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KAPITEL 2: EINE ALCHEMIE DES BEWUSSTSEINS

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Was ist eigentlich eine Ausdehnung? Bevor wir uns den Grundlagen des Prinzips widmen, das der Ausdehnung zugrunde liegt, schlage ich vor, dass wir einen ehrlichen Blick auf die Art und Weise werfen, wie wir unser Leben momentan erfahren.

Wenn wir genau betrachten, was das typischste Zeichen all unserer psychologischen und physiologischen Störungen und Blockaden ist, stellen wir schnell fest, dass ihnen stets ein grundlegendes Element gemein ist: ein Gefühl der Verengung. Man kann dieses Gefühl auch als Beschränkung beschreiben, oder als Atemlosigkeit. Ein noch tieferer Blick deckt auf, dass dieses Gefühl des Leidens und Drucks von dem Gefühl des Zusammenziehens herrührt. Anspannung und Stress, Angst und Enttäuschung, zwanghaftes Denken und Bauchschmerzen – all diese Zustände können als Verengung beschrieben werden, als würde etwas nicht fließen und nicht ordentlich atmen, sondern sich in einer grantigen engen Bahn bewegen, die unser Bewusstsein begrenzt und unterdrückt.

Ein starker Gegensatz dazu ist das Gefühl der Ausdehnung und der Schrankenlosigkeit, das allen Gefühlen des Wohlbefindens und der Gesundheit gemein ist. Aus einem Gefühl der Dichte und des Feststeckens heraus findet mit einem Mal eine Öffnung statt und wir empfinden Luftigkeit, freien Fluss und offenen Raum, so als könnten wir endlich atmen.

Auf der körperlichen Ebene sind Krankheiten oder Schmerzen in Wirklichkeit ein Zustand der Verengung, der Überlastung und Verstopfung, während Gesundheit ein natürlicher Fluss von Körperflüssigkeiten, von Blut und Sauerstoff ist. Anspannung ist ein körperliches Zusammenziehen, Entspannung ist Ausdehnung. Auf der emotionalen Ebene besteht Angst (als ein Beispiel von vielen) in einem Zusammenziehen unseres ganzen Wesens in eine einzige Emotion hinein, während Glück das genau entgegengesetzte Gefühl ist – dass wir keine wie auch immer gearteten Grenzen haben.

Wenn wir also aufmerksam die allgemeinen Empfindungen, die typisch für Leidenszustände sind, mit den allgemeinen Empfindungen vergleichen, die Glück, Freude und Gesundheit kennzeichnen, wird unsere Schlussfolgerung klar sein:

Das Gefühl der Verengung und Begrenztheit ist Leiden;

das Gefühl der Ausdehnung und Grenzenlosigkeit ist Glückseligkeit.

Wir erleben täglich eine ständige existenzielle Anspannung, sowohl bewusst als auch unbewusst. Es ist uns allen ziemlich klar, dass das menschliche Leiden nicht nur von Naturkatastrophen verursacht wird und von der Tatsache, dass wir altern und sterben – in Wirklichkeit wird menschliches Leiden vor allem von menschlichen Ideen, Emotionen und Gedanken verursacht. Der wesentliche Teil des Leidens, das ein Mensch in seinem Leben erduldet, erwächst nicht aus dem Leben selbst, sondern aus der Welt, die Menschen aus ihren eigenen Ideen und Emotionen heraus geschaffen haben: Schreckliche Hungersnöte in Afrika sind das Resultat einer ungerechten Verteilung von Ressourcen, und diese ungerechte Verteilung ist wiederum das Resultat der Ordnung, die das menschliche Bewusstsein geschaffen hat; zwanghaftes Denken und selbstzerstörerisches Verhalten sind eng mit einem Leben voller Stress verwoben, einer künstlichen Ernährungsweise und einer völligen Unkenntnis in Bezug auf Wissen, das Frieden und Zufriedenheit in unser Bewusstsein bringen könnte. So oder so liegt der eigentliche Defekt in unserem Bewusstsein – oder, um es genauer zu sagen, in der Tatsache, dass unser Bewusstsein viel zu stark verengt ist.

