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KAPITEL 3 Das Netz aus Licht verstärken
Оглавление»Eine klare Ausrichtung«
Wenn ich auf die Jahre zurückblicke, bin ich erstaunt, wie die Lehren der Großmütter auf die persönlichen und planetarischen Bedingungen eingehen und darauf, was jetzt nottut. Sie wirken im Kleinen in meinem Leben ebenso gut wie im Großen, im Leben des Planeten. Bei ihnen ist der Ausspruch »Wie oben, so unten; wie unten, so oben« immer zutreffend. Nach der Tragödie vom 11. September taten sie viel dafür, mich zu beruhigen und mich gleichzeitig zu lehren, wie man in einer schrecklich erschütterten Welt eine Kraft für den Frieden ist. Nachdem die Zwillingstürme gefallen waren, ging ich viele Male zu den Großmüttern und stellte die gleiche Frage: Was können wir tun, um das Trauma unserer Nation und der Welt zu heilen?
Bei einem solchen Besuch war ich kaum durch die Membran aufgestiegen, die die Alltagswirklichkeit von der ersten Ebene der Oberen Welt trennt, als Adler herbeikam und mich an einem Geschirr ergriff, das auf meinem oberen Rücken befestigt war. Das war schon einmal in der ersten Zeit mit den Großmüttern passiert, und jetzt hielt mich Adler erneut unter sich in der Schwebe. Diesmal sollte ich lernen zu fliegen wie er flog.
Ich breitete meine Flügel unter ihm aus, und ein Windstoß stob durch meine Federn. »Welche Geschwindigkeit!« rief ich aus, begeistert von der Schnelligkeit, aber ich konnte das Gefühl nur kurz genießen, denn er ließ mich fallen, und ich stürzte, fiel Hals über Kopf, bis es mir endlich gelang, mich wieder zu fangen. Mit hämmerndem Herzen in meiner Brust schaffte ich es mit Mühe, meine Flügel so weit auszurichten, dass ich in der Luft blieb, und für ein paar Sekunden hielt ich meinen Kurs, aber wenn ich jetzt auch schon weit unter Adler war, konnte ich selbst diese Höhe nicht mehr halten und trieb bald noch tiefer ab. Endlich war ich so weit unter den großen Vogel gefallen, dass ich ihn nicht mehr sehen konnte. Aber bevor ich um Hilfe rufen konnte, gab es einen Blitz aus Dunkelheit, und da war er unvermittelt zu meiner Linken. Mit einem durchdringenden Blick erfasste er meine Lage. »Richte dich nach mir«, sagte er. »Konzentriere dich! Richte dich klar aus!«
Ich hielt die Luft an, spannte meine Wirbelsäule und konzentrierte mich darauf, mich zu bewegen, wie er sich bewegte, zu fühlen, was er fühlte, denn ich wollte fliegen, wie er flog, und als ich merkte, wie sehr ich mich dabei anstrengte, bekam ich Kopfschmerzen. »Ausrichtung«, flüsterte ich mir zu, »Ausrichtung«, und bald konnte ich ihn wieder sehen, seine Flügel schlugen über mir. Das Gurtzeug war weg, und überraschenderweise gewann ich jetzt an Höhe, stieg auf, anstatt zurückzufallen. Etwas in mir hatte sich verändert. »Eine klare Ausrichtung«, rief Adler, und diesmal verstand ich, was er meinte. Ich sollte einen einzigen Punkt halten, nicht nur jetzt, sondern immer. Bei dieser Lektion ging es um mehr als das Fliegen.
»Okay«, rief ich zurück und fing dann an zu singen: »Die Großmütter, die Großmütter, ich will die Großmütter.« Eine Kraft baute sich in mir auf, und jetzt gab es keine Unklarheit mehr über meine Absicht. Ich war ganz konzentriert, absolut ausgerichtet. Plötzlich hörte ich mich ausrufen: »Es kommt, ich fühle es! Die Kraft, in der Luft zu bleiben, kommt!« Aus voller Kehle verkündete ich dem Universum: »Ich will die Ausrichtung auf Gott. Volle Ausrichtung! Ja!« rief ich, und in meiner Entschlossenheit hob mich die Kraft dieses »Ja« noch höher.
