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HANNAH

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Im Moment der Landung ziehe ich mein Handy aus der Tasche. Eine neue Nachricht von Daisy.

Vermisse dich jetzt schon!

Und eine von Dad.

Musste länger arbeiten, komme ca. 20 Minuten später.

Typisch für ihn.

Dad wollte mich unbedingt vom Flughafen abholen. Ich habe ihm gesagt, ich könne auch gerne den Bus nehmen, kein Problem. Ich fahre immer mit dem Bus. Aber diesmal ist es anders.

Langsam rollt das Flugzeug über die vereiste Piste zum Terminal. Es schliddert ein bisschen, was aber anscheinend niemanden stört. Verglichen mit den Turbulenzen während des Sinkflugs, als die Windböen auf den Flieger eingeprügelt haben wie die unsichtbaren Fäuste eines gigantischen Boxers, ist das ein Klacks.

Meine Sitznachbarin sieht mich immer wieder an und lächelt. Sie will mich in ein Gespräch verwickeln, das merke ich genau. Ich starre auf mein Handy. Ich will nicht reden. In den letzten drei Wochen, zwei Tagen und sechs Stunden habe ich das so häufig gesagt, ich sollte es mir als Motto auf ein T-Shirt drucken lassen.

Auf dem Handy-Display ploppen von oben nach unten Benachrichtigungen verschiedener Apps auf, Zahlen in Blasen, die mir mit der Autorität eines Stoppschilds befehlen: Egal, was du machst, du klickst mich jetzt sofort an. Die üblichen Gefühle steigen in mir auf, eine Mischung aus Vorfreude und Aufregung, Grauen und Bestätigung, die süchtig macht. Natürlich sollte ich das alles nicht empfinden. Natürlich lasse ich mich dadurch von gierigen Konzernen ausnutzen, denen es allein um Klickrate und Kontostand geht. Doch in meiner Situation ist das einfach mal eine schöne Abwechslung, denn sonst will ich mich immer nur auf den Boden legen und darauf warten, dass es vorbeigeht.

Ich überfliege die Zahlen in den Blasen, die ewigen Gezeiten der Wertungen und Urteile, denen wir in Wirklichkeit so gleichgültig sind wie die Küste dem Meer: Wie sehr wirst du heute geschätzt? Wie stark geliebt, wie viele Menschen suchen deine Nähe? Mag dich denn überhaupt irgendwer? Hast du neue Freunde? Wie sieht’s mit Followern aus?

Zuerst tippe ich auf Gmail. Abgesehen von Newslettern und Benachrichtigungen verschiedener sozialer Netzwerke habe ich genau zwei neue E-Mails. Eine stammt von einer gewissen Stacey Callaghan, und obwohl mir der Name rein gar nichts sagt, habe ich so eine Ahnung, worum es gehen könnte. Der Betreff lautet: »Mein Beileid«. Ich schiebe die Mail zu den ganzen anderen in den Später-Lesen-Ordner. Die andere Mail ist von Granny Jo. Sie will einfach nicht kapieren, wie man Textnachrichten schreibt, und schickt mir stattdessen immer kurze Botschaften in der Betreffzeile: »Bring auf dem Heimweg Milch mit« oder »Muss bis spät arbeiten, bestell dir eine Pizza«. Diesmal steht dort: »Ruf an, wenn du bei deinem Dad bist.« Ich öffne die E-Mail, auch wenn das Textfeld sowieso jedes Mal leer ist. Ist es in diesem Fall aber nicht.

Mein liebes Mädchen, ich hoffe, du bist sicher gelandet. Ich wollte dich nur darum bitten, nein, ich flehe dich an, nicht einfach zu vergessen, was ich dir heute Morgen gesagt habe. Du bist jetzt nur noch für dich selbst verantwortlich und für niemanden sonst. Gestatte dir, frei zu sein. Bitte, Hannah. Noch ein vergeudetes Leben halte ich nicht aus.

In Liebe

Granny

Ich tue mein Bestes, nicht in Tränen auszubrechen.

Vor nicht einmal fünf Stunden habe ich mich von Granny Jo verabschiedet. Irgendwie kommt es mir schon jetzt vor wie eine Ewigkeit.

