Читать книгу Dax (Arizona Vengeance Team Teil 4) - Sawyer Bennett - Страница 10
Kapitel 6
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Es ist fast Mitternacht, als ich Dax’ Auto in die Einfahrt biegen höre. Er hat darauf bestanden, dass ich meines in der Einzelgarage unterbringe, als wir am Sonntag angekommen sind. Dort ist es auch geblieben, abgesehen von einer kurzen Fahrt zum Lebensmittelgeschäft heute Morgen. Ich habe definitiv genug Zeit, um mich in der Gegend um Scottsdale/Phoenix zurechtzufinden. Immerhin reise ich ja nicht so bald ab.
Dax hat mir nach dem Spiel eine SMS geschickt, um mir mitzuteilen, dass er mit dem Rest des Teams auf dem Weg zu Tacker ist, der ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Ich habe ihm gesagt, dass ich auf ein Uber warte, das mich nach Hause bringt, und dass ich ihn später sehen werde.
Ich war müde und hätte ins Bett gehen sollen, als ich hier ankam, doch ich machte mir Sorgen um Dax. Er hat heute Abend furchtbar gespielt. Aber das hat das restliche Team auch. Um mich herum in der Arena war einiges los, und viele Leute fragten sich, warum Tacker auf der Verletztenliste stand. Ich kannte ein paar Details, habe allerdings kein Wort gesagt. Ich habe nur zugesehen, gebrüllt und geschrien, aber am Ende ging ich mit all den anderen enttäuschten Fans aus der Arena. Wir haben verloren.
Dax steckt den Schlüssel ins Schloss. Ich stehe von der Couch auf, auf der ich gesessen habe, und stelle meine halb leere Tasse Tee auf den Kaffeetisch. Er sieht erschöpft aus, als er hereinkommt, und gleichzeitig immer noch umwerfend in dem dunkelblauen Anzug, den er heute trägt.
Er bemerkt mich und blinzelt überrascht. „Warum bist du noch auf?“
„Ich habe auf dich gewartet. Ich wollte wissen, wie es Tacker geht.“
Mit einem Kopfschütteln wirft Dax seine Tasche auf einen Stuhl. Er schließt die Tür und dreht den Schlüssel um. „Keine Ahnung. Er hat sich im Krankenhaus geweigert, jemanden zu sich zu lassen.“
Ich runzle verwirrt die Stirn, denn ich weiß ein wenig über Teamkameradschaft. „Aber warum?“
Dax kneift sich in den Nasenrücken und schließt kurz die Augen, bevor er einen frustrierten Seufzer ausstößt. Als er mich wieder ansieht, sagt er: „Tacker war betrunken. Er ist mit seinem Pick-up absichtlich in eine Betonbarrikade gefahren.“
„Was?“, keuche ich und bin bestürzt darüber, wie Dax’ Schultern vor Müdigkeit herabhängen. „Warte einen Moment … setz dich auf die Couch und lass mich dir einen Tee holen. Das wird dich entspannen.“
Ich erhalte ein freches Grinsen zurück. Er schüttelt den Kopf und geht hinüber zu einem Schrank zwischen Wohnzimmer und Küche. „Dafür braucht man Alkohol, keinen Tee. Willst du einen Drink?“
„Gerne.“ Ich setze mich auf das Sofa und kuschle mich im Schneidersitz in die Ecke. Dax nimmt eine durchsichtige Karaffe mit einer dunklen Flüssigkeit, vermutlich Bourbon, und schnappt sich zwei Gläser. Er stellt sie auf den Tisch, und während er sein Jackett abstreift und seine Krawatte abnimmt, erlaube ich mir, jedem von uns zwei Fingerbreit einzugießen.
Nachdem er sich ans andere Ende der Couch gesetzt und die beiden obersten Knöpfe seines Hemdes geöffnet hat, reiche ich ihm das Glas. Er schenkt mir ein schwaches Lächeln und stößt mit mir an. „Prost.“
„Prost“, erwidere ich und nehme einen kleinen Schluck, der mich sofort wärmt. Ich bin keine große Trinkerin, genieße allerdings Bourbon oder Scotch pur gern mal zwischendurch und in Ruhe.
„Ich weiß, dass du dich in der Eishockeywelt gut auskennst. Wie viel weißt du über Tackers Hintergrund?“, fragt Dax.
