Читать книгу Mafia Brothers - Sarah Glicker - Страница 7
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ОглавлениеRachel
Als ich am nächsten Tag von der Arbeit nach Hause gehe, fühle ich mich einfach nur beschissen. Ich habe Magenschmerzen und komme mir vor, als hätte ich eine Grippe. Und das ist noch untertrieben.
In der letzten Nacht habe ich kaum geschlafen. Ich habe mich von einer Seite auf die andere gedreht und versucht einen Ausweg zu finden. Doch die Wahrheit sieht so aus, dass es keinen gibt. Auf jeden Fall keinen, den ich nicht mit meinem Leben bezahlen würde.
Irgendwann habe ich den Versuch aufgegeben und stattdessen gehofft, dass dieses Treffen schnell vorbeigeht.
Heute ist der Abend, dem ich nicht entkommen kann. Und leider ist mir das durchaus bewusst. Heute muss ich mich mit dem Geschäftspartner meines Bruders treffen, um ihm ein paar schöne Stunden zu bereiten!
Alleine bei dem Gedanken daran wird mir schlecht. Mein Magen dreht sich um und es wird auch nicht besser, wenn ich mir vor Augen halte, dass es nicht ewig dauern wird. Denn ich weiß, dass er bereits den nächsten Mann für mich hat. Er hat es zwar noch nicht gesagt, aber ich stecke mittlerweile lange genug in dieser Geschichte, um es zu wissen.
„Scheiße“, fluche ich ein wenig zu laut, sodass ein paar der Leute, die sich um mich herum befinden, sich zu mir umdrehen.
Kurz werfe ich ihnen einen entschuldigenden Blick zu, bevor ich weiter gehe. Dabei versuche ich meine Umwelt so gut es geht auszublenden.
Doch es dauert nur wenige Sekunden, bis ich erneut ruckartig stehen bleibe. Dieses Mal jedoch aus einem anderen Grund.
Einige Sekunden starre ich auf die Stelle, die sich nur wenige Meter von mir entfernt befindet. Für einen kurzen Moment kommt es mir so vor, als würde ich träumen. Doch ich weiß, dass es nicht so ist.
Ich entdecke den Mann, den ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Ich habe oft an ihn gedacht, das gebe ich zu. Und mindestens genauso oft habe ich mir gewünscht, dass er bei mir ist. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass ich ihn noch einmal wiedersehe.
Cody unterhält sich mit seinem Bruder Taylor. Da ich nicht weiß, wie ich mich verhalten soll, bleibe ich kurz stehen und beobachte sie.
Ich muss zugeben, dass er noch immer heiß ist. Das war er früher schon und das Gefängnis, in dem er die letzten Jahre verbracht hat, hat nichts daran geändert.
Ich weiß nicht, wieso er dort war. Ein paar Mal habe ich seine Brüder danach gefragt, wenn sie mir über den Weg gelaufen sind. Allerdings haben sie kein Wort darüber verloren. Sie haben nicht einmal irgendwelche Andeutungen gemacht, was mich frustriert hat.
Aber vielleicht ist es auch besser, dass ich es nie erfahren habe.
Für einen kurzen Moment frage ich mich, ob ich mich nicht einfach umdrehen und einen Umweg gehen soll. Dies würde bedeuten, dass ich es noch länger dauert, bis ich endlich in meiner Wohnung bin und die Tür hinter mir schließen kann. Dabei habe ich es überhaupt nicht eilig, dort zu sein. Gerade kommt es mir so vor, als wäre meine Wohnung nur eine Zwischenstation.
Allerdings beschließe ich, dass es kindisch und total bescheuert wäre.
Doch das ändert nichts daran, dass ich Angst habe. Es ist eine Weile her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Und da haben wir uns nicht im Guten getrennt. Wir hatten uns gestritten, weil er mir nicht sagen wollte, was in seinem Leben los ist. Er hat immer wieder betont, dass ich ein Teil seines Lebens bin. Allerdings hat er mich nie so behandelt und das wollte ich an diesem Abend ändern.
Bis zu diesem Moment war ich davon ausgegangen, dass er mir vertraut. Diese Unterhaltung hatte mir jedoch das Gegenteil gezeigt. Mir wurde klar, dass er mir nicht vertraut. Und ehrlich gesagt habe ich mich sogar gefragt, ob er das jemals hat.
Daher habe ich nun Angst davor, was passiert, wenn er mich bemerkt.
