Читать книгу Dame ohne König - Sigrid Ellenberger - Страница 24
30 Sekunden Schweigen später …
Оглавление„Ich habe ja hier die Bilder, die könnten wir doch per Mail schicken, oder? Und dann erklären wir noch, wie Sie aus der Einfahrt kamen und ich da entlangfuhr.“
Spitzenidee, Junge. Wäre Jack auf der Titanic auch so ein Held gewesen, wäre Rose längst abgesoffen...
Zwei Ahnungslose – ich war gespannt, was da wohl herauskam.
„Können Sie denn malen?“
Ich schaute ihm tief in seine Rehäuglein. „Wegen der Skizze, meine ich. Sie wissen schon, die Einfahrt ...Ich bin in so etwas ziemlich schlecht.“
„Es ist zwar nicht gerade mein Beruf, aber ein Auto bekomme ich schon noch hin.“
Er kritzelte ein rundes Etwas mit Rädern auf zwei Striche, die wohl die Straße darstellen sollte. Nun, Picasso war er nicht gerade. Aber das musste er auch nicht, wenn er aussah wie Brad Pitt.
Mehr erfuhr ich nicht. Daher versuchte ich es erneut.
„Kann ich dann bitte Ihre Personalien und Fahrzeugangaben haben? Für das Formular“, setzte ich schnell hinzu.
Stand im Personalausweis eigentlich der Familienstand? War der Typ verheiratet?
„Das geht DICH doch nichts an!“, mischte sich Klein-Ego wieder ein.
Nein, aber es interessierte mich. Basta.
Herr Fröhlich reichte mir seinen Personalausweis. Ich hatte übrigens gut geschätzt, er war vierunddreißig Jahre alt. Geschäftig schrieb ich seinen Namen, sein Geburtsdatum und die Adresse auf ein leeres Blatt. Himmel, schade, dass er so weit weg wohnte.
„Wieso? Hä?“, kläffte Klein-Ego mich an.
Würde dieser kleine Stinkkäfer doch endlich mal Ruhe geben. Kaum musste ich mir nicht mehr die mahnenden Worte meiner Mutter gefallen lassen, schon regte sich das eigene schlechte Gewissen in Form von Klein-Ego.
„O.K., das wär's dann wohl.“
Ich schob ihm das Blatt zur Unterschrift hin.
„Ich trage nur zu Hause noch die Schadensnummer ein, dann schicke ich das Blatt an die Versicherung. Ich rufe Sie dann an, wenn ich Bescheid bekomme.“
Damit beendete ich, wenn auch ungern, das Gespräch. Leider gab es nichts mehr zu besprechen, was den Unfall betraf.
„Aber bleiben Sie doch noch einen Moment. Wir haben uns ja kaum unterhalten.“
Ein Mann, der sich unterhalten wollte? War dies ein Fantasyfilm oder was?
„Gerne“, lächelte ich zuckersüß und merkte, dass ich schon wieder rot anlief.
Der Typ musste ja denken, ich sei schon im Klimakterium. Peinlich!
„Sie sind nicht von hier?“ begann ich unverfänglich den nicht-geschäftlichen Teil.
„Nein, ich bin freier Handelsvertreter für Spielsachen. In der Hauptsache besuche ich Kindergärten, Tagesstätten und Grundschulen. Vom Bauklötzchen bis zum Klettergerüst für den Spielplatz vertrete ich alles. Pädagogisch wertvoll – Sie verstehen? Ich bin die ganze Woche unterwegs und komme nur am Wochenende nach Hause. Das ist aber o.k.“
Sah ich etwa aus, als wollte ich das alles wissen? JA!
„Und Sie?“ wandte er sich an mich.
„Ich habe gerade einen Job als Übersetzerin angenommen. Freie Zeiteinteilung. Sehr praktisch. Bis vor zwei Stunden habe ich noch an einer Übersetzung für eine Kühl-Gefrier-Kombination gearbeitet. Sehr interessant!“ Mein Gesichtsausdruck sprach für sich.
Und mein Privatleben ging ihn nun wirklich nichts an. Zumindest noch nicht. Ich musste ja nicht gleich mit der berühmten Tür ins Haus fallen: ich lebe in Scheidung, weil mein Mann auch die ganze Woche unterwegs war und ich dusselige Kuh nicht gemerkt habe, dass er schon seit Monaten fremdgeht. Ach ja, und zwei Kinder habe ich auch noch. Ist ja ganz praktisch, wenn Sie Spielzeug liefern. Sie könnten ja direkt einen schönen Kletterturm in unseren Garten bauen. Und bevor ich es vergesse: ich suche einen Mann nur noch für gewisse Stunden – außer er hat einen Schwanz und wedelt, wenn ich nach Hause komme.