Adler war mein Lehrer, ein Meister von großer Intensität. Für einen Moment schwebte ich in der Luft neben ihm und fühlte, was er fühlte: furchtloses Selbstvertrauen. Klare Ausrichtung. Er nickte mir zu und schaute dann nach unten. Meine Augen folgten seinem Blick, und im Tal weit unten sah ich die Großmütter zusammenstehen und einen Kreis bilden. »Lass dich fallen!« rief er und kippte seine Flügel, so stürzte er hinab. Bevor ich darüber nachdenken konnte, was ich tat, stürzte ich mich hinterher und überließ mich dem Sturz – mit einem Schauder.
Ich raste dicht hinter ihm her, und als er bei den Großmüttern landete, glitt ich hinter ihm dahin mit meinen großen Krallen, die kaum den Boden berührten, bis ich inmitten der Großmütter zum Halten kam. Ich verbeugte mich, breitete meine Flügel zur Begrüßung aus und sagte: »Danke für den Adler, Großmütter. Danke für diesen Lehrer.«
Sie lächelten und nickten verständnisvoll, und schnell kam ich zum Zweck meines Besuchs. »Großmütter«, sagte ich, »die Leute kommen bald zu unserem Treffen. Dies ist eine sehr wichtige Zeit für uns«, sagte ich und hob die Stimme. »Es gibt so viel Leid, und alle, die zu diesem Treffen kommen, werden in ihren Herzen den Wunsch haben zu dienen. Benutzt uns, bitte«, sagte ich. »Bitte macht von uns Gebrauch. Wie können wir zu Diensten sein?«
Wieder nickten sie und traten auf mich zu, so nah, dass ich nur noch ihre Gesichter sehen konnte. Aber ich spürte ihre Hände auf meinem Kopf, meinem Hals, meinen Schultern und meinen Flügeln bis hin zu meinen Fußgelenken und Krallen. Sie segneten meinen Adlerkörper. »Erinnere dich, wer du bist«, sagten sie, als sie mich nah an sich hielten, »erinnere dich daran.« »Ich bin Adler«, flüsterte ich. »Ich bin Adler.« Dann nahmen sie selbst Adlergestalt an, und als ihre mächtigen Flügel sich hoben, folgten meine ihnen. Meine Federn hoben sich und meine Krallen griffen in die Erde, als mich wieder ein Schauder überkam.
Sie zeigten mir, wie man seine Krallen biegt, wie man sie spreizt und bei Bedarf mit ihnen zupackt. Ich sollte meine Position halten, wenn ich mit denen sprach, die zum nächsten Treffen kommen würden – meine wunderbaren Füße spreizten sich und verankerten mich. »Großmütter«, fragte ich, »was soll ich bei diesem Treffen sagen?« »Erinnere sie daran, wer sie sind«, sagten sie. »Adler wird im Raum schweben und die Kraft verstärken. Bei jedem Schlag der Trommel wollen wir, dass sie sich geerdet fühlen und sich der Kraft bewusst sind, die sie durchströmt. Die Kraft, die sie alle besitzen, ist gewaltig«, sagten sie. »Sie verankern das Lichtnetz für den ganzen Planeten.« Sie schauten mir fest in die Augen und fügten hinzu: »Sag ihnen das.«
Mein Denken kam nicht mit. »Whoa, Großmütter«, murmelte ich, aber sie waren nicht zu bremsen. »Spüre, wie die Macht jetzt in deine Schultern kommt, wie sie in deinen Kopf gelangt«, sagten sie drängend. »Sie strömt von uns in dich hinein und bis ganz hinunter in deine Füße. Diese Kraft wird dich erden und verankern, damit du unsere Arbeit tun kannst.« Sie nickten, dann blinzelten sie und schienen mich abzuschätzen. »Von diesem Ort der Kraft im Inneren, von diesem Ort aus«, betonten sie, und ich spürte, von meiner Brust ausgehend, eine rhythmische Bewegung, »werden wir das Lichtnetz auswerfen. Sobald du daran denkst, das Netz auszuwerfen, werden wir es tun.«
»Hmm«, murmelte ich, »als ich heute begann, wurde mir gesagt, ich solle mich mit Adler in Übereinstimmung bringen, und jetzt sagt ihr mir, ich solle mich mit euch in Übereinstimmung bringen. Alles richtet mich auf das Göttliche aus.« Ich sah sie fragend an, und sie nickten. »Ja«, sagten sie, »das ist richtig.
