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Kapitel 2

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Dax

Regan ist krank.

Ich kann nicht einmal aussprechen, was sie hat, aber als ich PNH gegoogelt habe, bekam ich alle Informationen, die ich brauchte, um mich noch mehr zu ärgern.

Ja … als ich aus dem Uber-Fahrzeug aussteige und die Betontreppe zu ihrer Wohnung hinaufgehe, bin ich sauer.

Wütend, dass sie eine Krankheit hat, die unglaublich gefährlich ist, und dass Lance nicht einmal daran gedacht hat, mir davon zu erzählen. Mehr als zornig auf meinen besten Freund, weil er gestorben ist und seine kleine Schwester im Stich gelassen hat. Auch eine gewisse Wut auf Regan ist im Spiel, da sie sich geweigert hat, mit mir nach Phoenix zu fliegen. Stattdessen hat sie einen früheren Flug nach Encinitas genommen, der Stadt nördlich von San Diego, in der sie lebt, und mir eine SMS geschickt, als sie gerade an Bord ging.

Es blieb mir keine Zeit, sie aufzuhalten, aber ich konnte das Teamflugzeug, das nach Phoenix fliegen sollte, rechtzeitig verlassen, um den nächsten Flug an die Westküste zu buchen.

Glücklicherweise ist es das All-Stars-Wochenende, sodass wir fünf Tage lang kein Spiel haben. In den kommenden drei Tagen haben wir nicht einmal ein Pflichttraining, da Legend und Bishop sowohl am All-Stars-Geschicklichkeitswettbewerb als auch am Spiel teilnehmen. Ich denke, das ist genug Zeit, um meine zukünftige Frau abzuholen und sie von Kalifornien nach Arizona umzusiedeln.

Ich habe ebenfalls eine Einladung zu den All Stars erhalten, aber nach dem Tod von Lance war ich nicht in Stimmung und habe bedauernd abgelehnt. Tacker war auch eingeladen, doch ich bin mir sicher, dass er es gar nicht bereut hat, als er abgesagt hat. Es ist einfach nicht sein Ding. Allerdings hat er heutzutage bei so gut wie allem keinen Elan mehr.

Als ich den Treppenabsatz erreiche, gibt es einen Moment, in dem mir klar wird, wie töricht und kontrollierend ich mich gerade verhalte, aber ich werde von der absoluten Angst um Regans Leben angespornt. Vieles von dem, was ich im Flugzeug über PNH gelesen habe, war mir zu hoch, doch manches habe ich in verständliche Begriffe fassen können.

Regan leidet an einer unglaublich seltenen Knochenmarkskrankheit, bei der ihre roten Blutkörperchen zerstört werden. Sie tritt auf, weil das Proteinschild um ihre roten Blutkörperchen fehlt, sodass es die Zellen nicht vor dem Angriff des körpereigenen Immunsystems schützen kann. Ich verstehe nicht viel mehr von den Mechanismen, aber ich habe genug gelernt, um nun eine Heidenangst zu haben. PNH betrifft nur einen von einer Million Menschen und ist eine lebensbedrohliche Krankheit. Als ich gelesen habe, dass die durchschnittliche Überlebenszeit nach der Diagnose nur zehn Jahre beträgt, wurden meine Beine zu Gummi. Das hat mir im Flugzeug auf dem Weg nach San Diego den Atem geraubt und ich habe lange nachgedacht. Ich bin nicht bereit, Regan so kurz nach dem Tod von Lance zu verlieren.

Aber dann habe ich weitergelesen und Mut geschöpft, weil ich mich mit dem teuren Medikament vertraut machte, das sie benötigte.

Es kostet über vierhunderttausend Dollar pro Jahr, um Salvistis zu erhalten, das sich an die Proteine bindet, die die roten Blutkörperchen zerstören. Es rettet Leben, und sie muss es bekommen.

So einfach ist das.

Deshalb gehe ich zu ihrer Wohnungstür mit der einzigen Absicht, Regan abzuholen und sie mit mir nach Phoenix zu nehmen. Dort werde ich sie am Montagmorgen heiraten und ab dem Nachmittag wird sie bei mir mitversichert sein.

Ohne zu zögern, hämmere ich mit der Faust gegen die dünne Holztür. Wenige Augenblicke später höre ich ein Grummeln auf der anderen Seite, bevor sich die Tür öffnet und ein kleiner asiatischer Mann in zerknittertem Kittel und mit überall abstehenden Haaren zum Vorschein kommt.

„Ja?“, krächzt er und reibt sich mit der Hand über das Gesicht. Ich habe ihn eindeutig geweckt.

