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Primär-Gefühle

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Unsere ersten Gefühle, egal, ob als Embryo im Mutterleib oder die ersten Erfahrungen bei der Geburt und in der Zeit danach, bezeichnen wir als Primärgefühle.

Wenn ein Baby aus der Einheit in diese Welt geboren wird, ist das seelisch oft sehr traumatisch, auch wenn die Geburt medizinisch gut verlaufen ist. Das Seelenwesen begibt sich aus dem Eins-Sein, dem Verbunden-Sein, in die Trennung. Dabei entsteht der Urschmerz des Menschen und seine Angst, diesen Weg nicht mehr zurückzufinden.

Durch Rückführungen zu meiner eigenen Geburt kann ich heute nachvollziehen, wie schwer solche primären Gefühle später auf der Persönlichkeit lasten. Wenn, zum Beispiel auf der körperlichen Seite, in der Geburtsphase ein Stillstand eintritt, erlebt ein Baby das Gefühl, es nicht zu schaffen, und resigniert. Ein Mensch mit diesem Geburtserlebnis wird sich im späteren Leben oft in Situationen wiederfinden, in denen er überfordert ist und das Gefühl hat, es nicht zu schaffen und zu resignieren. Prüfungsangst oder auch die Neigung, begonnene Vorhaben immer wieder abzubrechen, sind ein Ausdruck davon. Eine Kaiserschnittgeburt hingegen beeinflusst später das Leben eher so, dass sich ein Mensch oft von jetzt auf gleich in einer völlig überraschenden neuen Situation wiederfindet, ohne zu wissen, wie er da hineingeraten konnte. Sowohl das Gefühl, nichts tun zu können oder sich nicht anstrengen zu müssen, aber auch das Gefühl, in der Welt verloren und fremd zu sein, können später lebensbegleitend werden. Kinder, die nicht willkommen oder vom ersten Atemzug an »falsch« sind – zum Beispiel ein Mädchen, das ein Junge werden sollte –, durchleben seelisch die Hölle. Auch wenn ein Baby mit der Nabelschnur um den Hals geboren wird, bringt das im späteren Leben seelische Herausforderungen mit sich.

Die seelischen Primärgefühle wie Hilflosigkeit, Angst, Ausgeliefertsein, Ohnmacht, Einsamkeit, Ablehnung oder Wut können sich später in mangelndem Lebenswillen oder in der Ablehnung des Lebens ausdrücken. Die körperlichen Primärgefühle, wie beispielsweise das erste Spüren von Kälte, Hunger und Durst, Atemnot oder körperlicher Schmerz, zum Beispiel bei einer Operation gleich nach der Geburt oder beim Getrenntwerden von der Mutter, verstärken diesen seelischen Urschmerz des Verlassen- und Ausgeliefertseins. Um dennoch überleben zu können, stellen wir um all diese schmerzhaften Gefühle »Torwächter« auf und überdecken die Primärgefühle mit Sekundär- oder Ersatzgefühlen.

Die Seele als Coach

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