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Kapitel 5

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Dax

Ich bin nur einen Block von der Arena entfernt. Normalerweise wäre mein Kopf bereits beim Spiel, aber diesmal nicht.

Er ist bei Regan.

Meiner neuen Frau.

Mein Gott, die letzten paar Tage waren verwirrend. Gestern habe ich geheiratet. Ich bin zwar überzeugt, dass es richtig war, Regan zu helfen, aber ich habe nicht bedacht, was das im wirklichen Leben bedeuten würde.

Ich habe zum Beispiel eine Einladung von ein paar Spielern bekommen, mit ihnen was trinken zu gehen. Ich hätte nicht zweimal darüber nachdenken sollen, zumal meine engsten Freunde in der Mannschaft einer nach dem anderen eine ernsthafte monogame Beziehung eingegangen sind.

Aber es war kompliziert, und nach einigem Hin und Her in meinem Kopf habe ich abgelehnt. Es fühlte sich einfach nicht richtig an, Regan ganz allein zu lassen.

Weil sie erst hierher gezogen und in meinem Haus zu Gast ist.

Und weil sie mich gerade geheiratet hat.

Das hat eine weitere Komplikation mit sich gebracht, die ich nicht bedacht hatte. Ich habe Regan gegenüber ein Gelübde abgelegt – ich habe mich ihr und nur ihr versprochen. Bedeutet das, dass andere Frauen tabu sind? Ich bin zwar kein großer Freund von Dates, aber ich vögele gern und tue es auch, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Ist das jetzt überhaupt noch moralisch vertretbar?

Jedenfalls war Trinken damit erledigt.

Für den Moment.

Am heutigen Tag sind wir einander tunlichst aus dem Weg gegangen. Regan verbrachte viel Zeit in ihrem Zimmer, aber die wenigen Male, als sie herauskam, war das Gespräch gestelzt. Ich drängte sie zu nichts, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Ich dachte auch, dass sich alles irgendwann wieder einrenken würde.

Ich habe sie allerdings zu dem Spiel eingeladen, da ich fand, es wäre gut für sie, mal rauszukommen. Sie liebt diesen Sport. Zu meiner positiven Überraschung sagte sie, sie würde gern hingehen. Ich besorgte ihr eine Eintrittskarte, die sie am Schalter abholen konnte, und schlug ihr vor, mit einem Uber zum Stadion zu fahren, denn ich musste viel früher los als sie. Ich sagte ihr sogar, dass wir danach mit dem Team ins Sneaky Saguaro gehen würden, um ein paar Bier zu trinken, damit sie einige der anderen kennenlernen könnte.

Und Regan schien glücklich und begeistert von unseren Plänen zu sein. Vielleicht ist das alles, was wir brauchen: eine regelmäßige Routine, um unsere Freundschaft zu festigen, während sie in meinem Haus wohnt, und um zu versuchen, dieses seltsame Durcheinander einer Ehe zu vergessen, zu dem wir uns verpflichtet haben. Das war nicht das, was wichtig war.

Die Einfahrt zum Spielerparkplatz kommt in Sicht. Ich zwinge meine Gedanken weg von Regan. Es ist an der Zeit, sich darauf zu konzentrieren, unsere Gegner heute Abend zu besiegen. Ich setze den Blinker, aber gerade als ich abbiegen will, sehe ich eine Menschenmenge, die um einen Pick-up herumsteht, der in eine Betonbarriere vor der Laderampe gekracht ist.

„Was zum Teufel …“, murmle ich.

Als ich auf den nächstgelegenen Parkplatz fahre, sehe ich ein paar Spieler und Arbeiter herumstehen. Ich steige aus dem Auto, schnappe mir meine Tasche und hänge sie mir über die Schulter.

Beim Näherkommen sehe ich Baden Oullet, unseren Ersatztorwart, der den Schaden an der Vorderseite des Wagens begutachtet. „Was ist denn hier los?“, frage ich.

„Das ist Tackers Pick-up“, antwortet er und mir läuft ein Schauer über den Rücken.

