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Kapitel 3

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Oliver schritt mit einer Plastiktüte voll Erde und einer mit Pflanzenproben durch das Untergeschoss. In seiner Anspannung nervten ihn die Schwingungen des Bodens. Wie gern hätte er wieder einmal Asphalt unter den Füßen gespürt! Seit dem Verschluss fühlte er sich eingesperrt wie im Bauch eines Frachtschiffes.

Auf dem Weg ins Obergeschoss begegneten ihm ein Wartungstechniker, eine Reinigungskraft, die eine dröhnende Scheuersaugmaschine vor sich her schob, und zwei Wachmänner. Er wunderte sich, denn normalerweise patrouillierten die Uniformierten allein.

Im Labor erinnerte er sich an ein Gespräch mit Turtschi. Der hatte ihm vor ein paar Wochen einen Vortrag über die Wasserversorgung aus den drei Tiefbrunnen gehalten. Die Schilderungen waren verworren gewesen. Nur einzelne Begriffe wie Sedimente, Felsschichten und Radioaktivität hatte er noch im Gedächtnis. Wehmütig dachte er, dass dieser liebenswerte Nerd zeitlebens unfähig gewesen war, sich klar auszudrücken.

Oliver siebte den Boden für seine Analysen, trocknete ihn und bestimmte mit Extraktionsmitteln den Nährstoffgehalt. Er arbeitete so zügig wie seit Monaten nicht mehr, weil er den USB-Stick auswerten wollte. Immer wieder umklammerte er ihn in der Hosentasche. Die Pflanzen- und Bodenuntersuchungen lieferten beruhigende Ergebnisse. Er musste das Feld nur noch mit einem Fungizid besprühen, dann stand einer üppigen Ernte nichts mehr entgegen.

Er schloss das Labor ab und ging in die Kantine im Obergeschoss. Die Lust am Essen war Oliver im Bunker abhandengekommen. Jede Mahlzeit stand lange im Voraus fest. Die Gäste konnten zwischen verschiedenen Dosengerichten wählen. Heute waren es Chili con Carne, Königsberger Klopse und ein undefinierbarer vegetarischer Brei, dazu ein lascher Salat aus dem Gewächshaus. Anfangs zweimal, inzwischen einmal pro Woche gab es Fleisch oder Fisch aus der Kühlkammer.

In der Kantine saßen eine saudi-arabische Familie mit zwei Kindern, Techniker, ehemalige Industrielle, Banker und Menschen, die es oben irgendwie zu Vermögen gebracht hatten oder zum Personal gehörten. Ein Bunkerplatz kostete dreieinhalb Millionen Franken. Ohne seine Eltern hätte Oliver nie das Geld für sich und seine Familie aufgebracht.

Am liebsten wäre er jetzt allein gewesen. Er grüßte die Leute knapp, wählte Chili con Carne und setzte sich zu Familie von Holtzendorff.

Die von Holtzendorffs gehörten zu einer Dynastie von Medienunternehmern. Vater Georg ging auf die Siebzig zu und war vor dem Krieg Chefredakteur einer großen deutschen Tageszeitung gewesen. Ein hagerer, wie ein Raubvogel wirkender Typ, der meist das missgelaunte Gesicht eines Mannes zog, der sich immer im Recht wähnte. Oliver hielt ihn für depressiv, wofür es gute Gründe gab: Von seinen drei Kindern hatte es nur Tochter Carolin rechtzeitig in den Bunker geschafft. Darüber hinaus hatte er seinen Verlag und damit Macht und Status verloren.

Madeleine von Holtzendorff war über zwanzig Jahre jünger als ihr Mann. Oliver bewunderte ihre Attraktivität und ihren Lebensmut. Er hatte sich sogar ein Autogramm von ihr geben lassen. Die populäre Schauspielerin hatte Rollen in Spielfilmen und am Theater gespielt. Mit ihrer geschulten, ausdrucksstarken Stimme las sie den Kindern im Bunker vor.

