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Tag 6 Gottes Wort

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„Gottes Wort sucht Gemeinde, um sie anzunehmen. Es ist wesentlich in der Gemeinde. Es geht von selbst in die Gemeinde hinein. Es hat eine eigene Bewegung zur Gemeinde hin. Nicht so ist es, dass auf der einen Seite ein Wort, eine Wahrheit ist und auf der anderen Seite eine Gemeinde, und der Prediger habe nun dies Wort zu nehmen, zu handhaben, zu bewegen, um es in die Gemeinde hineinzubringen, es auf die Gemeinde anzuwenden. Vielmehr geht das Wort diesen Weg ganz von selbst, der Prediger soll und kann nichts tun, als dieser eigenen Bewegung des Wortes zu dienen, ihr nichts in den Weg zu stellen. Das Wort geht aus, um Menschen anzunehmen; das wussten die Apostel, und das machte ihre Predigt aus. Sie hatten ja Gottes Wort selbst gesehen, wie es gekommen war, wie es Fleisch angenommen hatte und in diesem Fleisch die ganze Menschheit selbst. […] In diesem Wort aber kommt der Heilige Geist selbst, der dem Einzelnen und der Gemeinde zeigt, was in Christus schon längst geschenkt ist. Er wirkt in den Hörenden den Glauben, dass im Wort der Predigt Jesus Christus selbst mitten unter uns getreten ist in der Kraft seines Leibes, dass er kommt, um mir zu sagen, dass er mich angenommen hat und heute wiederum annehmen will.“

(Nachfolge S. 245f – DBW 4,243f)


„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ (Joh 1,1-3.14)


Was ist „Gottes Wort“? Die Bibel? Die Predigt? Bonhoeffer greift, wie z. B. auch Martin Luther und Karl Barth, noch tiefer: „Gottes Wort“ ist zuerst Jesus Christus!

Dabei kann er sich etwa auf das Johannesevangelium berufen, wo berichtet wird, dass das „Wort Gottes“ in Jesus Christus Mensch geworden ist. Geht man von diesem Punkt aus, dann ist wiederum auch die Bibel „Gottes Wort“, weil sie Jesus Christus verkündigt. Und eine Predigt ist ebenfalls „Gottes Wort“, wenn sie Jesus Christus verkündigt. Man kann also mit Karl Barth von einer „dreifachen Gestalt des Wortes Gottes“ reden. Wichtig daran ist, dass Gottes Wort keine Sache ist und auch keine geschichts- oder beziehungslose Wahrheit, sondern eine lebendige Person. Und indem Jesus Christus durch die Bibel und die Predigt zur Sprache kommt, will er als das „Wort Gottes“ wieder zu Menschen kommen und „Fleisch“ werden. Dabei ist der Heilige Geist sozusagen der Vermittler. Bonhoeffer legt nun größten Wert darauf, dass Jesus Christus als Gottes Wort zur Gemeinde kommen will. Gottes Wort will Gemeinde bauen. Da gibt es eine unwiderstehliche Bewegung zur Gemeinde hin. Richtig verstanden wirkt Gottes Wort dann aus sich selbst heraus. Ein Prediger muss es nicht erst mit allen Regeln der Kunst zum Leben erwecken – es wirkt von selbst mit großer Kraft. In einer Homiletik-Vorlesung in Finkenwalde lehrte Bonhoeffer: „Aber das Wort Gottes allein hat seine eigene Absicht, dem wir zu dienen haben, das sein eigenes Leben hat.“ (DBW 14,496) Gottes Wort ist also ein zutiefst schöpferisches Wort. Ein Prediger soll sich als Diener des Wortes verstehen. Und Menschen sollen sich in den Wirkungsbereich dieses Wortes begeben, damit sie es hören können und Glaube gewirkt werden kann.


»Traue ich es Jesus zu, dass er als Gottes Wort in meinem Leben wirken kann?

»Wie gehe ich mit der Bibel um?

»Mit welchen Erwartungen höre ich eine Predigt?

»Für Prediger: Diene ich dem Wort Gottes oder lege ich es mir zurecht?


»Ich danke dafür, dass Jesus als Gottes Wort in Bibel und Predigt zu uns kommt.

»Ich danke dafür, dass Gottes Wort wirkmächtig und schöpferisch ist.

»Ich bete für alle Verkündiger und Prediger, dass sie Diener des Wortes sind.

»Ich bete dafür, dass Gottes Wort mich dort trifft, wo ich es nötig habe.

40 Tage mit Dietrich Bonhoeffer

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