Es stimmt, ich kenne mich mit Eishockey aus. Als Lance gedraftet wurde, war ich so unglaublich glücklich und stolz, dass ich mich in die Materie vertieft habe. Ich kannte nicht nur die Statistiken seines Teams, sondern auch die der größten Rivalen der Vipers. Ich wusste eine ganze Menge über viele der anderen Mannschaften, einschließlich der führenden Spieler der Liga. Natürlich war ich wegen Lance in erster Linie ein Vipers-Fan, aber wo immer Dax spielte, das war mein zweitliebstes Team. Daher kannte ich auch die Geschichte von Tacker, der ihr bester Spieler war.
„Vor etwas mehr als einem Jahr hatte er einen Flugzeugabsturz. Er war der Pilot und es gab ein technisches Problem. Das Flugzeug stürzte ab und seine Verlobte kam dabei ums Leben. Er wurde verletzt und verpasste den Rest der letztjährigen Eishockeysaison. Die Mustangs haben ihn beim Expansion Draft nicht geschützt und die Vengeance holten ihn. In diesem Jahr hat er bisher eine großartige Saison gespielt. Er scheint auf dem Höhepunkt seiner Karriere zu sein.“
Dax’ Augenbrauen heben sich und er lächelt in Anerkennung meines Wissens. „Nicht schlecht, aber auch nicht unbedingt überraschend. Du liebst dieses Spiel wirklich.“
„Das habe ich von Lance.“
„Ja“, stimmt er leise zu, während er die bernsteinfarbene Flüssigkeit in seinem Glas schwenkt. Er hebt es an den Mund und leert es mit einem großen Schluck. Er lehnt sich vor und gießt sich noch einmal aus der Karaffe ein, die ich auf dem Couchtisch stehen gelassen habe. „Was du nicht weißt, ist, dass es Tacker nicht gut geht. Er hat sich vom Rest des Teams abgekapselt. Es ist schwer, ihn außerhalb des Eises in Unterhaltungen zu verwickeln. Es gibt Momente, in denen man denkt: Okay, der Typ wird schon wieder, und dann zieht er sich erneut in sich zurück.“
„Klingt, als hätte er eine Depression.“
Dax nickt. „Da bin ich mir sicher. Hast du den Kampf gesehen, in den er Ende November verwickelt war?“
„Gegen die L.A. Demons. Er rammte Lars Nilsson das Knie gegen den Kopf. Er wurde gesperrt für – ich weiß nicht mehr, für wie viele Spiele.“
„Zehn“, sagt Dax und nimmt einen weiteren großen Schluck Alkohol. Ich nehme ebenfalls einen größeren, um es ihm gleichzutun, und genieße das Brennen und die Art, wie er mit mir spricht. Als wäre ich eine Vertrauensperson, bei der er sein Herz ausschütten kann. Wenn Bourbontrinken dazu führt, dann ist das eben so. Es bringt mir ein wenig von dem zurück, was ich mit meinem Bruder verloren habe.
„Jedenfalls ist er eine tickende Zeitbombe“, murmelt Dax und bleibt auf dem Rand der Couch sitzen. „Ich hatte schon die ganze Zeit Angst, dass etwas Schlimmes passieren würde. Ich bin heute Abend nur ein paar Minuten, nachdem er mit seinem Pick-up in die Absperrung gefahren ist, auf dem Parkplatz der Spieler angekommen.“
„Wie schwer ist er verletzt?“
„Er war bei Bewusstsein und hatte ein paar Schnitte und Kratzer am Kopf. Ich glaube, sein Arm oder Handgelenk ist verletzt, aber darüber hinaus … Wir wissen es einfach nicht. Ich bin nicht überrascht, dass er sich geweigert hat, uns zu sehen. Er ist echt ein Einzelgänger.“
Wir schweigen einen Moment lang. Um die Leere zu füllen, trinke ich mein Glas aus. Dax sagt kein Wort, und ich rutsche an den Rand der Couch, um mir noch einen Drink einzuschenken.
„Ist er … selbstmordgefährdet?“, frage ich zögernd und drehe mich zu Dax. Während wir uns nachgeschenkt haben, haben wir es geschafft, beide näher in die Mitte des Sofas zu rücken, aber es ist immer noch ein guter halber Meter zwischen uns. Normalerweise würde ich mir nichts dabei denken, denn Dax ist wie mein Bruder.
Nur sind meine Gefühle für ihn meist nicht schwesterlich.