Bevor ich eine Lösung für mein Problem, falls man es so nennen will, finden kann, dreht er sich in meine Richtung und setzt sich in Bewegung. Doch es dauert nur den Bruchteil einer Sekunde, bis er auf mich aufmerksam wird. Ein wenig kommt es mir so vor, als würde er genau wissen, dass ich hier stehe, was aber nicht sein kann.
Seine Augen sind direkt auf mich gerichtet und ein sanftes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht.
Es kommt mir so vor, als würden wir hier alleine stehen. Schnell rufe ich mir in Erinnerung, dass wir umgeben sich von Menschen und seinem Bruder, doch auch das bringt nichts. Er hat mich sofort in seinen Bann gezogen und ich schaffe es nicht, mich daraus zu befreien.
Einige Sekunden vergehen noch, bis er auf mich zukommt.
Mein Herz rast wie verrückt, während ich nach einem Ausweg suche. Schon damals hat er mir diese Reaktion entlockt. Ihm konnte ich noch nie entkommen.
Erneut gehe ich unsere letzte Unterhaltung durch, doch auch das hilft mir jetzt nicht.
Dicht vor mir, sodass uns nur noch wenige Zentimeter trennen, bleibt er schließlich stehen, beugt sich nach unten und küsst mich sanft auf die Wange. Automatisch schließe ich die Augen, so sehr genieße ich die Berührung. Mir ist bewusst, dass es falsch ist, doch ich kann es auch nicht verhindern.
Bis jetzt bin ich davon ausgegangen, dass ich das nie wieder spüren werde. Umso mehr zieht es mich nun aus meiner Bahn.
Als er sich von mir löst, öffne ich sie wieder und sehe direkt in seine. Ich erkenne den aufmerksamen Blick, mit dem er mich betrachtet. Es ist der gleiche Blick, mit dem er mich damals schon immer angesehen hat. Daher weiß ich, dass ihm nichts entgeht.
Für einen Moment ist es so, als hätte sich nichts zwischen uns geändert. Als hätte es diese fünf Jahre und diesen Streit nicht gegeben. Ich spüre noch immer diese Verbindung zwischen uns, die es auch damals schon zwischen uns gab. Doch darauf kann ich mich jetzt nicht konzentrieren.
Seine Blicke bleiben an den Prellungen hängen, die sich an meinen Armen befinden. Da ich ein Shirt trage, sind sie nicht zu übersehen. Da meine Kollegen denken, dass ich ein Trampel bin, fragen sie schon gar nicht mehr. Allerdings bin ich mir sicher, dass es bei ihm nicht so ablaufen wird.
Langsam hebt er seine Hände und streicht vorsichtig darüber, sodass sich eine Gänsehaut auf meinem Körper bildet.
Schon damals konnte ich meine wahren Gefühle nicht vor ihm verheimlichen. Von der ersten Sekunde an war ich ein offenes Buch für ihn. Schon damals wusste er, wenn etwas nicht mit mir stimmt. Und in diesem Moment weiß ich, dass sich nichts daran geändert hat.
Ich kann mich nicht vor ihm verstecken.
„Wie ich sehe, bist du wieder auf freiem Fuß“, stelle ich also fest. In mir macht sich die Hoffnung breit, dass ich so dafür sorgen kann, dass er sich nicht weiter damit beschäftigt.
„Wer war das?“, fragt er und zeigt mir so, dass ich gar nicht erst versuchen muss, ihn abzulenken.
Langsam senke ich meine Augen und begutachte die Stellen ebenfalls, über die er streicht. In diesem Moment bin ich froh, dass er nur das sieht, was ich nicht unter Kleidung verborgen habe. Und das reicht anscheinend schon aus, dass er wütend wird.
Ich sehe, wie sich seine Muskeln anspannen. Ich schlucke und versuche so den Kloß aus meinem Hals zu entfernen, der sich dort gebildet hat. Das gelingt mir jedoch nicht.
„Du weißt, dass ich schnell blaue Flecke bekomme“, gebe ich nur von mir.
Dies war damals schon meine Ausrede, wenn mein Bruder wieder zugeschlagen hat. Und das ist leider öfter passiert, als es gut für mich war. Er hat mich zwar noch nicht dazu gezwungen den Job zu machen, den ich jetzt mache. Auf mich abgesehen hatte er es aber schon.
