut beobachten. Ich erwarte sie da drüben auf der Koppel. Sowie sie mit ihrem Fahrzeug die Straße hochfahren, rufst du die Polizei an und sagst ihnen, dass sie hier herkommen sollen. Mehr nicht. Den Rest mache ich dann schon.«

»Klingt einfach«, meinte Tom, der bekleidet mit einem weißen Trägertop und bunter kurzer Bermudahose wieder zu ihnen herausgekommen war.

»Die anderen sollten davon besser nichts mitbekommen«, schlug ihnen Jon vor. »Immerhin sind wir hier, weil sich zwei Brautpaare das Jawort geben wollen.«

Etienne kam soeben aus seiner Wohnung heraus.

»Guten Morgen«, rief ihm Jack zu.

»Schön disch zu se’en, Jack.« Er kam auf sie zu. »Isch ’abe gar nischt mitbekommen, wann du ’ier eingetroffen bist?«

»Gerade eben. Ich habe noch nicht einmal meine Sachen ausgepackt.«

Etiennes Blick fiel auf die Reisetasche, die vor Jacks Füßen stand.

»Du ’ast nur Jacken dabei?«, wunderte er sich.

»Das ist doch die Tasche, die Rooie dabei hatte«, erklärte ihm Jon.

In diesem Moment kamen auch Rooie und Mo aus ihrer Ferienwohnung.

»Jack!«, freute sich Mo, als sie ihn sah.

Rooie verstummte sofort.

Entsetzt starrte er auf seine Tasche.

»Guten Morgen«, entgegnete ihnen Jack. »Darf ich euch Tom vorstellen?« Er deutete auf seinen Freund. »Wir, das heißt Kate, Will und ich, kennen ihn von einem äußerst interessanten Venezuela Aufenthalt.«

»Klingt spannend«, meinte Etienne, wobei er Tom seine Hand reichte. »Schön disch kennensulernen.«

Auch Mo begrüßte ihn, doch Rooie nickte ihm nur kurz zu, dann meinte er: »Die haben dir schon von den Jacken erzählt, oder?«

»Ja«, brummte Jack. »Aber wir wissen, was wir zu tun haben. Lass das unsere Sache sein. Denk nicht weiter darüber nach, aber versprich mir, dass du so etwas nicht noch einmal machst.« Rooie ließ seine Schultern hängen und nickte stumm. »In Ordnung«, sagte Jack, er legte den Zettel mit der Telefonnummer zurück in die Reisetasche und verschwand mit ihr in seiner Wohnung.

»Was habt ihr vor, wenn die mitkriegen-« Rooie stockte. Der Boden bebte erneut. Schnell suchte er Halt an der steinernen Wand der Ferienimmobilie.

»Hilfe«, rief Mo aufgebracht. Sie hatte sich nicht auf ihren Füßen halten können und lag auf dem staubigen Boden.

Kurz darauf hörte das Beben genauso abrupt auf, wie es begonnen hatte.

Rooie half seiner Freundin wieder auf, dabei konnte er Hurley, Kate, Sharon und Will auf sich zukommen sehen.

»Ich dachte, ihr wollt heute Vormittag in die Stadt?«, wunderte er sich.

Noch bevor die vier bei ihnen waren, kamen Allen und Despina aus ihrer Wohnung heraus.

»Guten Morgen«, wünschte ihnen Allen. »War das gerade ein Erdbeben?«

»Hört mal her«, rief ihnen Hurley zu. Er kam schnell auf sie zu. »In ganz Neapel herrscht Ausnahmezustand. Riccardo hat gerade angerufen. Er meint, dass wir uns bereithalten sollen. Er rechnet mit einer Evakuierung.«

»Das gibt es doch nicht«, schnaubte Allen. »Ich hole die Kinder.« Er wandte sich um und rannte zurück.

