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Iss dein verdammtes Gemüse!

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Wenn wir auf die Entstehung der modernen „Ernährungswissenschaft“ zurückblicken, wird deutlich, dass die verschiedenen Philosophien von den Überzeugungen ihrer Gründer beeinflusst sind. Zum Beispiel gründete Lenna Cooper 1917 die American Dietetic Association (heute Academy of Nutrition and Dietetics). Cooper war Mitglied der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die einen vegetarischen Lebensstil fördert. Es überrascht nicht, dass vegane und vegetarische Befürworter oft Studien zitieren, die an der Loma Linda Universität durchgeführt wurden, die von der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten unterstützt wird.

Wenn ich jemanden frage, was die „Wahrheit“ über ein Thema ist, schaut mich die Person oft an, als sei ich eine Art Spinner. Ich mag in der Tat seltsam sein, aber das ist nicht der Punkt, denn oft wissen wir nicht, was wahr ist, weil wir die „Wahrheit“ für das halten, was wir am häufigsten gehört haben. Wir sehen dies in der Religion, Politik und Ernährung.

Ihre Eltern, Großeltern und ein paar Generationen von Urgroßeltern haben als Kinder immer wieder dasselbe gehört: „Es spielt keine Rolle, ob du es nicht magst; iss dein Gemüse, weil es gut für dich ist.“ Dieses Mantra ist in unser kollektives Bewusstsein eingegangen und wurde nie infrage gestellt; deshalb muss es die Wahrheit sein! Das Interessante daran ist, dass man, wenn man nur ein paar hundert Jahre zurückgeht, feststellt, dass unsere Vorfahren dachten, dass viele Gemüsesorten Krankheiten verursachen. Gäste wären beleidigt gewesen, wenn sie bei einer Mahlzeit Gemüse serviert bekommen hätten. In weiten Teilen der Welt wurde Gemüse und vor allem Obst nur selten verzehrt. Ich sage nicht, dass Gemüse und Obst grundsätzlich als unerwünscht betrachtet wurden, aber die Menschen verzichteten oft in erheblicher Menge darauf. Wenn ich dies den Menschen erkläre, antworten sie natürlich oft mit „Ach ja? Nun, unsere Vorfahren lebten ja auch nicht sehr lange.“

Das Thema Langlebigkeit ist wahrscheinlich eines der irreführendsten Themen in der Ernährung. Wir hören oft von „Blauen Zonen“ und dass die Menschen in diesen Gebieten sich auf eine bestimmte Art und Weise ernähren, die ihnen ein langes Leben ermöglicht. Wir erfahren auch, dass unsere prähistorischen Vorfahren ein brutales Leben führten und unglaublich jung starben. Schauen wir uns zuerst einmal die „Blauen Zonen“ an.

Überall auf der Welt gibt es Menschengruppen, die lange leben und dabei ganz verschiedene Ernährungsweisen haben, also pflanzen- oder fleischbasierte ausgewogene Ernährungen. Wir nennen diese Gebiete mit einer überdurchschnittlich langen Lebensdauer Blaue Zonen. Leider ist die Ernährung nur einer der zahlreichen Faktoren, welche die Lebenserwartung bestimmen, und sie gehört nicht zu den wichtigsten Faktoren. Obwohl einige wenige pflanzenbasierte Blaue Zonen identifiziert wurden, gibt es nachgewiesenermaßen zahlreiche Populationen, die sehr viel Fleisch essen und sehr alt werden. Die Einwohner Hongkongs zum Beispiel konsumieren mehr Fleisch als an irgendeinem anderen Ort auf der Welt. Raten Sie mal. Sie leben länger als alle anderen! (Siehe Abbildung 2.1.) Bedeutet dies, dass die Einwohner Hongkongs durch den Fleischkonsum sehr lange leben? Nein, das können wir ebenso wenig bestätigen, wie wir sagen können, dass der Verzehr von Pflanzen die Bewohner Okinawas lange leben lässt. Andere Faktoren, die die Lebensdauer beeinflussen und einen größeren Einfluss auf die Lebenserwartung haben als die Ernährung, sind unter anderem der Wohlstand der Bevölkerung, die Wasserqualität, die Raucherquote, der Zugang zu medizinischer Versorgung, sanitären Einrichtungen sowie kulturelle Praktiken. Diese Faktoren gehören zu den Gründen dafür, dass die modernen Inuit – die in Armut leben, extrem viel rauchen und nur sehr begrenzten Zugang zu Gesundheitsversorgung und sanitären Einrichtungen haben – eine um etwa zehn Jahre kürzere Lebenserwartung haben als ihre wohlhabenderen Nachbarn aus denselben Regionen. Übrigens war die Lebenserwartung der Inuit laut Volkszählungsdaten der damaligen Zeit im neunzehnten Jahrhundert auf einem annähernd gleichen Niveau wie die ihrer wohlhabenderen Nachbarn aus denselben Regionen.

