Читать книгу Seal Team 9 - Sarah Glicker - Страница 12

8

Оглавление

Kendra

Während der nächsten drei Tage sehe ich ihn leider nicht. Ja, leider. Ich kann nicht einmal genau sagen, wieso ich es so schlimm finde, doch es ist so. Ein paar Mal habe ich darüber nachgedacht, ob ich nach der Arbeit bei ihm vorbeischauen soll. Als Vorwand hätte ich vorbringen können, dass ich nach ihm sehen will, ob es ihm nach seinem Besäufnis gut geht. Doch ich musste nur einen Blick auf sein Haus zu werfen, um diese Idee wieder über den Haufen zu werfen.

Ich will mein Glück nicht herausfordern und ein wenig kommt es mir so vor, als würde ich genau das tun. Noch weiß ich nämlich nicht, wieso er sich plötzlich so freundlich mir gegenüber verhalten hat. An diesem Morgen habe ich mich nicht lange genug mit ihm unterhalten, um einschätzen zu können, ob er es wirklich ernst meint, oder nicht. Und solange ich das nicht weiß, ist es wahrscheinlich besser, wenn ich nicht plötzlich vor seiner Tür stehe.

Auch wenn ich zugeben muss, dass es mir schwerfällt, genau das nicht zu machen.

Seufzend lasse ich mich auf das Sofa sinken, nachdem ich mein Haus betreten habe. Doch in dem Moment, in dem ich nach der Fernbedienung greifen will, höre ich, wie ein lautes Klingeln durch mein Haus dringt. Erschrocken, da ich nicht damit gerechnet habe, richte ich mich wieder auf und werfe einen prüfenden Blick auf mein Handy.

Es ist bereits nach acht Uhr. Auch wenn es nicht sonderlich spät ist, kenne ich niemanden, der mich jetzt noch besuchen würde. Weder meine Schwester, noch eine Freundin. Und meine Eltern wohnen zu weit entfernt, um diese Uhrzeit noch zu einem Überraschungsbesuch hier aufzutauchen.

„Moment“, rufe ich und stehe wieder auf. Dabei kann ich jedoch ein leises Seufzen nicht für mich behalten.

Mit wenigen Schritten bin ich bei der Tür und öffne sie ein Stück. Dabei gehe ich trotz besseres Wissens davon aus, dass es meine Schwester ist, die doch noch vorbeikommt. Als ich jedoch die Person erblicke, die sich auf der anderen Seite befindet, ziehe ich überrascht die Luft ein. Mit ihr habe ich eindeutig nicht gerechnet.

Es ist nicht meine Schwester und auch keine Freundin, die da vor mir steht und mich frech angrinst.

Nein, es ist Brady.

Für einige Sekunden bin ich so überrascht, dass ich keine Ahnung habe, wie ich reagieren soll. In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken.

Geduldig wartet er darauf, dass ich mich wieder fange. Dabei lässt er mich jedoch keine Sekunde aus den Augen. In diesem Moment bin ich mir sicher, dass ihm nichts entgeht. Und dabei ist es egal, dass er mich genauso wenig kennt, wie ich ihn. Gerade kommt es mir so vor, als wäre ich ein offenes Buch für ihn.

„Hi“, begrüße ich ihn schließlich, als ich meine Sprache wieder gefunden habe.

Gleichzeitig bin ich froh darüber, dass ich überhaupt in der Lage bin, einen Ton von mir zu geben.

„Ich hoffe, ich störe dich nicht“, verkündet er und sieht mich dabei prüfend an.

Während er spricht, erkenne ich, dass er einen Blick an mir vorbei ins Wohnzimmer wirft. Ein wenig macht es den Anschein auf mich, als würde er sichergehen wollen, dass ich alleine bin. Schnell mache ich einen Schritt zur Seite und signalisiere ihm so, dass er ruhig hineinkommen kann.

„Nein, ich habe nur nicht mit dir gerechnet. Ich bin gerade erst nach Hause gekommen“, murmle ich ausweichend.

Als er an mir vorbeigeht, werfe ich einen prüfenden Blick auf meine Klamotten. So will ich sichergehen, dass sie auch sauber sind, was allerdings der Fall ist.

„Was kann ich für dich tun?“, frage ich ihn, nachdem ich die Tür geschlossen habe.

Langsam dreht er sich zu mir herum. Sein Blick gleitet über meinen Körper und sorgt dafür, dass mein Magen zu kribbeln beginnt. So gut es geht, versuche ich das vor ihm zu verheimlichen. Doch ich bin mir nicht sicher, dass mir das auch wirklich gelingt.

„Du könntest meine Einladung annehmen“, stellt er schließlich fest und sieht mich unverwandt an.

„Deine Einladung?“

Ich bin irritiert und das kann ich auch nicht für mich behalten. In diesem Moment habe ich keine Ahnung, wovon er spricht.

Einige Sekunden sehe ich ihn schweigend an, während ich darauf warte, dass er weiterspricht. Doch das macht er nicht.

