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Tag 1 Christ sein

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„Christ ist der Mensch, der sein Heil, seine Rettung, seine Gerechtigkeit nicht mehr bei sich selbst sucht, sondern bei Jesus Christus allein. Er weiß, Gottes Wort in Jesus Christus spricht ihn schuldig, auch wenn er nichts von eigener Schuld spürt, und Gottes Wort in Jesus Christus spricht ihn frei und gerecht, auch wenn er nichts von eigener Gerechtigkeit fühlt. Der Christ lebt nicht mehr aus sich selbst, aus seiner eigenen Anklage und seiner eigenen Rechtfertigung, sondern aus Gottes Anklage und Gottes Rechtfertigung. Er lebt ganz aus Gottes Wort über ihn, in der gläubigen Unterwerfung unter Gottes Urteil, ob es ihn schuldig oder ob es ihn gerecht spricht. […] Der Christ lebt ganz von der Wahrheit des Wortes Gottes in Jesus Christus. Wird er gefragt: Wo ist dein Heil, deine Seligkeit, deine Gerechtigkeit?, so kann er niemals auf sich selbst zeigen, sondern er weist auf das Wort Gottes in Jesus Christus, das ihm Heil, Seligkeit, Gerechtigkeit zuspricht. Nach diesem Worte hält er Ausschau, wo er nur kann. […] Nur von außen kann es kommen. In sich selbst ist er arm und tot. “

(Gemeinsames Leben S. 33f – DBW 5,18f)


„Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben.“ (Gal 2,20)


Wer ist ein Christ? Was macht einen Menschen zum Christen? Ist es die Taufe, das Zahlen von Kirchensteuer oder Mitgliedsbeitrag, der Versuch eines moralisch anständigen Lebens, der regelmäßige Besuch von Gottesdiensten, das Ja zu bestimmten Überzeugungen? Diese Dinge mögen alle wichtig sein. Entscheidend ist aber, dass ein Christ „außer sich“ lebt – in einer Abhängigkeit und einer engen Beziehung zu Jesus, dem Christus. Nicht nur hier orientiert sich Bonhoeffer ganz eng an den Entdeckungen von Martin Luther: Ein Christ versucht nicht, sich aus sich selbst zu verbessern oder zu erlösen, sondern erwartet alles von Gott her.

Jesus Christus, das lebendige Wort Gottes, spricht einen Menschen schuldig und überführt ihn seiner Sünde. Aber derselbe Jesus Christus spricht einen Menschen auch frei und gerecht, wenn er seine Sünde bekennt und um Vergebung bittet. Martin Luther hat das in die Begriffe „Gesetz“ und „Evangelium“ gefasst: Das, was Gott von uns will, begegnet uns zum einen als überführender Anspruch und zeigt uns, dass wir nicht so sind, wie wir in Gottes Augen eigentlich sein sollten. Zum anderen ist da aber auch der tröstende Zuspruch – Gott spricht uns frei und gerecht, wenn wir uns bewusst werden, dass wir ohne ihn „arm und tot“ sind. In seinem Buch „Nachfolge“ wird Bonhoeffer später viel vom „konkreten Gebot“ reden, in dem Gottes Wille einem Menschen in einer spezifischen Situation zugleich fordernd und liebevoll begegnet. Christsein gleicht so immer auch einer Kapitulation: Ich erkenne an, dass Gott eben Gott und der Bezugspunkt meines Lebens ist und nicht ich selbst. Ein Christ betreibt nach Bonhoeffer also kein Selbstverwirklichungsprogramm, sondern er macht seinen Lebensanker fest an Jesus Christus, der von außen her („extra nos“) durch sein Wort zu ihm spricht.


»Fragen Menschen heute noch nach „Heil“, „Rettung“ und „Gerechtigkeit“?

»Was bedeutet es praktisch, dass Christen all das bei Jesus finden?

»Hat Jesus mich schon einmal von mir bewusster Schuld freigesprochen?

»Lebe ich gern in einer Beziehung zu Jesus?

»Stecke ich drin im „religiösen Stress“ oder lebe ich aus Gottes Zuwendung?


»Ich danke für Jesus, den Christus, der mich zum Christen macht.

»Ich danke für die Vergebung meiner Sünden und die Gabe des ewigen Lebens.

»Ich bitte für Menschen, denen es schwerfällt, auf Gott zu vertrauen.

»Ich bitte, dass Gott mir zeigt, was es für mich persönlich heißt, alles von Christus zu erwarten.

40 Tage mit Dietrich Bonhoeffer

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