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Beginn meiner medizinischen Laufbahn mit einem Umweg

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Ich nahm mein Medizinstudium an der medizinischen Fakultät der University of Texas in Galveston auf. Kurz nach meiner Ankunft in Galveston fand ich ein großartiges Fitnessstudio – Sergeant Rock’s Gym –, das einem Typ namens Paul McCartney gehörte (nein, nicht der von den Beatles). Paul meinte scherzhaft, dass ich für das örtliche Rugby-Team spielen müsse, wenn ich bei ihm trainieren wollte. Rugby-Spieler zu werden, erwies sich für mich auf mehreren Ebenen als lebensveränderndes Ereignis.

Ich hatte vorher noch nicht einmal im Fernsehen Rugby angeschaut, doch es fiel mir direkt sehr leicht, weil ich athletisch, groß, stark und schnell war. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase war ich süchtig danach. Bald galt mein Hauptinteresse dem Rugby-Training, und die medizinischen Studieninhalte wurden zweitrangig. Ich bekam zwar immer noch gute Noten, aber meine Leistungen waren nicht auf dem Niveau, das ich hätte erreichen können, wenn das Studium mein Hauptaugenmerk gewesen wäre. Als ich im Rugby immer besser wurde, wurde ich in einige All-Star- und Auswahlmannschaften gerufen. Bald reiste ich durch das ganze Land und spielte für die All-Texas-Mannschaft und später für die Western U. S.-Mannschaft.

Aufgrund meiner Rugby-Reisen verpasste ich schließlich eine Übung für meinen Pharmakologie-Kurs. Zwar hatte ich die Gelegenheit, diese nachzuholen, rechnete aber nach, wie sich die Übung auf meine Note auswirken würde, und stellte fest, dass ich in dem Kurs immer noch leicht eine Eins bekommen konnte, selbst wenn ich für diese Übung keine Punkte erzielte.

Also sagte ich der Sekretärin der pharmakologischen Abteilung, dass es für mich in Ordnung sei, die Übung auszulassen. Anscheinend kam das nicht so gut an, denn nun stand ich unter akademischer Beobachtung. Etwa zur selben Zeit erhielt ich das Angebot, nach Neuseeland, dem Rugby-Mekka der Welt, zu gehen und für eine Mannschaft aus der Premier League zu spielen. Nach etwa fünf Minuten intensiver Überlegung sagte ich zu mir: „Verdammt, ja! Scheiß auf diesen Medizinstudienkram. Ich gehe ins Kiwi-Land“. Sehr zum Schock meiner Professoren zog ich mich also vom Medizinstudium zurück und machte mich auf den Weg nach Neuseeland.

Rugby ist kein Sport für Weicheier. Es kann brutal sein, aber es ist auch ein wunderschön künstlerischer Sport, wenn er gekonnt ausgeführt wird. Ich habe meine Zeit in Neuseeland sehr genossen und bereue meine Entscheidung, das Medizinstudium abzubrechen, um dorthin zu gehen, keine Sekunde lang. Während ich in Neuseeland war, hatte ich alle möglichen Gelegenheitsjobs, darunter Müllmann, Baggerfahrer für Gasleitungen, Schafscherer, Milchlieferant und Barkeeper. Als „amerikanischer Einwanderer“ wurde ich oft zum Abendessen bei den Leuten zu Hause eingeladen, wo es fast immer eine Art Lammgericht gab, das mit einer gebratenen Kumara serviert wurde, der neuseeländischen Version einer Süßkartoffel. Ich habe, während ich dort war, so viel Lamm gegessen, dass ein Jahrzehnt verging, bevor ich es wieder genießen konnte. (Ironischerweise esse ich als reiner Fleischfresser, der ich heute bin, jeden Tag Rindfleisch, und es kommt mir nicht zu den Ohren heraus. Ich mag mittlerweile auch wieder gerne Lammfleisch, wenn ich es bekommen kann.)