„Rachel, wer war das?“
Seine Stimme ist nicht mehr, als ein Knurren. Ich spüre die Wut, die von ihm ausgeht. Allerdings habe ich keine Angst vor ihm. Mein Verstand sagt mir, dass er mir nie etwas antun würde. Ich habe ihm schon damals vertraut und das tue ich auch jetzt noch. Dabei ist es egal, was zwischen uns vorgefallen ist.
Doch ich kann es ihm nicht sagen.
Ich habe nämlich keine Ahnung, was geschehen wird, sobald er die Wahrheit weiß. Und genauso wie ich meine Eltern nicht mit in diese Geschichte ziehen will, will ich es auch bei ihm nicht.
„Es war schön, dich zu sehen. Aber ich muss jetzt los. Ich habe noch einen Termin, zu dem ich nicht zu spät kommen kann“, entgegne ich und sehe ihn dabei wieder an. Doch das hat nur zur Folge, dass es mir schwerfällt, diese Worte auch auszusprechen.
Am liebsten würde ich mich an ihn lehnen und diesen ganzen Mist vergessen, der mein Leben bestimmt. Doch ich kann es nicht. Ich kann es mir nicht leisten, Schwäche zu zeigen.
Bevor ich an ihm vorbeigehen kann, greift er nach meinem Handgelenk und hindert mich so daran. Sein Blick ist durchdringend und lässt mich atemlos zurück. So hat er mir schon damals gezeigt, was er für mich empfindet.
Die Vorstellung, dass es auch jetzt noch so ist, ist etwas, was ein warmes Gefühl in mir hervorruft. Doch schnell schiebe ich es wieder zur Seite. Es hilft mir hier jetzt nicht weiter.
Ein letztes Mal lächle ich ihn an, bevor ich verschwinde. Ich weiß, dass er mir nachsieht, bis ich in der Menschenmenge untergegangen bin. Und ich weiß nicht, ob ich froh darüber sein soll, oder nicht.
Cody war damals mein Fels. Wenn wir zusammen waren, konnte ich alles vergessen und habe mich nur noch auf ihn konzentriert. Ich habe nicht mehr an meinen Bruder gedacht. Ich konnte mich fallen lassen und ich selber sein.
In den letzten Minuten habe ich geschafft, es zu verdrängen. Doch kaum habe ich die Wohnungstür hinter mir geschlossen, suchen sich die Tränen einen Weg und laufen mir ungehindert über die Wange. Es ist egal, wie sehr ich es versuche, ich schaffe es einfach nicht, mich zu beruhigen.
Vor meinem inneren Auge habe ich wieder Bilder von der gemeinsamen Zeit mit Cody. Gerne hätte ich ihm damals gesagt, was in meinem Leben los war. Außerdem wüsste ich auch nicht, was er dagegen unternehmen sollte.
Gerade wünsche ich mir, dass er niemals verhaftet worden wäre. Ich will wieder zu unserem damaligen Leben zurück. Denn so verrückt es auch klingt, es war immer noch besser als das, was in den letzten Jahren alles geschehen ist.
Für einen Moment überlege ich mir, ob ich mich in meiner Wohnung einschließen soll. Ich könnte nie wieder rausgehen. Doch mir ist bewusst, dass das mein Problem nicht lösen wird, auch wenn ich keine andere Lösung habe.
Dennoch stehe ich schließlich wieder auf, straffe meine Schultern und mache mich fertig. Dabei hoffe ich, dass ich diesen Abend schnell und vor allem ohne größere Schäden hinter mich bringen kann. Und vor allem hoffe ich, dass ich diesen Mann danach nie wieder sehen muss.
Als ich zwei Stunden später bei dem vereinbarten Treffpunkt ankomme, zittere ich am ganzen Körper. Nach all diesen Jahren, in denen ich das jetzt schon mache, weiß ich sehr gut, was mich erwartet. Und das sorgt dafür, dass ich noch mehr zittere. Dabei sollte man eigentlich meinen, dass ich mir mittlerweile ein dickes Fell zugelegt habe.
„Ahhh, ich glaube, wir sind verabredet“, ertönt eine tiefe Stimme hinter mir, die mir sofort einen Schauder über den Rücken jagt.
Ich war so tief in meine Gedanken versunken, dass ich nicht gemerkt habe, wie sich mir jemand genähert hat, sodass ich nun erschrocken zusammenzucke. Schnell drehe ich mich herum und sehe, dass ein Mann vor mir steht, der mich mit einem schmierigen Grinsen auf den Lippen genau betrachtet.