„Was ist passiert? Wo ist er?“

Baden nickt in Richtung der Eingangstür für Spieler. „Man sagte uns, wir sollten durch den hinteren Bereich reinkommen, aber er ist dort drinnen. Ein Krankenwagen wurde bereits gerufen.“

Ich antworte nicht, wende mich dem Spielereingang zu und marschiere entschlossen weiter.

Als ich die Tür öffne, sehe ich sofort Tacker auf dem Boden sitzen, an die Wand gelehnt. Legend und Erik stehen neben ihm, die Köpfe einander zugeneigt, und reden mit gedämpften Stimmen. Bishop hockt neben Tacker, der mit leerem Gesichtsausdruck nach vorn starrt. Ein Rinnsal Blut läuft über sein Gesicht, sein Handgelenk hat er gegen die Brust gepresst.

„Was zum Teufel ist passiert?“, frage ich.

Tacker beachtet mich nicht einmal, aber Bishop erhebt sich mit ernster Miene vom Boden. Er geht den Flur entlang, weg von Tacker, und ich folge ihm.

Als wir das Ende erreicht haben, bleibt Bishop an der Tür zur Umkleidekabine stehen und dreht sich zu mir um. Er ist mein engster Freund im Team. Wir waren Zimmergenossen und haben zusammen bei den Vipers gespielt, bevor wir hierher kamen. Natürlich hat sich das alles geändert, seit er sich mit Brooke verlobt hat, aber ich könnte mich nicht mehr für den Kerl freuen.

Bishop lehnt sich zu mir und hält seine Stimme leise, damit sie nicht bis zu Tacker dringt. „Legend, Erik und ich waren auf dem Parkplatz, als es passiert ist. Tacker ist auf den Parkplatz gefahren und durchgedreht. Er hat den Motor aufheulen lassen, ist nicht langsamer geworden und hat direkt auf die Absperrung zugehalten.“

„War es Absicht?“, frage ich und hoffe, dass Bishop nicht das meint, was ich denke.

„Ich glaube schon“, murmelt er. „Und er ist sturzbesoffen.“

„Scheiße“, murmle ich und werfe einen kurzen Blick in den Flur. Tacker hat sich nicht bewegt. Erik sitzt jetzt neben ihm auf dem Boden. „Wie schwer ist er verletzt?“

„Ich weiß es nicht. Er war in der Lage, zu gehen. Etwas stimmt nicht mit seinem Handgelenk, aber ich habe keine Ahnung, ob er innere Verletzungen hat. Wir hatten keine andere Wahl, als einen Krankenwagen zu rufen.“

„Stimmt“, sage ich und klopfe ihm auf die Schulter. „Weiß der Trainer schon Bescheid?“

„Ich habe Demere losgeschickt, um ihn zu suchen, kurz bevor du hereingekommen bist.“

Ich ziehe eine Grimasse in Richtung Tacker. „Er steckt so verdammt tief in der Scheiße.“

„Er wird verhaftet.“

Ich lasse meine Tasche auf den Boden fallen und stelle die Frage, die gestellt werden muss. Niemand steht Tacker besonders nahe, aber Bishop verbringt wahrscheinlich die meiste Zeit mit ihm. „Ist bei ihm Hopfen und Malz verloren, Kumpel?“

Bishop wischt sich mit der Hand über das Gesicht und seufzt. „Ich habe keine Ahnung. Er hat mich vor ein paar Minuten gefragt, wie Leute damit leben können, dass sie jemanden umgebracht haben. Anscheinend hat MJ heute Geburtstag.“

MJ war Tackers Verlobte. Sie ist letztes Jahr bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Beim Flugzeug trat ein Problem auf und Tacker war der Pilot. Es war nicht seine Schuld, aber das kann ihm niemand begreiflich machen. Er ist ein ruhiger, launischer und verstörter Mistkerl, seit er bei diesem Team angefangen hat. Man scheint ihn weder erreichen noch dazu bringen zu können, sich zu öffnen. Obwohl er auf dem Eis wahrscheinlich der beste Spieler der Liga ist, hat er zu keinem in der Gruppe eine besondere Kameradschaft. Auf dem Eis redet er die ganze Zeit über die Mechanismen des Eishockeys mit uns, und er unterstützt sein Team als Kapitän. Aber außerhalb des Stadions ist er ziemlich verschlossen.

