Читать книгу Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot - Sibylle Berg - Страница 6

BETTINA guckt so

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Ich liege neben dir und guck die Decke an. Vor der Tür, unten, so eine Ampel, die die Decke färbt. Ampeln ganz weit in der Nacht, da weiß ich immer nicht, was die sollen. Kein Auto da, das sie regeln können. Wenn auf der Welt nichts mehr lebt, werden die Ampeln immer noch tun, als wär alles in Ordnung. Ich frag mich, ob das ein deutsches Problem ist. Ich dreh den Kopf und sehe, daß du mich ansiehst. Munter bist. Ich zieh deinen Kopf zu mir, damit ich dir nicht in die Augen sehen muß. Damit du meinen Blick nicht siehst. In dem nichts für dich dabei ist. Außer Mitleid mit mir, daß ich schon wieder allein sein werde. Morgen wahrscheinlich schon. Oder laß es was länger dauern. Keine Ahnung, wie Verlieben anfängt. Und wie es aufhört. Ich greife nach dir, und wir fangen an mit unseren Körpern Sachen zu machen, die unsere Köpfe gar nicht mehr wollen. Ich fühle deine Haut und schmecke jetzt schon, daß sie mir bald fremd sein wird. Ich werde dich sehen, deine Haut, dein Fleisch und alles, und mir nicht mehr vorstellen können, daß es mal war. Fast wie meins. Ein letztes Umarmen. Solange es noch geht.

Zusammenschlafen mit dem Gefühl, das ist das letztemal. Und das bringt ja nun mal gar keine Nähe. Das bringt wirklich gar nichts. Und dann schläfst du ein. Ich höre zu, wie du schläfst. Noch weniger ahnend als ich selbst. Und ich schaue dich an, und die ganzen großen Sachen sind weg. Weinen zu wollen, vor Liebe. Beschützen zu wollen oder einfach nur anschauen, die ganze Nacht. Da ist nur noch jemand, der schläft. Und wo der Mund offen ist. Nix mehr da. Ich denk nur, daß ich morgen das Kissen wechseln sollte, wegen der Spucke aus deinem Mund.

Draußen steht der Vollmond und du schläfst und warum laufen wir jetzt nicht draußen rum. Erzählen uns Gruselgeschichten, fassen uns an, weil wir Angst haben, wegen der Geschichten, fallen auf so eine Wiese, vom Mond beschienen. Der Mond und du und ich gehe raus und laufe im Bademantel die kalte Straße hoch und runter. Die Füße nackig und die frieren. Ich diese blöde Straße lang und die Kälte ist gut. Steigt das Bein lang und hat was Lässiges, so im Bademantel in der Großstadt. Ich bin wieder dabei. Ein urbaner Single mit nackigen Füßen.

Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

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