Читать книгу Dame ohne König - Sigrid Ellenberger - Страница 27

15:00 Uhr (an Mittagsschlaf war sowieso nicht zu denken)

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Am Nachmittag wollten die Kinder unbedingt wieder zu Inge fahren.

„Schön, schauen wir uns die Fortschritte in unserer neuen Wohnung an.“ Sagte ich etwa Fortschritte? Nach nur drei Tagen?

Inge lief ziemlich hektisch im Hof herum.

„Diese Idioten“, schimpfte sie. „Die haben doch glatt das Fenster im Wohnzimmer zugemauert! Wie kann man ein Fenster vergessen? Ich glaube, ich bin im Märchen! Das ist wie bei den Schildbürgern!“

Ich konnte es kaum glauben. Kein Fenster im Wohnzimmer? Nun, Kerzenlicht war ja schon romantisch. Aber eben nicht auf Dauer!

„Jetzt müssen sie das Fenster nachträglich raus stemmen. Das kostet mindestens einen halben Tag. Wir sind doch eh schon nicht mehr im Zeitrahmen.“ Inge tobte immer noch.

„Du meinst, mit unserem Einzugstermin könnte es knapp werden?“

Ich wagte gar nicht, diesen Gedanken zu Ende zu denken.

„Knapp ist gar kein Ausdruck! Diese Typen sind in den letzten beiden Tagen überhaupt nicht hier erschienen. Wahrscheinlich haben die noch eine andere Baustelle, bei der sie im Verzugsfall eine höhere Konventionalstrafe zu zahlen haben. Die glauben wohl, ein Haus baut sich von alleine!“

Inge schimpfte die ganze Zeit lautstark weiter.

„Wo, um Himmels Willen, sollen wir dann wohnen?“

Meine Stimme versagte fast, angesichts der unübersehbaren Tatsachen.

„Die Möbel kannst du schon irgendwo unterstellen. Notfalls im Stall. Und ihr ...“

Offensichtlich fiel Inge momentan auch nichts ein. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich mir meine sündhaft teure Einbauküche zwischen den Minischweinchen und den Widder-Kaninchen vorstellte.

„Und schau dir das an“, setzte Inge ihre Schimpftirade fort und deutete auf die Wand. „Wie viele Leitungen siehst du?“

„Eine“, zählte ich, nicht die leiseste Ahnung, um welche Leitungen es sich überhaupt handelte.

„Genau. Und weißt du, was das bedeutet?“

Ich schüttelte den Kopf, dass die Locken nur so flogen.

„Das ist die Wasserleitung“, setzte Inge bedeutungsschwanger nach. „EINE bedeutet, dass es hier nur kaltes Wasser geben wird.Verdammt, das ist das Bad, nicht das Gästeklo.“

Aua, das klang nicht gut. Ein Badezimmer mit Kaltwasseranschluss. Wir waren doch nicht in Afrika!

„Das muss alles noch mal neu gemacht werden. Na warte, denen mache ich Feuer unter ihren lahmen Hintern!“

Inge fluchte wie ein australischer Buschbauer.

Sogar ich als Laie erkannte, dass unser Einzugstermin nur durch ein Wunder eingehalten werden konnte. In diesem Moment wünschte ich mir Bibi Blocksberg herbei. Hex-hex.

„Ich habe die Firma gebeten, ein Zimmer ganz fertig zu stellen, damit ihr wenigstens provisorisch hier einziehen könnt. Ich hoffe, das klappt.“

Ich wollte zwar nicht provisorisch hier einziehen, sondern richtig, aber besser als die Alternative mit zwei Kindern und einem Riesenhund unter der Brücke zu schlafen, war diese Aussicht allemal. Und Mutti oder Susi könnten uns schon aus Platzgründen nicht aufnehmen.

„Die Heizung schaffen sie in zwei Wochen, den Estrich auch. Vorausgesetzt, diese Vollidioten von Handwerkern bauen nicht noch mehr Mist.“

„Na prima, ich kauf uns schon mal ein Zelt für den Garten.“ Dort konnte es nur gemütlicher werden, als in diesem halbfertigen Loch.

Hätte ich zu diesen Zeitpunkt auch nur geahnt, welche Probleme noch auf mich warteten, hätte ich auf der Stelle den neuen „Müllberg“ gekauft und uns eine andere Wohnung gesucht. Aber wer konnte schon Katastrophen vorhersagen?

Dame ohne König

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