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Damon

Ich hasse solche Termine. Und noch mehr dann, wenn sie nicht in unserer Stadt sind. Das liegt vor allem daran, dass ich einfach nicht der geborene Bodyguard bin, der nur am Rand steht und beobachtet. Ich liebe die Action. Wenn man aber irgendwohin bestellt wird, weil irgendein Star dort ist oder man einen Politiker beschützen muss, ist das meistens nicht sehr aufregend. Klar, es gibt da auch Ausnahmen, allerdings ist mir noch keine davon untergekommen.

Und genauso ist es auch heute gewesen. Die meiste Zeit stand ich mir die Beine in den Bauch und habe die Umgebung im Auge behalten. Allerdings ist nichts passiert. Und wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich es auch nicht anders erwartet habe.

Connor war eigentlich für diesen Einsatz geplant. Deswegen würde ich ihm jetzt auch am liebsten die Meinung sagen, weil er es mir aufgebrummt hat.

Allerdings musste er sich dringend um etwas anderes kümmern und Ty war froh, dass er mal wieder einen ruhigen Abend mit Phoebe verbringen konnte. Auch wenn ich nicht sehr begeistert davon war, dass es an mir hängen geblieben ist, wollte ich den beiden das nicht versauen. Schließlich weiß ich, dass sie in der letzten Wochen nicht sehr viel Zeit miteinander verbracht haben. Bei Connor hätte ich allerdings eine Ausnahme gemacht. Er hat keine Freundin und ich bin mir sicher, dass sein Anliegen nicht auch noch hätte warten können.

Die Straße erscheint mir jedes Mal, wenn ich sie entlang fahre, so, als wäre sie ewig lang. Auch die Tatsache, dass es bereits mitten in der Nacht ist und nur die Scheinwerfer meines Wagens die Umgebung erhellen, macht es nicht besser.

Normalerweise stört mich das nicht. Doch jetzt habe ich nur noch den Wunsch, endlich nach Hause zu kommen. Allerdings habe ich noch eine lange Fahrt vor mir, bis ich mir endlich eine Flasche Bier genehmigen kann.

Gelangweilt schaue ich auf die Straße. Im nächsten Moment stutze ich jedoch. Ich weiß nicht, ob ich es wirklich gesehen habe, doch mir kam es so vor, als hätte etwas in einiger Entfernung am Straßenrand kurz geglänzt. Nur für den Bruchteil einer Sekunde, doch ich bin mir sicher, dass ich mich nicht getäuscht habe.

Aus einem Reflex heraus trete ich auf die Bremse und verringere abrupt die Geschwindigkeit. Dabei starre ich angestrengt auf die Stelle, an der ich es gesehen habe. Allerdings kann ich nichts mehr entdecken.

Langsam fahre ich näher und inspiziere die Stelle. Als es mir schon so vorkommt, als hätte ich mich doch getäuscht, sehe ich es wieder. Doch dieses Mal erkenne ich auch, woher es kommt und das gefällt mir überhaupt nicht.

Mit einer Vollbremsung bleibe ich auf der nassen Straße stehen. In der nächsten Sekunde springe ich bereits aus meinem Wagen und renne auf das Fahrzeug zu, was sich in dem Graben neben der Fahrbahn auf der Seite befindet.

„Verdammt“, fluche ich, während ich das Wrack genauer betrachte.

So schnell ich kann, renne ich zur Fahrertür und öffne sie. Kaum habe ich sie einigermaßen stabilisiert, sodass sie nicht sofort wieder zufällt, sobald ich sie loslasse, fällt mein Blick auf die bewusstlose Frau, die sich im Inneren befindet.

Bewegungslos hängt sie in dem Gurt, der ihren Körper auf dem Sitz festhält. Einen Moment betrachte ich sie und taste ihren Körper mit den Augen nach Verletzungen ab.

Sie hat Kratzer und Wunden überall auf der Haut, zumindest auf den Stellen, die nicht von ihrer Kleidung bedeckt sind. Aber soweit ich das erkenne, scheinen diese nur oberflächlich zu sein. Wenn ich mir ihren Wagen ansehe bin ich aber der Meinung, dass es Glück war. Allerdings weiß ich nicht, wie es innerlich aussieht. Und das ist der Punkt, der mir Sorgen bereitet.

Ich bin kein Arzt, doch ich weiß, dass sie innere Blutungen haben kann, die dringend behandelt werden müssen. Schnell betrachte ich ihren Brustkorb, während ich nach ihrer Hauptschlagader taste. Allerdings erkenne ich, dass dieser sich leicht hebt und senkt. Und auch ihren Puls kann ich unter meinen Fingern spüren. Zwar nur schwach, aber besser als nichts.

Routiniert greife ich mit einer Hand ins Innere des Wagens, während ich mit der anderen ihren Körper stütze, um zu verhindern, dass sie auf die andere Seite fällt. Kaum habe ich den Gurt gelöst fällt sie in meine Arme. Sie ist nicht schwer, vielleicht 55 Kilo. Doch in dieser Position ist es nicht leicht, sie aus dem Wagen zu bekommen, sodass es einige Sekunden dauert.

