Читать книгу Wie aus dem Ei gepellt ... - Sandy Penner - Страница 11
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Ostereier, Keks und Merle
„Los Keks, jetzt beweg dich doch mal und sammle die Eier ein!“, fordert Merle ihren Hasen auf. Dieser mümmelt nur weiter ruhig vor sich her. „Ach, das macht keinen Spaß mehr.“ Merle hebt ihn hoch und knuddelt ihn, während sie ihn vorwurfsvoll belehrt: „Wie sollst du denn ohne ein paar Eier ein Osterhase werden? So geht das nicht. Du musst ja irgendetwas zum Verteilen haben! Ich hab dir sogar schon einen Korb gebastelt!“
In dem Moment schaut Merles Mutter in den Stall und sieht ihre verzweifelte Tochter auf dem Boden sitzen. „Was ist denn los, Kleines?“, fragt sie besorgt.
„Keks möchte einfach nicht seine Ostereier vorbereiten, er ist nicht einmal ein winziges Stück weit gehoppelt“, antwortet ihre Tochter traurig.
„Hm, ja, das ist wirklich nicht gut für einen zukünftigen Osterhasen. Wie gut war er denn in der Osterschule?“, hakt die Mutter nach.
„Keine Ahnung, er war nie auf einer. Wieso denn, was ist damit?“
„Na, kein Wunder, dass er nichts macht, wenn er nicht weiß, was er tun soll. In einer Osterschule würde er lernen, wie er zu einem perfekten Osterhasen wird.“
„Das ist es bestimmt! Danke, Mama! Komm, Keks, du gehst jetzt zur Schule!“ Merle rennt mit ihrem Hasen auf dem Arm in ihr Zimmer, wo sie Malfarben, Papier, Pinsel und eine kleine Tafel hervorholt. Dann beginnt der Unterricht. Zuerst lernt Keks etwas über die Geschichte der Osterhasen, bekommt Informationen über die berühmtesten Osterküken und -lämmer, dann zeigt Merle ihm, wie man Ostereier bemalt und seinen Osterkorb am besten füllt. Dann erzählt sie ihm, was Kinder am liebsten mögen, später versucht sie ihm beizubringen, wo er sich wie am besten versteckt. Die nächsten Tage ist Merle nur noch mit der Ausbildung von Keks beschäftigt. Sobald sie ihre Hausaufgaben erledigt hat, widmet sie sich voll und ganz ihrem Hasen.
Einen Tag vor Ostern erklärt Merle Keks als dazu bereit, sich als Osterhase auf den Weg zu machen und Schokolade sowie Ostereier in den Nestern zu verstecken. Stolz präsentiert Merle ihren Eltern, was sie aus Keks gemacht hat. Vor ihnen sitzt ein Hase mit glänzendem Fell – Merle hatte ihn mit der Bürste gekämmt, die eigentlich für die Frisierpuppen bestimmt war – und auf dem Rücken trägt er einen großen, gelben Korb, bis oben gefüllt mit Schokoeiern und anderen Süßigkeiten. Merle hatte festgestellt, dass die Hühnereier viel zu schwer für ihren Hasen werden würden, und hatte nur kleine Dinge in den Korb gepackt. Die Eltern zeigen sich sehr begeistert von Merles Haustier und machen ganz viele Fotos von den beiden. Aber dann wird es auch schon Zeit zum Schlafengehen.
Das kleine Mädchen kann vor Aufregung gar nicht einschlafen, voller Vorfreude dreht sie sich ständig im Bett umher. Doch auch sie schläft irgendwann ein und wird von der Sonne, die an ihrer Nase kitzelt, geweckt. Ganz schnell macht sie sich fertig und zieht ein sehr hübsches Kleid an.
„Warum hast du dich denn so schick gemacht? Was steht denn heute an?“, fragt ihr Vater amüsiert am Frühstückstisch.
„Papa, wie kannst du es vergessen haben? Heute ist Ostern! Und Keks hat heute seinen ersten Tag als Osterhase! Jetzt werde ich sehen, ob er wirklich mit der Osterschule abschließen darf“, erinnert ihn Merle empört.
„Ach so, ja, muss ich wohl für einen Moment vergessen haben“, gibt ihr Vater lächelnd zurück.
Dann kommt der große Augenblick. Merle und ihre Eltern versammeln sich auf der Wiese hinter dem Haus. Die ganze Aufmerksamkeit liegt auf Keks, der auf der Erde sitzt. Es scheint Ewigkeiten zu dauern, bis er sich ein Stück bewegt und Merle wird schon ganz ungeduldig, doch plötzlich hoppelt er los und verschwindet zwischen den Büschen. Merle schaut ihm glücklich nach und feiert mit ihren Eltern das Osterfest. Sie findet unzählige bunte Eier, kleine Geschenke und ganz viele Süßigkeiten. Nachdem sie alles bewundert hat, macht sie es sich auf dem Sofa gemütlich und liest das Buch, welches sie in einem besonders großen Nest gefunden hat.
Doch als Keks am späten Abend immer noch nicht zurückgekehrt ist, macht sie sich große Sorgen. „Nicht, dass ihm etwas passiert ist“, schluchzt sie auf dem Schoß ihres Papas.
„Keks passt schon auf sich auf, aber wenn du willst, können wir uns unsere Jacken und eine Taschenlampe schnappen und mal nachschauen, ob alles in Ordnung ist, okay?“, schlägt er vor.
Merle nickt zustimmend und schon machen sie sich auf den Weg. Sie gehen zu dem Ort, wo sie Keks zuletzt gesehen hatten und dann laufen sie quer durch den Wald, der rund um die Wiese steht. Als Merle schon langsam müde wird und aufhören möchte, sieht sie unter einem Strauch etwas Weißes. Sie geht näher heran und erkennt, dass dort ein Zettel in einem Nest liegt. Sie greift nach dem Papier und rennt zu ihrem Vater, damit er ihr es vorliest. Als er die kleine Notiz überfliegt, muss er lächeln und auch nachdem Merle es gehört hat, macht sie sich beruhigt auf den Weg nach Hause, denn das stand dort geschrieben:
Liebe Merle,
damit du dich nicht um mich sorgst, möchte ich dir nur schnell schreiben, was passiert ist. Ich habe noch andere Osterhasen getroffen und ich habe ihnen alles von dir erzählt, was du mir alles beigebracht hast (außer einer Sache, und zwar das Karten lesen!) und da meinten sie, dass ich so gut ausgebildet wurde, dass sie mich direkt in ihre Osterhasengemeinde aufnehmen können.
Ich habe zugestimmt, auch wenn ich dich sehr vermissen werde. Aber wir werden uns ja wenigstens einmal im Jahr zum Osterfest sehen, ansonsten werde ich dich an jedem meiner freien Tage besuchen. Ich muss los, auch wenn Ostern jetzt vorbei ist, gibt es viel zu tun.
Bis bald und ganz mümmelige Grüße von
deinem (Osterhasen) Keks!
Maike Basmer ist 16 Jahre alt und wohnt in Stechow in Brandenburg. Zu ihren Interessen gehören Lesen und Schreiben, Filme schauen, boxen, reisen, grüne Dinge sammeln sowie neue Sprachen erlernen. Bisher hat sie eine Geschichte in einer Anthologie veröffentlicht.