Neben ihr saß Carolin, Holtzendorffs erwachsene Tochter. Ihr Gesicht war umrahmt von langen braunen Haaren. Wenn sie lachte, zeigte sich zwischen den Schneidezähnen eine Lücke, was ihre Reize eher unterstrich. Sie hatte Medizin studiert und arbeitete auf der Krankenstation. Ihre Attraktivität und Sinnlichkeit zogen Oliver an.

»Haben Sie schon gehört, was mit dem Turtschi passiert ist?«, fragte Georg von Holtzendorff mit seiner Altherrenstimme.

»Ja, schrecklich«, bestätigte Oliver.

»Wusste gar nicht, dass man bei einem Treppensturz so leicht ums Leben kommen kann. Wenn wir noch oben wären, würde ich meine Leute auf die Sache ansetzen. Das gäbe sicher eine hübsche Story.«

Oliver wusste, dass von Holtzendorff Wiegele verachtete. Dem Gerücht nach hatte er den Begriff Diktator geprägt. Die regelmäßigen Bewohnerversammlungen hielt er für Augenwischerei. Echte Mitbestimmung gäbe es nicht. Das ausschließliche Sagen im Bunker hätte das Konsortium aus sechs Männern, dem Wiegele vorstand.

»Turtschi war ein guter Mensch«, meinte Carolin. »Ich bin total geschockt. Wer sorgt jetzt für unser Wasser? Was wird aus uns?«

»Es gibt ja noch andere Ingenieure hier unten«, entgegnete Oliver und hob ironisch eine Augenbraue. »Die Firma hat organisiert, dass alles doppelt vorhanden ist, selbst die Menschen mit ihren jeweiligen Qualifikationen. Alles zu unserer Sicherheit und für unser Überleben.«

»Also, ich weiß nicht. Mir fällt auf Anhieb niemand ein, der das übernehmen könnte.« Carolin leckte sich die Lippen und nestelte an ihrer Halskette, an der ein Kreuz hing. »So einfach ist das nicht. Turtschi hat aus den drei Tiefbrunnen immer die richtige Zusammensetzung für unser Wasser gefunden, er hat die Filteranlagen gewartet und er hat …«

»Wir verdursten schon nicht gleich, wenn das Wasser mal über einen anderen Kies sickert«, wies ihr Vater sie zurecht. »Das ist wenigstens mal was anderes. Mir fällt sowieso die Decke auf den Kopf.« Er fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. »Wenn wir nur bald wieder raus könnten!«

»Das werden wir, Georg«, sagte seine Frau. »Wir dürfen die Zuversicht nicht verlieren. Dann gehen wir zurück nach Hamburg und beginnen noch einmal von vorn. Lieber eine neue Welt mitgestalten, als in der alten sterben.«

»Ich will euch ja nicht die Laune verderben«, wandte Carolin ein, »aber da draußen herrschen minus 25 Grad. Es ist kaum heller, als wenn man hier das Licht ausknipsen würde. Und die Ozonschicht hat sich wahrscheinlich restlos aufgelöst, von der Strahlung ganz zu schweigen.«

»Ich erfriere doch lieber, oder was weiß ich«, brauste ihr Vater auf, »als in diesem Loch für den Rest meines Lebens zu versauern! Mich kotzt auch dieses autoritäre Firmengehabe an, diese Enge, diese Dunkelheit, dieses Scheißessen!« Er stieß seinen Teller beiseite, sodass er klapperte. »Das ist alles Scheiße!«

»Könnten Sie bitte ein bisschen leiser reden?«, beschwor Oliver ihn und sah sich um. »Die Firma hört es nicht gern, wenn Bewohner in aller Öffentlichkeit von Ausstieg reden.«

Längst hatte es sich herumgesprochen, dass das Konsortium überall Kameras und Mikrophone angebracht hatte.

Von Holtzendorffs Gesicht bebte vor Erregung. »Oben könnten wir auch nach Dominik und Nathalie suchen!«, stieß er gepresst hervor.

»Ist ja gut, Papa«, versuchte Carolin, ihn zu trösten, »das werden wir.«

»Ich lasse mir von niemandem den Mund verbieten!«, brüllte ihr Vater und schlug mit der Faust auf den Tisch.

Carolin blickte nach unten, ihre Lippen zitterten.

