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Kapitel 1

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Die Klasse probte für ein Theaterstück und die Rollen wurden verteilt. Lisa, wollte die Hauptrolle, Daniel der chaotische Autor sein.

„Jetzt mal langsam, ihr Lieben. Wer wen spielt, bestimme immer noch ich“, wirft die Lehrerin, Frau Hubert, ein. Alle freuten sich dabei zu sein. Denn jeder bekam seine Rolle.

„Seid ihr soweit, können wir anfangen?“, fragte Frau Hubert und dann sollte es schon soweit sein. Sie las vor: Auf den Straßen beruhigte sich allmählich der Verkehr und eine stille Nacht brach herein. Kaum ein Mensch war noch wach, die meisten Leute mussten am nächsten Tag zur Arbeit. Andere wiederum kamen erst am frühen Morgen von der Nachtschicht. Nur ein Einzelner nutzte die nächtliche Ruhe, um an seinen Werken zu schreiben. Leon, ein klassischer Einzelgänger und ewiger Junggeselle, der das Leben eines zurückgezogenen Autors lebte und dabei nicht immer auf die Uhr schaute. Für ihn hatte die Zeit keine bestimmte Bedeutung.

Er kannte keinen geordneten Tagesablauf. Keine Regeln, die ihm den Tag bestimmen sollten. Erst vor wenigen Wochen, war er fünfunddreißig Jahre alt geworden. Sein wahres Alter sah man ihm jedoch nicht an. Wer ihn kennen lernte, schätzte ihn zunächst auf Mitte zwanzig, älter nicht. Einsamkeit kannte er kaum und Bindungen ging er gar nicht erst ein. Sei es, weil er die richtige Frau noch nicht gefunden hatte oder er meinte, keine Zeit dafür zu haben. Er dachte selten darüber nach. An die große Liebe glaubte er nur in seinen Geschichten, die er tagsüber aufschrieb. Die Ideen neuer Erzählungen schöpfte er aus seinen Gedanken. Immer wieder tauchte er dafür in seinem schreiberischen aber noch unentdeckten Talent in neue Abenteuer ein. Darauf bedacht, seine Charaktere so lebendig wie möglich wirken zu lassen. Sein eigenes Leben empfand er als gemütlich. Egal was andere Leute sagten, er war zufrieden. Freundschaften pflegte er zwar, davon gab es jedoch nicht viele. Für die nahm er sich aber die Zeit. So entstand oftmals ein reger Austausch. Ein Gespräch aus dem neue Geschichten entstanden. Zu einem seiner wichtigsten Freunde gehörte der Polizist und Familienvater Paul. Dieser verkörperte mit seinen Ansichten und seiner Einstellung zum Leben das komplette Gegenteil zu Leon. Er war nicht nur für andere der treue Freund und Ratgeber bei Gewissensfragen, sondern auch mit Leib und Seele liebender Ehemann und Familienvater zweier Kinder. Wie Leon seit Jahren das Leben eines eher erfolglosen Autors lebte, war er ebenso kein Freund von Bars und Discos. Lieber verbrachte er seine Zeit mit lesen von Büchern.Und sein Computer war der ohnehin sein wichtigstes Arbeitsmittel. Nach wie vor glaubte er unabdingbar an seinen Erfolg, der sich irgendwann einschleichen würde. Der würde kommen, da war er sich sicher. Die Absagen von verschiedenen Verlagen bewiesen jedoch oft das Gegenteil. Bis heute morgen schrieb er an seinem neuen Roman, welcher eine Fortsetzung des vorherigen sein sollte. Als es draußen hell wurde, die Sonne sich einen Weg durch die Glasscheiben suchte und der Hahn des Nachbarn den neuen Morgen ankündigte, setzte er den Punkt am Ende seines letzten Kapitels. Übermüdet und mit dicken Augenringen, stand er von seinem Schreibtisch auf, um sich in der Küche einen starken Kaffee zuzubereiten. Danach räumte er im Arbeitszimmer den Schreibtisch auf und ließ in der Zwischenzeit die hundert Seiten seines neuen Werkes ausdrucken. Anschließend nahm er die Liste der in Frage kommenden Verlage zur Hand, die auf seinem Schreibtisch lag und schrieb diese an.

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