Читать книгу Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot - Sibylle Berg - Страница 19

BETTINA fährt Taxi

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Ich bin durcheinander. Ich bin in ein Taxi gestiegen und hab gesagt: zum Bahnhof. Dann fuhr es los, und ich merkte, so nach 10 Minuten, daß irgendwas nicht richtig ist. Dann hatte ich eine Idee. Ich sagte dem Taxifahrer: äh, lieber doch zum Flughafen. Der Fahrer guckte mich an. In seinem Blick war ein wenig Angst. O. K. Ich habe dann gemerkt, daß Flughafen der Sache, von der ich immer noch nicht wußte, um was es sich handelt, näherkommt. Na, dann war ich am Flughafen. Immer noch keine Ahnung. Ich ging dann zu dem Schalter, wo immer Tickets hinterlegt werden, und betete still. Die Frau lächelte und gab mir ein Ticket nach Düsseldorf. Und dann fiel es mir wieder ein. Ich sollte da ein Konzert von so einer Scheiß-Band besuchen. Das war echt gut, daß mir das wieder einfiel. Es ist Freitag. Ich war in den letzten beiden Wochen in Paris, in London und Berlin. Ich meine, da kann ich ja schon mal durcheinanderkommen, und jetzt fliege ich nach Düsseldorf. Ich hasse Konzerte. Es gibt keinen überraschenden Grund, warum das so ist. Ganz normale Platzangst. Ich habe vielleicht zuviele Horrorfilme gesehen. Ich mag ja Horrorfilme. In denen so Köpfe aufplatzen und Tiere rauskommen. Oder ein Feuer um sich greift und die Menschen verkohlen und die Gerippe mit Fleischbrocken dran immer noch rumlaufen und Äxte in der Hand haben. Aber das tut meiner Angst vor Katastrophen nicht gut. Ich steh also in so einem vollen Saal und schwitze vor Angst. Dann kommt die Band, und sie ist unterirdisch schlecht. Ich weiß nicht, warum alle Männer Musik machen wollen. Ich weiß sowieso nicht, warum Männer immer was machen wollen. Und erst recht nicht, warum Leute sich so einen Scheiß anhören. Nach dem Konzert treffe ich die Musiker in ihrem Hotel. Ein häßliches Hotel, passend zu ihrer häßlichen Musik. Die Burschen sind total cool und denken wirklich, sie wären Stars oder so. Ich glaube, Stars müssen nicht auf den Boden aschen und ihre langen Beine über Sessellehnen hängen. Und dann nehme ich diesen einen Mann wahr. Und während ich ihn wahrnehme und mich verliebe, denke ich, eigentlich habe ich da gar keine Lust drauf. Das ist ja wie eine Krankheit, mit dem dauernden Verlieben und Unglück und wirklich, das läuft alles zur gleichen Zeit ab, während ich diesen Mann anschaue.

Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

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