Читать книгу Seal Team 9 - Sarah Glicker - Страница 15
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Aufmerksam beobachte ich Kendra dabei, wie sie sich anzieht. Gleichzeitig höre ich in das Innere des Hauses hinein. Es gibt nichts, was mir entgeht. Meine Sinne sind geschärft und nehmen alles wahr, was um uns herum geschieht.
Als ein leises Klicken an meine Ohren dringt, richten sich sofort all meine Nerven darauf aus. Noch in der gleichen Sekunde stehe ich neben Kendra, die sich gerade die Schuhe anzieht, und ziehe sie auf die Füße. Ich stehe so dicht neben sie, dass ich sie mit meinem Körper bedecke. Doch mein Gefühl sagt mir, dass das nicht ausreichen wird.
Wir müssen von hier verschwinden.
In diesem Moment ist das der einzige Gedanke, der sich in meinem Kopf befindet. Zu gerne würde ich wissen, wer sich da Zutritt zu ihrem Haus verschafft hat. Doch ich muss Kendra in Sicherheit bringen und diesen Wunsch nach hinten stellen.
„Egal was passiert, dreh´ dich nicht um. Ich will, dass du auf direktem Weg zu meinem Wagen gehst“, weise ich sie eindringlich an. „Egal, was um dich herum geschieht.“
Ich versuche so ruhig wie möglich zu sprechen. Doch die Wahrheit ist, dass ich die Sorgen nicht aus meiner Stimme heraushalten kann. Normalerweise würde ich mir einfach vor Augen halten, dass es mein Job ist, eine andere Person zu schützen. Doch die Wahrheit sieht so aus, dass Kendra nicht irgendein Einsatz ist. Sie ist überhaupt kein Einsatz für mich. Diese Frau geht mir unter die Haut.
An ihrem Blick erkenne ich, dass sie keine Ahnung hat, wovon ich spreche. Doch hier und jetzt ist nicht der geeignete Zeitpunkt, um sie darüber zu informieren, dass ich genau weiß, was ich tue. Ganz davon abgesehen ist es gerade vielleicht sogar besser, wenn sie nicht weiß, welche Gefahr hier droht.
Zum einen kann ich es selber nicht genau beschreiben. Und zum anderen habe ich selber keine Ahnung, was hier los ist. Doch ich werde es herausfinden, sobald ich sie in Sicherheit gebracht habe.
Ohne noch ein Wort von mir zu geben, bedeute ich ihr, dass sie mir folgen soll. Ich spüre, die Panik, die von ihr ausgeht, als wir durch das Haus zum Hintereingang schleichen, während ich Geräusche aus dem Wohnzimmer höre. Gleichzeitig mache ich mich darauf gefasst, dass wir jeden Augenblick entdeckt werden. Gerade habe ich nur noch den Wunsch, sie so schnell wie möglich aus dem Haus und in Sicherheit zu bringen.
In dem Moment, in dem wir die Tür erreichen, die in den Garten führt, höre ich, wie ein Schuss abgegeben wird. Sofort bedecke ich Kendra wieder und dränge sie an die Seite, sodass sie von der Hauswand verdeckt wird.
Schnell drehe ich mich einmal um, um einen Blick auf den Schützen zu erhaschen. Doch er ist komplett in Schwarz gekleidet, sodass ich sein Gesicht nicht erkennen kann.
„Los“, fordere ich Kendra auf und ziehe sie gleichzeitig wieder auf die Füße.
Für den Bruchteil einer Sekunde sieht sie mich an. Ihre Augen sind geweitet und zeigen mir die Angst, die sie gerade verspürt. Nicht zum ersten Mal wird mir bewusst, dass sie keine Ahnung hat, wie meine Welt ist. Doch jetzt kann ich mich nicht damit beschäftigen.
Gemeinsam rennen wir auf meinen Wagen zu, als weitere Schüsse abgefeuert werden.
„Steig ein“, fordere ich Kendra auf, nachdem ich den Knopf für die Zentralverriegelung meines Autos betätigt habe.
In der nächsten Sekunde wird mir jedoch klar, dass ich das nicht machen müsste. Ich habe noch nicht einmal ausgesprochen, da hat sie sich bereits auf den Beifahrersitz gesetzt und versinkt so tief im Sitz, dass man sie von außen kaum noch sehen kann.
Während ich den Motor starte und den Rückwärtsgang einlege, spüre ich das Zittern, welches von ihrem Körper ausgeht. Ihre Augen sind geschlossen, als würde sie ausblenden wollen, was hier gerade geschieht und das kann ich ihr nicht übel nehmen. Den meisten geht es so.
Doch darum kann ich mich jetzt nicht kümmern. Stattdessen ziehe ich meine Waffe unter dem Sitz hervor, während ich auf die Straße brettere.
