Читать книгу Dax (Arizona Vengeance Team Teil 4) - Sawyer Bennett - Страница 7
Kapitel 3
ОглавлениеRegan
Ich stelle das Foto von Lance und mir auf die Kommode und fahre mit dem Finger über den silbernen Rand des Rahmens, während ich es anstarre. Es ist erst vor einem Jahr gemacht worden, als er für ein Spiel nach Kalifornien kam und wir danach zum Essen gingen. Unser Kellner hat es aufgenommen. Lance und ich lächeln breit, denn es sah so aus, als würde sich mein Leben nach der PNH-Diagnose ganz anders entwickeln, als wir zunächst gedacht hatten.
Nur wenige Tage bevor Lance nach Kalifornien kam, hatte Salvistis die Zulassung als Arznei erhalten und meine Versicherung hatte mir einen Fallmanager zugeteilt, um einen Behandlungsplan zu erstellen. Lance lächelt auf dem Bild, weil seine kleine Schwester nicht sterben wird, und seien wir ehrlich … ich lächelte damals hauptsächlich aus demselben Grund.
Aber auch, weil ich einfach glücklich war, mit meinem Bruder zusammen zu sein. Er und ich standen uns richtig nahe, da er mich nach dem Tod unserer Eltern aufgezogen hat. Ich war erst vierzehn und er war mit seinen neunzehn Jahren noch nicht wirklich ein erfahrener Erwachsener, doch er gab mir das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Mein Leben hatte sich so drastisch verändert. Ich habe meine Mutter und meinen Vater verloren und musste dann fast sofort nach New York ziehen, wo Lance für die Vipers spielte. Ich wechselte von einem bürgerlichen Vorstadthaus in eine Wohnung in Manhattan, von vernarrten und etwas erdrückenden Eltern zu einem Bruder, der viel reiste.
Während dieser Zeit hatte ich ein Kindermädchen, das dafür sorgte, dass ich zur Schule ging und gesund aß. Als ich älter wurde, fiel die Nanny weg und ich wohnte oft bei Freunden, die Lance guthieß und die richtige Elternteile hatten. Wir haben das vernünftig hinbekommen. Obwohl ich die meiste Zeit allein war, hatte ich nie das Gefühl, einsam zu sein. Lance und ich sprachen mindestens einmal am Tag miteinander oder unterhielten uns per FaceTime und wir schrieben uns gefühlt eine Million Nachrichten. Selbst nachdem ich nach Kalifornien gezogen war, um dort zu studieren, wurde unser Kontakt nie weniger. Er war für mich Bruder, Mutter, Vater und bester Freund. Manchmal schmerzt die Trauer über seinen Verlust so sehr, dass ich nicht atmen kann.
So wie jetzt.
Ich gehe vier Schritte zurück, setze mich auf die Bettkante und reibe meine Fingerknöchel über meine Brust, während ich mich in dem geräumigen Gästezimmer umsehe, in das Dax mich gesteckt hat. Ich werde es ihm gegenüber nie zugeben, doch ich bin dankbar, hier zu sein. Seit Lance gestorben ist, fühle ich eine solche Leere. Ich habe wirklich niemanden.
Das Schlafzimmer ist hübsch und mit schweren Eichenmöbeln eingerichtet, die Wände allerdings sind völlig kahl. Dax hat mir erzählt, er sei erst vor ein paar Monaten eingezogen. Als er hierher kam, teilte er sich mit Bishop ein großes Vorstadthaus, aber dann zog dieser mit seiner Freundin und jetzigen Verlobten zusammen, und Dax beschloss, sich etwas Kleineres zu suchen. Er hat dieses Reihenhaus mit drei Zimmern in Scottsdale vor allem deshalb gekauft, weil er keinen Rasen mehr haben wollte, den er mähen musste.
Das hat er gesagt.
Ich habe ihn schon ein paar Stunden nicht mehr gesehen. Seit wir angekommen sind.
Es waren nur sechs Stunden Fahrt von Encinitas nach Phoenix. Ich habe allein meine Kleidung, Toilettenartikel und einige Erinnerungsstücke wie das Foto von Lance und mir mitgenommen. Den Rest haben wir eingepackt und in ein Langzeitlager gebracht, das wir mit Dax’ Kreditkarte bezahlt haben. Außerdem hinterließ er John einen Scheck für sechs Monatsmieten und entschuldigte sich dafür, dass er seine Mitbewohnerin entführt hatte. John war traurig, mich gehen zu sehen, aber das Geld machte es mehr als wett. Ich rief meinen Vorgesetzten an und teilte ihm bedauernd mit, dass ich meinen Teilzeitjob mit sofortiger Wirkung kündigen müsse. Das fühlte sich nicht gut an, und ich hoffe, ich habe sie nicht zu sehr hängen lassen.