Im Allgemeinen ist unsere Selbstwahrnehmung verengt und begrenzt. Unsere mentale Welt der Gedanken dreht sich fortwährend in kleinen, geschlossenen, sich endlos wiederholenden Kreisen, die eine Tendenz zur Selbstzerstörung haben; unsere emotionale Welt ist zu oft eine Art Gefängnis und wir wissen nicht, wie wir daraus ausbrechen können. Unsere Fähigkeit, kreative Lösungen zu finden, die uns aus alldem heraushelfen könnten, ist ebenfalls begrenzt. Die Aufmerksamkeit unseres Verstands ist vor allem auf die Oberfläche unserer Existenz gerichtet, auf die täglichen Sorgen und Ängste, das Begehren und die Bedürfnisse (die echten ebenso wie die falschen), Ängste und Süchte und die zahllosen Probleme des Körpers und des Geists. Wir erleben selten das großartige Gefühl unseres Bewusstseins in seinem ausgedehnten, sorglosen und befreiten Zustand – und in Ermangelung der Fähigkeit, dieses Gefühl selbst herbeizuführen, fühlen wir uns tendenziell zu Ablenkungen und vergänglichen Genüssen hingezogen, die nichts anderes als ein billiger Ersatz für die Ausdehnung des Bewusstseins sind.

Wie bereits aufgezeigt wurde, bringt Verengung Leiden mit sich, und Ausdehnung entspricht höchstem Glück. Jetzt kommt zu dieser Gleichung noch ein sehr wichtiges Prinzip hinzu: Die Verengung des Bewusstseins ist Leiden, während die Ausdehnung des Bewusstseins Glückseligkeit ist. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass die Ausdehnung des Bewusstseins der Schlüssel für das Problem menschlichen Leidens ist, sowohl des innerlichen als auch des äußerlichen. Sie kann die Schlüssellösung sein, die uns von einer destruktiven psychologischen Struktur befreit und uns Möglichkeiten eröffnet, neue, kreative Lösungen für die dringlichsten Probleme der Welt zu finden. Schließlich ist es das verengte Bewusstsein, das das Problem von Anfang an verursacht hat! Die Verengung schafft die Krankheit, und Ausdehnung bringt Gesundheit.

Zu Beginn dieses Buches haben wir gelernt, eine positive Emotion auszudehnen. Vielleicht hat uns die Entdeckung überrascht, dass sogar eine positive Emotion eine Struktur ist, die durchbrochen werden kann. Aber für das ausgedehnte Bewusstsein ist jede Art fester Struktur – jede Art Struktur, die sich selbst endlos wiederholt – auf einer bestimmten Ebene mit Leiden gleichzusetzen, denn Struktur ist gleich Verengung. Das Durchbrechen der Struktur in Richtung immer wieder neuer Ebenen bedeutet immer ein Mehr an Glückseligkeit, Freude und Transzendenz. Und daher ein Mehr an Kreativität, Lebenskraft und Intelligenz.

Glücklicherweise haben wir alle ein Bewusstsein, das nach Ausdehnung strebt, das Begrenzungen auflösen möchte. Wir müssen ihn nicht erfinden, dieser Drang weiß, dass Begrenzungen mit einem Gefühl des Erstickens und des Unbehagens einhergehen. Und dass im völligen Gegensatz dazu das Durchbrechen von Grenzen mit einem Gefühl enormer Erleichterung einhergeht. Oft versuchen wir, dieses Zerbrechen der Grenzen mit einer kindischen Rebellion gegen soziale Normen zuwege zu bringen. Wir hoffen, dass wir uns frei fühlen werden, wenn wir uns sozialen Regeln widersetzen, aber während wir das tun, übersehen wir völlig die Tatsache, dass eine Befreiung von Grenzen zuallererst innerhalb unseres Bewusstseins stattfinden muss. Die Verzweiflung ist eine innere Verzweiflung. Daher muss die Lösung ebenfalls tief in unserem Inneren stattfinden.