„Ist Regan hier?“, frage ich in der Annahme, dass es sich um einen Mitbewohner handelt. Oder, verdammt, vielleicht ist er ihr Freund? Er ist ungefähr in Regans Alter, wenn auch ein paar Zentimeter kleiner als sie, aber das ist möglicherweise nicht so wichtig.

Für mich ja, Regan allerdings kümmert sich nicht um so etwas.

Der Mann hustet, blinzelt und sieht mich an. „Ähm … ja, ich glaube schon. Ich bin gestern Abend nach der Arbeit auf der Couch eingeschlafen, also bin ich mir nicht ganz sicher.“

Er tritt einen Schritt zurück und heißt mich in dem kleinen Wohnzimmer willkommen. Die Wohnung ist karg und billig eingerichtet, aber die Lebenshaltungskosten in dieser südkalifornischen Küstenstadt sind hoch, daher bin ich nicht überrascht.

Ich schließe die Tür hinter mir, und der Mann geht in einen kurzen Flur. Ich sehe, wie er an eine geschlossene Tür pocht. „Reggie … bist du da?“

Reggie? Das klingt wirklich nach einem Spitznamen, den ihr ihr Freund geben würde. Aber andererseits … warum klopft er an und geht nicht einfach rein?

Mein Herzschlag beschleunigt sich, als sich die Tür öffnet und Regan in den Flur tritt. Sie schenkt dem Mann, von dem ich nun wieder annehme, dass er nur ihr Mitbewohner ist, ein schwaches Lächeln. „Was gibt’s?“

Ein Arm wird erhoben und ein Finger ausgestreckt, um durch das Wohnzimmer auf mich an der Eingangstür zu zeigen. Regan verdreht den Hals und ihre Augen werden vor Überraschung groß.

„Das soll wohl ein Witz sein“, murmelt sie.

„Kennst du ihn?“, fragt der Mann und kratzt sich am Kopf, bevor er gähnt.

„Er ist ein Freund der Familie“, antwortet sie und wirft ihm einen kurzen Blick zu, bevor sie die Stirn runzelt. „Geh ins Bett, John. Du siehst furchtbar aus.“

Ihre Stimme ist liebevoll und warm. Der Mann, John, schenkt ihr ein verlegenes Lächeln. „Schon dabei. Wir sehen uns später.“

Er dreht sich um und geht zur Schlafzimmertür direkt gegenüber von Regans Zimmer.

Definitiv ein Mitbewohner.

Regan kommt auf mich zu, schnappt sich die Decke von der Couch, die John wohl benutzt hat, und faltet sie schnell und präzise zusammen. Sie nickt in Richtung der Spielekonsole auf dem Couchtisch. „Er zockt nach seiner Schicht die ganze Nacht Videospiele und bekommt nicht genug Schlaf. Er ist eine Gefahr für sich selbst.“

„Ist er ein Krankenpfleger, wie du?“, frage ich ohne echte Neugier, aber sie scheint ihn zu mögen.

Sie nickt und legt die gefaltete Decke auf die Rückenlehne der Couch. „Arbeitet in der Anästhesie. Wir sind jetzt schon seit ein paar Monaten Zimmergenossen.“

„Scheint nett zu sein“, murmle ich.

„Das ist er“, antwortet sie und verengt die Augen.

Gott, sie ist so schön. Ich kann immer noch nicht begreifen, warum mir das vorher nie so richtig aufgefallen ist.

„Wieso bist du hier, Dax?“

„Du weißt, wieso“, antworte ich und schlendere zum Sofa hinüber, um mich hinzusetzen. Ich winke sie zu mir und klopfe auf das Kissen neben mir. „Mir ist klar, dass ich in New York vielleicht ein wenig anmaßend dir gegenüber war, und ich bin gekommen, damit wir noch ein bisschen reden können.“

„Oh“, macht sie sarkastisch, während sie sich ans andere Ende der Couch setzt. „Du meinst, du bist nicht hier, um mich über deine Schulter zu werfen und in deine Höhle zu schleppen?“

„Wenn ich glauben würde, dass ich auf diese Weise durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen käme, würde ich es tun“, entgegne ich unwirsch, woraufhin sie schnaubend lacht.

Mit einem resignierten Seufzer lässt sie sich auf das Sofa fallen und streicht sich mit den Fingern durch das Haar an der Schläfe, bevor sie ihren Arm über die Lehne legt. Als sie eins ihrer langen Beine unter sich zieht, kann ich nicht anders, als die geschmeidige Haut in den Jeansshorts zu bewundern.