Dass sie mir vor meinem Abschied noch eine Ansage machen würde, hatte ich mir denken können. Aber mit so etwas hatte ich nicht gerechnet. Das war zu viel verlangt. Ich könne nicht einfach so neu anfangen, erklärte ich ihr, mein Leben sei keine Geschichte in einem Word-Dokument, das ich mal eben löschen und durch ein neues ersetzen könne. Wenn das jemand wissen sollte, dann sie.

Ein Druck auf den Home-Button meines Handys und Grannys Nachricht verschwindet. Ich stecke den Kopf in den virtuellen Sand. Ich kann mich damit jetzt nicht beschäftigen.

Zur Ablenkung gehe ich auf Facebook. Nichts Neues bei mir außer einer einzigen Freundschaftsanfrage von jemandem, der mit ziemlicher Sicherheit nicht real, sondern ein Bot ist. Doch ich brauche jetzt dringend eine Dosis digitale Liebe, also schnell Instagram öffnen.

Schon besser. Mein Koffer-Foto hat bereits 38 Likes und einen Kommentar. Der stammt von Daisy: »Was für ein traumhaft schönes Gepäckstück!«

Ich spüre ein leichtes Kribbeln. 38 ist nicht schlecht. Über dem Durchschnitt.

Die Frau neben mir lehnt sich immer weiter herüber. Sie strahlt ein verzweifeltes Mitteilungsbedürfnis aus. Sie ist wie ein prall gefüllter Ballon kurz vor dem Platzen. Ich tue so, als hätte ich es nicht mitbekommen, doch es gibt Leute, die merken einfach gar nichts.

»Ich besuche hier meine Enkel«, flötet sie und rückt mir dabei so dicht auf die Pelle, dass ihr Atem über meine Wange streicht. Er riecht nach Knoblauch und Minze.

Meine Antwort sollte einerseits gerade so höflich ausfallen, dass die Frau mich nicht für eine psychopathische Menschenfeindin hält, andererseits aber so knapp, dass mein verschwindend geringes Interesse an einer Unterhaltung mit ihr deutlich wird. Ergebnis: »Wie schön.«

Die Frau hat entweder null Gespür für Zwischentöne oder sie ignoriert meine Signale mit Absicht. Sie bietet mir eine Lutschtablette an. »Auch eine?«

Ich schüttele den Kopf.

Sie steckt die Hustenbonbons wieder in ihren abgewetzten Rucksack zu ihrer Brille und ihrer Reiselektüre, einem typischen düsteren Skandinavien-Thriller, neuerdings ein Muss im Gepäck eines jeden trendbewussten Menschen. Auf dem Cover prangt die unvermeidliche Schneelandschaft, gesprenkelt von geschmackvoll arrangierten Blutstropfen. Minimalistischer Mörder-Chic. Wieso verbringen so viele Leute ihre Freizeit mit ausgedachten Horrorgeschichten? Ist die echte Welt nicht schon schlimm genug?

Die Frau deponiert ihren Rucksack auf dem Boden, richtet sich dann wieder in ihrem Sitz auf und lässt ihre gelblichen Zähne aufblitzen, wie um mich vorzuwarnen: Gleich geht es weiter mit dem Small Talk.

»Sind Sie zum ersten Mal hier?«

Ich stecke mein Handy ein. Es sollte mich von der Außenwelt abschotten. Es hat mich enttäuscht. »Nein.«

»Machen Sie hier Urlaub?«

Unwillkürlich stöhne ich leise auf. Wieso sollte man hier Urlaub machen? Wer kommt auf die Idee, freiwillig ans bitterkalte Ende der Welt zu reisen? Was ich sagen sollte: Nein, ich mache hier keinen Urlaub. Was ich sagen sollte: Ich bin zur Strafe hier. Ich bin Gefangene meines beschissenen Schicksals. Doch ich sage bloß: »Ja, klar.« Niemand will die Wahrheit hören, auch wenn das immer alle behaupten. Die Wahrheit ist selbst sogenannten Profis unangenehm – das ist mir schnell klar geworden.

