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„Wie war es gestern mit deinem Ex?“, ertönt die Stimme meiner besten Freundin durch das Telefon, als sie mich am nächsten Morgen anruft.

Am liebsten hätte ich das Handy gegen die Wand gedonnert, da es viel zu früh ist und ich noch geschlafen habe, aber ich bin mir sicher, dass sie in diesem Fall nur noch mal auf dem Haustelefon angerufen hätte. Joleen platzt nämlich schier vor Neugierde.

„Ich habe keine Ahnung, ob ich ihn noch immer so nennen kann“, flüstere ich und hoffe dabei absurderweise, dass sie es nicht verstanden hat. Aber an der Art, wie sie die Luft einzieht, merke ich sofort, dass jedes einzelne Wort genau bei ihr angekommen ist.

„Hör auf, es so spannend zu machen. Erzähl endlich, was geschehen ist.“

Nachdem ich einmal tief durchgeatmet habe, berichte ich ihr von dem Abend mit Sean, wobei ich den Kopf allerdings auslasse.

„Warum ist er ausgerechnet der Bruder von Heather?“, stöhne ich und lasse meinen Kopf nach hinten in die Kissen fallen.

„Und? Das hat ihn doch auch damals nicht davon abgehalten, sich in dich zu verlieben“, kontert Joleen.

„Aber da war die Situation noch eine andere. Mittlerweile hat er sich wieder mit seinen Eltern versöhnt. Die beiden haben auch ein sehr gutes Verhältnis zu Heather. Ich will einfach nicht riskieren, dass er wieder damit anfängt, mit beiden zu streiten.“

„Du suchst nur nach einem Grund, um ihm aus dem Weg zu gehen“, stellt meine Freundin klar.

Innerlich gebe ich ihr recht. Sosehr ich die Zeit mit ihm auch genossen habe, sie hat mir auch Angst gemacht. Angst vor dem, was passiert, wenn Heather davon Wind bekommt und es doch nicht zwischen uns klappt.

Er würde nach Fresno zurückgehen und Heather hätte einen weiteren grund, mir das Leben schwer zu machen.

„Hat er dich geküsst?“

Bei der Erinnerung an den Kuss bekomme ich sofort Sehnsucht nach ihm. Als er mich zu Hause abgesetzt hat, hat er mich noch einmal geküsst und mir versprochen, dass er sich heute melden wird. Das trägt auch nicht gerade zu meiner inneren Ruhe bei.

„Ich deute dein Schweigen mal als Ja“, dringt nun wieder ihre Stimme durch die Leitung.

„Er studiert in Fresno.“

„Nimm meinen Rat an und habe etwas Spaß. Er scheint dich vermisst zu haben, sonst würde er sich nicht mit dir treffen wollen. Wer weiß, vielleicht klappt es ja dieses Mal. Du kannst es auf jeden Fall nicht wissen, wenn du das Risiko nicht eingehst.“

Kurz lasse ich mir ihre Worte durch den Kopf gehen und komme zu dem Schluss, dass sie recht hat.

Ich werde uns diese Chance geben und es genießen, solange es geht.

„Wann siehst du ihn wieder?“, fragt sie weiter.

„Er will sich heute melden.“

Joleen quietscht begeistert, sodass ich mir das Telefon ein Stück vom Ohr weghalte. Nur zu gut kann ich mir vorstellen, was für ein begeistertes Gesicht sie macht.

Eine Weile sagt keiner von uns etwas. Gestern ging alles so schnell zwischen Sean und mir, dass ich es erst mal verarbeiten muss. Wenn dieser Mann in meiner Nähe ist, bekomme ich keinen anständigen Gedanken mehr auf die Reihe. So ging es mir früher auch schon und wie sich herausgestellt hat, hat sich dies nicht geändert.

„Na gut, Süße. Sei mir nicht böse, aber ich muss mich jetzt an die Arbeit machen“, erklärt Joleen irgendwann und reißt mich so aus meinen Gedanken.

„Dabei hast du mich doch geweckt.“

„Ich war halt neugierig.“

Vor meinem inneren Auge sehe ich, wie sie gleichgültig mit den Schultern zuckt.

„Ist gut, danke fürs Zuhören“, sagte ich noch und lege auf.

Seufzend lasse ich das Handy aufs Bett fallen und stehe auf. Barfuß gehe ich auf die Zimmertür zu und öffne sie leise. Kaum habe ich einen Schritt auf den Flur gemacht, höre ich meinen Vater und Marianne unten sprechen.

Irgendwann hatte ich meine Stiefmutter mal gefragt, wieso sie mehr oder weniger mitten in der Nacht schon aufsteht. Denn sie hat eigentlich viel spätere Arbeitszeiten als mein Vater. Marianne hatte geantwortet, dass mein Vater so viel unterwegs ist. Würde sie nicht so früh aufstehen, würde sie ihn manchmal tagelang nicht sehen.

So eine Beziehung wünsche ich mir auch. Sie unterstützen sich gegenseitig und sind immer füreinander da, wenn es mal schwierig wird.