Er ist groß und breit gebaut. Schon alleine seine Statur macht mir klar, dass er eindeutig stärker ist als ich. Sein Anzug ist zwar elegant und war sicherlich nicht billig, allerdings sagt mir mein Gefühl, dass er Dreck am Stecken hat.
Erneut wird mir schlecht, sodass ich froh darüber bin, dass ich heute noch nichts gegessen habe. Sonst würde sich mir jetzt wahrscheinlich der Magen umdrehen.
Mein Blick senkt sich, da ich nicht so genau wissen will, wie er mich betrachtet. In der Welt dieser Männer sind Frauen nur Fleisch. Ich habe auf die harte Tour lernen müssen, dass solche Männer sich das nehmen, was sie wollen. Und wenn man es ihnen nicht gibt, nimmt das kein schönes Ende.
„Sieh mich an“, fordert er mich auf.
Doch mein Blick bleibt stur auf den Boden gerichtet. Ich habe gelernt, dass ich diese Treffen seelisch nur überleben kann, wenn ich mich abgrenze. Und so gelingt mir das am besten.
„Ich habe gesagt, dass du mich ansehen sollst.“
Kaum hat er ausgesprochen, greift er nach meinem Kinn und hebt meinen Kopf brutal ein Stück nach oben.
„Du machst, was ich sage, wenn ich es sage. Habe ich mich klar ausgedrückt?“
Noch bevor ich irgendwie darauf reagieren kann, schlägt er mir mit der flachen Hand ins Gesicht. Er legt so eine Brutalität an den Tag, dass nicht nur mein Kopf zur Seite fliegt, sondern mein gesamter Körper. Ein scharfer Schmerz schießt durch meinen Körper, als ich auf dem Boden lande.
In der nächsten Sekunde zieht er mich auf die Beine und zieht mich zu seinem Wagen. All das geht so schnell, dass ich hinter ihm her stolpere.
Er setzt mich nicht auf den Beifahrersitz, sondern befördert mich auf die Rückbank, wo er sich zu mir setzt.
„Dann zeig mir doch mal, was du alles kannst.“
Mit diesen Worten öffnet er seine Hose und holt seinen bereits steifen Penis heraus.
Einen Moment betrachte ich ihn. Ich weiß, dass es gerade nur diesen einen Weg gibt, um wieder von hier zu verschwinden. Daher ergebe ich mich meinem Schicksal.
Langsam senke ich meinen Oberkörper und nehme seinen Schwanz in meinen Mund. Ich beginne ihn zu bearbeiten und mir dabei nicht anmerken zu lassen, wie sehr ich mich davor ekel.
Hart stößt er immer wieder in meinen Mund, sodass es nicht lange dauert, bis ich Tränen in den Augen habe. Doch ich weine nicht.
Es ist egal, wie billig und schmutzig ich mir in diesem Moment vorkomme, ich zeige ihm nicht, wie ich mich fühle. Ich bin mir sicher, dass es eh nichts bringen würde.
Er würde mir nur sagen, das sich damit aufhören soll, denke ich und mache weiter.
Es erscheint mir so, als würde es eine Ewigkeit dauern, bis er sich endlich anspannt und sich in mir ergießt. Langsam hebe ich meinen Kopf und sehe ihn an.
Ich erkenne die Kälte in seinen Augen und weiß, dass dieser Mann das komplette Gegenteil von Cody ist. Dieser hat mich nie so angesehen. Er hat mich von Anfang an mit Respekt behandelt. Und es war egal, wie sehr ich im Hintergrund war, ich wusste, dass ich mich immer auf ihn verlassen kann.
Die Erinnerung an ihn sorgt dafür, das sich nun doch weine. Schnell wische ich sie mir jedoch weg.
„Dein Bruder hat mir versprochen, dass du nicht so eine Heulsuse bist, wie die anderen. Ich würde mal behaupten, dass er seine Schwester nicht sehr gut kennt. Geh mir aus den Augen“, fährt er mich ungehalten an.
Einen Moment sehe ich ihn nachdenklich an, ehe ich nicke und dann sein Auto verlasse. Dabei taste ich in meinem Gesicht nach der Wunde, die ich dort dank meines Sturzes vorhin habe.
Ich spüre ein wenig Blut unter meinen Fingern und seufze, da ich weiß, was das für mich bedeutet. Die nächsten Tage werde ich tatsächlich das Haus nicht verlassen.