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Starrköpfig verfolgte er sein Lebensziel bis in den Tod

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Mit zäher Energie, kompromisslos bis zur Selbstaufgabe, suchte der Portugiese Ferdinand Magellan die Durchfahrt vom Atlantik nach Westen, den »paso«, um von Osten kommend die Gewürzinseln zu erreichen.

Wie ein Besessener versuchte der portugiesische Seefahrer seinen Lebenstraum zu verwirklichen, alle Mittel waren ihm dazu recht. Da er beim König von Portugal in Ungnade gefallen war, scheute er nicht davor zurück, sich bei der spanischen Konkurrenz zu verdingen.

Die Karriere als Seefahrer Fernão de Magalhães’, der in Sabrosa 1480 das Licht der Welt erblickt hatte, hatte höchst eigenartig am Hofe König Johanns II. begonnen, wohin er nach dem frühen Tod seiner Eltern als Page gekommen war, da er aus verarmten Adelskreisen stammte. Hier lag seine Erziehung wahrscheinlich in den Händen des bekannten Wissenschaftlers Martin Behaim, durch den er auf die Entdeckungen in den letzten Jahrzehnten aufmerksam gemacht worden war. Der junge Mann schien begeistert zu sein und willigte freudig ein, als ihm der Vorschlag unterbreitet wurde, er solle nach Indien fahren, um unter dem Vizekönig Francisco de Almeida seine militärische Ausbildung zu absolvieren. In Wirklichkeit hatten die Portugiesen freilich die Absicht, Männer zu rekrutieren, die sie weiter nach Osten schicken konnten, um die Gewürzinseln, die Molukken, für Portugal in Besitz zu nehmen. Der junge Magellan wurde dadurch in verschiedene Kämpfe verwickelt, in denen er sich heldenhaft verhielt. Nachdem seine Verdienste von dem neuen König Manuel nicht gewürdigt worden waren, entschloss sich Magellan, seinem Heimatland den Rücken zu kehren und in Spanien anzuheuern, nicht aber ohne vorher heimlich die portugiesischen Archive zu durchstöbern, in denen er Karten, Pläne und vor allem den Hinweis auf den geheimnisvollen »paso« fand. Eine Idee begann von ihm Besitz zu ergreifen, die er dem habsburgischen König von Spanien, Carlos I., dem späteren Kaiser Karl V., vortragen wollte. Vielleicht konnte er ihn dazu bewegen, ihm eine Flotte zur Verfügung zu stellen, mit der er den »paso« finden konnte.

Natürlich kam Magellan die Rivalität zwischen Spanien und Portugal zugute, denn beide Länder begannen sich die neuentdeckten Gebiete aufzuteilen, wobei die Portugiesen einen großen Schritt voraus waren, obwohl Papst Alexander VI. im Vertrag von Tordesillas die Hemisphären theoretisch aufgeteilt hatte. Alles, was die neuentdeckten Länder boten, war für die Eroberer interessant: Gold, Silber, aber vor allem Gewürze lockten die Konquistadoren, denn diese Spezereien übertrafen noch bei weitem den Wert der Edelmetalle. Riesige Summen wurden für Pfeffer, Vanille, Muskat und andere Gewürze gezahlt, daher waren auch die großen Handelshäuser wie das der Fugger und der Welser an diesem Geschäft interessiert. Magellan konnte sich vorstellen, dass der Hinweis auf diese Verlockungen genügen würde, um bei dem jungen König Gehör zu finden. Und so war es auch. Vorher allerdings musste der Seefahrer die Casa de Contratación auf seine Seite bringen, wobei er zu seinem Glück die Unterstützung des Faktors der Casa, Juan de Aranda, fand und sich zusätzlich noch – was beinahe einem Wunder gleich kam – auf die Fürsprache des Kardinals von Burgos, Juan Rodriguez de Fonseca, verlassen konnte, ein Mann, der vor allem Kolumbus gegenüber äußerst skeptisch gewesen war. Da auch der Reeder Cristobal de Haro, der natürlich an der reichen Ausbeute des Unternehmens interessiert war, seine finanzielle Unterstützung zusagte, zeigte sich der junge König dem Abenteurer gewogen und stimmte dem Unternehmen zu. Am 22. März 1518 wurde ein Vertrag zwischen Carlos I. und Magellan geschlossen, der zugleich den Astronomen Ruy Faleiro einschloss, mit dem Magellan zusammen seine Pläne ausgearbeitet hatte. Beide sollten ⅕ der Erträgnisse der neuentdeckten Länder erhalten, zusätzlich sollten sie und ihre Nachkommen als Gouverneure dort eingesetzt werden. Der Vertrag bot verlockende Aussichten, die sich allerdings im Laufe der nächsten Jahre in Nichts auflösten.