„Typisch Monahan“, murmelt sie und ihre Mundwinkel ziehen sich nach oben. „Er weiß nicht, wie man ein ‚Nein‘ als Antwort akzeptiert.“

„Willow ist viel schlimmer als ich!“

Regan lacht schallend bei der Erwähnung meiner nur anderthalb Jahre jüngeren Schwester. „Das ist wahr. Aber es ist deine Schuld. Du hattest einen schlechten Einfluss auf sie.“

„Ich übernehme nicht die Verantwortung dafür, wie Willow sich entwickelt hat.“ Ich hebe abwehrend die Hände. „Sie ist ein unerklärliches Geschöpf.“

Was auch wahr ist. Willow ist wild, herrisch, unabhängig und eine Besserwisserin. Ich fürchte, sie wird nie sesshaft werden, denn ich kann mir keinen Mann vorstellen, der mit ihr zurechtkommen könnte.

„Sie sagt, sie kommt bald zurück in die Staaten.“

Ich nicke. Meine Schwester arbeitet derzeit als Fotojournalistin und reist durch die ganze Welt. „Ende nächster Woche. Sie kommt sogar nach Phoenix, um etwas Zeit mit mir zu verbringen, also kannst du sie wiedersehen.“

Eine weitere Alphamethode – Subtilität ist nicht gerade meine Stärke. Regan reagiert, indem sie eine Augenbraue hochzieht und ihre Lippen abwehrend zusammenpresst.

Ich presche vor, bevor sie ein Wort sagen kann. „Regan … es ist eine kurzfristige Sache. Nur eine Ehe auf dem Papier. Du bist versichert, kannst dich behandeln lassen und dein Studium beenden. Wenn du damit fertig bist und einen Job mit Versicherung hast, können wir uns scheiden lassen. Es ist die einfachste Lösung.“

Sie starrt mich lange an, und ich merke, dass sie über das nachdenkt, was ich sage, aber sie ist nicht überzeugt.

„Ich bin das, was einer Familie für dich am nächsten kommt, Regan. Und Lance würde das gutheißen. Du weißt, dass er es wollen würde.“

Ihre Augen verengen sich leicht und sie legt den Kopf schief. „Dass ich wegen des Geldes heirate und nicht aus Liebe?“

Ich sehe sie kühl und rügend an. „Du weißt, dass er das nicht tun würde, aber er würde erkennen, dass ich dieses Angebot aus Liebe mache. Es ist unkonventionell, klar, doch an dem, was du gerade durchmachst, ist nichts konventionell. Es ist ein guter Vorschlag, Regan. Es gibt keinen Grund, warum du sie nicht annehmen solltest.“

Regan sieht an mir vorbei und dorthin, wo sich die Eingangstür befindet. Sie knabbert an ihrer Unterlippe, während sie überlegt. „Ich nehme an, es ist nur ein Stück Papier“, sagt sie langsam und richtet ihren Blick wieder auf mich. „Ich habe hier eine Teilzeitstelle als Krankenschwester. Ich könnte dir das Geld auf jeden Fall nach und nach zurückzahlen. Wenn ich im Herbst den Masterstudiengang beginne, führen wir einfach Buch, und ich kann es dir geben, wenn ich eine feste Stelle gefunden habe. Oder ich lasse das mit dem Masterstudiengang. Ich könnte mir jetzt schon eine feste Stelle suchen …“

„Auf keinen Fall! Du bleibst an der Uni und arbeitest nicht, während du studierst. Du zahlst mir auch nichts zurück.“

Wieder richtet sie sich auf und starrt mich scharf an. „Ich nehme keine Almosen an.“

„Regan … ich verdiene eine Menge Geld. Lass mich …“

„Entweder ich zahle es dir zurück oder es gibt keinen Deal“, sagt sie verschnupft.

„Gut. Zahl mir das Geld zurück, wenn du willst. Aber während du an der Uni bist, lernst du und arbeitest nicht.“

„Ja, Daddy“, schnauzt sie und grinst spöttisch.

Meine Handfläche juckt. Was würde ich jetzt nicht alles dafür geben, sie auf ihren Hintern zu schlagen. Ich schiebe den Gedanken beiseite und stehe auf. „Dann ist es abgemacht. Ich kann noch einen Tag hierbleiben, um dir beim Packen zu helfen, aber danach müssen wir nach Phoenix. Ich muss am Montag zum Training zurück sein.“

Regan blinzelt mich überrascht an. „Ich werde nicht mit dir nach Phoenix gehen, Dax. Ich werde dich heiraten, aber ich bleibe hier.“

„Warum?“

„Warum?“, wiederholt sie ungläubig, während sie von der Couch aufspringt und sich vor mir aufbaut. „Weil ich hier lebe. Mein Leben ist hier. Ich habe eine Wohnung und einen Job. Hier fange ich im Herbst mit dem Studium an.“