Betrachte dich als den Krug, den wir dir vor langer Zeit gezeigt haben«, sagten sie, »den cremefarbenen Krug, der auf einem Tisch vor einem Fenster steht.« (Sie bezogen sich auf die Meditation in Selbstermächtigung.) »Wir erinnern dich daran, dass dieser Krug bis zum Rand mit Güte gefüllt ist. Und neben dem Krug steht ein Becher. Du bist dieser Krug«, sagten sie. »Wir werden dich anfüllen, und durch dich werden wir unsere Güte über alle und alles ausgießen.
Sieh dir den Krug jetzt an, wenn er den Becher füllt«, sagten sie, und ich sah zu. »Jetzt schau in den Krug. Er ist randvoll! Dieser Krug kann nie geleert werden. Wir füllen ihn«, sagten sie, »und wir werden ihn immer gefüllt halten.« Sie sahen mich an, als wollten sie sagen: »Wage es, an uns zu zweifeln!« und ich antwortete: »Ja, Großmütter, ich verstehe.« »Lasst uns dich anfüllen«, sagten sie. »Nimm diese Haltung im Leben ein: Du bist der Krug, der nicht geleert werden kann. Du bist das Gefäß.
Wenn du diese Haltung eingenommen hast, tue alles, was du tust, von diesem Ort aus. Geh nicht alleine los, versuche nicht, das Leben zu verstehen und alles allein zu machen«, sagten sie kopfschüttelnd. »Das ist nicht nötig«, sagten sie, hoben ihre Köpfe und reckten sich zu ihrer ganzen Größe. »Denn dann wirst du dich erschöpfen, aber du brauchst nie wieder erschöpft zu sein. Wir werden dich anfüllen, wir werden dich immer anfüllen.
Von diesem Ort der Fülle aus«, sagten sie, »wirf jenen das Lichtnetz zu, die es dringend brauchen. Das Netz aus Licht wird sie daran erinnern, dass sie geliebt und im Licht gehalten werden. Wann immer du das Netz auswirfst, erinnerst du die Menschen daran, dass sie wertvolle Mitglieder der menschlichen Familie sind. Du lässt sie Teil des Lichtnetzes werden, das die Erde hält.
Wenn du das Lichtnetz über die Terroristen wirfst«, sagten sie, »tue es sanft, damit du nicht von ihrem Schmerz und ihrer Verwirrung betroffen wirst. Wenn du mit ihnen arbeitest, musst du dir bewusst bleiben, wie tief du verankert und wie fest du im Licht gehalten bist. Es wird dir möglich sein, diese Arbeit wirkungsvoll zu tun, und du wirst dabei geschützt sein. Durch dich werden wir das Netz aus Licht allen schicken, die es brauchen«, sagten sie. »Es wird sogar diese gequälten Seelen erheben und sie daran erinnern, wer sie sind.
Lass die Macht dich erfüllen«, sagten sie, »immer mehr Macht.« Ich saß still da und dachte daran zu empfangen, was zu mir kam, und als ich ganz voll war, konnte ich nichts mehr aufnehmen, und ich atmete tief aus. »Geh jetzt in die Mitte deiner Brust«, sagten sie.
»Oh!« rief ich aus und schrie dann: »Oh, mein Gott!« Denn kaum war mein Bewusstsein in meine Brust gewandert, sah ich, dass mein Herz eine Rose geworden war: eine tiefrosa Blüte mit einem himmlischen Duft. Blütenblatt faltete sich über Blütenblatt, immer wieder, bis diese unermesslich weite Rose über den Horizont schwappte. Ich war diese Rose, die nun die Welt bedeckte, und als ich sie sah und spürte, schwoll mein Herz vor Dankbarkeit an. Dann brach ich in Schluchzen aus.