Der Prozess der Ausdehnung ist im Grunde eine Technik, mit der wir ein inneres Glücksgefühl zunehmend stärker werden lassen. Sie gibt dem Bewusstsein die Fähigkeit, seine Grenzen zu überschreiten und den verengten Zustand zu überwinden, in dem es eingeschlossen ist. Ausdehnung ist die Kraft, die das Überwinden aller Schranken innerhalb des Bewusstseins ermöglicht, zum Beispiel von Gedanken, die sich ständig im Kreis drehen. Indem sie alles, was uns zunächst viel größer als unser Bewusstsein zu sein schien, mit einem Mal in etwas vergleichsweise sehr Kleines verwandelt. Das Bewusstsein dehnt sich weit jenseits der Grenzen mentaler und emotionaler Strukturen aus, durchbricht seine Schranken und bewegt sich in einen freieren, grenzenloseren Zustand hinein.

Aber gleichzeitig ist Ausdehnung auch ein Alchemie-Prozess. Sie wandelt jedes billige Metall (Emotionen, Gedanken, Empfindungen, Ideen oder Probleme) in Gold um, indem sie das höchste und ultimative Potenzial – wer will, kann es das spirituelle Potenzial nennen – einer jeden Kraft in uns enthüllt. Jedes unserer innerlichen Elemente wird durch diesen Prozess bewusster und ganzheitlicher, ausgedehnter und befreiter. Er katalysiert, entfesselt und beschleunigt jede Blockade und jedes Hemmnis und gestattet keinerlei Stagnation. Er bringt alles dazu, sich von der Schwerkraft zu lösen und in grenzenlose Höhen aufzusteigen.

Mit anderen Worten ist Ausdehnung ein Übergang:

Vom Verengten ins Ausgedehnte,

Von Dichte zu Luftigkeit,

Von Schwere zu Leichtigkeit,

Von der Begrenztheit zur Unbegrenztheit,

Vom Unmöglichen zum Möglichen,

Von der Struktur zum Zerbrechen der Strukturen,

Vom Kausalen zum Akausalen,

Vom Bedingten zum Unbedingten,

Vom Materiellen zum Spirituellen.

Nehmen wir an, ich habe starke Kopfschmerzen. Nun sind Kopfschmerzen natürlich ein Zustand der Verengung, der Dichte, der Überlastung und Stagnation. In dem Moment, in dem ich eine Ausdehnung des Kopfschmerzes vornehme (wie wir es in Teil B dieses Buchs lernen werden), werden die Schmerzen zunächst in den emotionalen Zustand oder die mentale Last umgewandelt werden, der sie verursacht hat – was bedeutet, dass sie sich in eine feinere Energie verwandeln. Nach einer weiteren Ausdehnung wird der emotionale Zustand oder die mentale Bürde wieder umgewandelt (oder, um es genauer zu sagen: ausgedehnt, da Umwandlung in diesem Zusammenhang Ausdehnung bedeutet) und das Gefühl der Enge, das unseren Kopf in einem schrecklichen Schmerz gefangen gehalten hatte, wird von einem neuen freien Fluss ersetzt. Wenn wir in diesem ausgedehnten Zustand des Bewusstseins verharren, kann der Kopf wieder atmen, und die Energie kann ungehindert in ihm fließen – so, wie sie es soll. Selbst wenn wir dafür vier, fünf oder sechs Ausdehnungen brauchen, wird dieses Gefühl spürbarer Befreiung es wert sein: Die Verengung kann sich durch diesen alchemistischen Prozess in eine Ausdehnung verwandeln. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir uns dann gesund fühlen werden, begleitet von einer Nebenwirkung – einer Glückseligkeit des Bewusstseins, die kein Schmerzmittel uns jemals geben kann!

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