Читать книгу Die Schüler der Zeit - Sidney Michalski - Страница 7
ОглавлениеViertes Kapitel
Kontrollverlust
Zwanzig vor sieben klingelte der Wecker. Dann Schule bis zum Nachmittag. Nach der Schule trafen sich die beiden Geschwister mit Lena bei ihr zuhause. Sie wollten einen Film ansehen.
Lena hatte sich einen ganz, ganz alten Film ausgesucht, da sie wusste, dass die beiden Freunde auf alte Sachen standen.
Zurück in die Zukunft
Der war so alt, dass sogar Lenas Eltern den als Jugendliche im Kino gesehen hatten, als er damals erschienen war.
Flora und Pan freuten sich über den Film, den sie natürlich kannten, schon so oft gesehen hatten und sehr mochten. Pan hatte den Film sogar damals am ersten Wochenende, direkt nach dessen Veröffentlichung, im Kino gesehen – aber das erzählten sie Lena natürlich nicht.
Die beiden schafften es mit Leichtigkeit den Eindruck zu erwecken, sie würden den Film zum ersten Mal sehen. Ein begeistertes »Ooh« hier und ein überraschtes »Ui« da reichte aus. In so etwas hatten sie Erfahrung.
Der Nachmittag wurde richtig schön. Sie aßen einen Dinkel-Karottenkuchen und etliche unterschiedliche Gemüsesticks, die Lenas Eltern liebevoll angerichtet hatten. Na gut, das war nicht wie damals in den 80er Jahren im Kino, aber trotzdem sehr schön.
Weil es schon Abend war, als Flora und Pan aufbrechen wollten, wurden sie von Herrn Schmied nach Hause gefahren. Dieser hielt es für zu gefährlich, wenn sie die Strecke mit dem Rad zurücklegen würden. So viel unnötige Sorge rührte sie.
Zu Hause angekommen stellten sie fest, dass ihre Eltern noch nicht da waren, was ungewöhnlich war. Sie dachten sich aber nichts dabei. Hätten sie gewusst, was passiert war, hätten sie sich sicher anders verhalten. So aber setzten sie sich gemütlich hin und sahen etwas fern. Nach nur wenigen Minuten klingelte das Telefon der Eltern.
Pan ging ran. Flora hörte nur, wie er »Hallo« sagte, danach wurde Pan ganz still und blass im Gesicht. Er legte, ohne auch nur ein Wort zu sagen, auf.
»Es war Herr Meier«, sagte er mit zutiefst bedrückter Stimme. »Er ahnt wohl, dass wir hier sind. Wir müssen uns etwas einfallen lassen. Ich befürchte, wir sind hier nicht mehr sicher.« Pan wirkte sehr besorgt. »Nach nur einem Jahr«, fuhr er wütend fort und schlug mit der flachen Hand auf den Wohnzimmertisch. »Das ist echt schrecklich. Ich habe Beate und Herbert wirklich gerne und ich liebe es, bei ihnen zu wohnen. Du nicht auch?«
Flora reagierte kontrolliert, war aber ebenfalls sehr bedrückt.
»Ja, ich habe die beiden auch sehr lieb gewonnen und ich möchte hier auf keinen Fall weg. Nicht schon wieder. Was sollen wir nur machen?«
In diesem Augenblick wurde die Haustür aufgeschlossen und ein sichtlich verstörter Herbert kam herein. Beate war nicht bei ihm. Pan dachte erst, Herbert wäre so, weil Herr Meier auch mit ihm gesprochen hätte, doch das war nicht der Grund.
»Meine lieben Kinder«, sagte Herbert mit zitternder Stimme, »ich muss mit euch reden. Zuerst einmal: Es wird alles wieder gut, ihr müsst euch keine Sorgen machen.«
Nun machten sich Pan und Flora Sorgen.
Was war geschehen?
Herbert holte tief Luft und begann zu erzählen. »Beate, meine Frau und eure Mutter, hatte einen schlimmen Unfall. Sie liegt im Krankenhaus und wird heute noch operiert. Es geht ihr bestimmt bald wieder gut.« Herbert, der sonst immer gefasst war, schaffte es nur schwer, Tränen zu unterdrücken. »Wir sollten alle ins Krankenhaus fahren. Beate braucht uns jetzt.«
Die Reaktion der Kinder war nicht so, wie Herbert es erwartet hatte.
Flora fragte nur kurz und sehr gefasst: »Was ist passiert, wo ist es passiert und wann ist es passiert?«
Herbert war so überrumpelt, dass er auf die Frage antwortete: »Autounfall! Parkstraße, Ecke Lotharstraße. Heute um halb fünf.« Das war alles, was Flora und Pan wissen mussten bzw. was die Pan und Flora von heute Morgen wissen mussten.
Und schon waren Herbert und Beate in der Küche und kochten ausgelassen und es wurde ein wunderschöner Abend – dafür hatten Pan und Flora aber leider Lena absagen müssen. Denn Flora hatte mit dem Wissen, was passiert war, den Unfall verhindert und dadurch veränderte sich die Gegenwart. Beate war zu Hause, da sie keinen Unfall gehabt hatte und deshalb nicht im Krankenhaus sein musste.
Doch es war noch etwas anders. Da sie selbst ihre eigene Zukunft verändert hatten, indem sie nach der Schule nicht zu Lena gegangen waren, sondern ihre Mutter besuchten und so verhinderten, dass diese einen Unfall hatte, konnte das Telefongespräch zwischen Pan und Herrn Meier nicht stattfinden. Die beiden wussten also nicht, dass Herr Meier erfolgreich damit gewesen war, sie zu finden, und sie wussten auch nicht mehr, dass sie sich vorgenommen hatten zu fliehen.
Doch das galt nicht für Herrn Meier. Dieser wusste überraschenderweise noch von dem Telefonat. Daher wusste er auch noch, dass er sie gefunden hatte.