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Kapitel 3

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„Die Geschichte scheint aber langweilig zu sein“, sagte die Rolle des Pauls.

„Lauren, sie wird erst noch spannend“, sagte Frau Hubert.

„Geduld bitte.“

Lisa richtete gerade ihr Kleid und setzte sich wieder.

„Es kann weitergehen“, sagte sie freundlich.

Leon schlief unruhig, träumte wirres Zeug und murmelte dabei ständig unverständliche Worte. Er wälzte sich im Bett hin und her. Irgendwann fiel das Buch zu Boden und er zerrte an der Daunendecke herum, bis sie über seinem angespannten Körper lag. Durcheinander wie mehrere Stücke Stoff, hing die Decke quer über seinem Leib. Wie gefangen im eigenen Bett lag er da. Die Bilder seines Traumes wurden immer deutlicher. Er träumte von einem Banküberfall in der Stadt. Er konnte sehen, wie zwei maskierte Männer mit Pistolen bewaffnet, in die Filiale der Stadt stürmten. Wild schossen sie beim Eintreten um sich. Es schallte dabei jedes Mal geräuschvoll durch die Räume. Voll geballter Aggression brüllten sie: „Ruhe! Alle auf den Boden, dann passiert euch nichts.“

Die Kunden gehorchten in ihrer Angst. Die Angestellten unterwarfen sich ebenfalls und warteten auf Befehle. Die zwei Typen trugen wie abgestimmt, hellbraune Jacken, marineblaue Jeans und abgetragene Sportschuhe. Als eine der Angestellten den Befehlen nicht gehorchte, das Geld aus dem Tresor in den Stoffbeutel, der ihr entgegengehalten wurde, zu stopfen,

wurde der kräftige der beiden Gangster ärgerlich. Er befahl seinem Komplizen, ihm einen der Passanten zu bringen. Damit er demonstrieren konnte, was passierte, wenn man seine Anordnungen nicht befolgte. Widerwillig und unter Protest wurde ein Mann, das Alter auf geschätzte vierzig Jahre, am Kragen angeschleppt und ohne jede Vorankündigung wurde er in

die Richtung des offensichtlichen Anführers geschleppt, der ihn daraufhin die Pistole an den Rücken hielt, so dass er sich nicht aus dessen Griff befreien konnte. Mit der freien Hand packte er ihn am Hals, die Waffe anschließend an seine linke Schläfe haltend.“

„Hey, nicht ganz so brutal, wenn es geht“, schimpfte Bruno, der das Opfer spielte.

„Tut mir leid, war nicht meine Absicht“, sagte Sven.

„So, können wir dann weitermachen?“, fragte Frau Huber als alles geklärt war.

„Dem Mann, welchem nichts anderes übrig blieb als ruhig abzuwarten, gab sich mutig. Nur die Angst in seinen Augen verriet ihn. Der Typ fragte die Angestellte wütender und weniger geduldig: „Also …, was ist jetzt, wollen Sie wirklich diejenige sein, die das Leben dieses Mannes auf dem Gewissen hat?“

Ohne weiter zu zögern packte die Angestellte das Geld aus der Kasse und

dem Tresor in den Stoffbeutel. Als sein Befehl doch noch ausgeführt wurde, ließ er den sportlich gekleideten Mann los. Mit einem heftigen Stoß schubste er ihn von sich weg und ließ ihn auf den harten Boden fallen. Mit dem an sich genommenen Geld und seinem Komplizen machte er Anstalten zu verschwinden und war dem Ausgang nah. Währenddessen richtete sich der gerade noch auf dem Boden liegende Mann auf und steuerte auf die beiden Gestalten zu. Eine Frau, die verblüffende Ähnlichkeit mit ihm hatte und im gleichen Alter wie er zu sein schien, rief verzweifelt: „Nein!“ Doch es war zu spät. Mit einem Faustschlag der den groben Fiesling mitten in den Magen traf, wurde sein Mut mit einer Kugel aus der Waffe, des Komplizen bestraft. Als der Angeschossene erneut zu Boden sank, war es die Frau, die seine Aktion vorher mit einem Rufen verhindern versuchte, die sich nun bestürzt und schreiend über seinen schwer atmenden Leib beugte und ihn bat durchzuhalten. Doch es war zu spät. Er schaute sie ein letztes Mal an und legte dabei kurz seine Hand auf ihren Arm. Als wollte er ihr noch etwas sagen. Doch im nächsten Moment, erschlaffte seine Hand und fiel zu Boden. Er tat den letzten Atemzug. Seine ganze Lebensenergie wich aus seinem Körper

und er starb. Nach einer gewissen Zeit, wischte sie mit ihrer Hand gefühlvoll über sein Gesicht und schloss seine geöffneten Augen, die leblos ins Leere blickten. Schließlich schaute sie auf und sah, wie sich der Mörder ihres Bruders von dem Angriff erholte. Der schien das gesamte Szenario beobachtet zu haben und meinte mit vernichtendem Blick und respektlos:

