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Prolog
ОглавлениеSarah Glicker
Second Chance for Love
Sarah Weber
Alter Postweg 31a
48477 Hörstel
Copyright by Sarah Weber
Covergestaltung: Thorsten Jurai
Alle Rechte vorbehalten!
Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der offiziellen schriftlichen Genehmigung der Autorin!
Zwei Jahre zuvor
Seit einer gefühlten Ewigkeit sitze ich schon an unserem Lieblingsort und warte auf Sean. Normalerweise bin ich immer pünktlich, aber an diesem Tag bin ich eine halbe Stunde zu früh gekommen.
Jeden Nachmittag treffen wir uns an dem verlassenen alten Haus, das in der Nähe unserer Highschool steht. Meistens sitzen wir hinten in dem verwilderten Garten und erzählen von unserem Tag. Dabei lachen wir viel und vergessen die Zeit.
Es gibt nicht viele Menschen, die von unserer Beziehung wissen. Daher können wir uns leider nicht öffentlich zeigen, obwohl ich genau das gerne tun würde. Aber seine Schwester macht mir schon seit Monaten das Leben schwer. Doch ich kann nicht sagen, wieso.
Immer wieder kommt mir zu Ohren, dass sie Lügen über mich verbreitet, weshalb viele Mitschüler schon nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Einige davon sind zum Beispiel, ich würde mit jedem Mann ins Bett gehen, wäre eine Lügnerin und kriminell. Aber nicht nur diese Geschichten, die nicht wahr sind, haben schon die Runde gemacht. Sie hat auch erfahren, dass meine Mutter mich und meinen Bruder verlassen hat, als wir noch klein waren, und überall herumerzählt, dass nicht einmal sie es mit uns aushalten würde. Meinem Bruder hat sie sogar die Reifen seines Wagens durchgestochen.
Aus diesen Gründen halten Sean und ich uns lieber bedeckt. Doch nun rückt der Tag immer näher, an dem er die Stadt verlassen wird, um in einer anderen Stadt zu studieren.
Das, was ich heute tun werde, fällt mir nicht leicht. Seitdem er mir aber von seiner Entscheidung berichtet hat, habe ich immer wieder darüber nachgedacht.
Ich kann verstehen, wieso er sich dazu entschlossen hat. An seiner Stelle hätte ich mich nicht anders entschieden. Aber damit hat er mir auch das Herz gebrochen.
Immer wieder habe ich darüber nachgedacht. Aber es ist die richtige Entscheidung für ihn und für mich. Wir werden eh keine Chance mehr haben, sobald wir für die nächsten Jahre voneinander getrennt sind.
Mehrmals atme ich tief durch, wobei ich meinen Blick auf die Straße vor mir richte. Als er endlich um die Ecke biegt, macht sich Erleichterung in mir breit. Diese wird aber weggewischt, als ich sehe, mit was für einem Strahlen im Gesicht er auf mich zukommt.
In meinem Hals bildet sich ein Kloß, den ich schnell hinunterschlucke. Nervös schiebe ich mir eine blonde Strähne aus dem Gesicht und ziehe das Haarband wieder fester.
Ohne ein Wort von sich zu geben, schließt Sean mich in seine Arme und küsst mich sanft. Diesen letzten Kuss erlaube ich mir, uns. Ein letztes Mal verliere ich mich in seinen Berührungen.
„Hi, meine Hübsche“, raunt er, während er sich ein Stück von mir löst.
In der einen Sekunden scheint er noch glücklich zu sein, in der nächsten schaut er mich besorgt an. In meinen Augen sammeln sich Tränen, als ich seinen prüfenden Blick auf mir spüre.
„Was ist los?“, fragt er mich und zieht mich dabei zu einer Bank.
„Sean …“, beginne ich, breche jedoch ab, da ich nicht weiß, wie ich es ihm sagen soll. Ich habe keine Ahnung, wie ich ihm klarmachen kann, was mir in den letzten Wochen ohne Unterbrechung durch den Kopf gegangen ist.
Sein flehender Blick ist auf mich gerichtet.
„Ich kann das nicht. Ich kann nicht von dir getrennt sein und dich kaum sehen. Meine Angst, dass du mich betrügst, ist viel zu groß.“
„Niemals würde ich dich hintergehen. Ich liebe dich.“
Seine Worte sind sanft, aber bestimmt. Mit seiner festen Stimme duldet er keinen Widerspruch, aber genau den gebe ich ihm.
„Früher oder später würden wir uns sowieso trennen.“
„Lindsay, du weißt, wieso ich mich dafür entschieden habe. Das hat nichts mit dir zu tun. Die Monate werden schnell vorbeigehen.“
Verzweifelt fährt er sich mit der freien Hand durch die Haare. Die andere umklammert meine Hände.
„Mir fällt es nicht leicht“, wispere ich, da ich nicht weiß, was ich sonst sagen soll.
„Ich liebe dich“, betont er noch einmal.
Seine Stimme ist leise, trotzdem vernehme ich jedes einzelne Wort, als würde er es mir ins Gesicht schreien.
„Ich dich auch, aber ich kann das nicht. Sean, bitte, versteh mich doch!“, flehe ich ihn an.
Dabei kann ich nicht verhindern, dass mir die Tränen über das Gesicht laufen. Es zerreißt mir das Herz, aber ich weiß, dass ich das Richtige tue.
Sean lässt mich keine Sekunde aus den Augen. Er wartet darauf, dass ich ihm mitteile, dass alles nur ein Scherz war, aber genau das mache ich nicht. Stattdessen stehe ich auf.
Ich will ihm meine Hand entziehen, aber Sean lässt mich nicht los.
„Bitte, mach es mir nicht schwerer, als es ohnehin schon ist.“
Sean steht so dicht vor mir, dass ich seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren kann.
Anstatt etwas zu sagen, beugt er sich zu mir hinunter und küsst mich. Augenblicklich schmelze ich in seinen Armen dahin. All meine Liebe und Verzweiflung lasse ich in die Berührung unserer Lippen fließen.
„Ich weiß, ich hätte manche Dinge tun sollen, die ich nicht getan habe“, flüstert er an meinem Mund. „Ich lasse dich nur gehen, weil du es willst. Aber du gehörst an meine Seite. Und es wird der Tag kommen, an dem ich es dir beweisen werde.“
Seine Ansage setzt sich in meinem Herzen fest. Ich bin mir sicher, dass sie genau an dieser Stelle bleiben werden. Und tief in meinem Inneren hoffe ich, dass er recht hat.
„Ich liebe dich, Sean. Pass bitte auf dich auf!“ Mit diesen Worten drehe ich mich um und gehe.
Ich verlasse den Mann, dem mein Herz gehört. Mit schnellen Schritten entferne ich mich von ihm. Dabei habe ich aber ständig sein Gesicht vor Augen, wie es von Angst erfüllt ist. Und ich weiß genau, dass ich es niemals vergessen werde.
Erst, als ich mir sicher bin, dass er mich nicht mehr sehen kann, sinke ich hinter einem Baum zu Boden, vergrabe das Gesicht in meinen Händen und lasse meinen Tränen freien Lauf.