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Kapitel 4

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„Wird daraus dann ein richtiger Krimi?“, fragte Monika und Sven antwortete:

„Warte es doch mal ab und lass Frau Hubert weiterlesen.“

„Geht das auch etwas freundlicher“, fauchte Monika zurück und setzte sich abseits von Sven.

Am nächsten Tag saß Leon in seinem Arbeitszimmer und schrieb weiter an seinen Werken. Inzwischen war die erste Kurzgeschichte in der Zeitung veröffentlicht worden. Darüber freute er sich natürlich und legte die Zeitung vorsichtig in einen Karton. Im nächsten Augenblick klingelte das Telefon. Es lag glücklicherweise vor ihm. So, dass er diesmal nicht erst in den Flur hetzen musste. Er nahm das Gespräch an. Sein Freund Paul meldete sich. Seine Stimme klang dringend:

„Hallo Leon, ich muss mit dir sprechen. Können wir uns im Café Baltimore

treffen?“

Leon war überrascht, er kannte Paul mit einem solch eindringlichem Ton nicht.

Er sagte zu. Leon nahm seine Jacke von der Garderobe, griff zu seinen Schuhen und nahm die Schlüssel an sich. Wie er die Wohnung verließ, schloss er wie gewöhnlich

zweimal ab. Der Treppenflur war um die Mittagszeit still und leer. Kaum jemand war um diese Zeit zu sehen. Er lief gemütlich den Weg zum Café rüber. Wie er am Zeitungsladen vorbei kam, wurde sein Blick förmlich auf die Titelnachricht einer Tageszeitung gezogen. Ein beklemmendes Gefühl überkam ihn. Er kaufte sich die Zeitung und las den Artikel direkt vor Ort. Das durfte nicht wahr sein, dachte er. Was er las, schockierte ihn. Denn der gestrige Traum war doch noch wahre und schonungslose Realität geworden.

„ÜBERFALL AUF STÄDTISCHE BANK“

las er und darunter ein paar Details darüber. Es lief alles genauso ab, wie in seinem Traum vor ein einigen Tagen. Ein Mann kam ums Leben und andere Passanten wurden mit Schockzustand, ins Krankenhaus eingeliefert. Aber sie gingen ohne Verletzungen, aus der Geschichte hervor. Auch eine Frau, die offensichtlich den Tod ihres Zwillingsbruders rächen wollte und sich dabei auf einen der Bankräuber stürzte, wurde mit einer leichten Verletzung noch am Unfallort behandelt. Wie die Polizei außerdem mitteilte, sei sie die einzige Zeugin. Niemand sonst hätte angeblich das Gesicht des mutmaßlichen Anführers sehen können. „Wie in meinem Traum“, flüsterte Leon. Er faltete das Blatt zusammen und nahm den Weg zum Café wieder auf. Er dachte über diese Schlagzeile nach und welche Rolle seine „Vision“ dabei spielen könnte. Die Fragen häuften sich in seinen Gedanken, doch er fand keine Antworten darauf.

Wie war so etwas nur möglich?

Ein Zeichen?

Wollte ihm damit jemand etwas deuten?

Die Antworten auf die ganzen Fragen mussten warten.

Als er am Café Baltimore angekommen war, betrat er das Ambiente und schaute sich suchend um. Paul saß an einem der hinteren Tische, versunken in einer Zeitung. Leon setzte sich Paul gegenüber und begrüßte ihn. Dieser schaute erschöpft zu seinem Freund auf und begann das Gespräch ohne zu zögern zu beginnen:

„Ich hab leider nicht viel Zeit, ich muss nachher wieder zurück zum Revier.

Es wäre aber wichtig, dass wir uns unterhalten.“

Leon nickte und suchte nach der Bedienung. Die erschien als er seine

Hand hob, um seine Anwesenheit zu verkünden.