„Das passiert, wenn man sich mit mir versucht anzulegen.“

Aus der Verzweiflung heraus kombinierte sich ihr Schmerz urplötzlich

in blinde Wut. Unüberlegt griff sie den Mörder, wie es zuvor ihr Bruder getan

hatte, an. Sie schlug brutal auf ihn ein, bombardierte ihn mit Vorwürfen und

beschimpfte ihn mit den absonderlichsten Begriffen für „Verbrecher“. Schließlich riss sie ihm die Maske vom Gesicht und von ihrer Handlung selbst erschrocken, wich sie zurück. Unbewusst prägte sie sich das Gesicht ein. Der Andere befreite seinen Kumpan von

ihr und stieß sie grob weg. Mit seiner Waffe auf sie gerichtet, behielt er sie im

Auge. Der Angegriffene fasste sich wieder und zog die Stoffmütze erneut über sein Gesicht. Mit hasserfüllten Augen zielte er auf die Frau. Er war bereit sie zu erschießen. Doch als er abdrücken wollte, versagte seine Waffe. Das Patronenlager war leer. Sein Komplize schoss einmal ins Leere und schlug vor zu verschwinden, solange es noch möglich war. Denn von draußen hörte man bereits die Polizeisirenen, die näher kamen. Sie flohen und flüchteten. Die Bankkunden und Angestellten, die alles vom Boden aus mit anschauen mussten, blieben unbewegt auf den kalten Fliesen sitzen. Sie standen unter Schock. Manche saßen mit angewinkelten Knien und zusammengefalteten Händen da. Die Angst war allgegenwärtig im Gebäude zu spüren.“

„Das nimmt eine ganz neue Wendung an“, sagte Lisa.

„Es wird spannend“, meinte Sven.

„Und auch sehr romantisch, wie mir scheint“, warf Monika ein.

Und dann las Frau Hubert weiter:

„Allmählich wachte Leon auf und befreite sich zunächst aus seiner Bettdecke, in der er gefangen war. Schweißgebadet und leicht zittrig auf den Beinen, ging er ins Bad um sich zu duschen. Er dachte dabei immer wieder an den so realen Alptraum und entschloss sich, seinen

Freund Paul anzurufen. Gleich nachdem er das Bad verlassen hatte, warf er sich zunächst einen Bademantel über und wählte die Nummer. Paul meldete sich gleich persönlich: „Polizeipräsidium Köln, was kann ich für sie tun?“

Nervös und mit stockendem Atem, meldete sich Leon:

„Hallo Paul, ich bin es Leon.“

Den genervten Unterton von Paul ignorierte Leon.

„Hallo Leon, was gibt es denn? Du brauchst nicht zufällig wieder Informationen für ein neues Buch? Du weißt, ich habe viel zu tun.“

Er ignorierte die Frage seines Freundes bezüglich seines neuen Buches und nach den richtigen Worten suchend, versuchte Leon sich so kurz wie möglich zu halten.

„Ich hatte gerade einen merkwürdigen Traum, der sehr real war und wollte gern von Dir wissen, ob es in den letzten vierundzwanzig Stunden in der Stadt einen Banküberfall gab?“

Man konnte hören wie Paul etwas in den Computer eingab und antwortete Leon:

„Nein, das wüsste ich. Alles ist so ruhig wie schon lange nicht mehr. Sei also beruhigt.“

Leon war erleichtert, dass es wohl doch nur ein Traum gewesen sein musste.

Er entschied daher, diesen Traum nicht allzu ernst zu nehmen. In knappen Worten antwortete er seinem Freund:

„Schon gut. Vielen Dank für dein Verständnis. Ich werde diesem Traum nicht soviel Bedeutung schenken und bin beruhigt, dass es nur ein Traum war.“

Verwirrt über Leons heutiges Verhalten beendete Paul das Telefonat. Sein Freund verhielt sich sonst nicht so seltsam, ging es ihm durch den Kopf. Also musste doch mehr dahinter stecken. Er entschied die Sache im Auge zu behalten. Leon haderte währenddessen mit sich, ob er allmählich verrückt wurde. Er nahm sich noch einen Kaffee und setzte sich an seinen Rechner, um seine Erinnerungen an den Traum zu notieren. Wenn es schon nicht real war, sollte daraus wenigstens eine Geschichte entstehen. Ein möglicher Krimi, ging es ihm durch den Kopf. Er schrieb alles auf, bis ins kleinste Detail und jede noch so unwesentliche Kleinigkeit. Daraus wurden einige Seiten.

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