»Lass uns aufs Zimmer gehen, Georg.« Madeleine legte den Arm um ihren Mann, der sich sträubte und Flüche brabbelte. Erst nach einigem guten Zureden ließ er sich unter den Blicken der anderen Bewohner aus der Kantine führen.

»Tut mir leid, wie das gelaufen ist«, entschuldigte Carolin ihre Eltern.

»Ich verstehe das«, meinte Oliver. »Er hat zwei Kinder oben gelassen, dazu sein Lebenswerk. Da würde mir auch der Kragen platzen.«

»Wir haben alle Menschen oben gelassen«, entgegnete sie und runzelte das Kinn. Neben Verwandten und Kommilitonen hatte Carolin ihren Freund in Tübingen verloren. »Nein, ich sehe meinem Vater die Ausbrüche nicht mehr nach. Wäre es nach ihm gegangen, hätte ich Journalistik studieren und ins Unternehmen einsteigen müssen.« Sie verschränkte die Arme, lehnte sich zurück und spitzte die Lippen. »Es war schon ein Kampf, Medizin studieren zu dürfen. Eigentlich hatte ich Lehrerin werden wollen. Aber das hat er mir verboten.«

Ihre warme, intelligente Stimme löste ein Wohlgefühl in Oliver aus. Doch Carolin war mit ihren Gedanken woanders. Sie blinzelte gegen Tränen an.

»Haben Sie auch manchmal Schuldgefühle gegenüber denen, die draußen geblieben sind?«

»Ja, die habe ich.«

Um dieses Thema nicht vertiefen zu müssen, stand Oliver rasch auf.

Gemeinsam gingen sie zu ihren Zimmern. Auf dem Flur waren ruppige Beats zu hören, deren Lautstärke sich bis zu Olivers Tür steigerte. Offenbar veranstaltete Annabel wieder eine ihrer Sessions. Beim Aufschließen wunderte er sich, dass sich niemand über den Lärm beschwerte. Als er Annabel und Christian Simpkins sah, erstarrte er. Carolin hielt sich die Hand vor den Mund und lachte.

Gitarrenriffs fetzten ihnen um die Ohren, der Sänger kreischte, flehte, schrie. Die Teenager tanzten impulsiv und raffiniert zu dem Rhythmus, den sie frei interpretierten. Die offene Tür bemerkten sie nicht. Annabel trug schwarze Skinny Jeans, gehalten von einem Nietengürtel, darüber einen stufigen dunkelgrünen Rock; auf ihrem ärmellosen schwarzen T-Shirt prangte der Name ihrer Lieblingsband: My Chemical Romance. Christian trug ebenfalls ein dunkles Shirt und enge Jeans, sah aber nicht so durchgestylt aus. Beide hatten sich mit schwarzen Lidstrichen geschminkt. Sie streckten ihre Arme in die Luft, klatschten, bewegten sich schnell nach links und rechts, drehten ihre Körper. Sie kickten nach vorn und nach hinten, ohne den Boden zu berühren, tippten mit den Füßen, die in abgetragenen Converse-High-Tops steckten, stampften auf und sprangen in die Luft. Ihre Lederarmbänder vibrierten. Bei der nächsten Drehung bemerkte Annabel ihren Vater und schrie auf.

»Scheiße! Was machst du denn schon hier?«

Sie stürzte zur Anlage und schaltete die Musik aus, wobei ihr das verschwitzte Haar über das wütende Gesicht fiel. »Wie scheiße ist das denn, Mann? Wie lange stehst du schon da? Verdammt!«

Christian schnappte sich seine Tasche, verabschiedete sich mit kurzem Kopfnicken und flüchtete aus der Wohnung.

»Ich geh dann mal auch«, sagte Carolin lächelnd.

»Sehen wir uns morgen in der Kantine?«, fragte Oliver und versuchte zurückzulächeln.

»Gern.«

Er schloss die Tür und wandte sich seiner Tochter zu.

»Ist das megapeinlich!«, begann Annabel ihre Beschimpfung. »Kannst du nicht wie jeder normale Mensch anklopfen, statt uns hinterherzustalken? Am Arsch, ist das peinlich!«

Ihr schlanker Körper bebte vor Wut, doch Oliver ertrug die Tirade gelassen. Nein, das war nicht mehr das kleine Mädchen, das sich noch vor einiger Zeit auf seinen Schoß geschmiegt hatte. Als er das aufhellende Make-up bemerkte, das ihre Sommersprossen übertünchte, veränderte sich sein Gesicht. Das reizte Annabel weiter.