Nach Beendigung meines Aufenthalts in Neuseeland kehrte ich nachTexas zurück. Ich brauchte einen Job, und zu dieser Zeit hatte das Militär eines der besten Rugby-Programme des Landes, also trat ich der United States Air Force bei. Ich besuchte die Offiziersausbildungsschule, wo ich hervorragende Leistungen erbrachte und mit Auszeichnung abschloss.

Ich erhielt sogar ein Offizierspatent, was für Leute, die keinen Abschluss der Air Force Academy haben, ziemlich selten ist. Um Pilot zu werden, war ich jedoch zu groß und hatte keine ausreichende Sehkraft. Daher wurde ich darin ausgebildet, Interkontinentalraketen mit nuklearen Sprengköpfen zu starten. Ich musste eine Reihe von Persönlichkeits- und psychologischen Zuverlässigkeitstests bestehen, bevor ich für diesen Job zugelassen wurde und meine Sicherheitsfreigabe für die höchste Geheimhaltungsstufe erhielt.

Nach einem etwa sechsmonatigen Aufenthalt in Kalifornien auf der Vandenberg Air Force Base, wo ich alle Feinheiten des Minuteman-III-Nuklearwaffenkontrollsystems kennenlernte, wurde ich zur F. E. Warren Air Force Base nach Cheyenne, Wyoming, geschickt. Fünf Jahre lang arbeitete ich bis zu achtmal im Monat in 24-Stunden-Schichten, wo ich 150 Atomsprengköpfe betreute und regelmäßig für den Dritten Weltkrieg übte. Ich war ziemlich gut darin, so zu tun, als würde ich Atombomben abwerfen, und wurde zum Raketenkommandant des Jahres ernannt. Schließlich wurde ich Ausbilder.

Als ich Ende zwanzig war, wurde Rugby für mich immer uninteressanter. Während eines Spiels gegen ein Team aus Russland trat mich einer der russischen Sportler wiederholt an den Kopf, bis aus einem meiner Ohren Blut strömte. Nach diesem Vorfall beschloss ich, dass es für mich an der Zeit war, die Rugby-Schuhe an den Nagel zu hängen und mich um eine „richtige Berufslaufbahn“ zu kümmern. Überraschenderweise gab es im zivilen Sektor keine große Nachfrage nach Raketenkommandanten für Nuklearwaffen, doch glücklicherweise übernahm das Militär die Kosten für meine Wiederaufnahme des Medizinstudiums.


Dafür musste ich aber erst einmal an der medizinischen Fakultät aufgenommen werden, und leider kam mir hier meine Vergangenheit in die Quere. Da mein Notendurchschnitt während meines letzten College-Semesters so niedrig gewesen war, musste ich eine Unmenge an College-Kursen belegen, um ihn zu verbessern. Ich schrieb mich für ein Fernstudium an der Universität von Wyoming ein und absolvierte die Kurse in rasendem Tempo, wobei ich nur Einsen bekam. So konnte ich meinen Gesamt-College-Notendurchschnitt wieder in den „für das Medizinstudium akzeptablen Bereich“ bringen. Ich musste auch den MCAT wiederholen, den standardisierten Test für angehende Medizinstudenten. Glücklicherweise bestand ich diesen Test mit Bravour, was mich zu einem ziemlich starken Kandidaten für den Wiedereinstieg ins Studium machte und dazu führte, dass ich an der Texas Tech University aufgenommen wurde.


Als ich wieder an der medizinischen Fakultät war, war ich entschlossen, meine Sache richtig gut zu machen. Zu diesem Zeitpunkt wog ich ungefähr 130 bis 135 Kilo und war enorm gut im Powerlifting, hatte aber Probleme, im Unterricht wach zu bleiben. Rückblickend und mit meinem heutigen Wissen über Ernährung vermute ich stark, dass die klassisch ungesunde, kohlenhydratreiche Ernährung maßgeblich für meine Schläfrigkeit verantwortlich war.

