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5.3Jungs vs. Mädchen – Gemeinsamkeiten und Unterschiede
ОглавлениеEin Thema, das sicher auch im Yoga mit Jugendlichen besprochen sein will und auch immer wieder in den Ausbildungen gefragt wird. Brauchen Mädchen und Jungs ein unterschiedliches Yoga?
Zunächst einmal gibt es natürlich deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede, die im Zuge der Pubertät klar hervortreten. Besonders auch auf körperlicher Ebene ist dies zu sehen. Neben dem, was wir von „außen“ sehen können, erfahren Jungs in der Pubertät einen sehr schnellen Kräftezuwachs.
Doch Schule und Freizeitgestaltung bieten hier mitunter keinen Rahmen, um sich darin zu erproben. Mädchen verhalten sich in dieser Zeit häufig eher angepasst (in Kap. 6 folgt hierzu noch ein wenig mehr), während sich bei Jungs ihr Frust manchmal auch durch aggressive Ausbrüche zeigt. Hier lässt sich dann auch die fehlende körperliche Ausgeglichenheit feststellen.
Es braucht ein Sichausprobieren, das Erforschen der eigenen Kräfte und auch der Grenzen. Doch es ist wie mit allem, es gibt nicht nur schwarz oder weiß, also auch nicht den Jungen und das Mädchen.
Ich hatte in meinen Yogakursen schon immer ein hohen Anteil an Jungs, doch das ist nicht bei allen so. Ich kenne viele Kolleginnen, die hauptsächlich Mädchen in ihren Kursen haben, und je älter die Kids werden, desto mädchen-„lastiger“ sind die Yogakurse in der Regel. Das ist vor allem deshalb spannend, weil Yoga in seiner ursprünglichen Form in Indien vor allem männerdominiert war, und das, weil es vor allem um den Aspekt der Erleuchtung ging, was man den Frauen schlicht und ergreifend damals nicht zutraute.
Bei uns im Westen ist Yoga nun vor allem frauendominiert. Dies wird unter anderem Indra Devi zugeschrieben, die aufgrund ihrer Hartnäckigkeit, von Krishnamacharya (1888-1989, gilt als „Vater“ des modernen Yoga) unterrichtet wurde und Ende der 1940er-Jahre in den Westen ging und dort hauptsächlich Frauen unterrichtete. Zu ihren Schülerinnen sollen Persönlichkeiten wie Greta Garbo und Marylin Monroe gehört haben.
So entwickelte sich Yoga aus der ursprünglichen indischen Philosophie hin zu einer mehr körperbetonten Bewegungsform im Westen. Auch heute noch herrscht bei einigen Männern der Glaube vor, dass Yoga Verrenkungen für Frauen sei und nichts für Männer. Dass hingegen sämtliche Fußballmannschaften, bis hin zu unserer Nationalmannschaft, den Wert von Yoga sehr zu schätzen wissen und ihre eigenen Yogalehrer haben, ist indes noch nicht so bekannt.
So ist es vielleicht auch ein wenig unsere Aufgabe, Yoga auch den Jungs (wieder) mehr zugänglich zu machen. Schön wären dann natürlich auch noch mehr Männer in diesem Bereich, denn wie auch im pädagogischen Bereich finden sie sich hier noch nicht so häufig wieder. Das ist auch für unsere heranwachsenden Jungs sehr schade, denn sie wachsen in einer hauptsächlich von Frauen betreuten Welt auf, denn in Kindergarten und Grundschule sind die männlichen Vorbilder auch eher rar.
Wenngleich wir also natürlich festhalten können, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede gibt, so würde ich sie trotzdem nicht allzu stringent fassen wollen. Denn es gibt eben nicht den Jungen und das Mädchen und so gilt es, offen und neugierig zu bleiben und vor allem den Menschen und was er braucht, zu sehen. Denn so wie es sehr sensible Jungs gibt, so gibt es auch wilde und laute Mädchen.
Es mag sich zwar anbieten, gerade in der Pubertät, die Geschlechter in den Yogagruppen zu trennen (Stichwort erwachende Sexualität), es kann aber auch ganz wunderbar in einer heterogenen Gruppe funktionieren. Also auch hier immer ein Sowohl-als-auch!
Deshalb werde ich in diesem Buch auch keine geschlechtsspezifischen Unterschiede machen, wir schauen auf den Menschen und so kann jeder schauen, was er braucht.