Faktoren, die die Langlebigkeit beeinflussen



Abbildung 2.1 Lebenserwartung in Jahren (UN-Daten 2010–2015) und 2016 anhand des Pro-Kopf-Rindfleischverbrauchs in Kilogramm (FAS / USDA)

Auch wenn es albern ist, die Langlebigkeit anhand der Ernährung zu beurteilen, macht es manchmal Spaß. Und glauben Sie mir, es gibt Menschen, deren gesamte Lebensgrundlage davon abhängt. Betrachten wir die Lebenserwartung an verschiedenen Orten der Welt und vergleichen wir sie mit dem Rindfleischkonsum in diesen Gebieten.

Auf der Grundlage dieser Daten könnte man sagen, dass Menschen, die mindestens 50 Kilogramm Rindfleisch pro Jahr essen, etwa fünfzehn bis dreißig Jahre länger leben als Menschen, die weniger als 15 Kilogramm essen. Natürlich würde jeder, der auch nur ein bisschen nachdenkt, nun sagen: „Moment mal. Sie haben arme Länder mit reichen Ländern verglichen.“ Natürlich, aber dann könnte ich erwidern, dass ich auf magische Weise festgestellt habe, dass der Wohlstand einen Faktor von 0,33 darstellt und ich eine willkürliche Anpassung vorgenommen habe. Jetzt beträgt der „Rindfleischvorteil“ nur noch zehn bis zwanzig Jahre. So läuft es, wenn man sich die Rosinen herauspickt, also wenn Forscher die Datenteile verwenden, die sie zur Untermauerung ihrer Argumente benötigen. Wir erleben genau das immer und immer wieder bei allen Arten von ernährungswissenschaftlichen und medizinischen Assoziationsstudien. Die Forscher sind voreingenommen, sie messen oder wählen die von ihnen gewünschten Daten aus, und dann nehmen sie die notwendigen Anpassungen vor, wenn sie dies für sinnvoll halten. Ich habe hier ein rudimentäres Beispiel verwendet, oftmals werden viel ausgefeiltere Methoden angewandt. Je nach den Überzeugungen, auf denen die Studie basiert, können die Ergebnisse fast immer zeigen, was man bereits für wahr hält. In den meisten Fällen wird Forschung betrieben, um eine bestehende Annahme oder Hypothese zu „beweisen“, nicht um sie tatsächlich zu testen.

Viele tüchtige, ehrliche Forscher versuchen, ihre Studien unvoreingenommen durchzuführen, aber einige Wissenschaftler haben eine Vielzahl von Studien unter widersprüchlichen finanziellen oder glaubensbasierten Vorurteilen veröffentlicht. Das Problem liegt darin, dass wir gar nicht feststellen können, welche Studien unvoreingenommen sind und welche nicht. Erst kürzlich wurden Forscher gebeten, Voreingenommenheiten zu erklären. Doch selbst dann ist die Angabe freiwillig, sodass die Wissenschaftler oft keine glaubensbezogenen Voreingenommenheiten angeben (zum Beispiel „Ich bin Veganer“ oder „Ich bin Fleischfresser“). Fürs Protokoll: Ich bin entschieden für Fleisch und würde wahrscheinlich meine Seele für einen lebenslangen Vorrat an Steaks verkaufen! Wo wir gerade davon sprechen, bekomme ich Hunger. Zeit für eine kleine Pause und ein Rib-Eye-Steak. Im nächsten Kapitel spreche ich über einige coole Anthropologie-Sachen.

Die Fleischfresser Diät

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