Читать книгу Dame ohne König - Sigrid Ellenberger - Страница 28
24 Stunden später
ОглавлениеAm Nachmittag lieferte ich bei einem höchst erstaunten Tonio die Übersetzungsarbeit ab.
„Na, das ging ja schnell. Vielen Dank.“ Er nahm die Dokumente entgegen und schaute verwundert drauf.
„Was ist das für eine Schrift? Die kenne ich gar nicht. Sind Sie mit dem PC zurechtgekommen?“
„Ich ...äh … ich habe mich kurzerhand entschlossen, meine Arbeit noch nach richtig alter Manier zu machen“, redete ich mich aus dieser äußerst peinlichen Situation heraus. Sollte ich etwa zugeben, dass bei mir zu Hause noch nicht einmal der Stecker dieses Wunderteils eingesteckt war? Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wozu die mindestens tausend Kabel an den diversen Bauteilen dienten, welches Teil mit welchem verbunden werden musste und welcher Stecker am Ende an das Stromnetz anzuschließen war, ohne dass mir die Fetzen um die Ohren flogen. Aber ich hatte mir fest vorgenommen, es bald herauszufinden. Sobald ich etwas mehr Zeit hatte. Also schätzungsweise in hundert Jahren!
Vorher brauchte ich nur die Kleinigkeit von einer neuen Wohnung mit warmem Wasser, Tapeten an den Wänden, einen Boden mit Belag, neue Möbel und einen Raum, den ich zum Büro erklären konnte. Sonst nichts.
„Also noch mal vielen Dank“, holte Tonio mich aus meinen Tagträumen zurück.
„Kein Problem. Es war gar nicht so schwer. Ich bin noch ziemlich gut in Form.“
Er schaute mich eingehend an.
„An Ihnen scheint mir alles gut in Form“, lächelte er.
Das haute mich dann doch einigermaßen um. War das etwa sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz? Quatsch, sagte ich mir, Tonio wollte vermutlich nur nett sein. Und eigentlich verursachte seine Äußerung zu meinen Formen mir ein eher angenehmes Gefühl. Er hatte ja recht. In dem ganzen Trubel um die Trennung von Klaus und dem Hausverkauf hatte ich kaum Zeit zum Essen gefunden und locker fünf Kilo abgenommen. Ich betrachtete meine Formen nun in ganz neuem Licht. Ja, die waren durchaus wieder vorzeigbar.
Dass eine so einfache Bemerkung meinem Selbstbewusstsein einen derartigen Schub verpassen konnte!
„Ich danke Ihnen, Tonio... äh – für diesen Auftrag, meine ich...“
Schon schoss mir wieder die Röte ins Gesicht.
„Bis dann“, lächelte Tonio.
„Bis dann“, lächelte ich zurück.