»Was glotzt du denn so?«

»Jetzt krieg dich gefälligst wieder ein«, hielt Oliver dagegen und versuchte, ruhig zu bleiben. »Ich habe angeklopft. Und es ist okay, wenn ihr eine Session abhaltet. Aber ich hab etwas Dringendes zu arbeiten und …«

»Arbeit, Arbeit, Arbeit!«, fluchte Annabel und sah ihn scharf an. »Den ganzen Tag hängst du auf deinem bescheuerten Feld rum, hinter deinem Schreibtisch oder bei irgendwelchen Leuten! Du kümmerst dich einen Scheißdreck um mich! Kein Stück interessierst du dich für mein Leben!«

Minuten vergingen mit einer Flut ungerechter und gerechter Vorwürfe, bis Annabel sich schließlich an ihren Schreibtisch trollte und schweigend an ihre Hausaufgaben setzte.

Oliver brühte sich einen Kaffee, klappte den Laptop auf und stöpselte Turtschis USB-Stick ein. Auf dem Datenträger des Verstorbenen herrschte ein Chaos, das außer ihm vermutlich niemand verstand. Oliver hatte Mühe, den Wust aus wirr benannten Excel-Tabellen und Textdateien zu durchforsten. Nach einer Stunde plagten ihn Kopfschmerzen. Mit allen möglichen Tricks und Suchbegriffen bemühte er sich, Informationen aus den Messreihen und Diagrammen zu saugen.

Im Laufe des Nachmittags konzentrierte er sich auf die Farbe Rot, die er als Signal und Warnung verstand. Er stieß auf Tabellen, in denen Messergebnisse der radioaktiven Isotope Cäsium und Strontium im Trinkwasser des Bunkers eingetragen waren. Langsam gewannen die nebulösen Daten Kontur. Gern hätte er Fakten im Internet recherchiert, doch das gab es nicht mehr. Ihm blieb nur der eingeschränkte Zugriff auf die Datenbank des Bunkers.

Unvermittelt brach Annabel ihr Schweigen und kam zu ihrem Vater herüber.

»Du, Paps«, fragte sie unbekümmert, »kannst du mir mal kurz bei Physik helfen? Ich komm mit dieser bekackten Wärmelehre einfach nicht klar.«

»Natürlich«, antwortete Oliver. Vorbehaltlos und ohne jeden Gram widmete er sich ihrer Frage. Während er ihr die Grundlagen von Schmelz- und Verdampfungswärme erklärte, kam sie ihm plötzlich wieder zerbrechlich und wehrlos in einer aus den Fugen geratenen Welt vor. Hinter ihrer großen, pinkfarbenen Lesebrille schauten ihre klaren Augen ihn an, unschuldig und ernst. Er hatte sich und Michelle geschworen, alles für sie zu tun, ihre gemeinsame Tochter immer zu beschützen. Er würde Gebirge für sie bezwingen, Meere überqueren und Wüsten durchwandern. Er würde für sie töten und sterben.

»Bis auf ein, zwei Kleinigkeiten hast du das hervorragend gelöst«, lobte er sie. »Kluges, fleißiges Mädchen!«

Annabels schönes Gesicht überzog ein Lächeln. Dann gab sie ihm einen Kuss auf die Wange und arbeitete weiter.

Die Unterbrechung hatte Olivers Sinne geschärft. Er holte sich einen Schokoriegel aus der Küche, kochte für sich und Annabel Tee, und während er weiter das Datenmaterial sichtete, ging ihm allmählich ein Licht auf. Ein Licht, dessen Leuchtkraft ihn erschreckte.