Als ich es endlich geschafft habe, sie aus dem Wrack zu befreien, hebe ich sie auf meine Arme und lege sie vorsichtig im Scheinwerferlicht meines Autos auf dem Rasen ab. Sofort beuge ich mich über sie und lege meine Hand an ihre kühle Wange.

Sanft streiche ich über die Haut und bete zu Gott, dass sie wach wird. Ich bin nicht sehr gläubig, aber dennoch kommt es zwischendurch vor, dass ich genau das mache.

Es scheint eine Ewigkeit zu dauern, in der ich angespannt die Luft anhalte, bis ich spüre, wie sie sich vorsichtig bewegt. Als Nächstes dringt ihr leises Stöhnen an meine Ohren. Allerdings öffnet sie nicht die Augen und macht auch sonst keine Anstalten, etwas zu sagen, was meine Sorgen um sie verstärkt.

Ohne darüber nachzudenken, nehme ich sie wieder auf meine Arme und lege sie vorsichtig auf die Rückbank meines Wagens. Ein letztes Mal schaue ich noch zu ihrem und suche mit den Augen die Umgebung ab.

Ich habe keine weitere Person dort erkennen können und es sieht für mich auch nicht so aus, als wäre jemand von hier verschwunden oder aus dem Wagen geschleudert worden. Und ich bin froh darüber, dass sonst niemand verletzt wurde.

Allerdings bin ich auch neugierig. Zu gerne würde ich wissen, was hier passiert ist. Doch ich weiß, ich werde das wohl nur dann erfahren, wenn die Frau wieder ihr Bewusstsein zurückbekommen hat.

So schnell es geht fahre ich mit ihr ins nächste Krankenhaus. Jede Sekunde, die verstreicht, ist eine zu viel. Immer wieder sehe ich in den Rückspiegel, den ich so eingestellt habe, dass ich sie beobachten kann. Doch sie macht keine Anstalten sich zu bewegen oder einen Ton von sich zu geben.

Mit viel zu hoher Geschwindigkeit rase ich die Straße entlang.

Nachher werde ich außerdem Detective Martin anrufen und ihn darüber informieren, was passiert ist. Er soll sich darum kümmern und mir Bescheid geben, sobald er etwas in Erfahrung gebracht hat.

Da ich von unterwegs bereits das Krankenhaus verständigt habe, warten zwei Ärzte und ein paar Pfleger am Eingang der Notaufnahme auf mich, als ich vorfahre.

„Was ist passiert?“, fragt mich eine Schwester, die plötzlich neben mir steht, als ich die Frau aus meinem Wagen hole.

Ich nehme sie nicht sofort wahr. Stattdessen lege ich sie auf eine Liege und sehe dabei zu, wie man sie in das Innere des großen Gebäudes bringt, bis sie aus meinem Blickfeld verschwunden ist.

„Das würde ich auch gerne wissen. Ich hoffe, dass die Polizei mir genaueres dazu sagen kann“, antworte ich und erkläre ihm, wer ich bin.

„Sie wissen es nicht?“

Verdutzt sieht sie mich an und zieht ihre Stirn kraus.

In kurzen Sätzen erkläre ich ihr, dass ich sie so gefunden habe und es besser fand, sie selber ins Krankenhaus zu bringen, da es deutlich schneller geht, als noch auf einen Krankenwagen zu warten, der die gleiche Strecke auch wieder zurückfahren muss.

Aufmerksam hört sie mir zu und verdreht die Augen.

„Was?“, frage ich, auch wenn ich es mir eigentlich schon denken kann. So will ich ihr aber klarmachen, dass ich es genau gesehen habe.

„Sie haben keine Ahnung, wie oft ich schon Männer wie Sie getroffen habe. Cops, Feuerwehrleute, Sicherheitskräfte. Und alle sind gleich“, erklärt die Schwester.

„Sie haben Glück, dass ich gerade Dinge im Kopf habe, die eindeutig wichtiger sind, als mich mit Ihnen zu streiten“, zische ich sie an und gehe hinter dem Ärzteteam her, ohne näher darauf einzugehen.

Gleichzeitig ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche und benachrichtige Martin über die Vorkommnisse, indem ich ihn anrufe. Wie ich es mir schon gedacht habe, ist er nicht sehr erfreut darüber.

„Ihr sucht euch auch immer Ärger aus“, brummt er.

„Wir suchen nicht, wir landen einfach drin. Das ist ein riesiger Unterschied. Es wäre toll, wenn Sie meine Brüder benachrichtigen könnten. Die beiden sollen sich bei mir melden“, weise ich ihn an.

„Ich bin nicht eure Sekretärin“, stellt er fest.

„Leider habe ich keine Zeit, sie selber anzurufen“, erkläre ich. „Ich muss die Ärzte im Auge behalten, damit ich schnell weiß, was mit der Frau ist. Ich hoffe, dass sie sich nicht in Lebensgefahr befindet.“

Mehr sage ich nicht, sondern lege einfach auf, bevor er noch etwas erwidern kann. Ich weiß, dass das gemein ist und dafür werde ich mich auch noch bei ihm entschuldigen, schließlich hat er uns schon unzählige Male geholfen.

Doch ich habe die Befürchtung, dass wir ewig diskutieren würden, wenn ich es nicht mache. Und das kann ich gerade nicht gebrauchen. Ich muss mich jetzt um etwas anderes kümmern.

Iceman-Brothers

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