Nachdem wir in Phoenix angekommen waren, trug Dax alle meine Sachen hinein und fuhr gleich wieder weg, da er noch einige Besorgungen erledigen musste. Und jetzt sitze ich hier in einem Zimmer, in dem ich … die nächsten zwei Jahre leben soll, während ich einen Hochschulabschluss mache? Und was passiert mit meinem Privatleben? Wenn ich mit Dax verheiratet bin, ist es dann überhaupt möglich, eine Bindung mit jemand anderem zu haben?
Nicht, dass das sehr wahrscheinlich wäre. Meine einzige echte Beziehung ist im Sand verlaufen, nachdem ich meine Diagnose erhalten hatte. Als Gesamtpaket bin ich nicht besonders attraktiv. Ich meine, wer will sich schon mit jemandem zusammentun, der meine Probleme hat?
Eine Welle der Unsicherheit überwältigt mich.
Es ist nicht die erste in den vergangenen zwei Tagen, aber die stärkste. Das war eine dumme Idee.
„Regan“, ruft Dax aus dem Wohnzimmer unten. „Ich bin zurück und ich habe Abendessen mitgebracht.“
Ich erhebe mich vom Bett und werfe einen letzten sehnsüchtigen Blick auf meinen Bruder, der mich aus dem Bilderrahmen heraus anschaut. „Ich hoffe, ich tue das Richtige, Lance. Wenn nicht, musst du mir ein Zeichen geben, und zwar bald.“
***
Dax ist in der Küche und packt Lebensmittel aus und ich entdecke eine Pizza auf der Kücheninsel in der Mitte.
„Ich habe ein paar deiner Lieblingssachen besorgt“, sagt Dax und greift in eine braune Papiertüte. Er holt eine Packung Oreos heraus und schwenkt sie grinsend über seiner Schulter. Die Kekse landen auf dem Tresen und er fördert Cheetos, Dosenravioli und Pop Tarts zutage. Meine Augen weiten sich, als er das Zeug neben einer Zwölferpackung Dr. Pepper und einer Schachtel Lucky Charms abstellt.
Dax dreht sich zu mir um, streckt seine Hände schwungvoll nach den Lebensmitteln aus und fragt: „Was meinst du? Gutes Gedächtnis, hm?“
Zögernd antworte ich: „Ähm … sehr gutes Gedächtnis. Die zehnjährige Regan würde jetzt bestimmt vor Freude quietschen.“
Dax’ Lächeln wird schwächer, er runzelt die Stirn. Er wirft einen Blick auf den Haufen Junkfood und sieht dann ärgerlich zu mir. „Ich vermute, da du nicht quiekst, isst du in letzter Zeit etwas gesünder?“
Ich lache, gehe um den Tresen herum und stöbere in all den Sachen. Es gibt eine Tüte Doritos, Schokoladenpudding im Becher und Starbursts. All die Dinge, die ich als Kind geliebt habe und die mir meine Eltern gegönnt haben, was vielleicht auch der Grund für mein leichtes Gewichtsproblem und meine schlechte Haut war. Aber, bei Gott, ist das Zeug lecker gewesen.
Ich wende mich an Dax und hebe entschuldigend die Hände. „Ich weiß die Mühe zu schätzen, allerdings ernähre ich mich wirklich viel gesünder in letzter Zeit. Das PNH hat mich ein wenig wachgerüttelt, meine Ernährung etwas ernster zu nehmen.“
Dax’ Gesicht färbt sich rot und er stöhnt und schlägt sich mit der Hand auf die Stirn. „Verdammt. Daran habe ich gar nicht gedacht, und das hätte ich tun sollen. Es tut mir leid, Regan.“
Ich drücke ihm mitfühlend die Schulter. „Keine Sorge. Vertrau mir … meine Krankheit ist gewöhnungsbedürftig. Aber wie wäre es, wenn du mich einkaufen und kochen lässt? Ich verspreche dir, dich nicht mit zu viel Gemüse zu überhäufen, aber ich habe die Zubereitung ausgewogener Mahlzeiten inzwischen zu einer Wissenschaft gemacht.“
„Abgemacht“, sagt Dax und wendet sich wieder den Lebensmitteln zu. Als ich ihm helfe, die Tüten erneut zu packen, verspricht er, sie an eine Lebensmittelbank oder ein Heim zu spenden. „Ist Pizza zum Abendessen okay oder soll ich noch mal zum Supermarkt?“
„Pizza ist großartig“, versichere ich und bin erstaunt, wie wohl ich mich gerade in seiner Küche fühle.