Als ich sie das nächste Mal ansehe, erkenne ich, dass sich ihre Augen ein Stück geöffnet haben. Mit großen Augen betrachtet sie mich.
„Wo hast du die denn jetzt so schnell her?“, fragt sie mich, nachdem ich mich ein Stück von ihrem Haus entfernt habe.
Kurz sehe ich in den Rückspiegel und erkenne dabei zwei Männer, die auf die Straße rennen und uns nachsehen. Zu gerne würde ich wissen, wer sie sind und was sie von mir wollen. Und das sie nur etwas von mir wollen, ist mir durchaus klar. Es gibt keinen Grund, wieso sie hinter Kendra her sein sollte. Bei meinem Job gibt es aber verdammt viele, wieso sie Jagd auf mich machen.
Doch wenn ich jetzt umdrehe, gehe ich das Risiko ein, dass Kendra etwas passiert und das will ich um jeden Preis verhindern.
„Wir haben uns in den letzten Stunden über alles unterhalten“, stelle ich fest, als ich mich wieder auf sie konzentriere.
Dabei greife ich nach ihrer Hand, da ich das Gefühl habe, als müsste ich ihr nah sein. In diesem Moment kommt es mir so vor, als würde sich zu viel Abstand zwischen uns befinden und das gefällt mir überhaupt nicht. Ich will ihr zeigen, dass sie keine Angst haben muss und sie bei mir in Sicherheit ist.
„Ja, das haben wir“, murmelt sie nun mit zittriger Stimme.
„Wir haben aber nie darüber gesprochen, was ich beruflich mache.“
Aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass sie mich so ansieht, als würde sie nicht wissen, wie sie darauf reagieren soll. Und ehrlich gesagt weiß ich das auch nicht.
Ich habe bei anderen Männern gesehen, wo es hinführen kann, wenn man sich auf eine Beziehung einlässt, oder eine Frau darin einweiht, was man macht.
Man geht jedem Risiko aus dem Weg, weil die Frau, mit der man zusammen ist, immer Angst hat, dass einem etwas passiert. Doch ich will es ihr nicht verheimlichen. Sie hat ein Recht darauf, es zu erfahren und zu wissen, auf was sie sich eingelassen hat. Ganz davon abgesehen kann ich es eh nicht ewig vor ihr verheimlichen.
„Ich bin ein Navy Seal“, erkläre ich ihr schließlich und breche so das Schweigen, welches sich zwischen uns gebildet hat.
Das Geräusch, als sie scharf die Luft einzieht, dringt an meine Ohren. Ich verstärke meinen Griff um ihre Hand, während ich gleichzeitig Angst habe, dass sie sich mir entzieht. Doch das macht sie nicht.
Es ist eher das Gegenteil der Fall. Sie greift auch mit der anderen Hand nach mir, als würde sie sich an mir festhalten wollen.
„Ist das dein Ernst?“, fragt sie mich schließlich.
Keine Sekunde wendet sie sich von mir ab. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass sie sich wieder ein wenig aufrichtet und sich so in meine Richtung dreht, dass sie mich besser ansehen kann.
„Ja.“
Mehr sage ich nicht. Allerdings weiß ich auch nicht, was ich sonst dazu sagen soll. Ich glaube, dass sich wohl jeder vorstellen kann, dass es ein gefährlicher Job ist. Daher brauche ich ihr das nicht extra zu sagen.
„Und wo fahren wir jetzt hin?“
„Wir werden bei einem Kollegen bleiben. Dort wird man uns nicht suchen.“
Einige Sekunden ist es still im Auto. Mir ist bewusst, dass sie erst einmal verarbeiten muss, was ich gerade alles gesagt habe. Doch ich hasse es, dass sie schweigt. Mit jeder Sekunde wird die Entfernung zwischen uns noch größer, zumindest kommt es mir so vor. Und das gefällt mir überhaupt nicht.
Schweigend fahre ich die nächsten Minuten weiter.
Als sie sich endlich wieder in meine Richtung dreht, habe ich die Hoffnung schon aufgegeben, dass sie noch etwas sagen wird.
„Meinst du, dass der Brand und der Einbruch in mein Haus etwas miteinander zu tun haben?“
Ja, dieser Gedanke ist mir auch schon gekommen. Allerdings wollte ich mich damit nicht auseinandersetzen. Doch ich muss zugeben, dass es am Wahrscheinlichsten ist. Dies behalte ich jedoch für mich.
Kendra soll sich nicht deswegen auch noch Sorgen machen. Sollte es nämlich so sein, habe ich sie mit in diese Geschichte, was auch immer das für eine ist, hineingezogen. Und das gefällt mir überhaupt nicht.