Stattdessen setzt er sich in Bewegung und kommt auf mich zu. Seine Bewegungen sind geschmeidig, als wäre er auf der Jagd. Dicht vor mir bleibt er stehen, sodass ich meinen Kopf ein wenig in den Nacken legen muss, um ihn ansehen zu können. Dies hat allerdings noch zur Folge, dass mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Mein Mund öffnet sich ein Stück, damit ich besser atmen kann, während mein Kopf nun wie leer gefegt ist.

„Ich habe mich dir gegenüber wie ein Idiot verhalten“, gibt er dann von sich.

„So könnte man es auch bezeichnen“, erwidere ich, wobei ich nicht für mich behalten kann, dass ich ein wenig skeptisch bin.

Seine ehrlichen Worte überraschen mich. Doch ich bin auch froh darüber. Sie zeigen mir nämlich, dass er sein Verhalten selber eingesehen hat. Und ich weiß, dass er sie genauso meint, wie er sie ausgesprochen hat. Das sagt mir unter anderem der Gesichtsausdruck, mit dem er mich betrachtet.

„Es war total dämlich von mir, mich so zu besaufen, dass es beinahe in einer Schlägerei ausartet. Und eigentlich wollte ich es auch nicht. Deswegen hoffe ich, dass du meine Einladung annimmst. Wir könnten essen gehen, oder etwas anderes unternehmen. Einfach einen schönen Abend miteinander verbringen.“

Er zuckt mit den Schultern und zeigt mir so, dass er selber noch nicht so genau darüber nachgedacht hat. Diese Erkenntnis sorgt dafür, dass ich leise lachen muss.

Einen Moment habe ich keine Ahnung, ob er das wirklich gesagt hat, oder ich es mir nur einbilde. Doch sein Blick gibt mir zu verstehen, dass es wirklich passiert ist. Dies war kein Scherz und ich habe es auch nicht geträumt.

Er hat mich gerade tatsächlich um ein Date gebeten!

Zumindest fühlt es sich für mich so an.

„Woher kommt dein Sinneswandel?“, frage ich ihn, da ich noch nicht so genau weiß, wie ich darauf reagieren soll.

Ich brauche Zeit, um eine Antwort auf seine Bitte zu finden. Vor allem brauche ich aber auch mehr Informationen.

„Du hast mich aus der Ausnüchterungszelle geholt, obwohl du es nicht musstest.“

Sein Blick ist unschuldig, doch seine Körperhaltung ist es nicht. Dadurch, dass er mir so nah ist, hat er mich in Gefangenschaft genommen. Er setzt Gefühle in mir frei, die es mir gerade unmöglich machen, einen klaren Gedanken fassen zu können. Das ist etwas, was mir überhaupt nicht gefällt.

„Du kannst dir überhaupt nicht vorstellen, wie gerne ich das nicht gemacht hätte.“

Ich verziehe ein wenig das Gesicht und bringe ihn so zum Lachen.

„Und dennoch hast du es getan.“

Seine Stimme ist ruhig. Er macht den Eindruck auf mich, als würde er das wirklich wollen. Und ja, ich gebe zu, dass ich es auch will.

Es geht nicht nur darum endlich herauszufinden, was mit ihm nicht stimmt und wieso er mich so angegangen ist. Es ist vor allem auch die Tatsache, dass ich so die Chance habe, ihn besser kennenzulernen und noch mehr Zeit mit ihm zu verbringen.

„Ich würde mich gerne mit dir treffen“, flüstere ich also und nicke.

Kaum habe ich ausgesprochen breitet sich ein glückliches Lächeln auf seinem Gesicht aus. Erst jetzt merke ich, dass die Ruhe nur nach außen war. Innerlich war er angespannt und hat sich Sorgen wegen meiner Reaktion gemacht. Und irgendwie muss ich zugeben, dass ich das süß finde. Denn bis jetzt hat es nicht den Anschein auf mich gemacht, als würde er das.

Er hat mich jedes Mal in die Ecke gedrängt und mir so bewiesen, dass er sehr selbstbewusst ist. Daher ist das nun eine ganze neue Erfahrung für mich, was ihn angeht.

„Ich verspreche dir, dass du es nicht bereuen wirst.“

Mit diesen Worten umfasst er meinen Hals, lehnt sich nach vorne und küsst mich sanft. Überrascht bleibe ich einen Moment so stehen, ehe ich den Kuss erwidere ich mich etwas an ihn lehne.

Mein Herz hört auf zu schlagen und mein Kopf ist wie leer gefegt. An diesem Kuss ist nichts Freundschaftliches, oberflächliches, oder wie man es sonst nennen will. Dieser Kuss ist ein Versprechen, dass er noch viel weiter mit mir gehen wird, wenn ich es zulasse.

Und bis morgen sollte ich mir im Klaren darüber werden, was ich will!

Als er sich von mir verabschiedet, stehe ich noch eine Ewigkeit an der gleichen Stelle und starre auf die geöffnete Tür. Niemals hätte ich gedacht, dass dieser Mann so ein großes Chaos in mir anrichten kann, nachdem wir uns so oft gestritten haben. Dennoch hat er es geschafft.

Und jetzt kann ich nichts anderes tun, als abzuwarten, was der morgige Abend uns bringen wird.

Seal Team 9

Подняться наверх