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Tag 4 Nachfolge

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„Nachfolge ist Bindung an Christus; weil Christus ist, darum muss Nachfolge sein. Eine Idee von Christus, ein Lehrsystem, eine allgemeine religiöse Erkenntnis von der Gnade oder Sündenvergebung macht Nachfolge nicht notwendig, ja, schließt sie in Wahrheit aus, ist der Nachfolge feindlich. Zu einer Idee tritt man in ein Verhältnis der Erkenntnis, der Begeisterung, vielleicht auch der Verwirklichung, aber niemals der persönlichen gehorsamen Nachfolge. Ein Christentum ohne den lebendigen Jesus Christus bleibt notwendig ein Christentum ohne Nachfolge, und ein Christentum ohne Nachfolge ist immer ein Christentum ohne Jesus Christus; es ist Idee, Mythos. Ein Christentum, in dem es nur den Vatergott, aber nicht Christus als lebendigen Sohn gibt, hebt die Nachfolge geradezu auf. Hier gibt es Gottvertrauen, aber nicht Nachfolge. Allein weil der Sohn Gottes Mensch wurde, weil er Mittler ist, ist Nachfolge das rechte Verhältnis zu ihm. Nachfolge ist gebunden an den Mittler, und wo von Nachfolge recht gesprochen wird, dort wird von dem Mittler Jesus Christus, dem Sohn Gottes gesprochen. Nur der Mittler, der Gottmensch kann in die Nachfolge rufen.“

(Nachfolge S. 56f – DBW 4,47)


„Als nun Jesus am Galiläischen Meer entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, der Petrus genannt wird, und Andreas, seinen Bruder; die warfen ihre Netze ins Meer; denn sie waren Fischer. Und er sprach zu ihnen: Kommt, folgt mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen. Sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.“ (Mt 4,18-20) „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8,12)


Bereits seit 1931/32 bewegte Bonhoeffer ein Thema, das er ab 1935 als Direktor des Predigerseminars in Zingst und Finkenwalde in Vorlesungen vertiefen und das dann schließlich Ende 1937 als Buch erscheinen sollte: Nachfolge. Das Zentrum des Buches bildet eine Auslegung der Bergpredigt Jesu (Mt 5-7).

Als roter Faden zieht sich durch das ganze Werk aber die Beziehung zwischen Glaube und Gehorsam, Rechtfertigung und Heiligung, Hören und Tun, Hingabe des Einzelnen und sozialer Verantwortung. Das Buch verbreitete sich schnell und hat in evangelischen Gemeinden bis heute eine enorme Wirkung entfaltet – sogar Karl Barth hat sich zwanzig Jahre später im Rahmen seiner „Kirchlichen Dogmatik“ sehr positiv darüber geäußert. Bonhoeffer macht deutlich, dass Nachfolge keine Ideologie und kein festes Programm ist, sondern dass es um ein lebendiges Verhältnis zu Jesus Christus geht, wenn wir von ihm gerufen sind und dann gehen und ihm folgen. Glauben ist mehr als ein Für-wahr-Halten von bestimmten Tatsachen, nämlich eine Verbindung, eine Vertrauensbeziehung zu einer konkreten Person, die einen Menschen in Bewegung setzt – hin zu Gott und zu anderen Menschen, hinein in Verantwortung und im Gehorsam gegenüber dem Ruf Jesu, der einen Menschen trifft. Martin Niemöller, dem Bonhoeffer das Buch widmete, hatte als Lebensmotto die Frage: „Was würde Jesus dazu sagen?“ Stellt man sich in konkreten Situationen diese Frage und bezieht sie auf sein ganzes Leben, dann geschieht Nachfolge im Alltag.


»Verstehe ich Glauben mehr als Idee, Programm und System von Lehraussagen oder als lebendige und gelebte Vertrauensbeziehung zu Jesus Christus?

»Wie kann meine Kirche oder Gemeinde stärker „Nachfolgegemeinschaft“ werden?

»Wo will Jesus mich herausfordern, mit ihm gemeinsam Schritte zu gehen?


»Ich danke für Jesus, der uns als Mittler mit Gott verbindet und uns vorangeht.

»Ich danke dafür, dass Glaube nichts Statisches, sondern etwas sehr Dynamisches ist.

»Ich bitte, dass wir als Kinder Gottes erkennen, wohin uns der Sohn Gottes ruft.

»Ich bitte um Mut und Vertrauen, Jesus ehrlich zu fragen: „Was soll ich für dich bzw. mit dir gemeinsam tun?“ Ich bitte um Aufmerksamkeit, seine Stimme zu hören.

»Ich bitte, dass Jesus mich in konkreten Situationen in Bewegung setzt und führt.

40 Tage mit Dietrich Bonhoeffer

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