„Was kann ich Ihnen bringen?“

Fragte diese freundlich. Leon bestellte einen Latte Macchiato mit

viel Schaum, so wie er ihn mochte. Paul schaute ihn unterdessen die ganze Zeit skeptisch an. Diesen Blick kannte Leon von seinem Freund überhaupt nicht. Aus begrenzten Zeitgründen wartete nicht, bis Leons bestelltes Getränk gebracht wurde, sondern fuhr mit dem Gespräch fort. Er wies auf die Zeitung, die Leon auf dem Weg zum Café mitgebracht hatte und sprach ihn darauf an:

„Wie ich sehe, hast du dir die heutige Zeitung bereits geholt. Dann bist du

informiert und ich muss nicht ganz von vorn beginnen.“

Leons Blick wanderte auf die Zeitung neben sich.

Und unbeirrt bestätigte er Pauls Vermutung:

„Ja, die habe ich gerade beim Kiosk gekauft, da mir die Titelnachricht

ins Auge fiel. Darum geht es, richtig?“

Der Kommissar rührte seit Leons Anwesenheit seinen Kaffee wiederholt durch.

Offenbar versprach er sich so, seinen Kaffee länger warm zu halten oder aber seine Nervosität zu unterdrücken. Als er Leons prüfenden Blick endlich wahrnahm, legte er den Teelöffel auf der Untertasse ab und setzte das Thema fort:

„Ganz genau darum geht es. Wie du sicher gelesen hast, wurde die Bank

gestern Nachmittag überfallen. Wenige Minuten nachdem wir telefoniert hatten.“

Leon nickte verständnisvoll und sah Paul dabei ins Gesicht. Auf seiner Stirn

bildeten sich Schweißtropfen, denn obwohl er direkt unter einem der vielen

Ventilatoren saß, war es im Bistro übertrieben warm. Er fragte Paul anschließend:

„Habt ihr schon Hinweise oder die Typen erwischen können?“

Dieser schüttelte den Kopf und antwortete:

„Noch nicht, doch das wird meinen Kollegen gelingen. Ich wollte dich wegen

deines Traumes befragen. Möglicherweise könnte es für uns von wichtiger Bedeutung sein.“

Leon willigte mit einem erneuten kurzen Nicken ein.

Paul suchte in seiner Jackeninnentasche nach einem Notizblock und einem

Kugelschreiber, legte alles vor sich auf den Tisch, um bereit zu sein, jedes noch so kleine Detail zu notieren. Und fing mit der Befragung an:

„Was genau konntest du sehen? Beachte bitte, dass jede Kleinigkeit für uns von größter Bedeutung sein könnte.“

Leon schilderte seinen Traum präzise und so wie er ihn erlebt hatte.

An jede Einzelheit konnte er sich auf einmal wieder erinnern.

Paul der sich alles aufschrieb, hörte ihm aufmerksam zu. Gelegentlich fragte er nach weiteren Hinweisen, die Leon vergessen haben könnte zu erwähnen.

„Wie war der Körperbau der Typen?“

Leon dachte kurz nach… um dann mit seiner Beschreibung fortzusetzen:

„Einer von diesen Typen war kräftig, mit breiten Schultern und protzigen

Oberarmen. Er war nicht dick. Eher so als würde er seinen Körper regelmäßig

trainieren. Er hatte dunkelbraune kurze Haare. Wobei man an den Seiten

schon graue Stellen sehen konnte. Seine Augenfarbe konnte ich nicht sehen, aber die starken Augenringe, als ob er in letzter Zeit mehrere Nächte durchgemacht hätte.

Und der Andere war vom Körperbau her, das ganze Gegenteil. Normal bis schlank und ein paar Zentimeter kleiner. Sein Gesicht blieb jedoch hinter einer Maske verdeckt.“

Leon beendete seine Personenbeschreibung, denn mehr fiel ihm nicht ein. Paul bedankte sich für das Treffen und seine Unterstützung und so verabschiedeten sie sich vorerst. Leon versprach, weiterhin zur Verfügung zu stehen, wann immer man ihn benötigte. Mit einem freundschaftlichen Schulterklaps verließ ihn Paul und fügte noch hinzu:

„Ich denke, du hast uns mit deiner Aussage ein ganzes Stück weitergebracht.

Alles Weitere werden wir sehen. Ich danke Dir!“

Leon setzte sich wieder auf seinen Platz, trank seinen Kaffee aus und trat dann

ebenfalls den Heimweg an.

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