Leise betrete ich die Küche. Die beiden sitzen am Tisch und schauen von ihren Computern beziehungsweise Handys hoch.

„Guten Morgen, Liebling!“, begrüßt mich mein Vater und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.

Das macht er schon, seitdem ich ein kleines Baby war. Aber ich beschwere mich nicht darüber. Auf verquere Art und Weise finde ich dies süß.

„Morgen!“, erwidere ich und verkneife mir ein Gähnen.

Dankbar nehme ich die Tasse Kaffee entgegen, die Marianne mir reicht.

„Wieso bist du schon wach?“, fragt sie mich, nachdem sie einen prüfenden Blick auf mich geworfen hat.

„Joleen hat mich aus dem Bett geklingelt, und nun kann ich nicht mehr schlafen“, flüstere ich in meine Tasse hinein und hoffe, dass das Thema damit abgehakt ist.

Meinem Vater scheint die Antwort auch zu genügen, aber als ich kurz zu meiner Stiefmutter sehe, erkenne ich, dass sie mich genau beobachtet. Schnell wende ich die Augen wieder ab und konzentriere mich auf meinen Kaffee.

„Sehen wir uns heute Abend zum Essen?“, erkundigt sich nun mein Vater.

„Ich weiß es noch nicht.“

In Gedanken füge ich hinzu, dass es davon abhängt, ob Sean sich bei mir meldet oder nicht. Aber ich bin schlau genug, es ihm nicht zu sagen. Für mich reicht es, dass Mike darüber Bescheid weiß.

„Es würde mich freuen, wenn ich mal wieder Zeit mit meiner ganzen Familie verbringen könnte.“

Mein Dad zieht eine Schmolllippe, die Marianne und mich zum Lachen bringt.

„Wir werden sehen, was die Kinder heute Abend vorhaben“, erklärt sie und grinst mich dabei an.

„Solange sie noch nicht aus dem Haus sind, würde ich es gerne ausnutzen.“

Er schmollt noch immer ein bisschen, aber nun sagt keiner von uns mehr etwas dazu. Ein paar Minuten später verabschiedet er sich und verschwindet durch die Hintertür.

„Erzähl“, fordert Marianne mich auf und setzt sich mir gegenüber an den Tisch.

„Was meinst du?“

„Ich habe mitbekommen, dass du gestern von einem Mann abgeholt wurdest. Und ich habe gesehen, dass es sich hierbei um Sean handelt.“ Mehr sagt sie nicht, sondern schaut mich herausfordernd an.

„Da gibt es nichts zu erzählen“, weiche ich ihr aus.

„Du weißt, dass du immer mit mir reden kannst.“

„Ich weiß, aber da gibt es nichts, worüber wir reden können.“

Das ist eine glatte Lüge, aber ich will gerade nicht darüber sprechen, sondern mich auf etwas anderes konzentrieren, als auf diesen Mann und das, was er mit mir macht.

Kurz betrachtet sie mich noch, als würde sie so die Wahrheit herausfinden wollen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, steht sie schließlich auf und verlässt die Küche.

Erleichtert atme ich tief durch.

Ich liebe Marianne als meine Mutter und akzeptiere sie, aber das ist etwas, was ich alleine mit mir ausmachen muss.

Es ist früh am Morgen. Da Sean sicherlich noch schläft, beschließe ich, dass ich eine Runde joggen gehe. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, renne ich in mein Zimmer, werfe einen prüfenden Blick auf mein Telefon und ziehe mich um.

Von Sean ist noch keine Nachricht eingegangen, was mich aber auch nicht wundert. Er hat schon früher gerne morgens länger geschlafen. Also mache ich mich auf den Weg. Ich laufe durch unser Wohngebiet und schlage den Weg zu dem künstlich angelegten See ein, der sich ein paar Straßen weiter befindet.

Da ich mein Handy nicht dabei habe, frage ich mich mehr als einmal, ob er mir schon geschrieben hat und auf eine Antwort wartet.

Als ich wieder nach Hause komme, stelle ich erschöpft fest, dass es bereits neun Uhr ist und ich somit über eine Stunde unterwegs war. Ich habe gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen ist. Ich stelle mich unter die Dusche und lasse das heiße Wasser auf meine Haut prasseln. Es löst die Verspannungen meiner Muskeln und sorgt dafür, dass ich wieder befreiter atmen kann.

Nachdem ich mir meine Haare gewaschen habe, trockne ich mich ab und wickle mir das große Handtuch um den Körper. Schnell husche ich in mein Zimmer und ziehe mir Unterwäsche, eine Shorts und ein Top an.

Erst, als ich mit allem fertig bin, lasse ich mich auf mein Bett sinken und greife nach meinem Handy. Es zeigt mir eine einzige eingegangene Nachricht an. Mit klopfendem Herzen öffne ich sie und sehe, dass sie tatsächlich von Sean ist.


Ich habe den Abend mit dir sehr genossen und würde mich freuen, wenn du auch heute Zeit für mich hättest.