Ich habe eigentlich gedacht, dass es Hoffnung gibt, denn erst letzten Monat haben Tacker und ich den Weihnachtsabend mit Legend verbracht, der gerade die Überraschung des Jahres erlebt hat, als er erfuhr, dass er Vater geworden ist. Es war ein ruhiger Abend. Sowohl Legend als auch ich waren überrascht, wie angetan Tacker von Charlie war, dem neugeborenen Mädchen, das gerade in Legends Leben getreten war. Ich dachte, Tacker würde sich endlich eingewöhnen und ein Teil unserer Familie werden.

Ich dachte, er würde anfangen, seinen Schmerz und seine Schuldgefühle hinter sich zu lassen.

Aber jetzt denke ich das nicht mehr.

Die Tür, neben der wir stehen, öffnet sich, und Bishop und ich treten beide zurück. Coach Perron kommt heraus, gefolgt von einem der Teamtrainer, Ronnie Nuss. Er hat einen Erste-Hilfe-Kasten in der Hand. Er geht an uns vorbei und joggt dann den Flur entlang, um Tacker zu helfen.

„Was ist passiert?“, fragt der Coach Bishop.

In jeder anderen Situation würde Bishop die Wahrheit vielleicht ein wenig strapazieren, um die Dinge etwas positiver erscheinen zu lassen, wenn möglich, aber hier gibt es nichts zu beschönigen. Außerdem ist Bishops Verlobte Brooke zufällig die Tochter von Coach Perron, also wird er seinen zukünftigen Schwiegervater auf keinen Fall anlügen.

„Er ist betrunken“, sagt Bishop.

Perron zuckt zusammen und murmelt ein Schimpfwort.

Bishop schließt mit den Worten: „Er ist mit dem Pick-up in die Absperrung gefahren.“

„Allmächtiger Gott“, flüstert der Coach voller Mitgefühl. Er weiß genauso viel über Tackers Dämonen wie wir, und obwohl er als Trainer ein knallharter Bastard ist, sorgt er sich sehr um seine Spieler.

Wir konzentrieren uns alle auf Tacker. Mit einer Schärfe, die ich noch nie gehört habe, sagt Perron: „Das endet hier. Dieser Mann bekommt jetzt professionelle Hilfe, ob er will oder nicht.“

Ein Schauer überläuft mich, als er Bishop und mich zurücklässt und den Flur hinunter zu Tacker schreitet. Wir beobachten, wie er vor seinem Starspieler, dem Kapitän unserer Mannschaft, in die Hocke geht. Er legt ihm die Hand auf die Schulter, und obwohl wir nicht hören können, was er sagt, stelle ich mir vor, dass es angemessene Worte des Trostes sind.

Als sich die Außentür öffnet, tritt ein Polizeibeamter aus Phoenix ein, gefolgt von zwei Sanitätern.

Das ist einfach beschissen.

„Ich gehe meine Sachen holen“, sagt Bishop müde. „Wir sehen uns in der Umkleidekabine.“

„Ja, klar.“ Ich wende mich von ihm ab, ziehe mein Handy aus der Tasche und wähle Regans Nummer.

Sie geht ran, als ich in die Umkleidekabine trete. „Hallo.“

„Hey.“ Ich klinge alt und müde. Ein Teil von mir ist sauer, dass Tacker unser Team aufmischt.

„Was ist los?“, fragt sie mit deutlicher Besorgnis in ihrem Ton. Offenbar hat sie meine Stimmung nach nur einem Wort erfasst.