Nachdem Magellan von seiner jungen Frau Barbara und seinem kleinen Sohn in Sevilla Abschied für immer genommen hatte, stachen die fünf Schiffe mit ungefähr 234 Mann Besatzung, die aus aller Herren Länder stammte, am 20. September 1519 in See. Magellan hatte die Ausrüstung der Schiffe bis ins kleinste Detail geplant, hatte überall selber Hand angelegt und sich von der Seetüchtigkeit der mit Kanonen bewehrten Segelschiffe überzeugt. Allein über 2 000 Zentner Zwieback, 165 Kilo Öl, 200 Fässer Sardinen, 75 Zentner eingesalzenes Fleisch, 112 Zentner Käse und eine riesige Menge von Fässern voll Wein waren an Bord, da Magellan die Fahrt auf ungefähr drei Monate veranschlagt hatte. Sein Irrtum die Zeit betreffend, der aus der damaligen Sicht erklärbar war, kostete beinah allen, auch ihm, das Leben. Die Fahrt über den Atlantik war von Unbilden aller Art begleitet, denn Magellan suchte, angetrieben durch die Passatwinde, voranzukommen, verlor aber durch eine vierzehntägige Flaute viel Zeit, sodass der Kapitän eines seiner Schiffe ihn um Auskunft wegen dieser Verzögerung bat. Magellan sah darin erste Anzeichen von Meuterei und ließ den vom König bestellten Kapitän und Nächstkommandierenden Juan de Cartagena in Ketten legen. Die Stimmung auf den Schiffen, die sich nachts durch Leuchtzeichen verständigten, wurde durch das schroffe, unverständliche Verhalten Magellans denkbar schlecht. Erst als man die Küsten Brasiliens erreichte, wo in den tropischen Gegenden für die Mannschaft Milch und Honig flossen, vor allem, da die einheimische Bevölkerung um Spiegel, Glöckchen, Messer und Scheren nicht nur Hühner und Gänse zur Verfügung stellte, sondern auch jede Menge schöner Mädchen, schlug die Stimmung um. Daher war keiner so richtig dazu aufgelegt, weiterzufahren, um im Süden den »paso« zu finden. Nach seinen Aufzeichnungen vermutete Magellan die Straße quer durch Südamerika, in der heutigen Rio de la Plata-Mündung, in die er auch Erkundungsschiffe schickte, die erfolglos zurückkehrten. Akribisch genau ließ er die gesamte Küste vermessen, lotete die Meerestiefe aus, wobei der Italiener Pigafetta alles, was er erforschen und erfahren konnte, genau dokumentierte. So auch die Meuterei der übrigen Kapitäne, die Magellan beinah zum Verhängnis geworden wäre. Hunger, Kälte, Krankheiten und die Ungewissheit der Zukunft hatten dazu geführt, dass die Kapitäne den sofortigen Abbruch des Unternehmens gefordert hatten, etwas für Magellan Undenkbares. Durch seinen Scharfsinn und seine ungebrochene Kraft gelang es ihm, Herr der Lage zu werden, er ließ zwei Aufrührer vor aller Augen köpfen, einen weiteren setzte er zusammen mit einem Priester an der Küste aus. Der sichere Tod war ihnen gewiss.

Die Flotte war dezimiert, als man schließlich die südlichen Buchten des heutigen Argentiniens erreichte, nachdem man vorher an der Küste riesige Menschen entdeckt hatte, die man auf Grund ihrer großen Füße Patagonier, »Großfüßler«, nannte. Es dauerte lange, bis man sich in dem Inselgewirr zurecht gefunden hatte, wochenlang schickte Magellan Erkundungsschiffe aus, von denen endlich eines Kunde gab, dass eine Durchfahrt gefunden war – der »paso« war entdeckt. Die anschließende Fahrt über den großen Ozean, den Magellan wegen seiner Ruhe als Pazifik bezeichnet hatte, konnte an Dramatik kaum übertroffen werden. Die Versorgungslage der Schiffsbesatzung war so katastrophal, dass man gekochtes Leder sowie Sägespänesuppe aß, Ratten galten als Delikatesse. Am 6. März 1521 erreichten die Schiffe die Marianen, wo es zu den ersten Gefechten kam. Da Magellans Sklave Enrique plötzlich einheimische Laute verstand, wusste der Seefahrer, dass es gelungen war, nicht nur in die Nähe der Gewürzinseln zu kommen, sondern dass er, wenn auch in zwei Etappen, die Erde umrundet hatte.

Es war Magellan nicht mehr vergönnt, im Triumpf nach Spanien zurückzukehren, denn bei einem Christianisierungsversuch auf der Insel Mactan war es am 27. April 1521 zu Gefechten gekommen, bei denen ein vergifteter Pfeil den Abenteurer am Bein verletzte. Zwei Lanzenstöße trafen ihn schließlich tödlich.

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