Einen Tag nach Mums Tod klopfte der Pfarrer der örtlichen Kirche bei uns an. Wie er darauf kam, weiß ich nicht, vermutlich hatte ihm jemand aus der Nachbarschaft von uns erzählt. Wir gingen nie in die Kirche. Weder Granny Jo noch ich hatten den Mann, der jetzt auf dem bröckelnden Bürgersteig vor unserer Tür stand, je gesehen.

»Sind Sie vom Lieferdienst?«, fragte Granny und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Trotz seiner hohen Stirn wirkte er einigermaßen jung und noch dazu trug er Jeans und eine dicke Daunenjacke gegen die Septemberkälte, die gerade über uns hereingebrochen war. Man konnte ihn wirklich leicht für einen Fahrer von Ocado halten, der uns wie immer unseren Wocheneinkauf vorbeibringen sollte.

»Ich bin Dominic Johnson«, sagte der Mann mit einem fein austarierten Gesichtsausdruck – ohne Lächeln, aber doch mit der klaren Botschaft, dass er in Frieden komme. »Ich bin von der Christ Church. Darf ich eintreten? Ich würde mich gerne ein bisschen mit Ihnen und Ihrer Enkeltochter unterhalten.«

Granny seufzte demonstrativ. Alles, was mit Gott zu tun hatte, ging ihr gehörig auf die Nerven. Und das war noch untertrieben.

Mit einer Mischung aus Neugier und dunkler Vorahnung folgte ich ihr und dem bedauernswerten Kerl ins Wohnzimmer. Granny bat ihn bestimmt nicht ohne Hintergedanken, in ihrem Lesesessel am Erkerfenster Platz zu nehmen. Im Regal gleich über seinem Kopf stand nämlich eines ihrer Lieblingsbücher, quasi ihre Bibel, was man aber nur sagen sollte, wenn man sie ärgern will. Vom Cover der prächtigen Hardcover-Ausgabe strahlte der kompromisslose Titel: Der Gotteswahn.

Grannys Blick senkte sich auf ihre graue Jogginghose, die sie ausschließlich zu Hause trug. Sie fuhr sich durch ihr schulterlanges Haar, strich es glatt. Es war grau mit kastanienbraunen Strähnen, genau anders herum als noch vor Kurzem.

Sie ärgerte sich nicht nur wegen der Sache mit Gott. Sie mochte außerdem keine Überraschungsbesuche. Eine Ausnahme machte sie nur bei Daisy, ansonsten wollte sie immer im Voraus wissen, wann wir Gesellschaft zu erwarten hatten. Wenn Besuch kam, gab sie sich stets Mühe, tauschte die Jogginghose gegen eine elegante Stoffhose mit Bluse, wenn nicht sogar gegen ein Kleid, und sorgte dafür, dass wir schmackhafte Kekse im Haus hatten. Früher hatte das aber auch an Mum gelegen. Granny wollte das Bild einer ganz normalen Familie vermitteln, von Mutter, Tochter und Großmutter, die glücklich vereint unter einem Dach wohnen. In ein normales Leben passte meine Mutter jedoch so gut wie eine gemütliche Teestunde auf die Startbahn eines Flughafens. Wenn spontan jemand an der Tür klingelte, dann konnte man nie wissen, in welchem Zustand sich Mum gerade befand.

Granny setzte sich gegenüber vom Pfarrer auf das Sofa. »Hannah«, bellte sie mich an. »Mach dem Mann einen Tee.«

»Nicht nötig«, sagt er. Seine Daunenjacke hatte er nicht ausgezogen. »Ich will nicht stören …«

»Haben Sie doch schon.«

Es war mir dermaßen unangenehm, dass ich froh war, in die Küche fliehen zu können. Als ich wieder zurückkehrte, staunte ich allerdings. Die beiden unterhielten sich über die geplante Umgestaltung des nordöstlichen Teils von Highbury Fields, dem Park in unserer Nähe, und waren sich absolut einig: Mit ihrem Vorhaben richtete sich die Stadtverwaltung wie üblich allein nach den Interessen von Bauunternehmern, die nur in Beton und Geld dachten, und der Park sollte lieber so bleiben, wie er war.