„Diese Sachen sind leicht zu ersetzen und du kannst in Phoenix auf die Universität gehen. Hast du einen Freund oder so?“

Okay, das kam aus dem Blauen und klang gleichzeitig unglaublich defensiv. Ich spüre, wie mir die Hitze in den Nacken steigt, aber Regan schüttelt den Kopf. „Nein, ich habe keinen Freund, doch das tut nichts zur Sache. Ich liebe Kalifornien und ich bin hier an der Uni eingeschrieben.“

„Du kannst dich in Phoenix an der Uni anmelden. Das habe ich bereits überprüft. Die Arizona State University hat ein hervorragendes Programm für Pflegekräfte. Und du kannst zurück nach Kalifornien kommen, sobald du wieder auf eigenen Füßen stehst“, versichere ich ihr und ignoriere das unangenehme Gefühl in meinem Bauch bei dem Gedanken. „Aber wenn ich dich unter einem Vorwand heiraten soll, machen wir es richtig. Du musst in Phoenix in meiner Wohnung bleiben. Ich werde nicht wegen Versicherungsbetrugs ins Gefängnis gehen.“

Regan wird blass, sinkt auf die Couch und schüttelt langsam den Kopf. „Siehst du … das ist eine dermaßen dumme Idee!“

„Lance hat mich zu deinem Vormund bestimmt, falls er stirbt“, murmle ich und ziehe mein letztes Ass. Das wird für sie nichts Neues sein, denn sie musste seinen Nachlass verwalten. Ich bin sicher, sie hat es in seinem Testament gesehen. Er hat mir davon erzählt, als er es vor Jahren aufsetzen ließ. „Zugegeben … das war für den Fall, dass er stirbt, während du noch minderjährig bist, aber seine Absicht war klar. Er wollte, dass ich mich um dich kümmere, wenn er es nicht mehr kann, und genau das werde ich tun, Regan. Bitte sorge dafür, dass ich sein Andenken nicht entehren muss.“

Das sind die Worte, die nötig waren. Ich kann ihre Kapitulation daran sehen, wie ihre Schultern sinken, und ich hasse es, dass sie so abgeneigt ist, mit mir nach Phoenix zu kommen. Aber ich weiß tief in meinem Inneren, dass ich das Richtige tue. Wo auch immer Lance gerade sein mag, er nickt sicher zustimmend.

„Gut“, sagt sie schließlich mit einem Hauch von Resignation. Sie steht auf, ist zwar nicht Auge in Auge mit mir, aber nah genug, dass ich die Entschlossenheit in ihrem Blick nicht übersehen kann. „Ich werde nach Phoenix kommen. Ich werde dich heiraten, damit ich meine Behandlung bekommen kann. Ich werde in deinem Haus leben.“

„Du wirst Phoenix lieben …“

„Egal“, unterbricht sie mich abweisend und lässt mich nicht vergessen, dass sie nicht glücklich darüber ist, dass das hier notwendig ist. „Aber ich will, dass das geheim bleibt. Es ist mir zuwider, dass wir das System betrügen.“

„Wir retten dein Leben, Regan.“ Das klingt wie in ein tiefes, wütendes Knurren und lässt sie überrascht blinzeln. „Scheiß auf das System. Sie sollten kein Medikament herstellen, das fast eine halbe Million Dollar pro Jahr kostet, nur damit du leben kannst.“

Sie neigt den Kopf, sodass ein Teil ihres glänzenden Haares über ihre Schulter fällt. Es sieht so weich aus. Es juckt mich in den Fingern, es zu berühren, und mir wird mit einem Mal klar, dass es schwierig für mich sein wird, sie in meinem Haus zu haben.

Das wird ein absolutes Monster von einem Problem sein.

„Gut“, stimmt sie leise zu, und meine Aufmerksamkeit wandert von ihrem Haar zu den atemberaubend weichen Lippen, die sie auf meine Wange presst, nachdem sie sich auf die Zehenspitzen gestellt hat. Ihre Hände ruhen leicht auf meinen Schultern, und ich weiß nicht, ob ich dieses Gefühl jetzt jemals wieder vergessen werde. Sie zieht sich zurück und fängt meinen Blick ein. „Wir retten mein Leben, aber ich möchte es trotzdem geheim halten. Sag den Leuten, dass ich mir nach Lance’ Tod eine Auszeit nehme und nur eine Zeit lang mit dir abhänge.“

„Das kann ich machen.“

Und es scheint, romantischer wird es nicht. Schuldgefühle treffen mich in der Brust, aber ich verdränge sie.

Wie wir uns gerade geeinigt haben:

Wir retten ihr das Leben.

Dax (Arizona Vengeance Team Teil 4)

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