„Ich weiß es nicht“, gesteht Dax, bevor er einen weiteren großen Schluck nimmt. Ich folge seinem Beispiel. „Ich meine … ja, er ist mit seinem Pick-up in die Barrikade gefahren, aber diese Schwingung habe ich nie bei ihm wahrgenommen. Ich meine … vielleicht. Scheiße … ich weiß es nicht.“
Und damit trinkt er seinen zweiten Drink aus. Ich leere meinen ebenfalls. Obwohl ich nicht so viel eingeschenkt habe, brauche ich dennoch zwei Schlucke dafür.
Dax nimmt die Karaffe und wirft mir einen fragenden Blick zu. Mit einem Nicken halte ich mein Glas hin.
Als wir beide frische Getränke haben, macht es sich Dax wieder auf der Couch bequem, und ich tue dasselbe, indem ich meine Beine unter mich ziehe. Ich wechsle das Thema, denn es gibt im Moment keine Antworten auf die Millionen Fragen. „Wie gefällt dir der Rest des Teams? Es scheint, als würdet ihr euch auf dem Eis sehr gut verstehen.“
Dax lächelt, seine Augen leuchten. Und dann beginnt er zu sprechen.
Ich erfahre einiges über seine engsten Freunde. Bishop hat sich vor Kurzem mit Brooke verlobt, der Tochter von Coach Perron – nachdem er eine falsche Verlobung vorgetäuscht hatte, weil der Coach sie in einer kompromittierenden Situation erwischte. Playboy Erik hat sich in eine Frau namens Blue verliebt, mit der er fünf Jahre zuvor eine „Begegnung“ gehabt hatte, an die er sich aber nicht mehr erinnern konnte. Dax sagt voraus, dass sie jetzt, wo Erik Hals über Kopf in Blue verschossen ist, vor Bishop und Brooke heiraten werden, obwohl sie noch nicht verlobt sind.
Am interessantesten ist, was mit dem Star-Torhüter der Vengeance, Legend Bay, passiert ist. Anscheinend kam er vor etwa sechs Wochen nach Hause und fand ein neugeborenes Baby auf seiner Veranda und eine Nachricht von der Mutter. Ich kenne Legend, da er eine Saison bei den Vipers gespielt hat, und es fällt mir schwer, ihn mir als Vater vorzustellen. Laut Dax hat er sich jedoch mit der Vaterschaft abgefunden und ist überglücklich über seine neue kleine Tochter Charlie.
Wir trinken, während er mir die verrückte Geschichte von Legend erzählt.
„Hat sich die leibliche Mutter noch mal bei Legend gemeldet?“, frage ich.
Er nickt. „Sie ist ein paarmal aufgetaucht und hat verlangt, Charlie zu sehen. Aber Legend wird sie dazu bringen, den korrekten Weg einzuschlagen. Ich glaube, er ist offen dafür, dass sie das Besuchsrecht erhält, aber er wird auf keinen Fall das Sorgerecht abgeben.“
„Das ist so süß. Klingt, als hätte er dabei eine wirklich gute Frau gefunden“, murmle ich. Dax hat mir auch von Legends Nachbarin Pepper erzählt, in die er sich verliebt zu haben scheint. Ich schaue auf mein Glas und runzle die Stirn, als ich sehe, dass es leer ist. „Sieh dir das an. Es ist ausgetrocknet.“
Dax gluckst, bevor er seinen Drink austrinkt. „Noch einen?“
„Klar, warum nicht?“, meine ich, obwohl ich auf dem besten Weg bin, mich zu betrinken. Im Moment bin ich stark angeheitert und fühle mich gut. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Dax das auch ist, wie das alberne Grinsen auf seinem Gesicht beweist, als er uns erneut einschenkt.
Wir halten unsere Gläser in die Höhe und stoßen ein wenig zu heftig miteinander an, sodass etwas von meinem Alkohol herausschwappt. Kichernd sage ich: „Ups.“
„Mein Fehler“, antwortet er lachend.