Eine Messreihe und eine dazugehörige Grafik belegten eine gefährliche Zunahme von Cäsium und Strontium im Trinkwasser. Die Grenzwerte wurden bereits jetzt um ein Mehrfaches überschritten, und die Kurven zeigten steil nach oben. Turtschi hatte gewissenhafte Arbeit geleistet. Oliver wusste, dass Cäsium sich durch keine Technik aus Wasser herausfiltern ließ, leicht über den Darm aufgenommen wurde und sich dann im gesamten Körper ablagerte. Hier unten konnte man dem krebserregenden Gift nicht ausweichen. Und es gab keine Alternativen. Die Flaschenvorräte waren viel zu gering. Alle Bewohner des Bunkers würden verseucht werden. Eine Katastrophe rollte auf sie zu, von der Turtschi gewusst hatte.

Die Augen zu Schlitzen verengt starrte Oliver auf den Monitor. Plötzlich fühlte er sich wie in einem Panzer gefangen, das Atmen fiel ihm schwer. Voller Angst fragte er sich, wie viele der tödlichen Partikel bereits in seinen und Annabels Körper gelangt waren. Gab es im Bunker überhaupt noch eine Zukunft?

Er versuchte, kühlen Kopf zu bewahren, in Ruhe über das Desaster nachzudenken. Wenn Turtschi sein Wissen Wiegele vorgetragen hatte, ergab sich daraus kein nachvollziehbarer Grund, ihn umbringen zu lassen. Davon abgesehen, hielt Oliver den Diktator nicht für einen Mörder. Aber wenn ein Leben im Felsmassiv des Pischahorns unmöglich werden sollte, blieb den Bewohnern nur die Flucht. Die Flucht an die lebensfeindliche Oberfläche, wo ein nuklearer Winter unter zerstörerischer UV-Strahlung herrschte. Niemand vermochte zu sagen, wie viele totbringende Teilchen dort herumschwebten und im Eis gespeichert waren. Sie wussten ja nicht einmal, ob es in der näheren Umgebung noch Leben gab.

Oliver recherchierte in der Bunkerdatenbank die Wirkung radioaktiver Strahlung auf den menschlichen Körper und wie sie gemessen wurde. Was er über die Strahlenwirkungen las, trieb ihm den Schweiß auf die Stirn und ließ sein Herz rasen. Auf einmal kam er sich nicht mehr vor wie in einem unterirdischen Hotel, sondern wie in einem Gefängnis, in dem die Todesstrafe schleichend vollstreckt wurde – in kleinen, unsichtbaren Portionen.

Die Antwort auf die Frage, wie verseucht sie alle schon waren, lag im Schleusenbereich am Eingang des Bunkers. Dort stand der Ganzkörpermonitor, in dem sich jeder Bewohner zu Beginn seines Aufenthaltes einem Scan hatte unterziehen müssen. Oliver entschloss sich, mit dem Gerät die Radioaktivität seines Körpers so schnell wie möglich bestimmen zu lassen. Dazu brauchte er Haemmerlis Hilfe, denn ohne den Leiter der Sicherheitsbrigade war eine Umgehung der Überwachung unmöglich.

»Was ist los mit dir, Paps?« Annabel riss ihn aus seinen Gedanken. »Du guckst, als hätte dir Mister Doom ’ne schleimige Kröte in den Hals geschoben!«

»Nein, nein, alles okay. Mach dir keine Sorgen.«

Sie neigte den Kopf, sah ihn skeptisch an. »Glaubst du selber nicht, oder?«

Ihre analytische Gabe erschreckte Oliver zuweilen. »Ach«, winkte er ab, »ich hab nur keine Lust auf Tischtennis und einen Abend mit Wiegele. Der Typ ist immer so anstrengend.«

»Kann ich verstehen«, sagte sie und tat, als stecke sie sich den Finger in den Hals. »Der Typ ist gefühlsmagersüchtig und ekelhaft, wenn du mich fragst. Und megagruselig. Das Schwein zieht mich immer mit den Augen aus.«

»Ernsthaft? Du kannst mich jederzeit über das Walkie-Talkie rufen. Ich bin in zwei Minuten bei dir.« Für einen Augenblick senkte Oliver den Blick, weil er wusste, dass bei einem Übergriff das Funkgerät nutzlos sein würde.

»Danke, Paps«, sagte Annabel, »ich pass schon auf mich auf.«

Der Weizen gedeiht im Süden

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