Mein Körper begann zu zittern, als Wellen der Liebe mich überwältigten. »Wir werden diese zarte Liebe ausdehnen«, sagten sie und klopften mir auf den Rücken, um mich zu beruhigen, »damit du dich von der Rose mitnehmen lassen kannst, während sie wächst. Nimm so viel von dieser Ausdehnung auf, wie du willst. Aber geh nur so weit, wie es sich für dich richtig anfühlt. Und denk daran«, sie wedelten mit den Fingern vor meinem Gesicht, »wir sind diejenigen, die diese Arbeit tun. Es gibt nichts, was du tun kannst, du kannst es nur erleben.«
Als ich später diesen Teil der Aufnahme abhörte, war alles, was zu hören war, meine tiefe Atmung und ein gelegentliches Schluchzen oder erregtes Stöhnen. »Wir werden nur so viel Ausdehnung zulassen, wie für dich richtig ist«, sagten die Großmütter, »nicht mehr. Die Steigerung ist gewaltig. Und wann immer du anfängst, so anzuschwellen, halte dich fest, indem du an deine Füße denkst. Wenn wir die Rose immer weiter und weiter ausdehnen, kommen wir immer wieder zurück, um nach deinen Füßen zu sehen«, erinnerten sie mich. »Wenn du das tust, wirst du nicht überwältigt, sondern kannst die Wellen der Weitung reiten und trotzdem geerdet bleiben. Denke immer daran, die Arbeit von uns tun zu lassen. Das ist der richtige Weg«, sagten sie mit einem bekräftigenden Nicken und sahen sehr zufrieden mit sich aus. »Und wenn du genug hast, kehre mit deinem Bewusstsein zu deinem Herzen zurück, dem Zentrum der Süße und Freude in dir.
So wirst du zu einem Kanal für uns«, sagten sie, »eine Steckdose in der Wand.« Wieder sahen sie zufrieden mit sich aus, und auch mit mir. »Immer verankert, immer fest, stetig und geerdet – genau hier und jetzt, damit wir mit und durch dich arbeiten können – genau hier und jetzt. Wenn du dich zu sehr in den Empfindungen der Ausdehnung verlierst, wirst du luftig und zu sehr in deinem Kopf bleiben. Wenn das passiert, verlierst du die Bodenhaftung, und wir können nicht mehr durch dich arbeiten.« Dann ließen sie mich hinlegen und sagten: »Wir werden dir beibringen, wie man das macht.«
Ich war so davon in Bann geschlagen, wie es sich angefühlt hatte, diese unermesslich weite Rose zu sein, dass ich nur murmeln konnte: »Danke, Großmütter.« Sie massierten mir mit sanftem Klopfen den Rücken und sagten: »Atme langsam und lasse dich jetzt in dir nieder. Wir sind auf dich eingestimmt. Wir stehen hinter dir, neben dir und vor dir. Wir umgeben dich mit unserer Liebe und unserem Licht. Du bist die unsere«, flüsterten sie, als sie mich in ihren Armen wiegten. Ich schloss meine Augen, wie sie es mir befohlen hatten, und ruhte mich aus. Ich hatte gerade erst angefangen, meinen Dank zu stottern, als der Trommelschlag mir signalisierte, in die Alltagswirklichkeit zurückzukehren.
Ich kam zurück und fühlte mich ungewöhnlich ruhig, so voller Frieden, wie ich es nicht erinnern konnte. Ich kam nicht von dieser Rose los, und jedes Mal, wenn ich an sie dachte, war ich von Zufriedenheit erfüllt. Meine Frage an die Großmütter war: »Wie können wir jetzt zu Diensten sein«, und sie hatten mich daraufhin in die Ausdehnung und dann in die nächste Erweiterung getrieben. Erst ließ Adler mich in der Luft fallen und zwang mich, mich besser zu konzentrieren, als ich es je getan hatte. Als nächstes ermutigten mich die Großmütter, mehr Macht zu übernehmen und erweiterten dabei mein Herz weit über seine bisherigen Grenzen hinaus. Mir war die Antwort auf meine Frage gegeben worden, aber ich war noch nicht bereit, sie an andere weiterzugeben. Die Antwort auf die Frage: »Wie können wir helfen?« war Ausdehnung, aber es würde seine Zeit dauern, alles zu integrieren, was sie mir mitgegeben hatten. An diesem Punkt wurde meine Energie in mir verwandelt – in das Reservoir aus Kraft und Stille, das sich im Inneren aufbaut.
Jedes Mal, wenn ich die Großmütter besuchte, dehnten sie mich aus und forderten mich auf, über das hinauszugehen, was ich bislang getan hatte. Wenn ich auf diese Reise zurückblicke, erinnert sie mich an etwas, das ein Freund mir einmal erzählt hatte. Wir hatten uns Geschichten aus unserem Leben erzählt und uns gewundert, wie wir besonders schwierige Phasen durchgestanden hatten, als er sich mir zuwandte und ein altes Sprichwort zitierte. »Geh!« sagte er. »Geh darüber hinaus. Geh über das Hinaus hinaus. Es lebe das Gehen!« Auch das war eine Antwort auf meine Frage.