Ich setzte mich neben Granny.

»Und wie geht es dir, Hannah?«, fragte der Pfarrer, nachdem er einen Schluck Tee getrunken hatte.

Granny richtete sich kerzengerade auf und reckte die Nase in die Höhe – die wachsame Alarmbereitschaft einer Hyäne, die den ersten Hauch eines Tierkadavers wittert.

Ich zuckte mit den Schultern. Ich wollte nicht reden.

Als der Pfarrer sich nach vorne lehnte, sah man die kahle Stelle oben auf seinem Kopf. »Auch wenn sie nicht mehr da ist, wird sie trotzdem immer bei dir –«

»Tut mir leid«, unterbrach Granny Jo ihn. »Ich will ja nicht unhöflich sein …« (Das war eine glatte Lüge. Sie nahm aus Prinzip kein Blatt vor den Mund und hatte großen Spaß daran, andere Leute durch ihr forsches Auftreten aus dem Konzept zu bringen.) »… aber in meinem Haus kann ich solches Gerede leider nicht dulden.«

Der Blick des Pfarrers wanderte von mir zu Granny und er hob die Augenbrauen. Eingeschüchtert wirkte er nicht, kein bisschen. »Was für Gerede meinen Sie?«

»Gerede über Dinge, über Orte, die es nicht gibt.« Granny Jos Miene verhärtete sich. »Hören Sie, Reverend –«

»Nennen Sie mich Dom.«

»Okay, Dom. Hier bei uns wird der Tod nicht kleingeredet, als wäre er kein Abschied für immer. Der Tod hat eine Funktion. ›Er ist der dunkle Hintergrund, ohne den man in einem Spiegel nicht das Geringste sehen würde‹, hat ein kluger Mann einmal gesagt.«

Ich wusste nicht, wie oft ich das schon gehört hatte, irgendwann hatte ich aufgehört zu zählen. Und ich konnte mir denken, wie es weiterging.

»Die Endlichkeit des Lebens verleiht ihm erst seinen Wert. Sie schärft den Blick und treibt uns dazu, alles aus unserem Dasein herauszuholen. Wieso sollte man ausgerechnet heute in ein Abenteuer aufbrechen, wieso sollte man in den Urlaub fahren, eine neue Sprache lernen, ein Buch lesen, sich gerade jetzt verlieben, wenn es sowieso immer weitergeht? In der Ewigkeit kann man alles erreichen. Ergo kann alles warten.« Granny Jo sog ihre Wangen ein, um ein triumphierendes Grinsen zu unterdrücken. Sie war offensichtlich hochzufrieden mit sich. »Deswegen lasse ich nicht zu, dass Sie in diesem Haus den Tod schlechtmachen.«

Der Pfarrer lächelte. »Ein schöner Vortrag war das. Ich wette, das haben Sie irgendwo gelesen.«

Grannys Mund öffnete sich leicht. Ein empörtes Zischen, ein Blick, als hätte er ihr eine Ohrfeige verpasst. 32 Jahre lang hatte sie als Bibliothekarin in der Islington Central Library gearbeitet. Grob geschätzt würde ich vermuten, dass wir uns zu siebzig Prozent über Zeug unterhielten, das sie irgendwo gelesen hatte.

Mühsam zog sich der Pfarrer aus den Polstern des Lesesessels nach oben, trank noch einen Schluck Tee und stellte Tasse und Untertasse auf den Sofatisch. »Lassen Sie mich Ihnen eines sagen – und ich spreche aus Erfahrung: In der Praxis ist der Tod so viel komplizierter als in der Theorie.«

Granny spitzte die Lippen. Sie war berüchtigt dafür, eine schlechte Verliererin zu sein. »Mag sein. Dann werden wir schon auch noch dahinterkommen. Schließlich bleibt uns nichts anderes übrig.«

Der Pfarrer neigte das Haupt, gab sich geschlagen.