Während Dax ein paar Pappteller holt und ich mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank schnappe, schreibe ich im Kopf eine Einkaufsliste für den morgigen Einkauf.
Dax serviert uns klebrige Pizzastücke nach New Yorker Art und wir setzen uns nebeneinander an die Kücheninsel. Er nickt in Richtung mehrerer unterschiedlich großer Plastiktüten. „In den Tüten sind ein paar Geschenkgutscheine für dich. Target, Bed Bath & Beyond. So was in der Art. Ich möchte, dass du losziehst und alles besorgst, was du brauchst, um dein Zimmer zu deinem eigenen zu machen. Dekoriere es, kaufe eine flauschige Bettdecke … was auch immer. Ich möchte, dass dies ein richtiges Zuhause für dich ist.“
Ich erstarre mit einem Pizzastück auf halbem Weg zum Mund. Ein plötzliches Kribbeln lässt meine Lider flattern, um das aufzuhalten, was ich für eine riesige Welle von Tränen halte. Als ich nicht reagiere, dreht Dax sich zu mir. Sein Blick ist erwartungsvoll, bevor er sich mit Sorge füllt.
„Was ist los?“, fragt er auf einmal.
Ich schüttele den Kopf, bin immer noch wie erstarrt und starre ihn über die Pizza in meiner Hand hinweg an. Ich bin mir vage bewusst, dass ein Klecks geschmolzener Käse auf meinen Teller fällt. Tränen beginnen meine Sicht zu trüben. Bevor Dax völlig verschwimmt, entnehme ich seiner Miene, dass er es merkt, und er schüttelt unwillig den Kopf.
„Nicht“, befiehlt er fest und legt seine Pizza ab. Ich fange an, die Nässe wegzublinzeln, und er knurrt: „Verdammt noch mal! Wehe du heulst, Regan. Ich kann damit nicht umgehen.“
„Das werde ich nicht“, murmle ich heiser und senke meinen Blick und mein Stück auf den Teller. Eine Träne tropft auf meinen Handrücken.
„Scheiße“, grummelt Dax. Dann legt er seinen Arm um mich und zieht mich von meinem Hocker in eine enge Umarmung. Er rutscht von seinem Stuhl herunter und drückt mich fest an sich. Ich spüre seinen Mund an meinem Scheitel, während er murmelt: „Ich weiß, dass du es im Moment wirklich schwer hast, und ich habe es noch schlimmer gemacht, indem ich dich hierher geschleppt habe. Es tut mir leid, aber es ist das Richtige.“
„Darüber bin ich nicht verärgert“, sage ich an seine Brust gepresst und hebe den Kopf, damit ich zu ihm aufschauen kann. „Ehrlich gesagt … ist das für mich in Ordnung. Es ist nur … Dass du mir gesagt hast, du möchtest, dass sich das hier wie ein Zuhause anfühlt, hat mich berührt. Ich dachte nicht, dass ein ‚Zuhause‘ im Moment für mich existiert. Nicht, wenn Lance tot ist.“
„Du hast ein Zuhause hier bei mir“, versichert er. „Du bist sicher und nicht allein.“
Das ist eine starke Aussage. In Verbindung mit der Tatsache, dass wir offenbar morgen zum Standesamt gehen, um zu heiraten, trifft es mich ein wenig direkter, als es sollte.
Glücklicherweise mildert er das ab, indem er sagt: „Meine Eltern würden das Gleiche tun. Willow auch, wenn sie jemals lange genug an einem Ort wäre, um ein Zuhause zu haben, und Meredith wäre natürlich überglücklich, wenn du bei ihr bleiben würdest. Die ganze Familie Monahan ist für dich da, Regan, wenn du uns lässt.“
Und ich weiß, dass das stimmt. Mir ist klar, dass es keinen einzigen Monahan gibt, der nicht tief in die Tasche greifen würde, um mir beim Bezahlen meiner Behandlung zu helfen. Sie alle würden mich in der Familie willkommen heißen, als gehörte ich dazu. Dax’ Mutter und Vater, Linda und Calvin, sind zu Lance’ Beerdigung gekommen, und obwohl sie mein Geheimnis nicht kannten, boten sie mir an, sie zu besuchen, wenn ich eine Zeit lang einfach nur abschalten wollte. Linda sagte: „Komm mit uns heim. Lass mich dich für eine Weile betüddeln.“
Ich atme scharf ein, will, dass die Tränen verschwinden, und verflucht … warum muss Dax so gut riechen?