Nachdem wir beide etwas getrunken haben, kann ich nicht anders, als ihn zu necken. „Alle Vengeance-Jungs fielen den Pfeilen Amors zum Opfer. Bishop, Erik, dann Legend. Und …“
„Und nun ich – ein verheirateter Mann“, beendet Dax mit einem Grinsen meinen Satz und hält mir sein Glas entgegen. „Auf meine Frau.“
Ich kichere und stoße wieder mit ihm an, diesmal aber mit Bedacht, damit ich nichts von der kostbaren Flüssigkeit verliere. Wir nehmen beide einen weiteren Schluck. Der Schnaps wärmt meinen Bauch nicht mehr. Jetzt fließt er einfach wunderbar sanft meine Kehle hinab.
Ein Gedanke kommt mir in den Sinn. „Wie ungelenk war unsere Hochzeit gestern?“
Schmunzelnd schüttelt Dax den Kopf. „Die arme Anita. Ich glaube, sie wusste nicht, was sie mit uns machen sollte.“
Das bringt mich zum Kichern. „Sie hatte keine Ahnung.“
„Die arme Frau“, fügt er zwischen zwei Lachern hinzu. „Ich wette, sie hatte noch nie ein so wenig begeistertes Paar wie uns, wenn es ums Heiraten ging.“
„Du hast sie mit dem Oma-Kuss, den du mir gegeben hast, total schockiert“, erwidere ich und schnaube.
„Ich weiß. Sie hat uns richtig ausgeschimpft, und ich wusste nicht, was ich tun sollte.“
„Es war, als ob sie sagen würde: ‚Oh nein! Du küsst dieses Mädchen noch einmal und machst es diesmal richtig‘.“
„Diese Frau hat uns total angestachelt.“
Ich muss mein Glas mit beiden Händen festhalten, so sehr lache ich jetzt. Auch Dax ist völlig aus dem Häuschen, aber er hält inne, um einen weiteren Schluck seines Getränks zu nehmen. Er schluckt und stößt ein leises Glucksen aus. „Es war aber ein guter Kuss. Stimmt’s?“
Mein Lachen erstirbt, als mein Gesicht bei der Erinnerung daran heiß wird. Es war ohne Zweifel der beste, den ich in meinem ganzen Leben bekommen habe. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich einfach noch nicht viel Erfahrung habe oder mich wahnsinnig zu Dax hingezogen fühle. Vielleicht ist der Grund der, dass ich ihn schon ewig kenne und liebe.
Auf eine schwesterliche Art, meine ich.
„Scheiße … es war ein übler Kuss, nicht wahr?“, platzt Dax heraus, offenbar unglücklich darüber, wie lange die Antwort auf sich warten lässt.
Heftig errötend halte ich eine Hand hoch. „Nein. Er war gut.“
Seine Augen leuchten auf, sein Gesichtsausdruck wird schelmisch. „Ja? Wie gut?“
„Gut“ ist alles, was ich bereit bin, zuzugeben. Mein Gesicht fühlt sich allerdings immer noch unglaublich warm an, weil ich befürchte, dass er meine vagen Worte durchschaut.
„Gib es zu“, stichelt er und rückt auf der Couch näher heran. Er nimmt mir mein Getränk aus der Hand und stellt dann beide Gläser auf den Tisch. „Er war fantastisch, nicht wahr?“
Ich schnaube reserviert, denn mir schwirrt der Kopf, weil wir jetzt tatsächlich über den Kuss sprechen, der meine Welt so gründlich erschüttert hat. „Ich gebe hier gar nichts zu.“
„Doch, das wirst du“, verspricht er und der unheilvolle Tonfall lässt mir einen Schauer über den Rücken laufen.
„Nein“, behaupte ich und recke das Kinn in die Luft.
Dax stürzt sich auf mich. Ehe ich mich versehe, liege ich auf der Couch. Er liegt auf mir, über mir, und kitzelt mich gnadenlos.
„Gib’s zu“, sagt er grinsend.
Lachend winde ich mich, schlage nach seinen Fingern und schreie: „Niemals! Du kannst mich nicht zwingen!“
Und dann kitzelt er mich nicht mehr. Er drückt meine Hände gegen die Lederkissen über meinem Kopf. Meine Brust hebt und senkt sich und Dax’ Lächeln beginnt zu verblassen.
Wir sehen uns einen langen Moment an, bevor er schließlich sagt: „Wenn du es nicht zugeben willst, muss vielleicht deinem Gedächtnis auf die Sprünge geholfen werden.“
Meine Lippen teilen sich, ein leichtes Keuchen der Überraschung und Sehnsucht entweicht. Als er es hört, weiß er, was es bedeutet.
Er beugt sich näher und küsst mich.