»Dann lasse ich die Damen mal in Frieden.« Er stand auf, zückte eine Visitenkarte und legte sie neben seine noch fast volle Teetasse, den Blick auf mich gerichtet. »Ein paar Leute aus der Nachbarschaft haben darüber nachgedacht, ob Sie vielleicht drüben in der Christ Church einen kleinen Gedenkgottesdienst für Ellen abhalten wollen. Wenn das etwas für Sie wäre, melden Sie sich bei mir. Sie finden mich gleich um die Ecke.«

Granny erhob sich vom Sofa, um den Pfarrer hinauszubegleiten. Noch war sie ihn aber nicht los. Als er in der Wohnzimmertür stehen blieb, ließ sie vor Enttäuschung den Kopf hängen.

»Hannah«, sagte er und wandte sich an mich. »Deine Mum ist ab und zu auf einen kurzen Schwatz in der Kirche vorbeigekommen. Ich weiß, sie hatte mit ihren Dämonen zu ringen, aber an guten Tagen war sie ein echter Sonnenschein.«

Ein Gefühl, das ich nur zu gut kannte, füllte mich vollständig aus: abgrundtiefe Scham. Ich wünschte von ganzem Herzen, ich könnte einfach in den Sofakissen versinken und verschwinden. Auf die Außenwelt hatte Mum während ihrer Hochs immer ganz reizend gewirkt, nur für Granny und mich waren sie ein grelles Warnsignal in der Dunkelheit ihrer verworrenen Realität. Höhenflüge und Höllenqualen, das waren bei Mum zwei Seiten einer Medaille.

»Es tut mir sehr leid für dich, mein Kind. Gott sei mit dir.«

Dieser letzte Satz brachte für Granny das Fass zum Überlaufen. Hätte er sich den doch nur gespart, wäre der Pfarrer noch mal glimpflich davongekommen.

»Ich sage Ihnen jetzt, was Gott ist. Gott ist ein Meme – Sie wissen schon, diese albernen Bildchen im Internet – und zwar ein hoch ansteckendes. Gott ist ein kultureller Virus, der kaum auszurotten ist. Schönen Dank auch, aber Darwin ist mir persönlich viel lieber als Ihr Virus-Meme.« Und damit schob sie ihn buchstäblich aus der Tür.

Das Flugzeug hält am Terminal. Neben mir schwafelt die Frau darüber, mit ihren Enkelkindern am Teich Enten füttern zu wollen. Ich ertrage es nicht mehr. Nicht dass sie das persönlich nehmen müsste, von den glorreichen Belanglosigkeiten anderer Leute bekomme ich nun mal Atemprobleme. Wahrscheinlich liegt das an der Trauer. An der Trauer um das, was ich verloren habe, aber mehr noch um das, was nie war. Mein größtes Ziel im Leben ist Normalität. Für mich wäre etwas hirnabstumpfend Belangloses reinster Luxus. Langeweile ist meine Perfektion.

Wieder hole ich mein Handy raus, um mich vom Gequatsche der Frau abzuschirmen. Soll sie mich doch für ein unverschämtes Gör halten.

Wenn man sich meinen Instagram-Feed so anschaut, könnte man Folgendes über mich denken:

Ich habe glattes, glänzendes rotes Haar und makellose Haut.

Ich koche gern.

Ich mag die Natur.

Ich bin total gern mit meinen lustigen Freundinnen unterwegs.

Ich bin normal.

Nichts davon wäre wahr.


Foto: In einer grauen Londoner Straße steht ein Mädchen mit langem dunklem Haar und pinkfarbenem Blumenkleid, auf den Lippen ein strahlendes Lächeln, wie der einzige Sonnenstrahl an einem verregneten Tag.

Filter: Rise

Bildunterschrift: Sommer ist eine Einstellungssache.

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Wie die Bildunterschrift hätte lauten sollen …

Option 1: Was siehst du auf diesem Foto? #glück #glamour #liebedasleben #instamega

Option 2: Lass dich nicht von Äußerlichkeiten täuschen #fake

Option 3: Für das Posten dieses Bildes auf Instagram habe ich 2.000 Pfund erhalten #werbung

Option 4: Dieses Foto hat keinen Bezug zur Realität #instalüge

Das dunkle Flüstern der Schneeflocken

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