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Tag 2 Schöpfung

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„Dass Gott sein Werk ansieht und sein Wohlgefallen an ihm hat, weil es gut ist, das heißt, dass Gott sein Werk liebt und darum erhalten will. Schaffen und Erhalten, das sind zwei Seiten des einen Tuns Gottes; es kann ja nicht anders sein, als dass das Werk Gottes gut ist und dass er das Werk nicht verwirft, vernichtet, sondern liebt und erhält. Im Blicke Gottes kommt sein Werk zur Ruhe, vernimmt es sein Wohlgefallen. Der Blick Gottes bewahrt die Welt vor dem Zurückstürzen ins Nichts, vor der gänzlichen Vernichtung. Der Blick Gottes sieht die Welt als gute, als geschaffene – auch wo sie gefallene Welt ist –, und um des Blickes Gottes willen, mit dem er sein Werk umfängt und nicht lässt, leben wir. Dass Gottes Werk gut ist, heißt keinesfalls, dass sie die beste aller denkbaren Welten ist, sondern es heißt, dass sie ganz vor Gott lebt, dass sie von ihm her und auf ihn hin lebt und dass er ihr Herr ist. […] Dass das Getane, der Zustand, die Verleiblichung des Willens, dass die Welt gut ist, dass Gottes Reich auf Erden sei, dass sein Wille auf der Erde geschehe, Tat werde, darum geht es in der ganzen Bibel. Weil die Welt Gottes ist, darum ist sie gut. Gott will eine gute Welt, ein gutes Werk, er, der Schöpfer und Herr der Welt ist! Die Flucht aus dem geschaffenen Werk in den leiblosen Geist, in die Gesinnung ist untersagt. Gott will sein Werk ansehen, lieben, gut nennen und erhalten.“

(Schöpfung und Fall S. 43f – DBW 3,42f)


„HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter. […] Die Herrlichkeit des HERRN bleibe ewiglich, der HERR freue sich seiner Werke! Er schaut die Erde an, so bebt sie; er rührt die Berge an, so rauchen sie. Ich will dem HERRN singen mein Leben lang und meinem Gott loben, solange ich bin.“ (Ps 104,24.31-33)


Der Blick, mit dem man etwas ansieht – ob grundsätzlich wohlwollend oder kritisch –, ist entscheidend. Auch in Bezug auf unsere Welt. Verstehen wir sie als Schöpfung, dann ist natürlich vor allem der Blick des Schöpfers interessant.

Bonhoeffer betont hier, dass Gott sowohl der Schöpfer als auch der Erhalter seiner Welt ist. Auch das Zweite ist wichtig, weil so deutlich wird, dass Gott diese Welt eben nicht aufgegeben und sich selbst überlassen hat. Gott beteiligt den Menschen sogar in begrenztem Maß an seinem Wirken, indem er ihm Kreativität schenkt und Verantwortung überträgt. Bonhoeffer betont, dass Gottes Blick auf sein Werk ein positiver und (entgegen Vorstellungen aus der griechischen Gnosis) dass seine Schöpfung gut ist, auch wenn sie durch den Einfluss der Sünde in Mitleidenschaft gezogen wird.

Die Schöpfung gibt uns Hinweise auf die Güte des Schöpfers – und es ist angemessen, dass wir dankbar dafür sind. Dazu kommt die Mit-Verantwortung: Wenn Gott eine Schöpfung liebt, dann kann sie uns nicht gleichgültig sein. Dann sollen wir sie achten, gestalten und Gott im „Buch der Natur“ begegnen. Gottes Ordnungen, ein schöpferisches Wort und sein wohlwollender Blick bewahren die geschaffene und geliebte Welt vor dem Rückfall ins Chaos, ins Tohuwabohu (1Mo 1,2). Schöpfung bedeutet: Diese Welt ist von Gott geschaffen und von Anfang an und dauerhaft auf ihn hin bezogen. Gott spricht und sieht uns mitsamt seiner Schöpfung an – dieses Sprechen und Sehen sind wahrnehmende Handlungen, die Beziehung und Wertschätzung ausdrücken: Die menschliche Mit-Verantwortung für die geschaffene Welt lässt keine Flucht aus der materiellen in eine rein geistliche Welt zu. Bonhoeffer betont, dass es bei Gott und Mensch nie nur um den guten Willen geht, sondern auch um das konkrete Tun, um die Umsetzung des Willens in der Schöpfung und bei den Geschöpfen. Im Auftrag Gottes sind wir in seiner Gegenwart berufen zum Staunen, Bebauen und Bewahren.


»Welchen Blick habe ich auf die Welt? Wie denke und rede ich über sie? Wie gehe ich mit ihren Ressourcen um? Ist sie für mich gute Schöpfung Gottes?

»Kann ich dem Schöpfer und Erhalter dankbar sein für sein Werk?

»Wo werden zerstörerische Einflüsse sichtbar? Was kann ich dagegen tun?


»Ich danke für Gottes Schöpfung und die Ordnung, die er in sie hinein gelegt hat.

»Ich bitte um einen liebevollen, wertschätzenden Blick auf unsere Mit-Welt.

»Ich bitte um einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen der Schöpfung.

»Ich bitte um Gottes Eingreifen gegen alles, was seine gute Welt zerstören will.

40 Tage mit Dietrich Bonhoeffer

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