Beim Anblick dieser Worte ist meine innere Ruhe sofort wieder verschwunden. Dieser Mann raubt mir den Atem, egal ob er gerade meine Hand hält oder nicht.

Du hast Glück, heute habe ich frei. Hast du etwas Bestimmtes geplant?

Ungeduldig warte ich die nächsten Minuten. Gerade, als ich denke, dass er sich nicht mehr melden wird, vibriert das Telefon in meiner Hand.

Ich dachte schon, du willst mich nicht mehr sehen.

Bei seinen Worten kann ich mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen.

Ich war joggen und habe mein Handy zu Hause gelassen.

Das nächste Mal laufen wir zusammen. Aber um deine Frage zu beantworten, das habe ich. Zieh dir etwas Bequemes an, ich hole dich in einer Stunde ab.

Das Bild seines verschwitzten nackten Oberkörpers erscheint vor meinem inneren Auge und lässt mich keuchend zurücksinken. Das ist das Letzte, woran ich gerade denken will.

Die Zeit, bis er auftaucht, will einfach nicht vergehen. Unruhig drehe ich meine Runden im Wohnzimmer und warte darauf, dass ich seinen Wagen in der Einfahrt entdecke. Aber stattdessen höre ich nur das Schlurfen meines Bruders, als er die Treppe herunterkommt.

„Worauf wartest du denn so gespannt?“, fragt er mich und lässt sich auf das Sofa fallen.

„Sean holt mich gleich ab“, verkünde ich leise und schaue dabei zum tausendsten Mal auf die Uhr.

Aber immer noch habe ich endlose qualvolle Minuten an Wartezeit vor mir.

„Das Date scheint ja ein voller Erfolg gewesen zu sein.“ Mike zwinkert mir zu.

„Und ich war sogar vor Mitternacht zu Hause“, gebe ich in einem gereizten Ton von mir, während ich die Augen verdrehe.

Lachend lässt er sich noch tiefer in das mit Leder überzogene Sofa sinken und fährt sich dabei mit den Fingern durch die Haare.

„Und was habt ihr Turteltäubchen heute vor?“

„Wir sind keine Turteltäubchen“, gebe ich erbost zurück und schaue meinen Bruder finster an.

„Nein? Hört sich für mich aber danach an. Dann verrate mir doch, was ihr sonst seid.“

„Wir verbringen einfach etwas Zeit miteinander, bevor er wieder nach Fresno geht.“

Ich versuche so viel Bestimmtheit wie möglich in meine Stimme zu legen, bin mir aber nicht sicher, ob mir dies wirklich gelingt.

„Und wieso bist du so aufgeregt?“

Mit dieser Frage hat er mich eiskalt erwischt, und das weiß er auch, wir mir ein zufriedener Gesichtsausdruck zeigt.

„Da ist nichts Schlimmes dabei. Ich will nur, dass du vorsichtig bist, egal ob Es-Freund oder nicht. Typen wie er oder ich haben einen gewissen Ruf. Und in den meisten Fällen tun wir alles, um ihm gerecht zu werden.“

„Und in welchen tut ihr dies nicht?“, erkundige ich mich, da mich die Antwort interessiert.

Doch Mike kommt nicht mehr dazu zu reagieren, da es in diesem Augenblick klingelt.

„Unsere Unterhaltung ist noch nicht beendet“, verkünde ich und haste zur Tür, um sie zu öffnen.

Kaum erblicke ich Sean, breitet sich ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht aus. Wie auf Kommando fangen meine Nerven an verrückt zu spielen.

„Hi, meine Hübsche“, raunt er in mein Ohr.

Seine Stimme sorgt dafür, dass meine Lippen zu kribbeln beginne. Aber er gibt mir nur einen keuschen Kuss auf die Wange. In letzter Sekunde kann ich es verhindern, dass er die Enttäuschung sieht, die gerade in mir aufsteigt.

„Hi“, erwidere ich nur und mache Platz, damit er hereinkommen kann. Aber Sean macht keine Anstalten, das Haus zu betreten.

„Wir müssen gleich weiter, sonst kommen wir zu spät.“

„Wohin geht es denn?“, fragt Mike, der hinter mir erscheint.

„Das ist eine Überraschung.“

Da ich mich noch gut daran erinnern kann, dass er nicht verraten wird, wenn er das nicht will, greife ich ohne einen weiteren Kommentar nach meiner Tasche, die ich vorher auf den Tisch neben der Haustür gestellt habe.

„Ich wünsche euch viel Spaß. Pass gut auf meine Schwester auf!“

Mehr sagt Mike nicht, sondern dreht sich um und verschwindet wieder so schnell, wie er gekommen ist.

Sean reicht mir seine Hand, die ich nur zu gerne ergreife. Nachdem ich in den Wagen gestiegen bin, sehe ich Mike, der am Küchenfenster steht und uns beobachtet. Ich achte allerdings nicht weiter darauf, sondern konzentriere mich wieder auf Sean, der sich in diesem Moment hinter das Steuer setzt.

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