Ich habe jedoch sehr gewissenhaft gelernt und bei den Tests routinemäßig eine der höchsten Punktzahlen erzielt, was entscheidend ist, wenn man Erfolg haben und sich sein Fachgebiet aussuchen will. Man muss auch während der Famulatur richtig Gas geben, sich enorm anstrengen und gute Arbeit abliefern. Die Tatsache, dass ich Sportler war, hat mir dabei sehr geholfen, weil ich wie ein Tier schuften konnte, ohne zu ermüden. Ich arbeitete auf ein ganz bestimmtes Ziel hin: die Facharztausbildung in orthopädischer Chirurgie. Am Ende meines vierjährigen Medizinstudiums schloss ich fast als Jahrgangsbester ab und sicherte mir dadurch die freie Wahl des orthopädisch-chirurgischen Facharztausbildungsprogramms. Dies führte mich an die University of Texas – genau an den Ort, an dem ich fast ein Jahrzehnt zuvor mein Medizinstudium abgebrochen hatte.

Meine chirurgische Facharztausbildung begann ich im pädiatrischen Verbrennungszentrum des Shriner Hospitals for Children, das eines der größten und bekanntesten Krankenhäuser für Verbrennungen in den Vereinigten Staaten ist. Es war einfach eine schreckliche Erfahrung! Ich war völlig ahnungslos, erschöpft und fragte mich, was ich hier tat und warum ich Chirurg werden wollte. Ich hatte jede dritte Nacht Bereitschaftsdienst, was bedeutete, dass ich für eine ganze Intensivstation mit kranken, schrecklich verbrannten Kindern verantwortlich war, von denen viele dem Tod nahe waren. Nur dank der Unterstützung der erfahrenen Krankenschwestern, die seit Jahren in diesem Bereich tätig waren, stand ich das durch, obwohl ich ein naiver, unerfahrener Arzt war. Nach dieser ersten Feuerprobe verbrachte ich den Rest meines Assistenzarztjahres abwechselnd in den verschiedenen chirurgischen Teilgebieten.

Nach vier Jahren Medizinstudium und fünf langen Jahren Facharztausbildung war meine Ausbildung endlich vorbei, oder zumindest dachte ich das. Ich hatte meine Facharztausbildung mit zahlreichen Auszeichnungen abgeschlossen und erhielt die Zulassung, die ich brauchte, um endlich loszulegen.

Es wäre nachlässig, nicht zu erwähnen, dass mein erstes Kind geboren wurde, als ich gerade meine Facharztausbildung beendete. Saxon Michael Baker kam in den frühen Morgenstunden des 26. März 2006 auf die Welt. Er war ein auffallend schöner, kleiner Junge, und seine Existenz veränderte mein Leben für immer! Erst als er etwa 18 Monate alt war, bemerkten wir, dass er nicht ganz so war wie andere Kinder. Mit drei Jahren wurde bei ihm Autismus diagnostiziert. Später wurde meine Familie um zwei wunderbare kleine Mädchen, Emmie und Nylah, bereichert, und schließlich wurde mein viertes Kind, Lucas, geboren.

Da Uncle Sam meine Studiengebühren für das Medizinstudium bezahlt hatte, forderte die Regierung nach meiner abgeschlossenen Ausbildung meinen Dienst ein. Anfang 2006 trat ich daher im Rang eines Majors wieder in die Luftwaffe ein und begann, für den Staat als Orthopäde zu arbeiten. Meine erste „Solo“-Operation war eine Knie-Operation – etwas, das ich während meiner Assistenzzeit hunderte Male gemacht hatte, und sie lief gut. Nachdem ich diese erste Operation hinter mir hatte, entwickelte sich eine gute Routine, und die Arbeit machte mir größtenteils sehr viel Spaß. Leider kam das einfache Leben der Betreuung von meist gesunden und jungen aktiven Militärangehörigen und ihren Familien im Januar 2007 abrupt zum Erliegen, als ich für sechs Monate nach Afghanistan geschickt wurde, um mich dort um Kriegsopfer zu kümmern.

Die Fleischfresser Diät

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