„Hör mal … es ist zu viel, um es jetzt zu erklären, aber unser Kapitän, Tacker Hall, hatte vor ein paar Minuten einen wirklich schweren Unfall. Er wird mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht. Ich werde direkt nach dem Spiel dorthin fahren, also werden wir heute Abend nicht ausgehen können.“

„Oh mein Gott“, ruft sie aus. „Keine Sorge. Ich kann natürlich auf mich selbst aufpassen. Ich fahre einfach mit einem Uber nach Hause. Willst du immer noch, dass ich zu dem Spiel komme?“

„Ja“, platze ich heraus. „Ja, natürlich. Bitte komm und amüsiere dich. Es tut mir nur leid, dass ich danach nichts mit dir unternehmen kann. Ich gehe davon aus, dass das gesamte Team im Krankenhaus aufkreuzen wird, vorausgesetzt, dass er dort sein wird.“

„Vielleicht könnest du zu ihm nach Hause fahren, wenn er bis dahin entlassen ist.“

Oder ins Polizeirevier, um die Kaution zu hinterlegen. Aber das ist nichts, was ich Regan jetzt mitteilen sollte.

„Dax?“ Regans Stimme klingt sanft und immer noch besorgt. „Darf ich dir einen Rat geben?“

Ich zucke überrascht zusammen und verstehe zunächst nicht, warum sie das Bedürfnis hat, das zu tun. Dann mache ich mir klar, wie ich mich in diesem Moment fühle. Ich begreife zwar nicht, woher sie das weiß, aber es geht mir beschissen.

„Ja“, antworte ich.

„Versuch, dich abzuschotten. Es ist zwecklos, dir zu sagen, dass du dir keine Sorgen machen sollst, aber versuch es wenigstens. Stell dir vor, du steckst die Sorgen in eine Schachtel. Schließ sie mit einem Schlüssel ab … Dann schieb sie in eine entfernte Ecke deines Geistes. Du kannst im Moment nichts tun, um Tacker zu helfen. Ich bin sicher, er hat gute Leute, die sich um ihn kümmern. Aber du hast einen Job zu erledigen, also musst du den Kopf frei bekommen, um heute Abend der verdammt beste Eishockeyspieler zu sein, der du sein kannst. Wenn das Spiel vorbei ist, schließ die Box auf und geh zu deinem Freund.“

Ich atme tief durch die Nase ein und lasse ihre Worte auf mich wirken. Sie sind erstaunlich einfach und gleichzeitig eindringlich. Sie sind außerdem ohne Nachdenken oder Anstrengung ausgesprochen worden, und mir wird etwas klar.

„Ich würde eine Million Dollar darauf wetten, dass du diese Rede schon einmal gehalten hast“, vermute ich, während ich zu meinem Spind gehe. Es sind nur ein paar andere Spieler hier, aber niemand redet oder lacht, was bedeutet, dass sich die Nachricht über Tackers Zustand verbreitet hat.

Regan schenkt mir ein leises Lachen. „Dieselbe Rede habe ich auch Lance gehalten, nachdem wir erfahren haben, dass ich PNH habe. Er war sehr aufgewühlt und hatte ein Spiel. Wir haben ein vertrauliches Gespräch geführt, bevor er die Wohnung verließ. Es war zwar nicht wortwörtlich dasselbe, aber es hatte denselben Tenor.“

„Hat er deinen Rat befolgt?“, frage ich.

„Er hat es versucht. Hat nicht so gut geklappt. War eines der schlechtesten Spiele, die er je gespielt hat.“

Ich lache und Regan stimmt mit ein. Wir sind beide ein wenig verloren in unseren Erinnerungen an einen Mann, der ein großartiger Profisportler war, seine Schwester aber so sehr liebte, dass er zu einem stümperhaften Idioten auf dem Eis wurde.

„Ich werde es versuchen“, verspreche ich. „Das ist ein guter Rat.“

„Das ist alles, was du tun kannst. Jetzt … konzentriere dich auf das Spiel. Ich werde dich anfeuern.“

Dieses Gefühl kommt zurück. Das, das ich gestern bei unserer Hochzeit erlebt habe. Wärme und Geborgenheit. Regan wird mir zujubeln, und obwohl sie nur dem Namen nach meine Frau ist, bedeutet die Tatsache etwas, dass sie es tut, weil es um mich geht.

Ich bin mir nur nicht ganz sicher, was.

Dax (Arizona Vengeance Team Teil 4)

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