Ich löse mich aus seiner Umarmung und fahre mit den Händen über mein Gesicht. „Tut mir leid. Hör einfach auf, so verdammt nett zu sein, und ich werde nicht weinen. Okay?“
Dax lacht leise und akzeptiert meine Ermahnung als eine Möglichkeit, meine Verlegenheit darüber zu überspielen, dass ich vor ihm wie ein Baby heule. Ich zeige auf seinen Teller. „Jetzt setz dich. Iss.“
Er zwinkert mir zu, während er tut, was ich sage. „Du wirst eine dieser herrischen, fordernden Ehefrauen sein, nicht wahr?“
„Im Gegenteil, ich bin so dankbar für das, was du tust, dass ich sozusagen deine Sklavin bin, mit der du machen kannst, was du willst.“
Ich habe es scherzhaft gemeint – vielleicht habe ich mir eine aschenputtelähnliche Situation vorgestellt, in der ich in Lumpen den Boden schrubbe. Aber in Dax’ Augen blitzt etwas auf, so kurz, dass ich es mir möglicherweise eingebildet habe, und ich denke sofort an etwas ganz anderes.
Nackte Körper, ineinander verschränkte Gliedmaßen, und ich stelle etwas unglaublich Verruchtes mit Dax an, um meine Dankbarkeit für das, was er für mich tut, zu zeigen.
Ich blinzle heftig und hebe meine Pizza hoch. Ich nehme einen so großen Bissen, dass es ganz schön lange dauert, bis ich mit dem Kauen fertig bin und schlucken kann. Eine volle Minute des Schweigens vergeht, während Dax ebenfalls weiterisst.
Gerade als es sich unangenehm anzufühlen beginnt, vibriert Dax’ Handy auf der weiß-grau gesprenkelten Granitarbeitsplatte. Wir schauen beide darauf und ich sehe ein Bild von Willows Gesicht. Sie hat die gleichen schwarzbraunen Haare wie ihr Bruder, aber ihre goldbraunen Augen sind ein paar Nuancen heller als die von Dax.
Dax tippt auf die grüne Taste, um den Anruf anzunehmen, und drückt dann auf die Lautsprecheroption. „Du bist auf laut gestellt, Will“, sagt er zur Warnung, was bei Willow ein guter Schachzug ist. Sie besitzt keinen Filter. „Regan sitzt neben mir.“
„Reg-a-licious“, schreit sie mit übersprudelnder Begeisterung in das Telefon. „Ich kann es kaum erwarten, dich zu sehen. Ich bin am Freitag da.“
„Du kannst es auch nicht erwarten, mich zu sehen, oder?“, fragt Dax und grinst mich an.
„Nein“, erwidert Willow. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass meine ganze Begeisterung dem Reg-i-rator gilt.“
Ich kichere und lächle Richtung Telefon, auch wenn sie mich nicht sehen kann. Die Spitznamen, die sie mir gegeben hat, als wir noch Kinder waren, verursachen ein warmes Gefühl in meinem Herzen. Ich war die Jüngste in der Miles- und Monahan-Sippe. Willow ist mit sechsundzwanzig vier Jahre älter als ich. Dax ist siebenundzwanzig – genauso alt wie Lance bei seinem Tod. Meredith ist mit neunundzwanzig die Älteste und die einzige, die verheiratet ist und Kinder hat.
Aber der Altersunterschied zwischen mir und den anderen war groß. Willow, Lance, Dax und Meredith waren alle eng verbunden und ich war das vier Jahre jüngere Nesthäkchen. Willow und Lance gingen kurzzeitig miteinander aus. Meredith war die ältere Schwester, die ihnen Alkohol kaufte, bevor sie volljährig wurden, und ich war diejenige, die dumme Spitznamen wie Reg-i-moto und Reg-gae Music Girl bekam.
Ja, wir sind alle zusammen aufgewachsen und unsere Familien waren eng befreundet. Wir teilen vielleicht kein gemeinsames Blut, aber die Monahans sind jetzt alles, was ich noch habe. Ich bin mir zwar weiterhin nicht sicher, ob ich das Richtige tue, wenn ich Dax’ Plan, ihn zu heiraten, zustimme, doch ich weiß, dass Lance von Dax erwartet hätte, dass er sich um mich kümmert.
