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3. Figuren

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Um Figuren in einem Drama angemessen analysieren und beschreiben zu können, muss man die verschiedenen Ebenen ihrer Charakterisierung genau betrachten. Vor allem muss man sich immer fragen: Von wem stammt die Information über eine Figur und wie verlässlich ist sie? Der Literaturwissenschaftler Manfred Pfister hat vorgeschlagen, zunächst einmal zwischen Auktoriale vs. figurale Charakterisierungfiguralen und auktorialen Charakterisierungen zu unterscheiden:

Figurale Informationen kommen von den Figuren selbst, sie ergeben sich aus dem, was die Figuren sagen, wie sie handeln oder wie sie sich kleiden. Auktoriale Charaktereigenschaften stammen dagegen vom Autor und sind den Figuren nicht zwingend bewusst.5 Das kann z. B. ein ›sprechender‹ Name sein, der ein wesentliches Attribut der Figur beschreibt, oder auch das, was im sogenannten Nebentext (vor allem in den Regieanweisungen) über die Figur gesagt wird.

Manche dieser figuralen und auktorialen Informationen erhält der Leser (und in der Regel auch der Zuschauer) direkt, sie werden also Explizite vs. implizite Angabenexplizit von einer Figur oder dem Autor benannt; andere Informationen muss sich der Leser wiederum erschließen, weil sie nur implizit vermittelt werden, beispielsweise durch das Verhalten oder die Sprache einer Figur. Abbildung 2 zeigt anschaulich, wie viele explizite und implizite figurale bzw. auktoriale Informationen bei einer umfassenden Figurencharakterisierung gesammelt und ausgewertet werden können.


Abb. 2: Auktoriale bzw. figurale Charakterisierungen können explizit oder implizit erfolgen. Grafik: Gert Egle / www.teachsam.de / CC-BY-SA 4.0, International Lizenz

Inhaltlich kann man die Informationen, die in einem Drama über eine Figur explizit oder implizit auktorial oder figural gegeben werden, in vier Ebenen der FigurencharakterisierungBereiche untergliedern: 1) äußeres Verhalten, 2) äußere Erscheinung, 3) psychische Disposition, 4) soziale Lage.


Abb. 3: Die vier Inhaltsebenen der literarischen Figurencharakteristik. – Grafik: Gert Egle / www.teachsam.de / CC-BY-SA 4.0

Beachten muss man bei einer literarischen Charakterisierung aber immer, dass viele (Haupt-)Figuren nicht statisch dargestellt werden, sondern sie sich im Laufe der Handlung Entwicklung von Figuren?entwickeln. Es ist also nicht nur entscheidend, woher oder von wem eine Information stammt, sondern auch, zu welchem Zeitpunkt des Stückes sie gegeben wird. In Ödön von Horváths Dramen sind solche Entwicklungen aber nur sehr gering vorhanden, bei seinen Figuren handelt es sich eher um Horváths TypenTypen, die sich nicht oder kaum verändern und grundsätzliche Eigenschaften verkörpern. Dafür fällt bei ihnen oft Sprechen und Handeln drastisch auseinander.

Geschichten aus dem Wiener Wald von Ödön von Horváth: Reclam Lektüreschlüssel XL

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