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Prolog

Am Himmel hingen dicke Regenwolken und es wirkte so, als wäre es schon später Abend, obwohl es erst kurz nach Mittag war. Die beiden Frauen schnauften vor Anstrengung. Der Weg war weit vom Dorf hinauf zum Haus auf dem Hügel.

Keine der beiden war freiwillig auf die beschwerliche Reise gegangen. Es hatte eine Versammlung im Dorf gegeben und sie beide waren dazu bestimmt worden, zu dem Haus zu gehen. Noch heute sollten sie gehen, denn die Dorfgemeinde wollte ein für alle Mal klären, was das für welche waren, die da oben wohnten.

»Das sind Hexen!«, sagte die jüngere der beiden. Sie sah älter aus, als sie war, und ihre langen blonden Haare waren un­ge­waschen und verfilzt. In ihrem Gesichtsausdruck war un­ver­kennbar abzulesen, dass sie Angst hatte.

»Ach, hör auf, das sind doch Kinder!«, sagte die andere. Ihr Gesichtsausdruck war freundlich – die Angst, die auch sie hatte, sah man ihr nicht an. Sie war sehr viel älter und hatte bereits graue Haare und etliche Falten im Gesicht. Sie war mit ihren 36 Jahren eine der ältesten Frauen im Dorf und man hörte in der Regel auf das, was sie sagte.

In dem Fall der Kinder auf dem Hügel war das aber anders. Ihre Versuche, Partei für die beiden zu ergreifen, waren nicht gut angekommen und deshalb hatte man sie wohl auch dazu ausgewählt, mit den beiden zu sprechen.

»Und es sind doch Hexen!«, sagte die blonde Melisande. »Wenn du gehört hättest, was ich gehört habe, du würdest sie nicht verteidigen!« Sie blickte düster, dann fuhr sie fort: »Mein Mann sein Bruder hat Sachen gehört. Nicht normale Sachen. Schlimme Sachen. Die beiden wissen was, das hat denen der Leibhaftige selbst erzählt!« Sie bekreuzigte und schüttelte sich, so sehr schauderte es sie, nur über die beiden Hexen zu reden.

»Hör’ schon auf, Meli!«, sagte die Ältere. »Du bist gerade mal halb so alt wie ich und willst mir sagen, was los ist? Die beiden sind anders, das stimmt, aber doch keine Hexen.«

Auch wenn Ava das immer wieder sagte und die beiden immer wieder verteidigt hatte, konnte sie einen tief in ihr sitzenden Zweifel nicht verdrängen. Es war schon wahr, dass der Junge und das Mädchen Sachen sagten, die komisch waren, und Dinge wussten über die Natur und die Welt, die selbst die Gelehrten im Dorf nicht wussten. Aber anders als Meli, die Angst vor allem und jedem hatte, sah sie in allen Menschen zuerst einmal das Gute. Meli sagte nichts mehr und beide stapften weiter in Richtung des Hauses.

Der beschwerliche Weg würde sich nicht lohnen – die beiden Ge­schwister waren nicht zu Hause, ja sie wa­ren nicht einmal in der Nähe. Sie waren verreist – auf einer Mission.

Der Ausgang dieser Mission würde die Zukunft verändern – aber das wussten nur die beiden und sonst niemand.


Die Schüler der Zeit

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