Ich werde ihn also gewähren lassen, nicht nur, weil Lance es gewollt hätte, sondern auch, weil ich Angst davor habe, was mit mir passiert, wenn ich es nicht tue. Ich muss einfach meine altmodischen Vorstellungen von wahrer Liebe und Ehe beiseiteschieben. Diese Hochzeit findet aus Gründen statt, die nichts mit Romantik zu tun haben. Das habe ich akzeptiert.
Natürlich hilft es nicht, dass ich Dax inzwischen definitiv nicht mehr auf brüderliche Weise betrachte. Er ist einfach zu … männlich. Wie ein verdammter Liebesromanheld, der muskulös, erfolgreich und alphamäßig auftaucht, um den Tag zu retten.
„Ich bin am Freitagabend da“, unterbricht Willow meine höchst unpassenden Gedanken. „Dax hat ein Spiel, also hängen du und ich ab, Reg-i-bell. Wir haben eine Menge nachzuholen.“
Ein leiser Seufzer entkommt mir, und ich lächle wieder Richtung Telefon. Ja, das haben wir. Willow konnte nicht zur Beerdigung von Lance kommen, und es ist offensichtlich, dass sie sich deswegen schrecklich fühlt. Und obwohl wir über soziale Medien und SMS in Kontakt waren, haben wir uns seit mehr als zwei Jahren nicht gesehen.
„Regan wird zum Spiel kommen“, fügt Dax kühl hinzu und ich blinzle überrascht wegen des leicht besitzergreifenden Tons in seiner Stimme.
„Oh nein, das wird sie nicht“, schnauzt Willow. „Sie kann zu einem anderen Spiel von dir gehen, und es ist ja nicht so, dass sie dich nicht schon unzählige Male hat Eishockey spielen sehen. Aber ich vermisse sie und bin traurig wegen Lance und ich will einfach nur mit Regan und ein paar Flaschen Wein bei dir zu Hause abhängen. Also komm damit klar.“
Dax’ Mund klappt zu, ein Muskel zuckt in seinem Kiefer.
„Abhängen klingt gut“, sage ich zu Willow und hoffe, dass Dax nicht sauer deswegen ist. Ich habe ihn schon oft Eishockey spielen sehen, also ist es mir ganz recht, etwas mit seiner Schwester zu unternehmen.
„Wir haben ein Date“, sagt Willow, doch dann höre ich im Hintergrund jemanden ihren Namen rufen. „Ich muss los. Ich schicke dir meine Flugdaten, aber ich kümmere mich selbst darum, zu dir nach Hause zu kommen, Dax. Bis später, Leutchen!“
Und dann hat sie aufgelegt.
„Sie ist so eine Göre“, murmelt Dax, während er sich ein weiteres Stück Pizza schnappt. „Gut, dass ich sie mag.“
„Du liebst sie“, erwidere ich lachend, schwinge mein Bein in seine Richtung und klopfe mit dem Fuß spielerisch gegen sein Schienbein. „Außerdem weißt du, dass die Hälfte der Dinge, die sie sagt, nur dazu dient, dich zu ärgern. Sie steht darauf, deine Knöpfe zu drücken.“
„Absolut“, stimmt er zu und wechselt abrupt das Thema. „Lass uns morgen gegen halb neun das Haus verlassen. Dann sind wir die ersten in der Schlange vor dem Büro des Standesbeamten.“
Meine Kehle schnürt sich zu, als sich die Last des morgigen Tages auf mich zu legen beginnt.
„Hast du deine Geburtsurkunde gefunden?“, fragt er.
Ich nicke und sage ihm, dass ich dachte, sie wäre in einer Mappe mit Papieren, die ich in meinem Schrank verstaut hatte und die ich gestern beim Packen durchgesehen hatte.
„Also gut.“ Er nickt. „Wir fahren morgen früh los, gehen zum Amt und lassen uns trauen, danach brunchen wir vielleicht noch? Dann habe ich am Nachmittag Training, also bringe ich dich hierher zurück. Klingt das gut?“
Klingt magisch, denke ich mit meiner sarkastischen inneren Stimme, aber ich lächle nur und nicke wieder. Es ist das Richtige, und ich muss einfach über die Enttäuschung hinwegkommen, aus einem anderen Grund als Liebe zu heiraten.