»Das wird nicht nötig sein«, rief ihm Hurley hinterher, doch Allen hörte ihn nicht mehr, so wandte er sich wieder den anderen zu. »Wir sollen nur hier auf dem Gelände bleiben. Riccardo hat dem Pfarrer Bescheid gegeben, dass wir uns bei ihm melden, sowie sich die Lage entspannt hat.«

Jetzt kam auch Jack wieder aus seiner Wohnung heraus. Er ging schnurstracks auf Jon zu.

»Eigentlich sollte keiner mitbekommen, was wir vorhaben«, fauchte er ihm ins Ohr. »Wie sollen wir das jetzt durchziehen, wenn die alle hier herumstehen?«

»Das wird nichts werden, Jack«, meinte Jon. »Es kommt wahrscheinlich zu einer Evakuierung, wegen der Erdstöße.« Jacks Augen glitten zum Vulkan hinauf.

»Ich dachte, da müsste es erst tagelange Vorbeben geben, bevor so ein Vulkan ausbricht?«

»Nun«, sagte Kate. »Erst letzte Nacht hatten wir ein Beben und noch eins vorhin. Vielleicht gab es noch mehr, die wir nicht mitbekommen haben?«

Jack wurde ungeduldig. Er griff sich Jon und führte ihn ein paar Meter von seinen Freunden weg.

»Ich habe die Kerle schon angerufen. Die werden in einer halben Stunde hier auftauchen.« Er spähte kurz über seine Schulter zu seinen Freunden zurück und bemerkte, dass sie von ihnen beobachtet wurden. Kaum hörbar zischte er Jon zu: »Wir machen es so, wie ich es dir vorhin gesagt habe.« Er drückte ihm sein Handy in die Hand. »Ruf die Polizei an, sowie die Kerle mit ihrem Fahrzeug den Hang heraufkommen. Ich habe die Nummer der hiesigen Polizei für dich eingespeichert. Die Arma dei Carabinieri. Du brauchst nur diese Taste zu drücken.«

Jon warf sich in die Brust.

»Du kannst dich auf mich verlassen«, versprach er ihm.

Als Jack ihm den Rücken zuwandte und das Gelände verließ, kam Allen mit seinen beiden Söhnen zurück.

»Wo will der denn jetzt hin?«, wunderte er sich. »Weiß der nicht, dass die vorhaben hier alles zu evakuieren?«

Jon hieb sich mit der flachen Hand auf die Stirn.

»Die Steine«, murmelte er. »Und das Geld! Wir wollten die Sachen doch hierlassen?«

Tom hatte ihn gehört.

»Ach was. Das hat Jack bestimmt herausgenommen, als er in der Wohnung war.« Er ging auf seine Wohneinheit zu. »Ich gehe rein und schau mich kurz um. Warte einen Moment.«

Drei Minuten später kam Jon zu ihm in den Wohnraum hinein.

»Und?«, fragte er. Dann sah er, dass Tom eine Schranktür öffnete, um darin nach dem Geld und den Edelsteinen zu suchen. »Mist. Er hat es doch noch nicht herausgenommen. Ich hätte ihn noch zurückpfeifen sollen.«

»Das glaube ich nicht«, brummte Tom. »Bestimmt hat er das Zeug in seinen Koffer getan.«

»Da könnte ich wetten«, versicherte ihnen Will, der mit Kate ebenfalls zu ihnen in die Wohnung gekommen war. »Jack weiß, was er tut.«

Jon wandte sich wieder dem Ausgang zu.

»Hoffentlich habt ihr recht. Ich sollte ihn jetzt besser im Auge behalten.«

Während sich Kate, Will und Tom noch in der Wohnung umsahen, beobachtete Jon draußen das Gelände und wartete versteckt, hinter einer Blechmülltonne darauf, dass ein Fahrzeug den Hang zu ihnen heraufkommen würde.

Hurley stand bei Toms Wohneinheit im Türrahmen und klopfte sachte an die Tür.

»Mutter hat für uns das Mittagsessen herrichten lassen«, informierte er sie. »Da wir nicht in die Stadt fahren können, essen wir bei ihr im Garten. Wir gehen schon mal vor. Kommt ihr dann nach?«

»Machen wir gleich«, versprach ihm Will.

Kates Abenteuer in Portici

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