Читать книгу Nur ein Kuss, Mr. Perfect? - Sarah Veronica Lovling - Страница 7
4. Kapitel
ОглавлениеJonathan folgte ihr in ihre Wohnung und sah sich um. 47 Wohnungen hatte er gesehen, und die meisten waren modern, teuer und durchgestylt eingerichtet gewesen, irgendwie steril und clean, chromglänzend und antiseptisch. Total ungemütlich also. Und dann gab es noch die älteren Damen wie Mrs Connor, die ihre Apartments mit dunklen, schweren Holzmöbeln, Perserteppichen, echt goldenen Griffen und anderem Pomp überluden. Beides nicht sein Fall. Jons kleine Wohnung im Untergeschoss der Anlage – einer der Gründe, warum er den Job angenommen hatte, denn er brauchte dringend eine bezahlbare Bleibe, und diese hier war eine Dienstwohnung und daher im Gehalt enthalten – war praktischerweise möbliert gewesen und pragmatisch eingerichtet. Bett, Schränke, Tisch, Stühle, Sofa – fertig. Die Wohnung dieser Miss… Jenkins, oder wie sie hieß, schien in Kategorie eins zu gehören. Modern, clean, stylisch. Gar nicht Jons Geschmack. Aber er sah nur das eine Zimmer, das ihr Arbeitszimmer zu sein schien, und keinen Flur… komisch. Jon kannte die Grundrisse der Apartments so einigermaßen, und er wusste, dass es keine Ein-Raum-Wohnungen gab… außerdem sah er kein Bett, wo schlief sie also? Er sah sich unauffällig um, und, voilà, entdeckte eine in die Wand eingelassene Tür. Aha. Da ging es also noch weiter. Miss Jenkins stöckelte derweil auf ihren fürchterlichen Killer-High-Heels in eine Ecke des Raumes, an einer gigantischen Kaffeemaschine vorbei. Was Jon wieder einmal in Erinnerung rief, dass er dringend eine Kaffeemaschine brauchte. Aber nicht so eine. Würde er sich ohnehin niemals leisten können. Doch da er sich bereits seit einem Jahr mit Instantkaffee begnügte, spürte er doch einen kleinen Stich Neid… „Kann die auch Hirnscans vornehmen, oder so?“, kommentierte er flapsig und deutete auf die gigantische Maschine. „Ich denke, nicht“, antwortete Miss Jenkins schneidend, und Jon konnte ihren weiteren Gedanken beinahe hören – „…aber meine Kaffeemaschine kostet mehr, als Sie im Jahr verdienen!“ Immerhin war sie doch noch so anständig, das nicht laut auszusprechen. In der Ecke des Raumes, die sie nun erreicht hatte, hing ein Bild, irgendwelche moderne Kunst, ganz in schwarz-weiß, und dieses nahm Miss Jenkins nun von der Wand, da sich dahinter der Stromzähler verbarg. Gott, was für ein hässliches Bild. Wahrscheinlich schweineteuer, dachte Jon, aber es sah in seinen Augen so aus, als hätte es auch sein zweijähriger Neffe malen können. Er verstand die Reichen und ihren Geschmack einfach nicht. Und diese Frau mit ihren albernen Mörderstöckeln, übermäßig geschminkt und so arrogant, mit dieser sterilen Behausung, war alles andere als sein Fall. Zumal sie – ausgerechnet! – Model war. Nun gut. Er musste sie nicht mögen, ihre Wohnung war ihre und nicht seine, er musste schlicht und einfach ihren Stromzähler ablesen. Und genau das tat er. Jon leuchtete mit dem Handy auf die Ziffernfolge, notierte sie auf seiner Liste und wandte sich zum Gehen, als sein Blick auf das schreckliche Bild fiel, dass an eine Glasvitrine gelehnt stand. Na gut, dachte sich Jon, häng es ihr wieder auf. Und als er das Gemälde packte, sah er auf der Rückseite ein Wort geschrieben. „Hässlich!“, stand da, und er grinste in sich hinein, als er das Bild wieder an seinem Platz befestigte. Witzig. Noch jemand mit Verstand… Ob Miss Jenkins wohl davon wusste? „Sind Sie endlich fertig?“, unterbrach sie seinen Gedanken. „Ich habe weiß Gott besseres zu tun als den ganzen Tag hier rumzustehen!“ – „Ach ja? Was denn? Augenbrauen zupfen?“ – Miss Jenkins atmete scharf ein, und Jon grinste in sich hinein… 1:0 für mich, dachte er zufrieden. „Nein… kleine Jungs zerquetschen, die unter meinem Niveau sind…“, gab sie da zurück, und Jonathan zuckte zusammen, während sie einen, zugegeben, verdammt erotischen Blick von seinen Arbeitsschuhen bis hoch zu seinem Gesicht gleiten ließ, und dann hinzufügte, „… und klein sind Sie ja bestimmt noch, warum haben Sie denn sonst einen Strampelanzug an?“ – Verdammt. Sie hatte ausgeglichen, mindestens. Er hatte sie nur ein bisschen aufziehen wollen, aber diese giftige Tarantel ging echt sofort an die Luft. „Entschuldigen Sie, da haben Sie natürlich Recht.“ Sein Klientel hatte schließlich immer Recht. Jonathan reichte ihr einen Durchschlag des Ableseergebnisses, erbat sich pflichtgemäß ihre Unterschrift… und sein Herz tat einen kleinen Sprung. Dieselbe Schrift, eindeutig. Miss Jenkins selbst hatte das Wort auf der Rückseite des Gemäldes geschrieben.
Äußerlich gelassen zog Jon schließlich die Tür hinter sich ins Schloss und ging mit schwerfälligen Schritten zu seiner eigenen Behausung hinunter. Meine Güte, diese überkandidelte – aber wunderschöne, flüsterte sein Unterbewusstsein - Modelschnepfe hatte ihm echt seinen letzten Nerv gekostet… „Dumme Kuh!“, murmelte er, schälte sich aus seinem Blaumann, dachte, und noch dazu Model, ausgerechnet… dann fiel auf sein Bett und schlief auf der Stelle ein.